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Autokauf-Rabatte - Auf zur Rabattjagd

, aktualisiert am

Der private Autokauf stagniert. Der Handel steuert mit ­Preisnachlässen dagegen, die je nach Marke recht unterschiedlich hoch ausfallen können.

Beim Auto sparen Österreicher und Deutsche offenbar zuletzt: Während die Zahl der Pkw-Neuzulassungen in allen anderen europäi­schen Ländern bereits 2011 zurückgegangen war, konnten sich die Autohändler hierzulande und bei den deutschen Nachbarn noch über Zuwächse freuen.

Hersteller und Händler locken mit Aktionsangeboten

Im ersten Halbjahr 2012 sank aber auch in Österreich die seit einigen Jahren wieder kontinuierlich gestiegene Nachfrage erstmals leicht unter das Niveau des Vorjahres. Das eröffnet allen, bei denen gerade ein Neukauf ansteht, einiges an Spielraum. Denn Hersteller und Händler ­versuchen die zurückhaltende Kundschaft mit Aktionsangeboten wie „Wegfahr-“ oder „Umsattelprämien“, „Klima“- oder „ECOnetic-Bonus“ und allerlei Jubiläumsangeboten zum Kauf zu animieren.

Listenpreis und Marktpreis

Ziemlich klar ist wohl jedem, der sich für ein neues Auto interessiert, dass der von den Herstellern angegebene Listenpreis nicht dem tatsächlichen Marktpreis entspricht. Selbst wenn gerade keine Aktion für die ­jeweilige Wunschmarke ansteht, lassen die Händler praktisch immer mit sich reden, wenn es um den Kaufpreis und Rabatte geht. Schließlich geht es hier um richtig große Beträge, wo es sich lohnt, ein wenig Entgegenkommen zu zeigen, um den Zuschlag zu erhalten. Je nach gerade herrschender Markt- und Absatzlage wird über verschiedene Wege um Käufer gekämpft.

Mehrausstattung statt Preisnachlass

Mehrausstattung statt Preisnachlass

Eine Variante sind zum Beispiel Sonder­edi­tionen der Hersteller. Dabei werden Basis­modelle mit einer höherwertigeren oder zusätzlichen Ausstattung wie etwa Sport­felgen, Multifunktionslenkrad oder speziellen Sitzbezügen „aufpoliert“. Im Gegenzug gibt es keinen oder weniger Preisnachlass.

Hier stellt sich wie bei den „Zahl 4, nimm 5“- Packungen im Supermarkt die Frage: Brauchen Sie das wirklich? Beispiel: Ein Teppichboden statt bloßem Plastikboden sieht fürs Erste ­gediegener aus, lässt sich aber schlechter ­reinigen, etwa bei intensiver „naturnaher“ Benutzung oder als Familienkutsche. Weiterer Nachteil: Je mehr Kinkerlitzchen und elektro­nische Gadgets, desto höher die Wahrscheinlichkeit kostspieliger Reparaturen.

Scheinbar großzügige Rücknahmeangebote

Eine andere Variante sind großzügige Rücknahmeangebote für das bisherige Auto, wenn dafür ein neues gekauft wird. Das klingt verlockend, weil man den alten Wagen meist so rasch wie möglich loswerden will. Aber die Bequemlichkeit kann teuer erkauft sein, denn auch hier gibt es im Gegenzug dann verringerte Nachlässe. Ist der eigene Wagen noch relativ gut beisammen, sollten Sie auf jeden Fall zuerst bei anderen (Gebrauchtwagen-)Händlern nachfragen, wie viel Sie für Ihr Auto noch bekämen.

Preisangebote von 66 Autohäusern

Tageszulassungen und Vorführwagen

Lohnen kann sich auch die Frage nach Tages­zulassungen und Vorführwagen. Als Tages­zulassung bezeichnet man (Neu-)Fahrzeuge, die direkt beim Händler oder in einem Zwischenlager stehen und für einen einzigen Tag von einem Händler angemeldet werden, um sie danach mit höherem Rabatt als bei einem Neuwagen üblich zu verkaufen. Der Händler erhöht dadurch seine Absatzzahlen und erhält bes­sere Konditionen vom Hersteller, der Autokäufer bekommt einen höheren Preis­nachlass. Er muss in diesem Fall allerdings unter dem wählen, was da ist – die Auswahl an Lackie­rungen und Extras ist begrenzt, und Ausstattungs­änderungen werden teuer. Auch sind Tages­zulassungen nicht immer verfügbar.

Vorführwagen wiederum stehen entweder im Schauraum oder werden für Probefahrten eingesetzt. Je nach Marke können bis zu 1.500 Euro Preisnachlass drinnen sein. Nachteil: Man sieht den Autos nicht an, ob und auf wie vielen Testfahrten sie bereits mal­trätiert wurden. Das kann vorzeitigen Verschleiß und frühe Reparaturen nach sich ­ziehen.

Zubehör und Extras

Außer Frage steht, dass es beim Autokauf nicht ohne Verhandeln geht. Das haben auch unsere Erhebungen gezeigt, wo wir mehr oder weniger deutlich zum Verhandeln eingeladen wurden („genaue Konditionsabsprache vor Ort“). Wer sich mit dem ersten Preisangebot abspeisen lässt, zahlt um 10 bis 20 Prozent zu viel. Meist ist selbst nach mehrmaligem Verhandeln noch etwas drinnen, oft auch in Form von Zubehör wie Acht-fach-Bereifung oder auch nur Fußmatten.

Preisangebote von 66 Autohäusern

Wir haben bei insgesamt 66 Autohäusern quer durch alle Bundesländer Preisangebote für vier Modelle eingeholt. 31 Händler haben uns ein Angebot gelegt. Dabei hat sich vor allem eines gezeigt: Markenübergreifend lassen sich nur schwer Vergleiche ziehen. Bei ähnlichen Modellen lässt sich erst anhand von ausverhandelten Preisen einigermaßen sinnvoll vergleichen, wie viel Qualitäts- oder Ausstattungsunterschiede preislich aus­machen. Die Höhe der Preisnachlässe ist von Marke zu Marke unterschiedlich und hängt natürlich auch von anderen Umständen, wie etwa den Lieferzeiten, ab.

Unterschiede bis 1.500 Euro

Unterschiede bis zu 1.500 Euro

Audi A3 Sportback 1.6 TDI Select 4-türig (Bild: Audi) 

Audi A3 Sportback 1,6 TDI Select 4-türig
Rabatte: 8,22-17,6%

Ziemlich einheitlich waren die Nachlässe beim Audi A3, wo es bei acht von neun ­Anbietern Rabatte zwischen rund 15 bis 17,76 Prozent gab. Einziger Ausreißer waren magere 8,2 Prozent.

BMW 116d (Bild: BMW) 

BMW 116d
Rabatte: 9,5-11,06%

Auch beim BMW 116d gab es mit circa 9 bis 11 Prozent Nachlass auf den Listenpreis eine relativ geringe Spannbreite. In Euro ­umgerechnet, kommt aber auch hier einiges zusammen: Zwischen dem knausrigsten und dem großzügigsten Rabattangebot liegen immerhin rund 570 Euro.

 Skoda Fabia (Bild: Skoda)

Skoda Fabia
Rabatte: 6,32-10,61%

Deutlich größere Unterschiede in Prozenten gab es beim Skoda Fabia (6,32 bis 10,61 Prozent Rabatt auf den Listenpreis).

Hyundai i30 (Bild: Hyundai) 

Hyundai i30
Rabatte: 8,37-16,27%

Erst recht groß waren die Unterschiede in Prozenten beim Hyundai i30 (8,37 bis 16,32 Prozent). Obwohl der Neuwagen aus koreanischer Produktion erheblich günstiger ist als zum Beispiel der BMW, liegen durch die größere Spanne zwischen niedrigstem und höchstem Rabatt rund 1.500 Euro Preis­unterschied.

Kein regionales Preisgefälle

Kein regionales Preisgefälle

Nicht bestätigt hat sich die immer wieder kolportierte Annahme, dass Neuwagen in manchen Bundesländern günstiger zu haben sind als in anderen. Wenn überhaupt, dann waren die Preise in Wien tendenziell nied­riger und in Vorarlberg leicht höher. Ein Ost-West-Gefälle kann daraus nicht abgeleitet werden, denn die niederösterreichischen ­Autohändler folgten knapp denen aus Vorarlberg, und im Burgenland gab es sogar ­etwas weniger Rabatt als in Oberösterreich oder Salzburg.

durchschnittliche Abweichung (Rabatt in %) vom Nachlassbundeswert (Bild: VKI) 

Keine großen Unterschiede zwischen Stadt und Land

Auch die Unterschiede zwischen Stadt und Land waren nicht riesig, wenngleich die Preissituation in größeren Städten etwas günstiger war. Vermutlich spielt hier der Wettbewerb unter den Händlern doch eine größere Rolle.

Versicherungs- und Finanzierungskosten

Weitere Faktoren, die den Anschaffungspreis bestimmen, sind vor allem die Ver­sicherungs- und Finanzierungskosten. Dazu werden wir in den nächsten Ausgaben mehr berichten.

Tabelle: Audi A3 Sportback 1.6 TDI Select 4-türig

Tabelle: BMW 116d

Tabelle: Hyundai i30

Tabelle: Skoda Fabia

Tipps zum Autokauf

  • Wunschauto festlegen. Bereiten Sie sich vor, indem Sie genau festlegen, welches Auto in welcher Ausstattung Sie möchten.
  • Gleiche Voraussetzungen. Lassen Sie sich genau dafür von mehreren Händlern Angebote zukommen. Bestehen Sie auf einem Komplettpreis mit allen Extras (Winterreifen, Dachträger, Sonderlackierung usw.).
  • Gesamtpreis in bar. Auch wenn Sie eine andere Finanzierungsform wählen: Der Händler soll Ihnen den Barpreis angeben. Lassen Sie sich nicht durch einen günstigen Kreditzins täuschen; möglicherweise wird dafür im Gegenzug der Rabatt gekürzt.
  • Zurückhaltung beim Angebot. Nennen Sie nicht selbst einen Preis; lassen Sie den Händler das erste Angebot machen. Wenn Sie bereits günstigere Angebote haben, können Sie den Händler damit konfrontieren.
  • In Begleitung. Wenn Sie sich bei Preisverhandlungen erfahrungsgemäß schwertun, nehmen Sie eine Person Ihres Vertrauens mit, die das für Sie übernimmt. Außerdem: Sollte es später Unklarheiten und Missverständnisse geben, haben Sie im Ernstfall einen Zeugen.
  • Cash oder Kredit. Barzahlung ist die ­günstigste Variante. Falls das nicht geht, zuerst bei mehreren Banken um einen Kredit anfragen und damit dann das Kreditangebot des Autohändlers vergleichen.

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Zusammenfassung

  • Reine Orientierungswerte. Die von den Herstellern angegebenen Listen­preise dienen nur als Ausgangsbasis. Der tatsächliche Verkaufspreis liegt meist deutlich darunter.
  • Verhandlungssache. Die Bandbreiten bei den Rabatten variieren stark je nach Marke. Aber Feilschen lohnt sich immer, denn selbst bei ein bis zwei Prozent mehr Nachlass kann sich der Kaufpreis noch einmal um mehrere hundert Euro verringern.
  • Verkaufsprofis. Statt eines Rabatts werden den Kunden oft Sondermodelle oder Sonderausstattungen schmackhaft gemacht. Überlegen Sie sich gut, ob Ihnen die Extras das wert sind ...

Leserreaktionen

Gut verhandelt

Ich kaufte mir Ende Juni einen neuen Opel Meriva (Kurzzulassung). Als Listenpreis wurden 21.400 € angegeben. Ich kaufte den Wagen dann um 16.900 €. Für die abnehmbare Anhängerkupplung mit Einbau kamen noch 400 € dazu (laut Katalog ca. 800 €). Weiters schlug ich noch eine Stoßstangenschutzfolie (60 €) und Laderaumschale (60 €) heraus. Für meinen Pkw Renault Grand Espace, Benziner Bj. 1998, 163.000 km, bekam ich ohne Besichtigung 1.500 €, somit betrug der Endpreis 15.800 €.

Bei einem zweiten Händler informierte ich mich wegen einem Skoda Roomster, dieselbe Preisklasse. Der Verkäufer bot mir einen Rabatt von ca. 6,8 %. Beim Gespräch mit dem Geschäftsführer teilte mir dieser mit, dass sich sein Verkäufer schon zu weit hinausgelehnt habe und höchstens 6 % möglich seien.

Helmut Schmidinger
Sierning
(aus KONSUMENT 11/2012)

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