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Autos: Audi A1, Seat Ibiza, Mitsubishi i-MiEV - Kleine groß im Kommen

Ein Kleinwagen mit Premium-Anspruch und einer mit Elektroantrieb sowie ein weiterer Mitbewerber, der beweist, dass kleine Kombis durchaus familientauglich sein können.

Bis vor wenigen Jahren gab es eine goldene Regel im Automobilbau: Ein Kleinwagen passt nicht zu einer Premiummarke.

Premium-Maßstab bei Kleinwagen

So startete Audi seinen Image-Höhenflug vom Hersteller biederer Limousinen zum Konkurrenten von Mercedes und BMW, indem man den Kleinwagen Audi 50 aus der Palette entfernte und als VW Polo im Programm der Konzernmutter VW wieder auferstehen ließ. Schiere Größe und hohe Leistung waren lange Zeit die Basis dafür, dass eine Marke als nobel wahrgenommen wurde. Diesmal läuft es umgekehrt: Auf Basis des VW Polo hat Audi den A1 entwickelt, mit dem man den Premium-Maßstab in die Kleinwagenklasse bringen will. Die Zeit dafür scheint nun reif, denn bei stetig zunehmender Verkehrsdichte in stetig wachsenden Ballungsräumen haben geringere Abmessungen unbestreitbar ihre Vorteile.

Klein aber oho

Allerdings ist es noch immer nicht ganz einfach, das Wesen eines Premiumfahrzeugs in einen Kleinwagen zu packen. Gediegene Verarbeitung und hohe Fahrkultur darzustellen, ist auch eine Geldfrage. Bei Kleinwagen herrscht grundsätzlich ein sehr hoher Kostendruck unter den Herstellern. Weil ein Audi A1 im Klassenvergleich dann eben teurer ist, stellt man sich die Frage, ob dieser Mehrpreis auch gerechtfertigt ist. Denn auch ein VW Polo ist schon ein recht gutes Auto. Eines ist aber sicher: Alle Premiumhersteller müssen sich vermehrt dieser Fahrzeugklasse zuwenden, alleine schon, weil sie sonst Schwierigkeiten bekämen, die gesetzlichen Flottenverbrauchsvorgaben einzuhalten.

Familientaugliche Kleinwagen

Neben Audi und dem ersten ernst zu nehmenden und tatsächlich käuflichen Elektroauto Mitsubishi i-MiEV geht es dieses Mal um familientaugliche Kleinwagen, also um Platzangebot und Flexibilität der Kompaktklasse zum Kleinwagenpreis als attraktives Angebot für Familien mit hohem Mobilitätsanspruch zum besten Preis.

Audi A1 1,4 TFSI Ambition

Dreitüriger Kleinwagen, 4 Sitze

Preis: 20.890 Euro
Motor: Benzin, 1390 ccm, 90 kW (122 PS)
Maße (LxBxH): 3954x1740x1416 mm
Kraftstoffverbrauch: 5,7 l/100 km (Benzin)
CO2-Emission: 131 g/km (gemessen)

Testurteil: gut (71 %)
Verbrauch: ++
Abgaswerte: ++
Technik: +
Komfort: +

Audi A1 1,4 TFSI Ambition (Bild: ADAC)  Audi A1 1,4 TFSI Ambition Amaturenbrett (Bild: ADAC) 


Verarbeitung, Ausstattung

Es ist recht gut gelungen, das Familiengesicht von Audi auch auf das kleinste Modell zu übertragen, die gediegene Ausstrahlung der Marke ebenso. Man merkt sofort, dass innerhalb der VW-Gruppe andere Marken für maximale Raumausnutzung und Praktikabilität zuständig sind. Denn der A1 ist nur zweitürig und viersitzig erhältlich. Pfiffiges Design und ein hoher Wohlfühlfaktor für ein bis zwei Personen werden hier versprochen und im Wesentlichen geboten. Substanziell sind die Unterschiede zu den Geschwistermodellen im Konzern gering. Der Mehrpreis rechtfertigt sich am ehesten durch die noblere Oberflächengestaltung. Die ästhetische Komponente spielt durchaus eine entscheidende Rolle. Dem Preiskorsett des Kleinwagens versucht Audi unter anderem durch vielfältige Individualisierungsmöglichkeiten zu entfliehen, die dann auch ganz kräftig ins Geld gehen können. So hat man bei Behübschungsmaßnahmen völlig freie Hand, den Fahrzeugpreis in lichte Höhen zu treiben. In technischer Hinsicht wird Audi hingegen dem Premiumanspruch nicht durchgehend gerecht, denn Abbiegelicht und Kurvenlicht sind auch gegen Aufpreis nicht erhältlich. Immerhin: Erstmals bei einem Kleinwagen gibt es hier einen Fernlichtassistenten.

Was früher als Selbstverständlichkeit vorausgesetzt worden wäre, ist hier und heute schon als explizit positiv zu bewerten: Die Rundumsicht ist tadellos. Der zweitürige Kleinwagen sieht zwar flott aus, der Zustieg nach hinten ist aber naturgemäß etwas beschwerlich. Rekorde beim Kofferraumvolumen überlässt man der Konkurrenz: kein Platz für ein vollwertiges Reserverad, für ein Notrad auch nur in bestimmten Ausstattungsvarianten. 

Vorteile: gute Verarbeitung, gute Rundumsicht, einfache Bedienung, vorne gutes Platzangebot, kräftiger und sauberer Motor, sehr sichere Fahreigenschaften 

Nachteile: hinten wenig Platz, nur vier Sitzplätze, sehr teuer in der Anschaffung, wenig Serienausstattung

Mitsubishi i-MiEV

Fünftüriger Kleinwagen, 4 Sitze

Preis: 35.900 Euro 
Motor: Elektro, 49 kW (67 PS)
Maße (LxBxH): 3475x1594x1608 mm
Energieverbrauch: 16,94 kWh
CO2-Emission: 100 g/km (bei der Stromerzeugung)

Testurteil: gut (64 %)
Verbrauch: ++
Abgaswerte: + (bei der Stromerzeugung)
Technik: +
Komfort: o

Mitsubishi i-MiEV (Bild: ADAC)  Mitsubishi i-MiEV Amaturenbrett (Bild: ADAC) 


Verarbeitung, Ausstattung

Der i-MiEV ist das erste von einem Massenhersteller in Großserie produzierte Elektrofahrzeug, das an Kunden ausgeliefert wird (der Smart ist zwar in Großversuchen unterwegs, für breite Kundenschichten aber erst 2012 zu erwarten). Vom i-MiEV gibt es auch Varianten mit Citroën- und Peugeot-Emblem. Der Preis wirkt mit 35.900 Euro allerdings sehr hoch, vor allem neben anderen Kleinwagen.

Das kleine Auto bietet erstaunlich viel Platz, auch bei Sicherheit und Fahrkomfort sind kaum Abstriche zu machen. Lediglich die Heizung wirkt etwas schwach. Der Fahreindruck ist überraschend lebendig, der Motor bietet genug Leistung, um auch auf Landstraßen zu überholen. In der Stadt ist man sogar ungewöhnlich flink unterwegs. Auf der Autobahn wirkt das Elektroauto dann nicht mehr souverän, vor allem sinkt die Reichweite rapid, die schon im Normalbetrieb mit teilweise eingeschalteter Klimaanlage nur 94 km beträgt. Das Fahrwerk vermittelt insgesamt einen sicheren Eindruck, allerdings durch die schmalen Reifen mit begrenzter Kurvendynamik.

Die Verarbeitung hinterlässt einen sauberen Eindruck, wenngleich die verwendeten Kunststoffe nicht sehr hochwertig wirken. Wegen des Platzbedarfs der Batterien gibt es keinen Reservereifen und auch keine passende Möglichkeit, einen unterzubringen. Dafür wird immerhin etwas Kofferraum geboten (150 l/ 405 l bei umgeklappten Rücksitzen). An der Haushaltssteckdose dauert das „Volltanken“ mehr als sechs Stunden. Für die Möglichkeit des Gleichstrom- Schnellladens (80 % Akkufüllung in 30 min) gibt es bei uns noch keine passenden Ladestationen.

Vorteile: Fahrleistungen völlig ausreichend, gute Federung, sicheres Fahrverhalten 

Nachteile: geringe Reichweite, mit Standard-Steckdose lange Ladezeit

Seat Ibiza ST 1,6 TDI Style (DPF)

Fünftüriger Kombi-Kleinwagen, 5 Sitze

Preis: 19.820 Euro
Motor: Diesel, 1598 ccm, 77 kW (105 PS)
Maße (LxBxH): 4227x1693x1445 mm
Kraftstoffverbrauch: 4,7 l/100 km (Diesel)
CO2-Emission: 123 g/km (gemessen)

Testurteil: gut (71 %)
Verbrauch: ++
Abgaswerte: +
Technik: +
Komfort: +

Seat Ibiza ST 1,6 TDI Style (DPF) (Bild: ADAC)  Seat Ibiza ST 1,6 TDI Style (DPF) Amaturenbrett (Bild: ADAC) 


Verarbeitung, Ausstattung

Neuerdings gibt es den Seat Ibiza neben dem Konzernbruder Skoda Fabia ebenfalls als Kombi. Damit erreicht auch er ein erstaunliches Platzangebot, das vier Erwachsenen das Reisen mit Gepäck möglich macht. Somit ist der Ibiza nunmehr auch als Familienauto attraktiv. Besondere Variabilität, kleine Fächer oder Halterungen gibt es allerdings keine. Die Verarbeitung der Karosserie erscheint hervorragend, und auch im Innenraum setzt sich der gute Qualitätseindruck fort. Bei der Rundumsicht schneidet der Ibiza durchschnittlich ab, immerhin sind die Parksensoren hinten serienmäßig. Die Halogenscheinwerfer sind zufriedenstellend, Xenonlicht ist jedoch nicht erhältlich. Die funkferngesteuerte Fahrzeugverriegelung schließt die Möglichkeit mit ein, dass man sich in bestimmten Situationen aus dem Fahrzeug aussperrt.

Das Platzangebot vorne ist sehr gut, hinten geht es schon etwas enger zu, das heißt, der mittlere fünfte Sitz kann nur mehr als Notsitz gesehen werden. Die Federung fühlt sich relativ straff an, ohne dass dabei der Komfort zu kurz kommt. Die Heizung spricht nur zögerlich an, weil es die bei größeren Autos übliche Kühlwasser-Zuheizung bei Dieselautos hier nicht gibt.

Motorleistung, Fahrkultur, Fahrsicherheit und Bremsen geben keinerlei Anlass zur Kritik. Sicherheitstechnisch ist der Ibiza ST weniger vorbildhaft. Die getestete Limousinenvariante erreichte im EuroNCAP- Crashtest nur vier Sterne, und Seitenairbags sind auch gegen Aufpreis nicht erhältlich.

Die umfassende Nutzbarkeit hat den Ibiza aber auch preislich über die Kleinwagenklasse hinaus katapultiert. Wer noch ein paar hübsche Extras ordert, landet dann schon deutlich über 20.000 Euro. Direkte Konkurrenten sind neben dem Skoda Fabia die Kombis von Peugeot 207 und Renault Clio, alle standen in dieser Testserie auf dem Prüfstand (siehe "Auto Extra").

Vorteile: gute Fahrleistungen bei moderatem Verbrauch, sicheres Fahrwerk mit genug Komfort, einfache Bedienung, großer Kofferraum

Nachteile: hoher Anschaffungspreis, hohe Unterhaltskosten durch heute unüblich kurze Wartungsintervalle

Weitere Modelle

Die Konkurrenten des Seat Ibiza

Die Auswahl bei den Kombi-Varianten von Kleinwagen ist mittlerweile beträchtlich, auch der Konkurrenzdruck in dieser Fahrzeugklasse ist in der Folge recht groß. Das hat letztlich zu sehr guten, aber auch ähnlichen Fahrzeugen bei allen Herstellern geführt, mit ähnlichen Eigenschaften bis ins Detail. Allen hier getesteten Fahrzeugen sind sichere Fahreigenschaften und ein relativ hohes Komfortniveau gemeinsam. Die Preise, die von rund 16.000 Euro bis weit über 20.000 Euro reichen, sind stark von der jeweiligen Motorleistung und Ausstattung abhängig. Und mit steigender Agilität und Bequemlichkeit nähern sich auch hier die Unterhaltskosten dem Kompaktwagen-Niveau.

Peugeot 207 SW HDI FAP 110
22.450 Euro, 82 kW (110 PS)
Peugeot 207 SW HDI FAP 110 (Bild: ADAC) 

Das Fahrwerk könnte im Vergleich etwas komfortabler sein, zumal kleine Bodenwellen mitunter durchdringen. Das Verarbeitungsniveau ist deutlich höher als bei früheren Peugeots. Die breiten C-Säulen behindern die Sicht nach schräg hinten, dies erschwert etwa das Erkennen von Radfahrern beim Abbiegen. Zwar besitzt der Peugeot infolge seiner geringeren Außenlänge etwas weniger Kofferraumvolumen als die Konkurrenz, durch die steile Heckscheibe ist er aber über weite Bereiche bis zum Dach zu beladen, womit auch sperrige Gegenstände Platz finden. Zu erwähnen ist darüber hinaus die für einen kleinen Diesel gut ansprechende Heizung, zumal diese bei den Konkurrenten tendenziell schwächelt. Kleine Anfahrschwäche unter 2000 Touren.

Renault Clio Grandtour dCi 85 FAP
16.990 Euro, 65 kW (88 PS)
 Renault Clio Grandtour dCi 85 FAP (Bild: ADAC)

Durch die hoch eingebauten vorderen Sitze ist der Abstand zur Dachkante etwas knapp. Das stört beim Ein- und Aussteigen ein wenig. Hindernisse vor und hinter dem Fahrzeug sind gut zu erkennen. Wie der Peugeot 207 kommt auch der Clio beim Kofferraumvolumen mit Seat Ibiza und Skoda Fabia nicht ganz mit. Dafür gibt’s Fächer unter dem Kofferraumboden und ein vollwertiges Ersatzrad für 50 Euro Aufpreis. Die getestete Ausführung zeichnet sich durch ein hohes Ausstattungsniveau aus und bietet sogar ein sehr großes klimatisiertes Handschuhfach. Der Clio besitzt zwar eine Klimaautomatik, die ist aber nicht besonders leistungsfähig, sowohl beim Kühlen als auch beim Heizen. Weiterer Minuspunkt: der üppige Wendekreis von 11,5 Metern.

Skoda Fabia Combi 1,6 TDI (DPF)
15.700 Euro, 77 kW/105 PS
  Skoda Fabia Kombi 1,6 TDI (DPF) (Bild: ADAC)

Der Fabia ist im Grunde schon ein alter Bekannter und war über lange Zeit das meistverkaufte Modell dieser Klasse. Nach dem jüngsten Facelift hält er noch immer locker mit der jüngeren Konkurrenz mit. Vor allem sein üppiger Kofferraum begeistert. Da klingt es schon ein wenig kleinlich, wenn man anmerkt, dass bei vorgeklappten Rücksitzlehnen eine Stufe das Vorschieben der Ladung behindert. Aber Anlass zur Kritik gibt’s auch hier: Wie bei seinem Konzernbruder Seat Ibiza ist das Ansprechen der Heizung mangelhaft. Anders als beim Ibiza versprechen lange Serviceintervalle (30.000 km), dass man weniger Geld in der Werkstätte lässt.

Alle unsere getesteten Modelle finden Sie in unserem Auto Extra.

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