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Crashtest - Auf Biegen und Brechen

  • Vier Sterne sind fast schon selbstverständlich
  • Front-Crash bleibt Problemzone
  • Zögerliche Verbesserungen der Fußgängersicherheit

Das Wichtigste vorab: Mit Renault Espace und Volvo XC 90 dringen jetzt auch Großraumlimousinen und hochbeinige Allradautos in die Fünfstern-Kategorie vor. Was die Frage aufwirft, wie vergleichbar die Sternewertungen überhaupt sind.

Der direkte Vergleich zwischen den Kategorien macht keinen Sinn, da unterschiedliche Karosserieformen und stark abweichende Eigenmasse der Fahrzeuge bei einem Unfall ganz unterschiedliche Vor- und Nachteile mit sich bringen. Abgesehen davon haben höhere Fahrzeuge durch die höhere Sitzposition der Passagiere im Seitenaufprall einen Startvorteil.

Generell sind viele Autos eher mäßig im Frontalaufprall, kommen aber dank gutem Ergebnis im Seitencrash immer noch auf vier Sterne. Beispiel Nissan Micra: vier Sterne, obwohl er im Frontcrash nur neun Punkte erzielt. Das zeigt, das Endergebnis sagt noch nicht alles. Ausgeglichene Ergebnisse sollten eigentlich das Ziel sein. Deshalb wird auch überlegt, für die Sternewertung eine Mindestpunkteanzahl in jeder Disziplin einzuführen.

Sicherheit für Insassen gestiegen

Die Insassensicherheit ist über alle Klassen besser geworden, der Fußgänger- und Kindersicherheit wird von den Autoproduzenten aber noch lange nicht die nötige Beachtung geschenkt. Nur sehr langsam setzen sich diese beiden Kriterien in der Herstellerphilosophie durch. Hier sind Honda, Volvo und VW zu erwähnen. Volvo bietet das beste Kindersitzsystem. Wermutstropfen dabei: Es handelt sich um keinen Isofix-Sitz, was der prinzipiell sinnvollen Idee einer einheitlichen Befestigungsnorm für mehr Flexibilität bei der Verwendung der Sitze entgegenläuft.

In der Fußgängersicherheit konnte sich bisher nur Honda Lorbeeren verdienen. Nun scheint dies mit dem neuen Kompakt-Van Touran auch dem VW-Konzern gelungen zu sein. Honda hat diesmal mit dem neuen Accord den dritten Stern nur knapp verfehlt. Die heikelste Zone beim Fußgängeraufprall ist generell der steife Falz der Motorhaube. Hier ließe sich ohne übermäßigen Aufwand konstruktiv einiges verbessern.

Bis zu zwei Punkte für Warnsystem

Einer der Gründe für den Punktezuwachs in der Insassensicherheit ist der Einsatz intelligenter Sitzgurt-Warnsysteme. Hier lassen sich mit relativ geringem technischen Aufwand zwei zusätzliche Punkte erreichen. Sinnvoll ist diese Maßnahme allemal, weil sie das Benutzerverhalten beeinflusst. Denn die beste Fahrzeugkonstruktion nützt wenig, wenn sich die Passagiere nicht anschnallen.

Wichtige Einrichtungen, um die Belastung der Passagiere während des Crashs möglichst gering zu halten, sind Gurtstraffer und Gurtkraftbegrenzer. Sie gelten mittlerweile als Stand der Technik bei Neuwagen. Das Gleiche gilt für Dreipunktgurte hinten.

Kleinwagen: vier Sterne Standard

Bemerkenswert im Sinne der Crashsicherheit ist, dass mittlerweile nicht nur in der Kompaktklasse, sondern auch bei Kleinwagen vier Sterne Standard sind. Interessant das Beispiel Citroën C3 Pluriel. Wie sein geschlossener Bruder schafft auch das Pluriel-Cabrio den vierten Stern.

Generell ist zu beobachten, dass Crashsicherheit als wichtiges Kriterium bei der Auslegung neuer Fahrzeuge betrachtet wird. Eine Ausnahme scheinen dabei allerdings noch die getesteten Koreaner zu sein. Der Kia Carnival schneidet zwar nach dem US-NCAP-Test mit fünf Sternen ab, weil er bei dem dort üblichen vollen Aufprall ein gutes Ergebnis erzielt (dieser Testmodus prüft vor allem die Funktion der Rückhaltesysteme und Airbags).

Versetzter Aufprall

Der europäische Test, der das Crashverhalten des Gesamtfahrzeugs genauer berücksichtigt, schreibt hingegen einen versetzten Aufprall vor, wo der Carnival nur zwei Sterne erreicht. Damit erfüllt er möglicherweise nicht einmal die gesetzlichen Anforderungen der EU, die ja wesentlich milder sind als der Euro-NCAP-Test. Auch der Minivan Hyundai Trajet erreicht für ein neu konzipiertes Fahrzeug nur ein mageres Ergebnis: drei Sterne.

Ein Beispiel dafür, dass durch gezielte Änderungen an der Karosseriestruktur sogar ein Kleinwagen, der bereits 1991 auf den Markt kam, ganz passable Crashergebnisse erzielen kann, ist der Renault Twingo. Er wurde mittlerweile zum fünften Mal sicherheitstechnisch überarbeitet und schafft immerhin drei Sterne.

Schwächen bei Frontcrash

Noch einmal zur Aussagekraft des Ergebnisses. Der VW Touran ist ein sehr gutes Vierstern-Auto. Dass er den fünften Stern nur knapp verfehlt, ist von untergeordneter Bedeutung, weil er insgesamt ein sehr ausgewogenes Ergebnis bis hin zur schon erwähnten Fußgängersicherheit vorzuweisen hat. Andererseits ist beim Ford Fusion mit ebenfalls vier Sternen zu bemängeln, dass er sehr hohe Brustbelastungen bei Front- und Seitencrash ausweist. Die reine Anzahl der Sterne mag vielleicht ein gutes Marketing-Instrument für die Autohersteller sein, die ganze Wahrheit erfährt man aber erst bei genauerer Betrachtung der Einzelergebnisse aller Disziplinen.

Isofix-Kindersitz im Peugeot 307.

Den besten Schutz bietet Volvo XC90
dank rückwärts gerichteter Kindersitze.

Kompetent mit Konsument

  • Vier Sterne sind Standard. Für die meisten Produzenten stellen vier Sterne kein Problem mehr dar. Aber Achtung: Es gibt Autos, die trotz erheblichen Insassenrisikos beim Frontcrash in der Endabrechnung vier Sterne erreichen.
  • Mängel bei Fußgängersicherheit. Von Ausnahmen abgesehen wird in die Fußgängersicherheit so gut wie nichts investiert. Dabei hat sich ein relativ leicht lösbares Kernproblem herauskristallisiert: Vor allem der steife Falz der Motorhaube ist oft Ursache für schwere Fußgänger-Verletzungen.
  • Problemzone Kindersitzverankerung. Durch die unterschiedliche Konstruktion der Rücksitzbänke können Kindersitze trotz genormter Isofix-Verankerung nach wie vor nicht universell eingesetzt werden, denn ein bestimmter Sitztyp benötigt immer auch die Freigabe für das jeweilige Automodell.

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