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E-Bikes: Sicherheit ... - ... bleibt auf der Strecke

E-Bikes im Test: Der Aufwärtstrend der Elektrofahrräder oder Pedelecs ist ungebrochen. Aber selbst teure E-Bikes, das zeigt unser Test, weisen erschreckende Sicherheitsmängel auf.

Negativer Rekord: Noch nie gab es so viele "nicht zufriedenstellende“ Testurteile wie in dieser Prüfung von 15 E-Bikes, genauer gesagt: Fahrrädern mit Elektro-Zusatzantrieb (Pedelecs). Mehr als die Hälfte der Elektroräder musste wegen technischer Unzulänglichkeiten, Sicherheitsmängeln und Materialfehlern dieses harte Urteil einstecken. Im letzten Test: Elektrofahrräder 8/2011 war das nur jedes fünfte Elektrofahrrad. Lesen Sie auch E-Bikes - Sicherheitsschub.

Keine Billig-E-Bikes vom Diskonter

Das überrascht umso mehr, als wir in diesem gemeinsam mit dem ADAC und der Stiftung Warentest durchgeführten Test keineswegs auf Billigräder vom Diskonter fokussierten. Im Gegenteil. Die getesteten Pedelecs gehören ganz überwiegend der Komfort­klasse mit Preisen von 2.200 bis 2.700 Euro an – nur zwei billigere Modelle wurden zu Vergleichszwecken mitgeprüft.

45.000 Elektrofahrräder verkauft

Vorerst aber zum Positiven aus der Sicht von Herstellern, Handel, Fahrradclubs und wohl auch zahlreicher Konsumenten: Die steile Bergauffahrt der Pedelecs hält ungebrochen an. Nach Schätzung des Verkehrsclubs Österreich (VCÖ) wurden im vergangenen Jahr in der Alpenrepublik 45.000 Elektro-Fahrräder oder E-Bikes verkauft (das entspricht jedem zehnten Rad), die Mehrzahl davon wohl Pedelecs (zur Begriffserklärung und Abgrenzung siehe "Begriffe und Typen: Pedelec, E-Bike, S-Pedelec"). Das wären 10.000 mehr als im Jahr davor, womit derzeit insgesamt mehr als 100.000 E-Bikes auf den heimischen Straßen unterwegs sein dürften. Die Gründe für die steigende Beliebtheit liegen auf der Hand.

Pedelecs: ohne Versicherung und Führerschein

Pedelecs

  • bedingen keine Versicherung (kein Kennzeichen), keinen Führerschein oder Helm, was sie unter anderem vom Moped unterscheidet;
  • sind im Betrieb billiger als alle anderen Antriebsarten;
  • können das Zweitauto ersetzen, denn zwei Drittel aller Autofahrten sind kürzer als 15 Kilometer. Diese Ziele sind mit dem ­Pedelec teilweise schneller und kosten­günstiger zu erreichen;
  • dienen als bequemes Einkaufsfahrzeug und für die Fahrt zur und von der nächsten Pendler-Haltestelle;
  • erlauben es auch älteren Radfahrern und solchen mit gesundheitlichen Handicaps, längere oder schwierigere Touren in Angriff zu nehmen;
  • ermöglichen auch im Stadtverkehr das flotte und gleichzeitig mühelose Vorankommen (man trifft nicht verschwitzt im Büro oder beim Kunden ein); 
  • bieten einen enormen Spaß-Faktor, sobald man sie einmal ausprobiert hat, und 
  • werden deshalb zunehmend auch bei ­jungen Fahrern als "cool“ wahrgenommen.

So viele positive Aspekte können doch nicht zu so vielen "nicht zufriedenstellenden“ ­Testurteilen führen? Doch, sie können. Und zwar dann, wenn der Sicherheitsaspekt der Fahrzeuge durch die Hersteller vernach­lässigt wird.

Sicherheit hat Vorrang

Sicherheit hat Vorrang

– zumindest in unseren Tests. Die dafür geltenden Normen legen nicht wir fest, sondern der Gesetzgeber auf internationaler und nationaler Ebene. Wir prüfen lediglich – allerdings mit enormem Aufwand – deren Einhaltung im Interesse unserer Leserinnen und Leser.

"Ist doch nur ein besseres Fahrradl", mag man hier einwenden. Rechtlich stimmt das (bei den Pedelecs, siehe "Begriffe und Typen"). Wenn aber bei 25 km/h der Lenker bricht (siehe Bildergalerie) wird es kritisch. Der Aufprall auf die Fahrbahn oder ein anderes festes Hindernis kommt einem Köpfler vom Trampolin in ein 2,5 Meter tiefes Schwimmbecken gleich, bei dem der Bademeister gerade das Wasser ausgelassen hat.

Das ­Pedelec ist kein normales Fahrrad

"Das kann aber doch bei einem normalen Fahrrad auch passieren!“ Richtig. Nur erreicht diese Geschwindigkeit mit einem normalen Fahrrad nicht jeder so ohne Weiteres. Mit dem Pedelec hingegen schafft das selbst der un­geübte, unsichere Fahrer im Nu. Und das ­Pedelec ist eben kein normales Fahrrad.

Höheres Gewicht, anderer Schwerpunkt, mehr Kraft

Aufgrund seines relativ hohen Gewichtes und nötiger konstruktiver Eigenschaften (z.B. Schwerpunktverschiebung durch Motor und Batterie) verhält es sich anders. Bei Spitzenbelastung des Motors bringt dieser die Kraft von trainierten Sportfahrern auf das Gerät – mit allen möglichen positiven und negativen Konsequenzen.

Zigtausende Testkilometer

Zigtausend Testkilometer

Deshalb ist der Sicherheitsaspekt der Kons­truktion wichtig. Und deshalb musste die Hälfte der Pedelecs auf "nicht zufrieden­stellend“ abgewertet werden. Aber erst, nachdem sie 20.000 km auf dem Prüfstand und jeweils 300 bis 400 km unter realen ­Straßenbedingungen getestet worden ­waren.

KONSUMENT-Praxistest auf den Nockbergen - E-Bikes sind schwer und schnell, beim Bergabfahren braucht es gute Bremsen (Bild: Tourismus Marketing GmbH) 

Test über 20.000 km im Labor und zusätzlich 300 bis 400 auf der Straße (Foto: Tourismus Marketing GmbH)

Prüfung mit einem zweiten Rad

Detailinfo dazu: Bricht etwa ein ­Lenker beim ersten Testdurchgang, wird die Prüfung mit einem zweiten Rad in vollem Umfang ­wiederholt. Übersteht dieses den Test unbeschadet, gibt es eine dritte Prüfung. Erst ­dieses dritte Ergebnis entscheidet dann über Abwertung oder eben nicht.

Alle Modelle zumindest ­passabel

In der Praxis sind alle Modelle zumindest ­passabel. Hier halten sich die „guten“ und die „durchschnittlichen“ Ergebnisse die Waage. Erkennbare Abweichungen nach unten gibt es vorwiegend beim Punkt „Fahren mit ­Gepäck“, was für Einkaufs- und Tourenfahrer Beachtung verdient. Mit den meisten getesteten Pedelecs lässt es sich auch ohne elektrische Unterstützung zumindest „durchschnittlich“ gut radeln – außer mit dem Top Velo. Dieser Punkt ist wichtig, wenn man ohne Unter­stützung radeln will oder muss – etwa, weil der Akku leer ist.

Akkus: Reichweite, Gewicht, Ladezeit, Preis

Akkus sind ganz wichtig

Denn die Akkus unterscheiden sich in erziel­barer Reichweite, Gewicht, Ladezeit, Zahl der Ladezyklen und Preis erheblich. Der Konsument wünscht sich einen Akku, der kaum Gewicht hat, extreme Reichweiten ermöglicht, schnell wieder aufgeladen ist, viele Lade­zyklen erlaubt und möglichst wenig kostet. Das geht nicht. Hier muss man nach Wichtigkeit der einzelnen Faktoren entscheiden:

  • Reichweite: Die Reichweite liegt zwischen 40 (Top Velo) und 80 Kilometern (Raleigh).
  • Die Ladedauer beträgt zwischen zwei­einhalb Stunden (Stevens, Giant) und rund ­einem halben Tag (Hercules und Winora).
  • Preise: Die Preise für Zweit- oder Ersatzakku bewegen sich zwischen 300 Euro (Top Velo) und erstaunlichen 700 Euro (Kreidler, KTM), für die man schon zwei „normale“ Alltagsräder bekommt.
  • Gewicht: Das Gewicht der Akkus schwankt zwischen zweieinhalb und rund vier Kilo, jenes der dazugehörigen Ladegeräte reicht von ­wenig mehr als einem halben bis zu rund eineinhalb Kilo. Da kommt schon einiges zusammen, was mitgeführt oder bei Nichtbenutzung in die Wohnung verbracht werden will.
  • Ladezyklen: Die Ladezyklen werden von den Herstellern mit 500 bis 1.100 angegeben – prüfen konnten wir das naturgemäß nicht, da Sie diesen Test dann frühestens 2014 lesen könnten.

Fahr- und Bremssicherheit

Das zulässige Gesamtgewicht mag eine ­Größe sein, der man normalerweise nicht viel Beachtung schenkt. Bei den konstruktiven Besonderheiten eines Pedelecs sollte man dies jedoch unbedingt tun. Ein Hundert-Kilo-Mann mit 20 Kilo am Gepäckträger und einem Fahrradgewicht von 30 Kilo überschreitet schnell das bei manchen Pedelecs zugelassene Gesamtgewicht von teilweise nur 120 Kilo (siehe Tabelle). Die Fahrsicherheit ist dann nicht mehr gegeben. Auch die Bremssicherheit nicht.

Schlechte Bremsen

Schlechte Bremsen

Die unterstützte Beschleunigung beim ­Pedelec ist fein – funktionierende Bremsen aber sind lebenswichtig. Bei zwei Produkten ist der Bremsweg eindeutig zu lang, sie wurden deshalb abgewertet; bei den übrigen Modellen gibt es erhebliche Unterschiede. Während etwa Kettler und Kalkhoff hervorragende Bremsleistungen brachten, muss man bei den Pedelecs von Hercules, Giant, Leviatec und Pegasus von gerade noch ausreichenden sprechen.

Anfahrhilfe hilft beim Start

Das Gegenteil der Bremse, nämlich die Anfahrhilfe, ist ein nicht zu unterschätzendes Feature der Pedelecs: Sie hilft beim Start an der Ampel oder nach der Rast am Berg, wieder flott voranzukommen, ohne „mit Gewalt“ in die Pedale treten zu müssen. Aber nicht alle Pedelecs bieten diese Funktion – sollte diese für Sie wichtig sein, werfen Sie bitte einen Blick in die Tabelle.

Testtabelle: E-Bikes

Steckbriefe: das sagen die Tester

Hier die Kurzbeschreibungen unserer Tester. Die Reihenfolge entspricht dem Testurteil - die besten am Beginn, die schlechtesten am Ende. Details finden Sie in der Tabelle.

Stevens E-Courier SX
Leichtestes Rad im Test, sehr kurze Akku-Ladezeiten (nur zweieinhalb Stunden), 55 km Reichweite, wendig, gut bei Bergfahrten, Abstimmung der Unterstützungsstufen sowie Bremsen okay, übersichtliches Display, Griffe verstellbar. Schlechtes Fahrverhalten mit Gepäck, schwergängige Schaltung bei Motorunterstützung, Lenkerflattern bergab, wichtige Hinweise in der Bedienungsanleitung fehlen.

Kettler Obra RT
Sehr gute hydraulische Bremse, gute Federung, im Test sind keine Defekte aufgetreten. Akku und Ladegerät über 5 kg; kein Preis für Ersatzakku angegeben, keine Anfahrhilfe, kein Tacho, nur LED-Anzeige (erschwert Berechnung der verbleibenden Reichweite), Antrieb schaltet zu schnell zu, Bedienungsanleitungen für Fahrrad und Antrieb getrennt.

Giant Twist Elegance C1
Kurze Akku-Ladezeit, gut verständliches Bedienfeld, aussagekräftiges Display, Reichweitenanzeige für alle Unterstützungsstufen, wendig, kraftvolles Bergauffahren. Schaltungsgriff schwergängig, Lenkerflattern bergab, harter Sitz, Bedienungsanleitung nur auf CD. Bremsen im Praxistest gut bewertet, doch im Labor zeigte sich ihre Schwäche. Radschützer beim Rollentest abgefallen.

Winora 2C AGT
Automatische Schaltung, Doppelständer, Rahmenschloss, Anfahrhilfe, angenehme Sitzposition, gut auf Körpergröße einzustellen, Autoventile, geschlossener Kettenschutz. Extrem lange Akku-Ladedauer, Frontmotor erfordert gelegentlich höheren Kontrollaufwand, Reparatur schwierig, Schalten nur mit aktiver Elektronik möglich, keine Anfahrhilfe, Hinterrad gebrochen.

Hercules Tourer 8 Pro
Reichweitenanzeige innerhalb der Unterstützungsstufen, verständliches Display, Reifen mit Autoventilen, Fahrradschloss und Luftpumpe im Lieferumfang. Lenker und Sattel mittels Schnellspanner gut einstellbar. Schlechtes Fahrverhalten mit Gepäck, längste Akku-Ladezeit (12 Stunden), schwache Bremsen.

Kalkhoff Impuls Premium i8
Hohe Reichweite von 75 km, gute Anzeige und kräftiger Motor, Griffe verstellbar, Schloss und Luftpumpe im Lieferumfang. Abgewertet wegen starker elektromagnetischer Strahlung. Die (gute) Bedienungsanleitung muss nachbestellt werden, Pedale drehen sich bei Schiebehilfe mit, Motoraufnahme im Test angerissen.

Pegasus Premio E8
„Gutes“ Verhalten in nahezu allen Fahrsituationen und gute Handhabung, Griffe und Sitzposition angenehm, aussagekräftiges Display mit Anzeige der Rest-Reichweite für alle Unterstützungsstufen. Abwertung wegen mangelnder elektrischer Sicherheit, „weniger zufriedenstellende“ Bremsen, keine sichere Befestigungsmöglichkeit auf dem Gepäckträger.

Flyer C5R deluxe
Unterstützungsstufen gut abgestimmt, geschmeidig reagierende Motorunterstützung, Dämpfung durch Ballonreifen mit Autoventil, kurze Ladezeit, Lenker- und Sattelhöhe mittels Schnellspanner verstellbar, Rücktrittbremse, Fahrradschloss, gute Bedienungsanleitung. Abwertung wegen Bruch der Ausfallenden (hintere Radhalterung), Bremsen „durchschnittlich“.

Raleigh Impuls iR HS
Größte Reichweite mit 80 km, durchwegs „gute“ Werte im Praxistest, Motor zieht gut durch, zusätzlich Rücktrittbremse, Rücklicht funktioniert auch als Bremslicht, gut bei Bergfahrten. Wegen starker elektromagnetischer Strahlung abgewertet. Steuerkopf im Test angerissen, Pedale drehen bei Schiebehilfe mit, nur LED-Anzeige mit Balkensymbolen für verbleibende Reichweite, kein Tacho, Bedienungsanleitung nur auf CD.

Victoria Assen
Stufenlose Schaltung, beleuchtete Tasten der Bedienungselemente, sehr leichtes Ladegerät, akzeptables Fahrverhalten bei allen Praxistests. Abgewertet wegen schlechter Bremsen, sehr lange Akku-Ladezeit, kein Tacho, Restreichweitenanzeige nur durch Balken, Bedienungsanleitungen nur auf CD, keine Anfahrhilfe.

KTM Macina Eight
Große Reichweite von 70 km, gute Bremsen, Unterstützungsstufen werden gut ausgenutzt, Anzeige der verbleibenden Reichweite, Räder mit Autoventilen, wendig im Fahrverhalten. Lenkerbruch führt zur Abwertung, Radschützer vorne gebrochen, elektrische Sicherheit „weniger zufriedenstellend“.

Sinus B3
Gute Bremsen, gut erkennbare Anzeige der verbleibenden Reichweite je Unterstützungsstufe, gute Leistung bei Bergfahrten, angenehmer Sattel. Lenkerbruch führte zur Abwertung, elektrische Sicherheit „weniger zufriedenstellend“, fehlende Steifigkeit an hinterer Bremse (rumpelt), Ersatzakku mit 700 Euro teuer, zulässiges Gesamtgewicht nur 120 kg.

Top Velo alu-Elektro-Fahrrad 28“
Billigstes Pedelec im Test (700 Euro), gleichmäßiger und leistungsstarker Antrieb, jedoch nur geringe Reichweite von 40 km. Mangelhafte Bremsen führen zur Abwertung, Ladegerät entspricht nicht den Sicherheitsanforderungen, Akkuanzeige unzuverlässig, Antrieb relativ laut, keine Anfahrhilfe, schwerer Akku (über 4 kg), schlecht zu tragen, LED-Anzeige blendet bei Nacht.

Kreidler Vitality Elite VE3
Große Reichweite von 70 km, Unterstützungsstufen gut abgestimmt, gute Bremsen, aussagekräftiges Display, Fahrradkette gut verbaut. Abgewertet wegen Lenkerbruch, elektrische Sicherheit „weniger zufriedenstellend“, Lenkerflattern bei Bergabfahrten.

Leviatec Demission
Nur scheinbar billig (1.200 Euro); mit Rücktrittbremse und angenehmer Sitzposition. Fahrtests konnten nicht durchgeführt werden, da von 4 beschafften Akkus keiner funktionierte. Dazu Rahmenbruch (Abwertung), Gabelanriss und Hinterradbruch; Bremsen und Lichtanlage schlecht, unsaubere Verkabelung, schlecht zu tragen und zu reparieren, Bedienungsanleitung nur auf CD.

 

Begriffe und Typen: Pedelec, E-Bike, S-Pedelecs?

Pedelec ist ein Kunstwort und kommt von Pedal-Electric-Vehicle also etwa „Elektrofahrzeug mit Pedalen“. In Österreich spricht man korrekt von einem „Elektrofahrrad mit Tretunterstützung“. Denn Pedelecs schalten den Motor nur zu, wenn man gleichzeitig auch in die Pedale tritt; eine Ausnahme davon bildet nur die sogenannte Anfahrhilfe, die man bei einigen Modellen zuschalten kann, um leichter zu starten bzw. Unterstützung beim Schieben des Pedelecs zu ­erhalten. Die Motorleistung des Pedelecs darf 600 Watt nicht übersteigen, der Motor muss sich bei Erreichen einer Geschwindigkeit von 25 km/h abschalten (beide Beschränkungen müssen eingehalten werden). Was stärker oder schneller ist, gilt als Kraftrad. Bei Pedelecs gilt die ­Straßenverkehrsordnung für Radfahrer.

E-Bikes (oder Elektrofahrräder) können mit oder ohne Pedalunterstützung angetrieben werden und unterliegen (in Österreich) denselben Bestimmungen wie Pedelecs, sofern sie nicht mehr als 600 Watt Leistung erbringen und 25 km/h nicht überschreiten. Sie gelten gleichfalls noch als Fahrräder. Dasselbe gilt rechtlich für Segways und Elektroroller. Die bis zu 70 kg schweren E-Scooter dürfen nach momentaner Rechtslage in Österreich bereits von Kindern im Alter von 12 Jahren (ohne Radfahrausweis) bzw. 10 Jahren (Radfahrausweis) ohne Aufsichtsperson gefahren werden. In Deutschland hingegen gelten diese Fahrzeuge als Leichtmofas oder Mofas (Helmpflicht), bedürfen einer Betriebserlaubnis, sind versicherungspflichtig und dürfen erst ab 15 Jahren gefahren werden.

S-Pedelecs, also Schnell-Pedelecs, sind zwar den normalen Pedelecs vergleichbar, ihr Motor schaltet aber bei 25 km/h nicht ab. Damit gelten sie nicht mehr als Fahr-, sondern als Kraftrad, Kategorie "Motorfahrrad“, wären versicherungs- und führerscheinpflichtig, bedürften einer EU-Betriebserlaubnis sowie der Eintragung in die Genehmigungsdatenbank ("Typisierung“). Derzeit besteht in Österreich aber keine Zulassungsmöglichkeit für S-Pedelecs! Dennoch werden sie im heimischen Handel angeboten – nur fahren dürfen die Käufer rechtlich gesehen nicht damit.

Tipps für den Akku

Der Akku eines Pedelecs ist in der Regel der teuerste Einzelteil des Gefährts – und natürlich der wichtigste, wenn es um die Reichweite geht. Überwiegend werden heute Lithium-Ionen-Akkus (Li-Ion) eingesetzt, da sie auf kleinem Raum viel Energie speichern können. Diese Kraftpakete bergen aber auch Gefahren, wie sie dem Anwender – aus­gehend vom Smartphone- oder Laptop-Akku – meist nicht bewusst sind: Beim Umgang mit Lithium-Akkus ist daher Vorsicht geboten. Mit gutem Grund gelten sie als Gefahrengut der Klasse 9 und dürfen somit beispielsweise nicht in Passagier­flugzeugen transportiert werden.

Hier einige Tipps, welche die Lebenszeit des (teuren) Akkus verlängern und die Sicherheit erhöhen können: 

  • Prüfzeichen: Schon vor dem Kauf auf das UN T-Prüf­zeichen der UNO und/oder das BATSO- Gütesiegel (BatterySafetyOrganization) achten. Ersteres bestätigt die Transport­fähigkeit, Letzteres die Gebrauchssicherheit des Akkus selbst beim Auftreten typischer Anwendungsfehler oder bei Unfällen. Beim Händler hartnäckig nachfragen. 
  • Sichere Umgebung: Akkus nicht in brandgefährlicher Umgebung laden bzw. lagern. 
  • Nicht leer fahren: Akkus möglichst nie ganz leer fahren. Den gefürchteten Memory-Effekt gibt es hier nicht. 
  • Winterpause: In der Winterpause Akku nie leer lagern. Vor Wiedergebrauch vollladen. 
  • Lade­gerät und Ladekabel: Ausschließlich das mitgelieferte Lade­gerät und Ladekabel verwenden. Im Zweifelsfall nicht laden, sondern erst Original-Lade­gerät auftreiben/kaufen. 
  • Abschalten: Akku vom Netz trennen, sobald der Ladevorgang abgeschlossen ist.
  • Frostfrei: Akku kühl und trocken, jedoch frostfrei lagern.
  • Aufwärmen: Bei tiefen Temperaturen Akku nach Möglichkeit vor Inbetriebnahme bzw. Laden aufwärmen.
  • Schützen: Akku vor hohen Temperaturen schützen: nicht am Gepäckträger oder im Fahrradständer in der Sonne schmoren lassen. 
  • Im Auto: Beim Rad-Transport mit dem Auto den Akku im Fahrzeuginneren verstauen.
  • Im Flugzeug: Bei Flugreisen mit dem Pedelec die Akkus ­vorab als Flugfracht versenden; Deklarierungspflicht, Verpackungsbestimmungen, Gefahrgutaufkleber peinlich genau be­­achten. "Durchschmuggeln“ funktioniert nicht!

KONSUMENT-Praxistest: Display zeigt Reichweite in km  (Bild: Wallner/VKI) 

Am Display wird für jede Unterstützungsstufe die verbleibende Reichweite in km angezeigt (Foto: Wallner/VKI).

Bildergalerie: So lief der Test

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E-Bikes im KONSUMENT-Test: Am Prüfstand wurde die Bremswirkung bei Nässe und Trockenheit ermittelt (Bild: VKI)
E-Bikes - Bild 1: Am Prüfstand wurde die Bremswirkung bei Nässe und Trockenheit ermittelt (Bild: Velotec/Stiftung Warentest) | Bild: Velotec; Stiftung Warentest
E-Bikes im KONSUMENT-Test: Dauerprüfung der Laufräder am Rollenprüfstand mit voller Beladung (Bild: Velotec/Stiftung Warentest)
E-Bikes - Bild 2: Dauerprüfung der Laufräder am Rollenprüfstand mit voller Beladung (Bild: Velotec/Stiftung Warentest) | Bild: Velotec; Stiftung Warentest
E-Bikes im KONSUMENT-Test: Dauerprüfung führte zum Lenkerbruch (Bild: Velotec/Stiftung Warentest)
E-Bikes - Bild 3: Dauerprüfung führte zum Lenkerbruch (Bild: Velotec/Stiftung Warentest) | Bild: Velotec; Stiftung Warentest
E-Bikes im KONSUMENT-Test: Am Prüfstand wurde die Bremswirkung bei Nässe und Trockenheit ermittelt (Bild: VKI)
E-Bikes - Bild 1: Am Prüfstand wurde die Bremswirkung bei Nässe und Trockenheit ermittelt (Bild: Velotec/Stiftung Warentest) | Bild: Velotec; Stiftung Warentest
E-Bikes im KONSUMENT-Test: Dauerprüfung der Laufräder am Rollenprüfstand mit voller Beladung (Bild: Velotec/Stiftung Warentest)
E-Bikes - Bild 2: Dauerprüfung der Laufräder am Rollenprüfstand mit voller Beladung (Bild: Velotec/Stiftung Warentest) | Bild: Velotec; Stiftung Warentest
E-Bikes im KONSUMENT-Test: Dauerprüfung führte zum Lenkerbruch (Bild: Velotec/Stiftung Warentest)
E-Bikes - Bild 3: Dauerprüfung führte zum Lenkerbruch (Bild: Velotec/Stiftung Warentest) | Bild: Velotec; Stiftung Warentest

Zusammenfassung

  • Sicherheit zuerst. Wir können Produkte mit Sicherheitsmängeln nicht empfehlen.
  • Praxistauglich sind die Pedelecs ­überwiegend (sofern keine Sicherheitsmängel): große Reichweiten, guter Fahrkomfort, hoher Spaßfaktor.
  • Details gewichten. Sind große Reichweite oder eher ein geringes Gewicht des Pedelecs für Sie von Bedeutung? Entscheiden Sie selbst.
  • Folgekosten beachten. Pedelecs sind teuer in der Anschaffung, aber billig im Betrieb. Reserve- oder Zweitakkus kosten jedoch ein kleines Vermögen.
  • Haushaltsversicherung aktualisieren. Erkundigen Sie sich bei Ihrem Ver­sicherungsberater, ob Besitz und Betrieb abgedeckt sind (Diebstahl, Schadensfall).

Testkriterien

Im Gemeinschaftstest mit der Stiftung Warentest und ADAC untersuchten wir 15 Elektrofahrräder mit Tretunterstützung (Pedelecs). Alle Modelle sind Komforträder mit Alu-Rahmen und tiefem Rahmendurchstieg (Waverahmen).

Praktische Prüfung

5 Männer und 2 Frauen fuhren auf unterschiedlichen Strecken (bergauf und bergab) und beurteilten unter anderem Fahrverhalten (auch mit Gepäck), Komfort (u. a. Sitzposition, Federungsverhalten), Wendigkeit und Schaltung. Beurteilt wurden auch das Anfahren und das Fahrverhalten ohne Motorunterstützung.

Antriebssystem und Motor

Die Reichweite wurde auf dem Prüfstand (ca. 90 kg Zuladung) durch Nachfahren zweier Streckenprofile mit mittlerer und hoher Unterstützung ermittelt. Die Testpersonen beurteilten das Ansprechverhalten und Motorunterstützung u. a. anhand der Dosierung der Unterstützungsstufen und dem Abregel- und Anfahrverhalten des Motors. Die Ladedauer des Akkus wurde bis zum selbstständigen Abschalten gemessen; die Fahrgeräusche durch die Testpersonen.

Handhabung

Die Bedienungsanleitung wurde von einem Experten hinsichtlich Sicherheits- und Warnhinweisen beurteilt, die Testpersonen beurteilten u. a. den logischen Aufbau, Verständlichkeit und Gestaltung der Bilder. Die Testpersonen beurteilten Einstellen und Anpassen von u. a. Vorbau, Lenker und Sattel sowie die Bedienelemente und Anzeigen u. a. durch Sinnhaftigkeit und Ablesen der Anzeige (auch bei Dunkelheit). Akku beinhaltet u. a. Entnehmen und Einsetzen sowie Anschluss ans Ladegerät. Beim Tragen wurde das Transportieren über Hindernisse z. B. Treppen geprüft.
Ein Experte beurteilte das Reparieren u. a. Ausbau der Laufräder und Schlauchwechsel.

Technische Prüfung

Dauerprüfung von Gabel, Lenker und Vorbau, Sattelstütze und Rahmen mit in Fahrversuchen ermittelten Lasten über 20.000 km. Bremsen: Wirkung geprüft auf dem Prüfstand trocken und nass in Anlehnung an DIN EN 14764 (März 2006) auf dem Prüfstand sowie praktische Erfahrungen der Probanden. Elektrische Sicherheit der Fahrräder wurde in Anlehnung an Prüfgrundsatz für Sicherheit von Pedelecs EK 2 von Mai 2010 der ZLS und DIN EN 15194 (Juni 2009) geprüft, darunter u. a. elektromagnetische Verträglichkeit (Störsendung und Störfestigkeit) und Steuerungen in Anlehnung an EN 13849 Level C. Prüfung des Ladegeräts in Anlehnung an DIN EN 60335-2-29 (2004) und Prüfung der Akkuzellen in Anlehnung an DIN EN 62133 (September 2003) auf Kurzschluss, Quetschen, Überladen und Tiefentladen. Weitere Sicherheitsaspekte beinhaltet u. a. Abzugskräfte der Lenkergriffe, Abstand Pedal – Vorderrad und ausgewählte Punkte der Maschinenrichtlinie 2006/42/EG (Mai 2006) wie Start des Rades bei statischer Pedalkraft. Licht: Fahrbahnausleuchtung, Erkennbarkeit der Reflektoren und Reflexbereifung. Haltbarkeit weiterer Bauteile auf einem Rollenprüfstand in Anlehnung an Prüfgrundsatz der ZLS über 450 km mit über 1.000.000 Impulsen durch Holperleisten in verschiedener Höhe und unterschiedlicher Geschwindigkeit. Verarbeitung: u. a. Lackierung und Spurversatz sowie Verlegung der Züge.

Schadstoffe in den Griffen

Untersucht wurde auf PAK (polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe) in Anlehnung an ZEK 01.4-08, sowie Weichmacher (Phthalate). Bei keinem Modell wurden Schadstoffe nachgewiesen.

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