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Mini-Computer - Hürdenlauf zum Datenhighway

Mit einem Mini-Computer ins Internet?
Das klingt einfacher als es ist. Der Zugang via GSM-Handy ist teuer und langsam, das Zubehör hochpreisig und komplex; die Herstellerinformationen sind oft lückenhaft.

Die Freude über den kleinen Handheld-Computer, Pocket-PC, Personal Digital Assistant – oder wie immer die Hersteller ihre Computer-Winzlinge nennen – unterm Christbaum ist groß, aber Frust steht vielleicht noch bevor: nämlich dann, wenn Sie damit „ins Netz“ starten wollen. Schon in unserem Test in „Konsument“ 12/2001 haben wir darauf hingewiesen:

Internetzugang abhängig von...

So simpel, wie das die Werbung suggeriert, ist die Sache nicht. Der erfolgreiche Internetzugang unterwegs ist von einer ganzen Reihe von Komponenten abhängig: 

  • dem Mini-Computer selbst und seinem Betriebssystem;
  • der mitgelieferten Kommunikations- beziehungsweise E-Mail-, WWW-, WAP- und SMS-Software;
  • den vorhandenen Anbindungsmöglichkeiten (Handy oder Festnetz);
  • dem verfügbaren Zubehör für die Herstellung der Verbindung (Modem, diverse Kabel);
  • den Features des verwendeten Handys;
  • dem Internetprovider.

Und dann fragen sich die Anwender: „Welche Möglichkeiten habe ich, und was benötige ich dafür?“ Wir bringen etwas „Licht ins Dunkel“ – zumal die Informationen in Handbüchern oder auf den Websites dem verdutzten Neuling nur selten wirklich Hilfe bieten.

Via Handy oder Festnetz

Sie wollen mit einem solchen Computer-Winzling auf Reisen – oder zumindest außerhalb der Reichweite eines PCs – Ihre E-Mails vom Internet-Provider abholen und/oder eine solche versenden? Dafür gibt es zwei Möglichkeiten:

  • Die Verbindung über Handy. Sie bietet den Vorteil, dass sie überall, wo ein Handy funktioniert, eingesetzt werden kann. Nachteile: Die normale GSM-Verbindung ist extrem langsam (meist nur mit 9600 KBit/s) und teuer, da die Handytarife ausnahmslos über dem Online-Tarif liegen. Schnellere Verbindungsmöglichkeiten, wie etwa GPRS, stehen erst punktuell zur Verfügung.
  • Die Verbindung übers Festnetz. Vorteil: Die Verbindung kann auch mit dem Mini-Computer so schnell sein wie jene vom Desktop-PC und erfolgt zu denselben (niedrigen) Kosten. Nachteil: Unterwegs sind die Möglichkeiten, einen Festnetzanschluss zu benützen, doch sehr beschränkt. 

Wichtigste Voraussetzung für den Zugriff via GSM-Handy: Ihr Internet-Provider muss den Zugriff via Handy unterstützen. Vorsicht, Falle: Die benötigte Einwahlnummer ist in der Regel eine andere als jene, die Sie für den Zugang via Modem von Ihrem Desktop-PC aus verwenden – rechtzeitig beim Provider fragen!

Achtung bei Infrarot-Schnittstellen

Voraussetzung Nummer zwei: Ihr Handy muss mit Ihrem Mini-Computer kommunizieren können. Am einfachsten und, was die Aufwendungen für Hardware betrifft, auch am billigsten ist dies über die möglicherweise vorhandene Infrarot-Schnittstelle der Geräte zu realisieren. Jeder Mini-Computer verfügt über eine Infrarot-Schnittstelle – ältere Handys hingegen nicht unbedingt. Infrarot-Schnittstellen erkennt man am „Infrarot-Auge“, einer dunkelroten, fast schwarz wirkenden Plastikfläche.

Ein Modem ist Voraussetzung

Eine „einfache“ Infrarot-Schnittstelle allein genügt für den Internet-Zugang aber noch nicht, denn Sie benötigen außerdem noch eine Modemlösung für die Abwicklung des Datenverkehrs. Die Grundausstattung von Taschencomputern beinhaltet normalerweise kein Modem.
Aber vielleicht hat Ihr Handy ja nicht nur ein „Infrarot-Auge“, sondern sogar ein dahinter liegendes Infrarot-Modem? Allein durch Augenschein ist das nicht zu erkennen, da ein simples „Infrarot-Auge“ genauso aussieht wie ein solches mit Modem-Funktion. Hier gilt es also, in der Produktbeschreibung des Handys nachzuschlagen.
Tipp: Für manche Handy-Typen gibt es aufsteckbare Infrarot-Modems zum Nachrüsten.
Ist ein Infrarot-Modem am Handy vorhanden, kann die Kommunikationssoftware am Mini-Computer konfiguriert werden (Sie benötigen dazu die spezifischen Angaben zu Passwort, Benutzername, Einwahlnummer etc. Ihres Providers), und anschließend müssen die „Infrarot-Augen“ von Taschencomputer und Handy aufeinander ausgerichtet werden. Klappt alles, sendet der Mini-Computer die für die Einwahl benötigte Rufnummer an das Handy und wickelt in der Folge das Einwahlprozedere (Prüfung der Zugangsberechtigung etc.) ab. Sofern Sie auch die Daten für Ihren E-Mail-Zugang am Minicomputer eingegeben haben, können Sie nun Mails abholen und versenden.

Softmodems

Was aber, wenn das Handy über kein Infrarot-Modem verfügt und sich auch nicht nachrüsten lässt?
Dann könnten Sie ein neues Handy kaufen. Oder aber ein Softmodem verwenden. Das ist ein Programm, das auf Ihrem Mini-Computer ein Modem „emuliert“, also nachmacht. Solche Programme gibt es für viele (aber nicht für alle) Mini-Computer und für viele (aber nicht alle) Handys. Verfügt Ihr Handy zumindest über eine einfache Infrarot-Schnittstelle, ersetzt das Programm also das fehlende Infrarot-Modem. Fehlt selbst die Infrarot-Schnittstelle, ist auch noch nicht alles verloren: In diesem Fall benötigen Sie ein spezielles Kabel, das genau für Ihren Mini-Computer und Ihr Handy geeignet ist.
Vorsicht, Falle: „Speziell“ meint hier auch genau das! Sie können nicht eines der mitgelieferten Kabel verwenden (wie man sie beispielsweise zur Verbindung zwischen dem Winzling und dem Desktop-PC benutzt), sondern müssen das vom Hersteller der Software angebotene einsetzen. Kosten für Software und Kabel: rund 1500 Schilling (109 Euro).

Aufrüsten mit Modem-Modul

Alle Hersteller bieten entweder selbst oder über Drittanbieter als Zubehör Modem-„Einsteckkarten“ für ihre Mini-Computer (oder eine vergleichbare Möglichkeit) an. Das Spektrum reicht dabei von Aufsatzmodulen, in die eine PC-Modemkarte – wie man sie etwa auch auf Laptops verwendet – gesteckt wird, bis hin zu proprietären Lösungen. Vorsicht, Falle: Bei den Lösungen für PC-Karten kommt es auf den Typ der vorhandenen PC-Karte an. Auf jeden Fall werden aber auch hier beide Geräte per Kabel miteinander verbunden; die Kosten liegen zwischen 1000 (73) und 3000 Schilling (219 Euro).

Man sieht: Ganz einfach ist die Sache nicht – und vor allem fallen beträchtliche Zusatzkosten an. Etwas besser ist dran, wer auch unterwegs mit seinem PC auf eine Festnetzleitung zugreifen kann.

Ins Festnetz mit dem externen PC-Modem

Mag sein, dass diese Möglichkeit nicht so ganz zum Werbebild der uneingeschränkten Internet-Freiheit passen will, dennoch empfiehlt es sich wohl für viele Anwender, einen ernsthaften Gedanken daran zu verwenden – schließlich gibt es in nahezu jedem Gebäude einen freien Schlitz in einer Telefonsteckdose. Dazu benötigt man nur noch ein Handy-Datenkabel sowie ein herkömmliches Modemkabel und – natürlich – ein Modem. Auch hier gibt es wieder zahlreiche Zubehörlösungen der Mini-Computer-Hersteller, aber auch Hersteller-unabhängige wie etwa das Psion Travel-Modem, das mit rund 3500 Schilling (254 Euro) aber auch nicht gerade billig ist. Nirgends fanden wir einen Hinweis auf die wohl naheliegendste und auch billigste Festnetz-Möglichkeit – die Verwendung eines ganz normalen externen PC-Modems!

Sollte sich dies mit einem Mini-Computer vielleicht nicht bewerkstelligen lassen? Ein Versuch brachte schnell das Gegenteil ans Tageslicht: Es geht. Sie benötigen dazu lediglich ein serielles Verbindungskabel für den Minicomputer (etwa 500 Schilling/36 Euro), das man mit dem Kabel des (externen) Desktop-Modems verbindet – ruck, zuck ist die Verbindung mit der vollen Geschwindigkeit von 56.000 KBit/s hergestellt. Solche externen Modems gibt es schon ab rund 700 Schilling (51 Euro).

Zu Hause vorbereiten und ausprobieren. Besorgen Sie sich rechtzeitig die nötigen Informationen vom Provider, und testen Sie die Konfiguration aus, noch bevor Sie auf Reisen gehen.

Oft kommt es auf Kleinigkeiten an. Befolgen Sie die Anweisungen zur richtigen Konfiguration der beteiligten Software peinlich genau, und nehmen Sie sich Zeit.

Erwarten Sie sich nicht zu viel. Setzen Sie selbst bei hoher Übertragungsgeschwindigkeit keine zu großen Erwartungen in die WWW-Darstellung. Die meisten Seiten im World Wide Web sind einfach nicht für diesen Gerätetyp gemacht.

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