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Telefonauskunft - Und plötzlich waren ’s drei

Auch bei der Rufnummernauskunft ist das Monopol der Telekom zu Ende. Die Rechnung für den Wettbewerb zahlen die Konsumenten.
Hat die Telekomauskunft schon wieder eine neue Nummer?“ – Dies war die häufige Reaktion auf Werbeplakate mit der Aufschrift „11 88 99 Alles Auskunft“. So mancher Anrufer landete statt bei der Telekom Austria (118 200 und – im Telekomnetz auch – 118 11) bei der Call & Logistik Center GmbH, kurz: CLC. Böse Zungen behaupten, etliche der täglich 20.000 Kundenkontakte von CLC (die Telekom registriert an Spitzentagen 70.000) seien auf die nicht unerwünschte Verwechslung zurückzuführen.

Erfahrener Dritter

Seit Einführung der kostenpflichtigen Rufnummernauskunft ist jedenfalls Bewegung in den Markt gekommen, auf dem seit Jänner ein Dritter mitmischt: die Conduit Enterprises GmbH (11 88 11), die es bei unserem Redaktionsschluss auf 5000 Anrufe täglich brachte. An Erfahrung mangelt es nicht, betreibt doch Conduit seit zweieinhalb Jahren das Call Center von One.

Identische Datenbanken

Wo aber liegen die Unterschiede? Schließlich greifen CLC und Conduit ebenfalls auf die Telekom-Datenbank zu und liefern dafür pro aufgerufenem Datenblatt 2,68 Schilling ab. Nur die Software, mit der diese Daten intern verarbeitet werden, sei eine andere, heißt es.

Unser Kurztest ist zwar nur eine Momentaufnahme, lässt aber gewisse Tendenzen erkennen. Zum Beispiel, dass die Telekom beim Auffinden von Rufnummern relativ oft die Nase um einige Sekunden vorne hat. Offenbar erfolgt der Zugriff auf die hauseigene Datenbank etwas rascher als jener von außerhalb.

Begrüßungsdauer

Die Gesamtdauer der kostenpflichtigen Verbindung wird auch dadurch beeinflusst, dass sich die Telekom-Mitarbeiter kurz und knapp mit „Telekom Austria, Guten Tag“, jene von CLC und Conduit dagegen mit Firmenname, Name und der Frage: „Was kann ich für Sie tun?“ melden. Schon sind fünf Sekunden mehr verflogen, was etwa einem Abrechnungsimpuls oder umgerechnet 1,12 Schilling (Minimumtarif) entspricht.

Schnell, schneller, am schnellsten

Der Gebührenzähler läuft erst, wenn ein Mitarbeiter (neudeutsch: Operator) abhebt. Davor hört man ein Freizeichen (bei der Telekom eventuell Wartemusik) – mit etwas Glück tatsächlich nur ein einziges: Die Universaldienstverordnung verpflichtet nämlich die Anbieter, übers Jahr gerechnet 99 Prozent aller Anrufe binnen zehn Sekunden zu bearbeiten. Gemeint ist die Zeitspanne zwischen dem Wählen der letzten Ziffer und dem Zustandekommen der Verbindung mit einem Operator.

Bei unseren Anrufen waren bei der Telekom drei Sekunden Wartezeit die Regel, einmal 20 Sekunden in der vormittäglichen „Stoßzeit“ die Ausnahme. Conduit lag relativ knapp dahinter. Das uneinheitlichste Bild bot CLC, wo sich die Ausnahmen von der Regel an einem Vormittag gleich auf 50 beziehungsweise 60 Sekunden ausdehnten.

Genauigkeit der Angaben

Nicht verwunderlich ist die Erkenntnis: Je genauer die vom Anrufer angegebenen Daten sind, desto schneller findet der Auskunftsdienst die gesuchte Nummer. Interessant ist: Je unvollständiger die Angaben, desto eher findet die Telekom-Auskunft das Gesuchte als einzige. CLC und Conduit sind am ORF-Radiokulturhaus ebenso gescheitert, wie am Studentenheim „Schweitzerhaus“ (= Albert-Schweitzer-Haus) – was angesichts der Namensähnlichkeit mit dem bekannten Praterlokal „Schweizerhaus“ etwas fies von uns war, aber die Telekom hat trotzdem ins Schwarze getroffen.

Ausländische Nummern

Noch anderes kam zu Tage: CLC kann bisher keine ausländischen Nummern beauskunften und verweist Anrufer auf die Telekom! Conduit wiederum hat offenbar einen chronisch überlasteten Auslandsdienst. Zweimal wurden wir – vergeblich – weiterverbunden, was die Gesprächsdauer um teure 20 beziehungsweise 30 Sekunden ausdehnte; anderntags nahm der fürs Inland zuständige Mitarbeiter unsere Wünsche sofort entgegen, ohne zuvor ein Weiterverbinden zu versuchen. Die jeweils zugesagten Rückrufe erfolgten prompt.

Mehr als nur Rufnummern

Die Suche nach Telefonnummern allein ist auf Dauer für keinen Anbieter lukrativ. Geplant sind verschiedene Zusatzdienste wie der Rufnummernversand per SMS, Routing, das heißt, das Lotsen des Anrufenden von seinem Standort zur gesuchten Adresse, oder – von der Telekom bereits umgesetzt – das Suchen des zu einer Rufnummer gehörenden Namens.

Derzeitiges Fazit:

Einfache Anfragen beantworten alle Auskunftsdienste relativ rasch und zielsicher. Für spezielle Anfragen oder für ausländische Nummern empfiehlt sich eher die Telekom. Damit die Sache aber nicht als Loblied auf den Ex-Monopolisten ausklingt, folgende Geschichte: Um die Telekom-Mitarbeiter bald wieder „freizubekommen“, erfolgt die Nummernansage automatisiert. Bei einem unserer Versuche übersah der Operator, dass es sowohl mehrere Ortschaften als auch mehrere Personen gleichen Namens gibt und schaltete uns voreilig zum Computer weiter. Der sagte uns – stur, wie so ein „Blechkastl“ nun einmal ist – auf unsere Kosten eine falsche Nummer an.

Da die derzeitige Tarifsituation bei den Auskunftsdiensten verwirrend ist, fordern wir:

  • eine vorgeschaltete kostenlose Tarifansage, wie sie bei mit 09 beginnenden Mehrwertnummern verpflichtend ist (leider eine Gesetzeslücke, und die Anbieter argumentieren mit verlängerten Wartezeiten dagegen);
  • einen tarifunabhängigen Pauschalbetrag pro erledigter Anfrage (wie etwa in der Schweiz realisiert);
  • keine Kosten bei Nichtauffinden der Rufnummer (Conduit erstattet eigenen Angaben zufolge schon jetzt die Gebühren zurück. Bisher konnten wir aber nicht nachvollziehen, auf welche Weise dies geschieht).

Das Telekomgesetz verpflichtet Festnetz- und Mobiltelefonieanbieter, einen Auskunftsdienst bereitzustellen.

Dieser muss zumindest über die Teilnehmer im eigenen Netz Auskunft geben. Der Anbieter kann ihn selbst betreiben oder diese Aufgabe delegieren. So hat Priority Telecom (Rufnummer 118 50) die Telekom Austria damit beauftragt. Der Minutentarif beträgt einheitlich 14,99 Schilling, Priority selbst verrechnet keine Zusatzgebühren.

Erstaunliches brachten unsere Recherchen rund um die Auskunftsdienste der Mobiltelefoniebetreiber ans Licht. Zum Beispiel, dass es teurer sein kann, die netzeigene Auskunft anzurufen als eine fremde! Siehe dazu „Handy-Rufnummernauskunft“ (Konsument 4/2001).

22 Schilling pro Minute kostet übrigens die Auskunft von der Telefonzelle aus. Dabei sind die dort aufliegenden Telefonbücher – sofern vorhanden – oft genug zerschlissen. Die deutsche Telekom beispielsweise nimmt mit einem Minutentarif von umgerechnet 4,20 Schilling auf diese Situation Rücksicht.

Die Kosten

Die Differenz zwischen Telekom und CLC ist minimal (Standardtarif: 14,19 gegenüber 14,08 Schilling; Minimumtarif: 14,99 gegenüber 14,88 Schilling). Conduit unterbietet mit 11,36 und 12 Schilling, was aber erst bei längerer Verbindungsdauer ins Gewicht fällt. Bei Telefonaten vom Handy sind tarifunabhängig die Maximalbeträge fällig. Dazu kommt: Bei Handys üblich ist die Abrechnung im 30-Sekunden-Takt, das heißt, für den Zeitraum 1. bis 30. Sekunde wird die Hälfte des Minutenpreises verrechnet, für die 31. bis 60. Sekunde die zweite Hälfte und so fort. Eine einzige Sekunde mehr kann also teuer werden.

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