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Multifunktionsgeräte - Weniger kann mehr

Tintenstrahler sind stark im Kommen: Sinkende Druckkosten, geringe Druckzeiten für Texte und steigende Fotoqualität machen sie attraktiver als je zuvor.

Eine erstaunliche Entdeckung steht am Ende unseres aktuellen Tests von 14 Multifunktionsgeräten (Drucker, Kopierer, Scanner): Während der Betrieb von Tintenstrahldruckern im Vergleich zum letzten einschlägigen Test (siehe Multifunktionsdrucker 4/2011) leicht billiger wurde (die Geräte selbst wurden aber teurer), stiegen die Kosten bei Laserdruckern bei gleich gebliebenem durchschnittlichen Anschaffungspreis merklich an.

5 Cent für Tinte, 4 Cent für Laser

Eine Textseite kostet im Durchschnitt der getesteten Geräte nahezu gleich viel – 5 Cent für Tinte, 4 Cent für Laser (siehe Tabelle 3/Seite 6 Preisvergleich Multifunktionsgeräte). Das verdient Beachtung bei der Kaufentscheidung, zumal ja vom Handel bislang die höheren Anschaffungskosten eines Laser-Gerätes mit den geringeren Kosten pro Ausdruck gerechtfertigt wurden.

Anschaffungskosten teurer als für "Nur-Drucker"

Ebenfalls zu bedenken: Multifunktionsgeräte sind im Schnitt erheblich teurer als "Nur-Drucker" – was wohl kaum verwundert, bieten sie doch einen deutlich größeren Funktionsumfang. Warum aber auch der einzelne Ausdruck bei den Multifunktionsgeräten durch die Bank teurer kommt als beim Stand-alone-Drucker, bleibt ein Geheimnis der Hersteller. Schließlich wird ja hier wie da dieselbe Drucktechnologie verwendet.

Höhere Kosten pro Ausdruck

Für Anwender mit mittlerem bis hohem Druckaufkommen bedeutet das aber: Es will überlegt sein, ob es sich für den Zusatznutzen eines womöglich nur gelegentlichen Scans oder einer Kopie lohnt, ein All-in-one-Gerät anzuschaffen, das neben den höheren Anschaffungskosten auch fortlaufend höhere Kosten pro Ausdruck verursacht. Hier kann der fallweise Weg in den Copyshop billiger kommen.

Funktionen deutlich abgespeckt

Entscheidet man sich dennoch dafür, gilt es weiter zu beachten: Die Multifunktionalität ist mittlerweile etwas eingeschränkt – etwa die Hälfte der Geräte im Test ist nicht mehr fürs Faxen gerüstet; diese Funktion wird allerdings zunehmend durch E-Mails oder die Fax-Funktion des Computers abgelöst.

Software und Kartenleser: abgespeckt

Features wie Parallelanschlüsse, Infrarot (IRDA) und Bluetooth für die Kommunikation zwischen PC und Gerät werden nicht mehr angeboten. Die Betriebssysteme Windows 98, XP, NT und 2000 werden nicht mehr unterstützt, Windows 8 noch nicht. Auch bei den Kartenlesern haben die Hersteller abgespeckt: CF- und MS-Speicherkarten sind nicht mehr vorgesehen, lediglich SD+.

Laser-Multis 

Dafür beherrscht die Mehrzahl der Tinten-Geräte den automatischen beidseitigen Druck (Duplexdruck = Papierersparnis); von den Laser-Multis jedoch keiner. Zwei der drei getesteten Laser-Geräte bieten auch nur LAN-Anschluss (kein drahtloses Netzwerk), über den die Tintenstrahler jedoch generell verfügen. Kartenleser sind für die Laser-Geräte ebenso ein Fremdwort wie ein "Vorschau-Display" (Ausnahme: HP Laserjet Pro). Das ist relativ wenig Ausstattung für relativ viel Geld, kostet doch selbst der billigste Laserdrucker (Samsung um 395 Euro) mehr als der teuerste Tintenstrahler (Testsieger Canon Pixma MG8250).

Vorteile beim Textdruck

Bieten die Laser-Multis somit gar keinen Vorteil? Doch. Sie haben mit Abstand die bessere Druckqualität beim Textausdruck, bringen es auch auf gut lesbare Kopien von Textvorlagen und liefern die schnelleren (wenn auch nicht die besseren) Fotoausdrucke. Wobei der HP-Farblaser beim Fotodruck erstaunlich nahe an die besten Tintendrucker herankommt.

Bis zu 13 Minuten für A4-Fotos

Bis zu 13 Minuten für A4-Foto

Generell konnten wir ein weiteres Ansteigen der Qualität beim Fotodruck feststellen (Tintenstrahler), mehr als die Hälfte der Kandidaten brachte es hier auf ein „sehr gutes“ Ergebnis. Gleichwohl heißt es beim Fotoausdruck nach wie vor „bitte warten“: Rund zwei Minuten für den Ausdruck eines A4-Fotos – das mag ja durchaus angehen; mehr als 13 Minuten (Epson Stylus SX440W) stellen aber eine echte Geduldsprobe dar.

Umgekehrt können die schnellsten Tintenstrahler mittlerweile beim Textdruck mühelos mit den Lasern mithalten: 4 Sekunden pro Seite sind mehr als flott. Erhebliche Qualitätsunterschiede gibt es beim Scannen sowie beim Kopieren von Fotos und bei der dafür benötigten Zeit.

Testtabelle: Geräte mit Farbtintendrucker

Testtabelle: Geräte mit Farblaserdrucker

Tabelle: Preisvergleich Multifunktionsgeräte

Steckbriefe

TINTE

Canon Pixma MG8250
"Sehr gute" Scans, durchwegs hohe Fotoqualität. Einziges Gerät mit CCD-Unit für mehr Tiefenschärfe bei nicht ganz plan liegenden Objekten, Durchlichteinheit für Scans von Dias/Film. Direktdruck auf dafür geeignete CDs. Teuerster Tintenstrahler im Test. Relativ schwer. WLAN.

Epson Stylus Office BX635FWD
Geringste Verbrauchskosten beim Textdruck (drei Cent), moderat beim Grafikdruck. "Sehr gute" Kopie vom Foto. Gebrauchsanleitung verbesserungswürdig. Schneller Textdruck, langsamer Fotodruck. WLAN, Fax-Funktion.

Kodak Office Hero 6.1
Ausgewogenes Druckergebnis von allen Quellen. Scan von Farb- und Fotoseite verbesserungswürdig, "durchschnittliche" Kopierqualität. Sehr niedrige Druckkosten bei allen Vorlagen. Keine Einzel-Farbtanks. WLAN, Fax-Funktion.

Dell V7 15w
Ausbalanciertes Druckergebnis, flotter Fotodruck. Wird von Lexmark produziert, verwendet aber andere Patronen. Kein Randlosdruck, keine Einzel-Farbtanks. Klapprige Papierlade. Nur "durchschnittliche" Wasser- und Lichtbeständigkeit. WLAN, Fax-Funktion.

Brother MFC-J625DW
Bei Text und Grafik "durchschnittlich". Sehr "heikle" Patronen mit Chip; funktionierten nach dem Wiedereinsetzen teilweise nicht. Schlechte Kopien und Scans vom Foto. Sprache des Displays kann nicht umgestellt werden. Relativ schwer. WLAN, Fax-Funktion.

Canon Pixma MG3150
Billigstes Gerät im Test. Ausgewogene Druckqualität. "Durchschnittliche" Wasser- und Lichtbeständigkeit der Ausdrucke, "sehr gute" Qualität bei allen Scans. Leicht. Kein Vorschau-Display, kein Kartenleser und keine Farb-Einzeltanks. WLAN.

HP Photosmart 5510 e-All-in-One
Software wird nach Anschluss via USB übers Internet installiert; kein Laufwerk oder Datenträger erforderlich. Leicht. Kein Vorschau-Display, keine Duplexeinheit. Allenfalls "durchschnittliche" Qualität bei Scans und Kopierfunktion. WLAN.

Brother DCP-J525W
Schneller Textdruck. Kein Kartenleser, keine Duplexeinheit. Nur "durchschnittliche" Druck- und Kopierqualität bei Text und Grafik. "Sehr gut" beim Scan von Text und Grafik, "weniger zufriedenstellend" beim Foto und beim Kopieren von Fotos. WLAN.

HP Envy 110 e-All-in-One
Optisch ansprechendes Designgerät. Keine Farb-Einzeltanks. "Durchschnittliche" Ergebnisse beim Scannen und Kopieren von Text und Grafik, "weniger zufriedenstellend" beim Kopieren von Fotos. WLAN.

Lexmark Pro715
Hohe Vielseitigkeit, ausgewogene Druckqualität mit "sehr guten" Ergebnissen beim Scan von Text und Grafik, "weniger zufriedenstellend" bei Fotos, unbrauchbar für die Kopie von Fotos (führte zur Abwertung). Kein Randlosdruck. Klapprige Papierlade. Relativ schwer. WLAN, Fax-Funktion.

Epson Stylus SX440W
Keine Duplexeinheit. Extrem lange Zeiten beim Kopieren und beim Ausdruck von Fotos. WLAN.

LASER

HP Laserjet Pro CM1415fn
Vorschau-Display, kein Kartenleser, keine Duplexeinheit. "Sehr guter" Textdruck. Flott. "Durchschnittlich" beim Scannen und Kopieren. Software wird nach Anschluss via USB übers Internet installiert. Kein Randlosdruck; sehr schwer. Nur LAN; Fax-Funktion.

Samsung CLX-3185FN
"Sehr guter" Textdruck, "guter" Grafikdruck und "durchschnittlicher" Fotodruck. "Sehr gut" auch beim Scannen von Text und Grafik, "weniger zufriedenstellend" bei Fotos. Kopierfunktionen "durchschnittlich". Relativ leicht. Kein Randlosdruck. WLAN, Fax-Funktion.

Brother MFC-9120CN
Überzeugend nur beim Textdruck und bei Scans, Fotoqualität jedoch eher schwach. Sehr schnell beim Kopieren. Kein Randlosdruck. Sprache des Displays kann nicht umgestellt werden. Nur LAN; Fax-Funktion.

Zusammenfassung

  • Drucker sind billiger. Nur-Drucker kommen in Anschaffung und Betrieb deutlich billiger. Abzuwägen gilt daher, ob man Scans und Kopien unbedingt zu Hause anfertigen muss.
  • Einzelfarbtanks. Abzulehnen sind nach unserer Meinung Tintenstrahlgeräte mit nur einer gemeinsamen Patrone für alle Farben: Das ist teuer und belastet die Umwelt.
  • Lasergeräte. Sind teuer in der Anschaffung, schwer und wenig vielseitig. Ihr größter Vorteil: die hohe Qualität von Textdrucken.
  • Karge Ausstattung. Die Hersteller versuchen, bei der Ausstattung mit Schnittstellen und Kartenlesern sowie geeigneten Betriebssystemen zu sparen. Auch USB-Kabel sind nach wir vor nicht im Lieferumfang enthalten.

Testkriterien

Im Rahmen einer Kooperation mit der Stiftung Warentest werden regelmäßig neu auf den Markt kommende Modelle getestet.

Drucken (20%)

Bewertet wurden die Qualität und die Geschwindigkeit für Textausdruck, Farbgrafik und Fotoausdruck (mit der bestmöglichen Auflösung) mit dem Betriebssystem Windows Vista. Die Wasser- und Wischfestigkeit, sowie die Lichtbeständigkeit wurde von einem unabhängigen Labor bewertet.

Scannen (10%)

Die Qualität und die Geschwindigkeit des Scanners wurden mit Vorlagen eines Briefes, einer Magazinseite und von Farbfotos bestimmt. Außerdem wurde bestimmt, ob die Tiefenschärfe für das Einscannen von Büchern ausreichend ist (3D-Scan).

Kopieren (15%)

Qualität und Geschwindigkeit der Kopierfunktion wurden mit und ohne PC-Anschluss ermittelt, im Allgemeinen ist das direkte Kopieren vorzuziehen.

Tintenkosten (20%)

Die reinen Druckkosten (Kosten für Tinte/Toner – ohne Papier!) für Text-, Grafik- und Fotoausdrucke wurden aus den Preisen für die Druckerpatronen/Tonerkits und der Anzahl der damit möglichen Ausdrucke errechnet.

Handhabung (15%)

Von mehreren Testpersonen wurden die mitgelieferten Handbücher und die elektronischen Hilfefunktionen benotet. Beurteilt wurden auch Treiber-Download, Erstinstallation, Papierzuführung, Betrieb und  Wartung. Die Qualität und der Funktionsumfang der aktuellen Treiber (von der Website der Hersteller) wurde unter Windows Vista geprüft.

Die Bedienung und der Funktionsumfang der Geräte beim DirectPhotoPrinting (soweit vorhanden) wurde von mehreren Testperson beurteilt.

Vielseitigkeit (15%)

Bewertet wurden die Erweiterbarkeit von Hard- und Software, die Möglichkeit, verschiedene Materialien zu bedrucken und die Einbindung der Geräte in ein (lokales) Netzwerk.

Umwelteigenschaften (5%)

Beurteilt wurden die Geräuschentwicklung und der Energieverbrauch beim Drucken, im Stand-by und ausgeschaltet.

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