Zum Inhalt

Lebensversicherung verkaufen - Unseröse Ankaufsangebote

Wer seine laufende Lebensversicherung loswerden will, kann sie verkaufen. Einige Angebote sind allerdings mit Skepsis zu betrachten.

Eine Lebensversicherung stellt eine langfristige Veranlagungsform dar. Ein vorzeitiger Ausstieg ist also im allgemeinen nur mit Verlust möglich, vor allem dann, wenn dieser bald nach Vertragsabschluss nötig wird. In Österreich wird fast jede zweite Lebensversicherung vorzeitig gekündigt. 

Besonders teuer kommt der Rückkauf direkt beim Versicherer. Da zu Beginn der Versicherungslaufzeit ein Teil der Prämien nicht veranlagt wird, sondern die Abschlusskosten decken muss, erhält man wesentlich weniger Geld zurück, als einbezahlt wurde. Etwas besser schneidet man ab, wenn man seine Polizze an einen Zweitmarktanbieter verkauft. Dann erhält man etwas mehr Geld als direkt beim Versicherer.

Werbung mit tollen Sprüchen

Inzwischen gibt es weitere Anbieter. Sie werben mit vollmundigen Sprüchen: „Wir kaufen Ihre Lebensversicherung und Sie erhalten von uns bis zum Doppelten des Rückkaufswertes“ oder: „Kündigen Sie Ihre Verträge nicht selbst, denn Sie erhalten von uns das DOPPELTE“.

Diese Produkte zielen darauf ab, dass eine bestehende Lebensversicherung an diese Anbieter „verkauft“ wird. Der bis dahin angesammelten Rückkaufswert wird vom Anbieter in ein neues Produkt veranlagt und soll auf diese Weise höhere Renditen erzielen, als man sie von einer Lebensversicherung gemeinhin erwartet.

Aber diese Anbieter spielen nicht mit offenen Karten: Die Homepages dieser neuen Aufkäufer von Lebenspolizzen geben keine Auskunft darüber, auf welche Weise sich das Geld so wundersam vermehren soll.

Unklare Modellrechnungen

Wir haben uns das Angebot der Bestlife Select AG (ein Unternehmen der SAM Finanz AG) genauer angesehen. Das Produkt wird unter dem Namen CashSelect angeboten und entweder direkt oder über unterschiedlichste Vertriebspartner angeboten.

Auf der Homepage des Unternehmens (www.bestlifeselect.de) heißt es auf der Startseite: "Verbraucherschützer und Presse sind sich einig: Der Verkauf einer Kapitallebensversicherung ist die klügere und lukrativere Methode als eine Vertragskündigung. Die SAM Finanz AG (Swiss Asset Management) bietet mit CashSelect eine interessante Alternative."

Sechs verschiedene Vertragstypen, CashSelect A bis F, werden in kürzester Form präsentiert. Dazu zeigen kurze Modellrechnungen, wie hoch die Gesamtauszahlungen am Ende der Laufzeit ausfallen soll. Keine Rede davon, ob diese Werte "garantiert", "voraussichtlich", "unverbindlich" oder was sonst immer sind.

Es gibt auch keinerlei Hinweis, wie diese Beträge zustande kommen. Das Berechnungsbeispiel zu Vertragstyp A zeigt beispielsweise folgendes Bild: bei einem aktuellen Rückkaufswert von 20.000 Euro und einer Laufzeit von 6 Jahren würde die Auszahlung nach 6 Jahren 40.000 Euro betragen und sich somit verdoppeln.

Riskant oder unrealistisch!

Renditeversprechen über Marktniveau

Im Klartext: Bei einer Verdoppelung würde man eine Nettorendite von mehr als 12 Prozent p.a.  erzielen. Auch die restlichen Vertragstypen versprechen ähnlich hohe Renditen, je nachdem, ob man die Auszahlungen erst am Ende wählt oder während der Laufzeit Teilauszahlungen in Anspruch nimmt. Aber  derzeit sind Renditen von 2 Prozent p.a. für sicherheitsorientierte Anleger wohl das Höchste der Gefühle. 

Somit sollte man sich ein unumstößliches Gesetz der Geldanlage in Erinnerung rufen: Hohe Ertragschancen sind nur um den Preis hohen Risikos zu haben. Aber wie und wo das Geld aus den Versicherungsverträgen (die von den Anbietern übernommen und rückgekauft werden) veranlagt wird, ist auf der Homepage überhaupt nicht erkenn- oder auffindbar.

Dabei ist genau das die zentrale Frage: Wie kann jemand eine Verzinsung von sieben, acht oder sogar 12 Prozent erzielen,  die für derartige Berechnungsbeispiele notwendig wäre, also wenn sich innerhalb sechs oder zehn Jahren der Betrag verdoppeln soll?

Entweder riskant oder unrealistisch

Dazu kommt, dass Veranlagungsprodukte immer mit Kosten verbunden sind. Auch Vermittler werden nicht um Gottes Lohn tätig. Die notwendige Brutto-Verzinsung müsste also deutlich über den genannten Werten liegen, also weit über dem derzeitigen Zinsniveau. Dazu sind zwei Erklärungsansätze denkbar.

Entweder werden  solche hohen Renditen tatsächlich angestrebt. Dann ist auch das Risiko erheblich, soll heißen:  Auch ein Verlust des gesamten bisher einbezahlten Kapitals liegt im Bereich des Möglichen. Oder aber es handelt sich um unverbindliche Versprechungen ohne realistischen Hintergrund.

Unseriös und intransparent

Unser Fazit zu Cashselect und ähnlichen Produkten: Diese Angebote sind unseriös, intransparent und irreführend. Konsumenten können nicht nachvollziehen, wie eine Verdoppelung des Geldes erreicht werden soll. Ohne Kenntnis der Anlageform lässt sich das damit verbundene Anlagerisiko nicht einschätzen. Renditeversprechen von über 12 Prozent sollten aber Anlass zu großer Vorsicht geben. Unser Rat lautet daher: Finger weg!

Alternative: Zweitmarkt-Polizzen

Alternative: Zweitmarkt-Polizzen

Das bekannte Modell des Zweitmarktes, das es noch immer gibt, funktioniert anders: Dabei übernimmt der Zweitmarkt-Anbieter die Rechte und Pflichten aus dem Versicherungsvertrag des Verkäufers, also des Konsumenten, der seine Lebensversicherung loswerden möchte.

Der Konsument erhält sofort einen etwas höheren Rückkaufswert ausbezahlt, als er direkt bei seinem Versicherer erhalten würde. Außerdem bleibt in diesem Fall der Ablebensschutz erhalten. (Näheres  dazu finden Sie in unserem Artikel: Zweitmarkt für Lebensversicherungen 5/2007).

Bei der den neuen, aus unserer Sicht unseriösen Variante gibt es hingegen keine solchen Verpflichtungen. Was mit dem Vertrag oder dem Kapital tatsächlich passiert, bleibt im Dunklen.

Vorzeitiger Ausstieg nur zweite Wahl

Grundsätzlich gilt: Ein Rückkauf oder Verkauf einer Lebensversicherung ist immer mit Nachteilen verbunden und sollte nur im Notfall in Erwägung gezogen werden. Eine Stilllegung oder Prämienfreistellung ist oftmals die bessere Lösung.

Und: wenn schon verkaufen, dann nur, wenn das Kapital auf einen Schlag ausgezahlt wird!

Diesen Beitrag teilen

Facebook Twitter Drucken E-Mail

Das könnte auch interessant sein:

Gefördert aus Mitteln des Sozialministeriums 

Sozialministerium

Zum Seitenanfang