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Zahnseide und Interdentalbürste - Die Zwischenlösung

Interdentalpflege: Wer Zahnseide verwendet, tut dem Gebiss einen Gefallen. Wir sagen Ihnen, welche Produkte wann geeignet sind.

Wer gesunde Zähne hat, ist nicht unbedingt darauf angewiesen, täglich Zahnseide oder Interdentalbürsten zu benutzen. Aus wissenschaftlicher Sicht lässt sich zumindest bislang kein diesbezüglicher Nutzen erkennen. Ein aktueller Test der Stiftung Warentest zeigt allerdings, dass sich der Aufwand lohnen kann: Der Pflegezustand des Gebisses besserte sich bei allen am Test beteiligten Probanden – egal ob sie nun Zahnseide, Tape, Flauschzahnseide oder Interdentalbürsten benutzten.

Personen, die bereits unter Zahnfleischerkrankungen ­leiden, sollten dagegen auf jeden Fall derar­tige Hilfsmittel verwenden. Für sie zahlt es sich aus, Ablagerungen zwischen den Zähnen zu entfernen.

Elektrische Zahnbürste

Die Zahnbürste allein ist dafür nicht sonderlich geeignet. Die Zahnzwischenräume, in denen sich Karies und Parodontitis besonders gern einnisten, sind damit nicht ordentlich sauber zu bekommen. Apropos Zahn­bürste: Hier empfiehlt sich definitiv die Anschaffung einer elektrischen Zahnbürste. Mit der Handzahnbürste lassen sich keine derart ­guten Reinigungsergebnisse erzielen; außerdem ­besteht die Gefahr, dass es durch fehlerhaftes Putzen zu Schäden an den Zähnen kommt.

Zahnseide und Interdentalbürstchen im Test

Aber zurück zu den eigentlichen Testobjekten. Zugegeben, am Anfang ist es etwas mühsam, sich mit dem korrekten Gebrauch von Zahnseide & Co anzufreunden. Neben dem erhöhten Zeitaufwand bedarf es auch einiger Übung, aber – und das zeigt unser Test – Zahngesundheit und Lebensqualität sollten es einem wert sein, auf die Pflegeprodukte zurückzugreifen. Zahnstocher sind im Übrigen keine gute Alternative. Abgesehen von der eingeschränkten Reinigungsleistung kann es leicht zu Verletzungen des Zahnfleisches kommen.

In Ordination zeigen lassen

Doch wie ist es um die Qualität der auf dem Markt erhältlichen Produkte bestellt – reinigen sie alle gleich gut? Und welche Produkte sind wann am besten geeignet? Der Test zeigt: Beläge lassen sich am effizientesten mit Zahnseide entfernen – jedenfalls, wenn die Zahnzwischenräume normal groß sind. Bei besonders engen Zwischenräumen empfiehlt sich die Verwendung von dünnen, beschichteten Tapes. Für weite Zwischenräume oder unter Brücken und Zahnspangen sind Flauschzahnseiden mit aufgebauschtem Mittelteil und verstärkten Enden oder sogenannte Interdentalbürstchen besser geeignet, aber dazu später.

Tipps vom Zahnarzt

Individuelle Vorlieben spielen keine geringe Rolle, wir können deshalb auch nur Anhaltspunkte für die Wahl des "richtigen“ Interdentalreinigers geben. Im Zweifelsfall kann dabei der Rat des Zahnarztes weiterhelfen. Tut man sich bei der Handhabung schwer, ist es nicht verkehrt, sich den richtigen Gebrauch in der Ordination zeigen zu lassen.

Gewachst und ungewachst

Zahnseide gibt es gewachst und ungewachst. Beide Typen reinigen gleichermaßen effektiv. Anfänger der Interdentalreinigung empfinden die gewachste Seide oft als leichter zu handhaben. Einige Firmen bieten auch fluoridgetränkte Zahnseide an. Die eingesetzten Mengen sind allerdings so gering, dass sie sich nicht besonders auf die Zahngesundheit auswirken dürften. Bei gewachster Zahnseide kann man im Übrigen sogar hören, ob man gut gearbeitet hat, am sauberen Zahn quietscht der Faden nämlich.

Flauschzahnseide bei Zahnspangen und Brücken

Wo die feine Zahnseide an ihre Grenzen stößt, etwa unter fest sitzenden Zahnspangen und Brücken oder bei besonders weiten Zahnzwischenräumen, kann Flauschzahnseide nützlich sein. Diese kann allerdings leichter zerfransen, was die Anwendung manchmal etwas mühsam macht.

Munddusche: gegen festsitzenden Zahnbelag machtlos

Als Alternative für die Zwischenräume bieten sich deshalb sogenannte Interdentalbürstchen an, die in unterschiedlichen Stärken erhältlich sind. Die Bürstchen werden oft in Sets angeboten, mit unterschiedlich starken Bürsten. Ob Bürsten mit längerem oder kürzerem Griff besser sind, muss man selber ausprobieren. Die Probanden im Test fanden, dass die Bürstchen durchwegs einfacher zu handhaben sind als Flauschzahnseide, dafür reinigt Letztere ein wenig gründlicher. Nach der Benutzung sollte das Bürstchen jedes Mal unter fließendem Wasser gründlich ausgewaschen werden.

Verwendung kann anfangs mühsam sein

Egal ob Zahnseide oder Interdentalbürstchen, anfangs kann der Umgang damit recht mühsam sein. Doch auch wenn das Zahnfleisch da einmal blutet, sollte man sich nicht abschrecken lassen. Eher ungeeignet sind solche Produkte hingegen für Kinder, weil diese meist motorisch noch nicht in der Lage sind, sie sinnvoll einzusetzen. Zahnärzte empfehlen den Gebrauch von Zwischenraumreinigern erst ab dem Teenie-Alter, dann aber regelmäßig, sprich: alle zwei Tage. Noch größere Sorgfalt sollten Menschen mit Herzfehlern oder künstlichen Herzklappen walten lassen. Bakterien, die sich in den Zahnzwischenräumen eingenistet haben, können nämlich in die Blutbahn geschwemmt werden und eine folgenschwere Herzinnenhautentzündung auslösen.

Munddusche: gegen festsitzenden Zahnbelag machtlos

Weit verbreitet ist inzwischen auch die Munddusche. Bevor sie verwendet wird, ­sollte man sich immer gründlich die Zähne putzen. Die Munddusche spült lediglich lose anhängende Speisereste und bereits mit der Bürste von der Zahnoberfläche gelösten Zahnbelag weg. Gegen fest sitzenden Zahnbelag ist sie machtlos. Sie erreicht allerdings auch schwer zugängliche Stellen, an die auch die beste Zahnbürste nicht herankommt. Nicht benutzen sollte man das Gerät, wenn man tiefe Zahnfleischtaschen hat. Hier besteht die Gefahr, dass Speisereste in die Taschen hineingespült und so Entzündungen verursacht werden.

Professionelle Mundhygiene-Sitzung

Doch egal welche Hilfsmittel Sie für die Zahnhygiene verwenden: Um auf der sicheren ­Seite zu sein, sollten Sie einmal im Jahr eine Mundhygienebehandlung beim Zahnarzt vornehmen lassen.

Testtabelle: Flauschzahnseide und Interdentalbürsten

Testtabelle: Zahnseide

Zusammenfassung

  • Zahnseide. Beläge lassen sich mit Zahnseide am besten entfernen. Ob gewachst oder ungewachst, ist dabei Geschmacksache. In der Reinigungswirkung unterscheiden sie sich nämlich kaum. Gewachste Zahnseide bietet den Vorteil, dass sie besser durch enge Stellen hindurchgleitet. Die ungewachste Zahnseide fächert sich auf, deshalb wird die Reinigung manchmal als gründlicher empfunden.
  • Flauschzahnseide oder Bürstchen? Zahnseide empfiehlt sich vor allem für Menschen mit normal weiten Zahnzwischenräumen. Wenn sich in fortgeschrittenem Alter das Zahnfleisch zurückzieht und sich dadurch Lücken bilden, sind Flauschzahnseide oder Interdentalbürstchen besser geeignet. Auch der Bereich unter Brücken ist damit gut zu erreichen.

Testkriterien

Getestet wurden sieben exemplarisch ausgewählte Interdentalpflegeprodukte. Für normal weite Zahnzwischenräume: drei Zahnseiden, zwei Flauschzahnseiden und zwei Interdentalbürstensets.

Reinigungswirkung: Die Reinigungswirkung wurde in einem Laborversuch an Modellgebissen mit normalen beziehungsweise erweiterten Zahnzwischenräumen unter Verwendung künstlichen Zahnbelags bestimmt. Hierbei wurden die Zahnzwischenräume mit den jeweiligen anonymisierten Produkten von einem Zahnarzt unter standardisierten Bedingungen gereinigt und anschließend der Anteil der gereinigten Zahnzwischenraum-Fläche im Vergleich zur ungereinigten Fläche ermittelt. Bei Interdentalbürstensets mit verschiedenen Aufsätzen wurde jeweils die Bürste mit dem größten Durchmesser geprüft.

Handhabung: Je 20 Testpersonen (keine regelmäßigen Anwender von Interdentalreinigern) mit normalen oder erweiterten Zahnzwischenräumen bzw. festsitzenden Zahnspangen wendeten die anonymisierten Produkte nach kurzer Instruktion zwei Wochen lang täglich im Split-Mouth-Design an: Jeder Proband prüfte vier verschiedene Produkte. Die Zuordnung der für die jeweilige Mundsituation passenden Hilfsmittel oblag dem Prüfzahnarzt; die Verteilung auf die einzelnen Kieferquadranten erfolgte randomisiert (nach Zufall). Bewertet wurden Handlichkeit, Dicke, Rutschfestigkeit, Stabilität der Produkte und die Benutzung an schwer erreichbaren Stellen. Vor und nach der Anwendungsphase wurde zur Überprüfung der Compliance der Mundhygienestatus jedes Probanden durch den Prüfzahnarzt erhoben.

Deklaration, Gebrauchshinweise: 20 Probanden beurteilten unter anderem Ausführlichkeit, Verständlichkeit und die Hinweise zur Putztechnik. Ein Experte prüfte die Lesbarkeit, und ob die Kennzeichnungselemente auf dem Produkt den gesetzlichen Vorschriften entsprachen.

Buchtipp: "Zähne"

Woran zeigt sich die Qualität einer Krone? Was sind die Vorteile von Gold, was die Nachteile von Keramik? Lohnt es sich, für ein Implantat viel Geld auszugeben? Was gehört zu einer guten Parodontalbehandlung und bei welchen Fehlstellungen reicht die abnehmbare Zahnspange nicht?

In Ordinationen kommt die Beratung oft zu kurz. Unsere aktualisierte Neuauflage des Buches "Zähne" (www.konsument.at/zahnratgeber/) bietet fundierte und für Laien gut lesbare Informationen.

Aus dem Inhalt

  • Mutter, Baby, Kind
  • Zahn- und Kieferregulierungen
  • Zahnfleisch
  • Zahnersatz
  • Kassen und Kosten
  • Probleme mit dem Zahnarzt

207 Seiten, 19,60 Euro (+ Versandspesen)

Leserreaktionen

Unerklärlich

Wie kam es zum Testergebnis Reinigungswirkung? In meiner Zahnarztpraxis ist das Zahnreinigungsband (Satin-Tape) von Oral B unser Lieblingsprodukt, falls im Verlauf einer Mundhygienesitzung eine Zahnseide empfohlen wird. Dieses Reinigungsband ist leicht anzuwenden, hat eine breite Reinigungsfläche und somit ausgezeichnete Reinigungswirkung.

User "Fitz"
(aus KONSUMENT 1/2013)

Die Reinigungswirkung wurde im Laborversuch an Modellgebissen mit normalen bzw. erweiterten Zahnzwischenräumen unter Verwendung künstlichen Zahnbelags bestimmt. Die Zahnzwischenräume wurden mit den jeweiligen anonymisierten Produkten von einem Zahnarzt unter standardisierten Bedingungen gereinigt, anschließend wurde der Anteil der gereinigten Zahnzwischenraum-Fläche im Vergleich zur ungereinigten Fläche ermittelt. Das Oral B Satin Tape Zahnband konnte dabei mit den anderen getesteten Zahnseiden nicht mithalten.

Die Redaktion

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