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Maturareisen - Keilerei im Klassenzimmer

DocLX und Splashline: Maturareiseveranstalter ­werben immer noch an Schulen für ihre Produkte, obwohl dies verboten ist. Wir haben nun zwei Anbieter geklagt.

Anbieter von Maturareisen sind nicht ge­rade zimperlich, wenn es darum geht, neue Kunden zu gewinnen. Bereits lange bevor die Matura ansteht wird versucht, die Schüler­innen und Schüler zur Anmeldung zu bewegen.

DocLX Travel Events und Splashline

Die Maturanten werden via Facebook, in der Schule oder sogar direkt im Klassenzimmer angesprochen. Besonders die beiden großen Anbieter DocLX Travel Events GmbH und Splashline Event- und ­Vermarktungs GmbH tun sich immer wieder hervor. Bedenken der Schüler, Monate im Voraus zu buchen, werden oft mit dem ­Hinweis zerstreut, dass eine Stornierung prob­lemlos möglich sei.

Nur mit Erlaubnis der Direktion

Grundsätzlich darf an Schulen nur mit Erlaubnis der jeweiligen ­Direktion geworben werden. Das Unterrichtsministerium hat in zwei Schreiben (Sep­tember 2010 und November 2011) an die Landesschulräte festgehalten, dass Matura­reise­ver­anstaltern keine solche ­Erlaubnis zu erteilen ist.

Dreistes Vorgehen

Dreistes Vorgehen

Nicht immer halten sich die Veranstalter aber an ein Verbot der Direktion beziehungsweise fragen sie erst gar nicht. Sie setzen junge Keiler ein, die den Lehrern nicht sofort auffallen. KONSUMENT liegen Fälle vor, die belegen, dass die Firmen nach wie vor in den Schulen aktiv sind. Wie dreist die Anbieter dabei agieren, zeigt unter anderem ein uns zugespielter Facebook-Dialog zwischen einer Schülerin aus Niederösterreich und einer DocLX-Mitarbeiterin. Diese versucht, die Klasse umzustimmen, obwohl die Schüler bereits beim Konkurrenten Splash­line gebucht haben: "Ich arbeite bei X-Jam und hab gestern auf Facebook gelesen, dass du heuer Matura hast und ihr schon SSP ­gebucht habt! Da wollt ich dich fragen ob ich mal vorbeischauen kann um euch unser ­Angebot von X-Jam 2016 vorzustellen.“

Beamer und Laptop?

In der Folge kommt es zu einer Terminvereinbarung. Als sich die DocLX-Mitarbeiterin nach Beamer und Laptop erkundigt, wendet die Schülerin ein, dass die Lehrer einen Schlüssel dafür hätten, diesen jedoch nicht so einfach hergäben, zumal es in der Schule nicht erlaubt sei, einen Werbevortrag zu halten. Letzteren Hinweis ignoriert die Dame von DocLX geflissentlich. Als die Schülerin Bedenken dahin gehend äußert, dass eine Stornierung bei SSP wohl teuer käme, verspricht sie, DocLX werde die anfallenden Stornokosten übernehmen.

Negative Kommentare über Konkurrenz

Nachdem die Klasse auch nach dem Vortrag nicht auf das X-Jam-Angebot eingehen möchte, spielt sie ihre letzte Karte aus und versucht, das Angebot der Konkurrenz schlechtzumachen. Sie schickt der Schülerin via Facebook mehrere negative Kommentare zu einer SSP-Maturareise.

Aggressive Geschäftsanbahnung

Aggressives Geschäftsgebaren

"Das Vorgehen zeigt eindrücklich, wie ­aggressiv die Anbieter agieren. Die Schüler gehen nicht davon aus, dass die Eintragung in die Anmeldeliste schon eine verbindliche Buchung bedeutet. Die Buchungsbestätigung kommt dann erst Monate später“, sagt VKI-Juristin Ulrike Docekal. Das Sammeln der Unterschriften in der Klasse erzeuge ­einen starken Gruppendruck, gerade wenn es um eine Maturareise gehe. „Darin sehen wir eine aggressive Geschäftspraktik“, so Docekal.

Klage eingereicht

Nachdem beim VKI mehrere Beschwerden von Eltern und Schülern eingegangen sind, hat der VKI gegen Splashline Klage ein­gereicht, und prüft auch gegen DocLX ­gerichtlich vorzugehen. Es ist nicht das erste Mal, dass die Maturareise­veranstalter in den Fokus des Verbraucherschutzes geraten. Bereits 2011 gingen wir gerichtlich ­gegen DocLX und Splashline vor, weil sie im Zusammenhang mit ihren Angeboten den Genuss von harten Alkoholika propagiert hatten.

Facebook-Dialog zwischen Schülerin und DocLX

Maturareisen: Hier der Facebook-Dialog zwischen einer Schülerin und DocLX


Maturareisen: Hier der Facebook-Dialog zwischen einer Schülerin und DocLX  - Teil 2


Maturareisen: Hier Teil 3 des Facebook-Dialogs zwischen einer Schülerin und DocLX

 

 

 

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