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Allergietests für zu Hause - Finger weg

, aktualisiert am

Mit einem Test aus dem Internet zu überprüfen, ob man unter einer Nahrungsmittelallergie oder -unverträglichkeit leidet, ist keine gute Idee. Wir haben zehn Produkte untersucht, empfehlen können wir kein einziges.

Im Test finden Sie

  • Cerascreen (Allergietest)  - Lebensmittel Reaktionstest Allergien & Unverträglichkeiten
  • Cerascreen (Allergietest) - Allergie Testkit Nüsse
  • Food Detective (Test auf Nahrungsmittelunverträglichkeit) - Selbsttest
  • Imupro (Test auf Nahrungsmittelunverträglichkeit) - Imupro Home Screen 22 Lebensmittel
  • Kiweno (Test auf Nahrungsmittelunverträglichkeit) . Nahrungsmittel Selbsttest
  • Medivere (Allergietest) - Allegro-Screen Nahrungsmittel
  • Medivere (Test auf Nahrungsmittelunverträglichkeit) - Laktose Atemtest
  • NanoRepro (Allergietest) - Milch Check
  • Prima Home Test (Test auf Nahrungsmittelunverträglichkeit) - Prima Nahrungsmittel-Intoleranzen (64 Lebensmittel)
  • Veroval (Test auf Nahrungsmittelunverträglichkeit) - Gluten-Intoleranz

10 Allergietests im Vergleich

Viele Menschen glauben, dass sie von einer Nahrungsmittelallergie betroffen sind. Einer Umfrage der Berliner Charité zufolge gaben dies mehr als ein Drittel aller Befragten an. Geht man in Österreich von ähnlichen Zahlen aus, verwundert es nicht, dass die großen Supermarktketten und Diskonter das Geschäft mit laktose- oder glutenfreien Lebensmitteln längst entdeckt haben.

Hofer wirbt mit „enjoy free“

In den Supermärkten füllen derartige Produkte ganze Regalreihen. Branchenriese Spar etwa preist die Produkte als Genuss für Menschen mit speziellen Ernährungsbedürfnissen an. Hofer wirbt mit „enjoy free“. Viele geben ihr Geld allerdings unnötigerweise für die teuren Spezialprodukte aus. Die Zahl derer, die nachweislich an einer Nahrungsmittelallergie leiden, ist weitaus geringer als der eingangs genannte Umfragewert. Gerade einmal drei Prozent der Bevölkerung sind betroffen, wie medizinische Untersuchungen klar belegen.

Deutlich höher ist allerdings der Anteil bei Fruktoseunverträglichkeit (Fruktosemalabsorption) und Laktoseintoleranz. Von den Erwachsenen sind jeweils 10 bis 15 Prozent davon betroffen. Unter einer echten Zöliakie (glutensensitive Enteropathie) leiden dagegen nur 1,0 Prozent. Bei einer Allergie richtet sich das Immunsystem gegen harmlose Eiweißmoleküle aus Lebensmitteln. Es erkennt den vermeintlich gefährlichen Stoff und bildet dann Abwehrstoffe (z.B. Antikörper) dagegen.

Ausschlag, Atemnot, Übelkeit, Durchfall

Hat das Immunsystem einmal auf einen bestimmten Stoff reagiert, behält es die Erinnerung daran. Beim nächsten Kontakt kann die Reaktion dann umso heftiger ausfallen. Der Körper setzt große Mengen an Entzündungsstoffen frei. Das führt zu Symptomen wie Hautauschlägen, Atemnot, Übelkeit oder Durchfällen. Im Extremfall kann eine allergische Reaktion auch einen lebensbedrohlichen Kollaps verursachen.

Allergietest im Fach-Ambulatorium ...

Für Menschen, die bestimmte Lebensmittel nicht vertragen, ist es deshalb von essenzieller Bedeutung, zu wissen, ob sie an einer Allergie leiden oder nicht. Allergien können nur durch wissenschaftlich evaluierte klinische Tests bzw. mittels Blut-Tests diagnostiziert werden. In Wien ist es für Betroffene relativ einfach, eine seriöse Abklärung vornehmen zu lassen. Man benötigt dazu nur eine ärztliche Überweisung und kann eines der Allergieambulatorien aufsuchen.

... oder beim Facharzt

In den Bundesländern und vor allem in ländlichen Gebieten gestaltet sich die Abklärung komplizierter. Das liegt unter anderem daran, dass in letzter Zeit einige Allergieambulanzen geschlossen wurden. Betroffenen bleibt somit nur mehr der Weg zu einem Lungenfacharzt, HNO-Arzt, Dermatologen oder – wenn Kinder betroffen sind – zu einem Kinderfacharzt. Eine Zöliakie muss vom einem Gastroenterologen (Magen-Darm-Spezialist) abgeklärt werden.

Floridsdorfer Allergiezentrum: je zehn Testpersonen

Viele, die den Weg zum Arzt scheuen oder vor langen Wartezeiten zurückschrecken, suchen Zuflucht bei im Internet angebotenen Selbsttests. Mit diesen, so versprechen die Anbieter, lassen sich Allergien und Nahrungsmittelunverträglichkeiten für zahlreiche Lebensmittel bestimmen. Die Testergebnisse werden in der Regel mit entsprechenden Diätempfehlungen verkauft. Die meisten Tests basieren auf dem einfachen Nachweis von bestimmten Antikörpern im Blut, in den meisten Fällen IgGAntikörpern.

10 Produkte mit je 10 Testern geprüft

Doch lassen sich Allergien und Nahrungsmittelunverträglichkeiten überhaupt auf diese Art bestimmen und wenn ja, wie genau sind die Ergebnisse zu interpretieren? Um das herauszufinden, haben wir in Kooperation mit dem Floridsdorfer Allergiezentrum (FAZ) in Wien zehn verschiedene Produkte unter die Lupe genommen, auf die wir im Internet stießen. Die Tests wurden von jeweils zehn Testpersonen angewendet. Alle Probanden wurden zudem zur Kontrolle im FAZ ausgetestet.

Kein Test empfehlenswert

Das Ergebnis unserer Untersuchung fiel ernüchternd aus. Für keinen einzigen der zehn Tests können wir eine Empfehlung aussprechen. Bei vielen Tests wurden Unverträglichkeiten diagnostiziert, obwohl die Testpersonen gar keine Probleme mit den betreffenden Lebensmitteln haben und bei deren Verzehr keinerlei Beschwerden auftreten.

6 Produkte: haarsträubende Ergebnisse

Sechs Produkte lieferten sogar derart haarsträubende Ergebnisse, dass wir empfehlen, die Finger davon zu lassen. Wer den Testergebnissen folgt, riskiert unter Umständen massive gesundheitliche Probleme. In einem Fall wurde etwa eine bei Erwachsenen sehr seltene, schwere Milchallergie nicht erkannt. Hätte sich die Testperson auf das Ergebnis verlassen und weiterhin Milchprodukte konsumiert, so hätte es zu einem lebensbedrohlichen anaphylaktischen Schock kommen können.

Fachärzte und Diätologen

Und selbst wenn Tests teilweise korrekte Ergebnisse liefern, kann der Konsument damit kaum etwas anfangen. Er ist gezwungen, zur medizinischen Abklärung einen Facharzt aufzusuchen. Ein Diätologe erstellt dann ein passendes Diätprogramm.
 

Allergo-Screen Nahrungsmittel

Allegro-Screen Nahrungsmittel

Marke Medivere (Allergietest)
Bezeichnung Allegro-Screen Nahrungsmittel
Kosten 99 Euro
Methode IgE (Anitkörper)-Nachweis
Diätempfehlung Nicht vorhanden, nur Laborwerte
Befundabgleich mit FAZ Gute Übereinstimmung mit den FAZ Ergebnissen
Fazit Eingeschränkt empfehlenswert für den Hausgebrauch

KONSUMENT-Test Allergietest für zu Hause - Allergoscreen (Foto: A. Thörisch/VKI)

Allergie Testkit Nüsse

Allergie Testkit Nüsse

Marke Cerascreen (Allergietest)
Bezeichnung Allergie Testkit Nüsse
Kosten Ab 24 Euro
Methode IgE-Nachweis
Diätempfehlung Sowohl für eine Erdnuss- als auch für eine Haselnussallergie werden Ernährungs-Empfehlungen gegeben.
Befundabgleich mit FAZ Im FAZ wurde keine Nussallergie diagnostiziert, bei einigen Testpersonen allerdings eine Birkenpollenallergie. Dann sollte der Selbsttest bzgl. Haselnuss positiv ausfallen, da es sich um eine Kreuzallergie zu Birkenpollen handelt. Es wurde jedoch kein einziges positives Ergebnis angezeigt.
Fazit Eingeschränkt empfehlenswert für den Hausgebrauch

KONSUMENT-Test Allergietest-Nüsse für zu Hause - Cerascreen (Foto: A. Thörisch/VKI)

Food Detective

Food Detective

Marke Food Detective (Test auf Nahrungsmittelunverträglichkeit)
Bezeichnung Food Detective Selbsttest
Kosten 77,90 Euro
Methode Methode IgG-Nachweis
Diätempfehlung Lebensmittel mit positiver Reaktion sollten drei Monate gemieden werden.
Befundabgleich mit FAZ IgG-Antikörper gegen Nahrungsmittel sind nach aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen kein zuverlässiger Indikator. Sie werden bei wiederholtem Kontakt mit Nahrungsmittel-Bestandteilen natürlicherweise durch das Immunsystem gebildet. Daher ist diese Methode zur Abklärung und Diagnostik von Nahrungsmittelunverträglichkeiten ungeeignet.
Fazit Nicht empfehlenswert für den Hausgebrauch

KONSUMENT-Test Allergietest für zu Hause - FoodDetective (Foto: A. Thörisch/VKI)

Gluten-Intoleranz

Gluten-Intoleranz

Marke

Veroval (Test auf Nahrungsmittelunverträglichkeit)
Bezeichnung Gluten-Intoleranz
Kosten Ab 16 Euro
Methode IgA-Nachweis
Diätempfehlung Eine empfohlene glutenfreie Diät sollte mit dem Arzt besprochen werden.
Befundabgleich mit FAZ Bei keiner Testperson wurde eine Zöliakie diagnostiziert. Dieses Ergebnis stimmt mit den FAZ-Befunden überein. Eine Autoimmunerkrankung sollte jedoch keinesfalls mit einem Schnelltest abgeklärt werden.
Fazit Eingeschränkt empfehlenswert für den Hausgebrauch

KONSUMENT-Test Allergietest für zu Hause - Gluten-Intoleranz_Veroval (Foto: A. Thörisch/VKI)

Imupro

Imupro

Marke Imupro (Test auf Nahrungsmittelunverträglichkeit)
Bezeichnung Imupro Home Screen 22 Lebensmittel
Kosten 79 Euro
Methode IgG-Nachweis
Diätempfehlung Es werden keine Ernährungsempfehlungen mitgeliefert.
Befundabgleich mit FAZ IgG-Antikörper gegen Nahrungsmittel sind nach aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen kein zuverlässiger Indikator. Sie werden bei wiederholtem Kontakt mit  Nahrungsmittel-bestandteilen natürlicherweise durch das menschliche Immunsystem gebildet. Daher ist diese Methode zur Abklärung und Diagnostik von Nahrungsmittelunverträglichkeiten ungeeignet.
Fazit nicht empfehlenswert für den Hausgebrauch

KONSUMENT-Test Allergietest für zu Hause - Imupro (Foto: A. Thörisch/VKI)

Kiweno

Kiweno

Marke Kiweno (Test auf Nahrungsmittelunverträglichkeit)
Bezeichnung Nahrungsmittel Selbsttest
Kosten 99 Euro
Methode IgG-Nachweis
Diätempfehlung Je nach Stärke der Unverträglichkeiten sollen manche Lebensmittel nur gelegentlich (alle 3 bis 4 Tage) gegessen oder bis zu 6 Monate gemieden werden. Danach können die betreffenden Lebensmittel schrittweise und in kleinen Mengen wieder in den Speiseplan eingebaut werden.
Befundabgleich mit FAZ IgG-Antikörper gegen Nahrungsmittel sind nach aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen kein zuverlässiger Indikator. Sie werden bei wiederholtem Kontakt mit Nahrungsmittelbestandteilen natürlicherweise durch das menschliche Immunsystem gebildet. Daher ist diese Methode
zur Abklärung und Diagnostik von Nahrungsmittelunverträglichkeiten ungeeignet.
Fazit nicht empfehlenswert für den Hausgebrauch

KONSUMENT-Test Allergietest für zu Hause - Kiweno (Foto: A. Thörisch/VKI)

Laktose-Atemtest

Laktose-Atemtest

Marke Medivere (Test auf Nahrungsmittelunverträglichkeit)
Bezeichnung Laktose Atemtest
Kosten Ab 39 Euro
Methode H2-Atemtest
Diätempfehlung Keine
Befundabgleich mit FAZ Bei zwei Testern waren die Werte erhöht. Beiden Testern wurde aufgrund der geschilderten Symptome auch vom FAZ ein Laktose-Atemtest angeraten.
Fazit Eingeschränkt empfehlenswert für den Hausgebrauch

KONSUMENT-Test Allergietest für zu Hause - Laktose-Atemtest (Foto: A. Thörisch/VKI)

Lebensmittel-Reaktionstest

Lebensmittel-Reaktionstest

Marke Cerascreen (Allergietest)
Bezeichnung Lebensmittel Reaktionstest Allergien & Unverträglichkeiten
Kosten 99 Euro
Methode IgG- und IgE-Nachweis
Diätempfehlung Es werden umfassende Diätempfehlungen gegeben. Diesen sollte man keinesfalls ohne kompetente Beratung folgen.
Befundabgleich mit FAZ Kaum ein Testergebnis stimmte mit den FAZ-Kontrollergebnissen überein. Es wurden immer deutlich mehr Allergene (in unterschiedlichen Stärken) ermittelt, als tatsächlich vorhanden sind. Vier der zehn Tester leiden an keiner Allergie, dennoch wurden auch bei ihnen potenzielle Allergieauslöser identifiziert.
Fazit Nicht empfehlenswert für den Hausgebrauch

KONSUMENT-Test Allergietest für zu Hause - Cerascreen Lebensmittel-Reaktionstest (Foto: A. Thörisch/VKI)

Milch-Check

Milch-Check

Marke NanoRepro (Allergietest)
Bezeichnung Milch Check
Kosten 24 Euro
Methode IgE-Nachweis
Diätempfehlung Es wird darauf hingewiesen, dass man nicht einfach auf bestimmte Lebensmittel verzichten soll, weil das zu einem Nährstoffmangel führen kann.
Befundabgleich mit FAZ Bei drei Personen wurde eine Milchallergie angezeigt, obwohl keine vorliegt. Sieben Mal war das Testergebnis negativ – auch bei einer Person mit einer ungewöhnlich starken Milchallergie. Würde diese Testperson Milch konsumieren, wäre dies lebensgefährlich.
Fazit Nicht empfehlenswert für den Hausgebrauch

KONSUMENT-Test Allergietest für zu Hause - Milchcheck (Foto: A. Thörisch/VKI)

Prima Home-Test

Prima Home-Test

Marke Prima Home Test (Test auf Nahrungsmittelunverträglichkeit)
Bezeichnung Prima Nahrungsmittel-Intoleranzen (64 Lebensmittel)
Kosten Ab 89 Euro
Methode IgG-Nachweis
Diätempfehlung Je nach Diagnose sollen die betreffenden Lebensmittel eine gewisse Zeit gemieden werden. Danach können sie langsam wieder in den Speiseplan eingebaut werden. Alternativen für zu meidende Lebensmittel werden angeführt.
Befundabgleich mit FAZ IgG-Antikörper gegen Nahrungsmittel sind nach aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen kein zuverlässiger Indikator. Sie werden bei wiederholtem Kontakt mit  Nahrungsmittel-Bestandteilen natürlicherweise durch das menschliche Immunsystem gebildet. Daher ist diese Methode zur Abklärung und Diagnostik von Nahrungsmittelunverträglichkeiten ungeeignet.
Fazit Nicht empfehlenswert für den Hausgebrauch

KONSUMENT-Test Allergietest für zu Hause - Prima Hometest (Foto: A. Thörisch/VKI)

Interview: Dr. Stefan Wöhrl - Floridsdorfer Allergiezentrum

Priv.-Doz. Mag. Dr. Stefan Wöhrl ist Facharzt für Dermatologie und Venerologie am Floridsdorfer Allergiezentrum (FAZ): „Auch der seriöseste Allergietest hilft nicht, wenn Sie niemanden haben, der Ihnen die Bedeutung erklärt.“

Allergieexperte Dr Stefan Wöhrl im KONSUMENT-Interview (Foto: Richard Schuster)KONSUMENT: Was soll ich tun, wenn ich das Gefühl habe, an einer Nahrungsmittelallergie oder -unverträglichkeit zu leiden?
Dr. Wöhrl: Sinnvoll ist es, ein Ernährungstagebuch zu führen. Dabei sollte einerseits die Zusammensetzung aller Mahlzeiten (auch Zwischenmahlzeiten wie z.B. Kaugummi) über zwei Wochen mit Uhrzeit notiert werden, um zu erfassen, was wann gegessen wird. Ebenso sollen die Art der Symptome und die Dauer mit Beginn und Ende mit Uhrzeit erfasst werden. Normalerweise reichen bei häufig gegessenen Nahrungsmittel für einen ersten Überblick relativ kurze Zeiträume aus. Man nennt das "diagnostische Diät“.

Wie lassen sich Allergien bzw. Unverträglichkeiten überhaupt diagnostizieren?
Allergien werden durch die Bildung von IgE-Antikörpern hervorgerufen. Das löst eine sehr rasch ablaufende Immunantwort aus, zum Beispiel die Bildung von Quaddeln oder einen Asthma-Anfall. Allergietests sind über viele Jahre dafür entwickelt worden, diese IgE-Antikörper nachzuweisen. Für Unverträglichkeitsreaktionen gegen Zuckerstoffe können solche Allergietests nicht verwendet werden; dafür benötigt man andere Tests, sogenannte Atemtests. Für die Laktoseintoleranz kann auch ein aufwendiger Gentest eingesetzt werden.

Warum sind Selbsttests so problematisch?
Die Diagnostik in der Allergologie ist komplex. Auch bei den seriösen Allergietests hat nicht jedes positive Ergebnis eine Bedeutung, und es gibt auch falsch negative Resultate. Nur die Zusammenschau aus Geschichte des Patienten (Anamnese), Testbefund und Interpretation des Testbefunds durch einen Allergieexperten macht es möglich, klinisch relevante von nicht relevanten Befunden zu trennen. Kurz zusammengefasst: Auch der seriöseste Allergietest hilft nicht, wenn Sie niemanden haben, der Ihnen die Bedeutung erklärt.
 

Unterschied zwischen Allergie und Unverträglichkeit

Sie werden oft verwechselt - hier die Unterschiede:

Allergien

Bei einer Allergie bekämpft das Immunsystem fälschlicherweise harmlose Eiweißmoleküle aus bestimmten Lebensmitteln. Es erkennt den vermeintlich gefährlichen Stoff und bildet dann Abwehrstoffe (Antikörper) dagegen. Dabei handelt es sich um sogenannte Immunglobuline vom Typ E (IgE). Beim nächsten Kontakt erkennt das Immunsystem den Stoff wieder und setzt große Mengen an Abwehrstoffen (Histamin und andere Gewebshormone) frei, um die „Eindringlinge“ abzuwehren.

Es gibt zwei Formen der Nahrungsmittelallergie (IgE):

1. Die „primäre Nahrungsmittelallergie“ die im Kindesalter auftritt. Typisch hierfür sind Hühnereier, Kuhmilch, Weizen, Erdnüsse, Soja, Fisch und Meeresfrüchte. Kuhmilch-, Weizen- und Hühnereiweißallergie gehen meist schon in der frühen Kindheit verloren, alle anderen aufgezählten Allergien bleiben meist ein Leben lang bestehen. Nahrungsmittelallergien können schwerwiegende Folgen haben. Typische Symptome treten unmittelbar (bis 30 Minuten) nach dem Verzehr auf: 

  • starker Juckreiz, Nesselausschlag, Rötungen am ganzen Körper
  • Atemprobleme
  • Schwellungen in Gesicht und Rachen
  • Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen, Durchfall
  • Im Extremfall: Blutdruckabfall, Schwindel, Kollaps (Anaphylaxie)
  • nach 24 Stunden: Verschlechterung des Hautbilds (bei Neurodermitis)

2. Die „sekundäre“ oder „Pollen-assoziierte“ Nahrungsmittelallergie. Sie betrifft meist Erwachsen und ist die Folge einer bestehenden (Pollen-)Allergie. Eiweißstrukturen der Pollen sind jenen der Nahrungsmittel so ähnlich, dass der Körper sie verwechselt. Dabei treten ebenfalls Beschwerden auf, die sich aber meist in milderer Form äußern.

Unverträglichkeiten (Intoleranzen)

Unverträglichkeiten (Intoleranzen) treten häufiger auf als Allergien. Sie werden durch einen Enzym-Mangel oder einen Transportdefekt verursacht und sind nicht die Folge einer Reaktion des Immunsystems. Bei Intoleranzen können Nahrungsbestandteile nicht oder nur schlecht verdaut werden. Je mehr von dem Lebensmittel konsumiert wird, das die Beschwerden verursacht, desto stärker fallen die Beschwerden aus. Da die Symptome ähnlich sind, werden sie häufig mit denen einer Allergie verwechselt.

Typische Symptome sind:

  • Bauchschmerzen, Krämpfe
  • Blähungen, Durchfall
  • Müdigkeit

Häufige Intoleranzen 

  • Laktose-Intoleranz: Hier bildet der Körper keine bzw. zu wenig Laktase (Verdauungsenzym), weshalb der Milchzucker nicht verwertet werden kann und ins Blut aufgenommen wird. Der Milchzucker gelangt unverdaut in den Dickdarm und dient den dort angesiedelten Bakterien als Nahrung. Dabei entstehen Gase und organische Säuren. Das äußert sich als Blähungen und Durchfall.
  • Fruktose-Malabsorption (oft fälschlicherweise als Fruktose-Intoleranz bezeichnet): Der Körper kann Fruchtzucker nur vermindert aufnehmen. Der Fruchtzucker gelangt unverdaut in den Darm und es entstehen wie bei der Laktose-Intoleranz Gase und organische Säuren. Wie bei der Laktose-Intoleranz sind die Symptome Blähungen und Durchfall.
  • Histamin-Intoleranz: Hier besteht ein Mangel oder Defekt des Histamin abbauenden Enzyms Diaminoxidase (DAO). Histaminreiche Lebensmittel sind Rotwein, Nüsse, Tomaten, Sauerkraut, Käse, Schokolade, Salami, Spinat, Fisch.
  • Zöliakie: Eine Sonderform der Intoleranzen ist die Gluten-Unverträglichkeit („Zöliakie“): Gluten ist ein Getreidebestandteil (Klebereiweiß). Die Zöliakie ist eine Autoimmunerkrankung, die eine konsequente und lebenslange Diät erfordert, nämlich das Meiden von Gluten. Andernfalls kommt es zu einer chronischen Entzündung und Schädigung der Dünndarmschleimhaut. Die Symptome können von harmlos bis sehr massiv reichen.

Tipps

  • Allergietests: Hände weg von Test aus dem Internet. Sie liefern keine qualifizierte Diagnose. Statt Geld für fragwürdige Internet-Tests auszugeben, sollte man zur Abklärung einer Allergie oder Nahrungsmittelunverträglichkeit in jedem Fall ein Allergiezentrum oder einen Arzt aufsuchen, der über entsprechende Kenntnisse verfügt.
  • Nahrungsmittelallergien: Allergie- und Unverträglichkeitssymptome fallen von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich aus, sowohl was die Symptome als auch was die Intensität der Reaktionen angeht. All das sollte im Zuge eines ausführlichen Gesprächs erhoben werden.
  • Ernährungsberatung: Jede Person, die unter einer nachgewiesenen Nahrungsmittelallergie oder einer Nahrungsmittelunverträglichkeit leidet, sollte unbedingt eine Ernährungsberatung bei einem Diätologen in Anspruch nehmen. Wir fordern, dass die Kosten dafür endlich von den Krankenkassen übernommen werden.

Stellungnahmen: Kiweno, Cerascreen, Imupro, Milch Check

Kiweno

Der Vergleich von Unverträglichkeitstest und Allergietests kommt einem Vergleich von Äpfeln und Birnen gleich. Dass ein Vergleich der Ergebnisse beider Testarten unterschiedliches ergibt, verwundert nicht. Allergien und Unverträglichkeiten sind immunologisch unterschiedliche Vorgänge im Körper, entsprechend sind auch die Methoden, diese zu testen, unterschiedlich. Eine Produktempfehlung auf so einem gravierenden methodischen Fehler aufzubauen ist nicht nur unwissenschaftlich, sondern eine klare Falschdarstellung der Tatsachen.
Robert Fuschelberger
COO, Co-Founder

Cerascreen

Beim Testing im Bereich der Typ I Allergie mit unterschiedlichen Verfahren sind abweichende Ergebnisse nicht ungewöhnlich. Dieses wird in verschiedenen Literatur-Texten belegt und liegt im gemessenen Parameter spezifisches IgE begründet. Im Vergleich Pricktest versus spezifisches IgE ist diese Abweichung aufgrund der unterschiedlichen Messmethoden (Haut vs. Blut) noch deutlicher. Das absolute Höhen der Sensibilisierung nicht zwangsweise mit dem klinischen Bild korrelieren, ist in den Leitlinien der Fachgesellschaft aus DACH belegt. Zudem gilt der Pricktest beim Nachweis von Nahrungsmittelallergien nicht so zuverlässig wie etwa bei der Testung von Pollen.

Die von Cerascreen in Auftrag gegebenen Analysen schneiden regelmäßig in offiziellen Ringversuchen mit sehr gut ab und werden nach den Vorgaben der ISO 13485 gefertigt. Cerascreen hat im Bewusstsein, den Konsumenten noch optimalere Auswertungen bieten zu wollen, die Entwicklung einer wesentlich sensitiveren Testmethodik in Auftrag gegeben. Diese Methodik wird den Verbrauchern noch in diesem Jahr zur Verfügung stehen.
Kai Riedel  
Vice President Marketing & Communication

Imupro

"Was unterscheidet eine verzögerte IgG Nahrungsmittelallergie von einer klassischen Sofort-Allergie? In der öffentlichen Berichterstattung wird diese Unterscheidung in der Regel nicht getroffen. Sie ist für Diagnose und Therapie jedoch äußerst wichtig. Im normalen Sprachgebrauch ist mit einer Allergie gegen Nahrungsmittel eine Allergie mit einer sofortigen Reaktion die Rede. Hier sind die Auslöser in der Regel bekannt. Außerdem gibt es eine Nahrungsmittelallergie mit verzögerter Reaktion. Dadurch ist es häufig nicht möglich, das auslösende Nahrungsmittel den Symptomen zuzuordnen. Das haben Sie mit den Prick-Tests ermittelt. Bei einer verzögerten IgG-Nahrungsmittelallergie produziert das Immunsystem spezifische IgG-Antikörper gegen Nahrungsmittelproteine. Die Symptome sind vielfältig und treten mit einer Verzögerung von einigen Stunden bis zu drei Tagen nach dem Verzehr auf.

Verzögerte IgG-Nahrungsmittelallergien sind nicht zu verwechseln mit der klassischen IgE-Allergie. Hier produziert das Immunsystem eine andere Klasse von Antikörpern gegen die Nahrungsmittelproteine: IgE-Antikörper. Die Symptome sind andere und sie treten sofort, d.h. Sekunden bis Minuten nach dem Verzehr auf. ImuPro testet spezifische IgG-Antikörper gegen Nahrungsmittel. Zu IgE vermittelten Sofort-Allergien macht der ImuPro-Test keine Aussage.“ Sie haben die Unterscheidung zwischen IgE und IgG Allergien nicht vollzogen. Ich kann für mich nur sagen, dass ich z.B. bei Gluten keine Sofortreaktionen habe, aber sich mein Fitnesszustand nach wenigen Wochen stark verbesserte, als ich es weggelassen habe, nach der Durchführung von Imupro@home. Und viele unserer Kunden haben ähnliche Erfahrungen gemacht.
Andre Balzer
Immupro/Myselftest

Milch Check

Der MilchCHECK weist spezifische IgE-Antikörper gegen Gesamtmilcheiweiß (Allergencode f2) ab einem Wert von 3.5 kU/L mit einer Sensitivität von 92.3 % und einer Spezifität von >99 % nach. IgE-Werte zwischen 0.35 kU/L und 3.5 kU/L werden ebenfalls, jedoch mit einer geringeren Sensitivität, nachgewiesen. Diese Werte wurden in einer Leistungsbewertungsstudie erhoben. Die Referenzmethode war, wie auch bei dem vergleichenden Warentest, ImmunoCAP. Da der VKI leider, auch nach mehrmaliger Nachfrage, keine genauen Werte und Ergebnisse des Warentests mitteilen wollte, können wir auf die vorgebrachten Vorwürfe nicht im Detail eingehen, sondern nur allgemein antworten.

Rückstellmusterprüfungen der betroffenen Charge haben gezeigt, dass erhöhte IgE-Werte im Blut eine deutlich positive Testlinie hervorrufen. Aus Mangel an Informationen müssen wir daher davon ausgehen, dass der IgE-Spiegel des von dem VKI angeführten Patienten mit Milchallergie unterhalb der Erkennungsgrenze lag. Ebenso ist es möglich, dass die drei Patienten, die laut VKI keine Milchallergie haben, geringe IgE-Werte aufweisen, die von unserem MilchCHECK erkannt wurden. Auch hier können wir leider, da uns genaue Werte nicht mitgeteilt wurden, keine fundierte Aussage treffen. 
Martin von Rüden
Regulatory Affairs Manager NanoRepro AG

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