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Bettwanzen - Der Feind in meinem Bett

Lange galten Bettwanzen bei uns als mehr oder weniger ausgestorben. Kaum vorstellbar, dass sie wieder auf dem Vormarsch sind. Sind sie einmal da, ist es ist nicht leicht, sie wieder loszuwerden. Vorbeugen ist besser.

Lange galten Bettwanzen bei uns als mehr oder weniger ausgestorben. Geschichten über das Auftreten der nächtlichen Blutsauger in Österreich stammen überwiegend aus Zeiten mit schwierigen hygienischen Bedingungen. Dass die ­„Cimex lectularius“, wie sie auf Lateinisch heißt, jetzt zunehmend unsere ­modernen, gut gepflegten Wohnungen unsicher macht, ist kaum vorstellbar. Doch Hausverwaltungen, Hoteliers und Schädlingsbekämpfer berichten: Für immer mehr Menschen wird genau das zur wenig erfreulichen Realität.

Blinde Passagiere

Bettwanzen lassen ihre Verbreitung bis auf wenige Ausnahmen von den Menschen erledigen. Und diese bieten den Tieren aufgrund eines geänderten Lebensstils immer mehr Möglichkeiten, zu neuen Zielen aufzubrechen. Egal ob Business­trip, Fortbildungsseminar, zweiwöchige Sommerfrische oder eine Städtereise übers Wochenende: Die stark gestiegene Reisetätigkeit ist einer der Hauptverbreitungswege der Bettwanzen. Hotels aller Klassen stöhnen unter der Plage, entwickeln aber im Gegensatz zum wachsenden Segment der privaten Urlaubswohnungsvermieter einen zunehmend professionellen Umgang mit der Bedrohung. In Internetforen werden auch Nachtreisezüge als häufige Quelle von Wanzenkontakten genannt. Doch nicht nur man selbst, auch Couchsurfer oder Freunde, die ein paar Tage zu Besuch kommen, können die Insekten als unliebsame Gastgeschenke mitbringen.

Verbreitung mittels alter Kleider, Möbel, Bücher, CDs, ...

Mit der Verbreitung des Internets geht auch die boomende Nutzung von Tausch- bzw. Privatverkaufsplattformen einher. Hier ersteht man nicht nur günstig CDs, Bücher, Möbel, Teppiche, Bilderrahmen, Stoffspielzeug oder Kleidung, sondern bekommt bisweilen Bettwanzen als Draufgabe mitgeliefert.

Die Tiere können es sich aber auch in am Dachboden wiederentdeckten Möbeln bequem gemacht haben, in Flohmarktware oder in Kleidungsstücken aus dem Secondhandshop. Wird der Hunger sehr groß, gehen die an sich standorttreuen Tiere auf der Suche nach einem neuen Wirt selbstständig auf Wanderschaft. Sie übersiedeln dann etwa aus befallenen, aber länger nicht mehr genutzten Wohnungen zum Nachbarn.

Genügsame Überlebenskünstler

Die erwachsenen Tiere sind papierblattdünn, etwa 5 bis 7 mm lang, braun bis schwarzbraun, haben einen segmentierten, rundovalen Körper und keine Flügel. Ein Weibchen legt in seinem einjährigen Leben bei guten Bedingungen etwa 300 bis 500 Eier. Vom Eistadium bis zur Geschlechtsreife häuten sich die Wanzen fünf Mal, der Körper sieht dabei bereits nach dem ersten Schlüpfen wie jener erwachsener Tiere aus, nur kleiner. Vor jeder Häutung benötigen sie eine Blutmahlzeit. Allerdings kommen sie auch bis zu ein Jahr lang ohne jegliche Nahrung aus. Bei Temperaturen von 25 bis 33 °C und regelmäßig verfügbarer Nahrung dauert es bis zur Geschlechtsreife rund fünf bis sechs Wochen. Unter 13 °C stoppt die Entwicklung, über 36 °C beginnen Missbildungen bei der Entwicklung der Tiere.

 

 

Bekämpfen: unbedingt mit dem Kammerjäger

Spuren richtig lesen

Bei welchen Anzeichen sollte man einen Bettwanzenbefall in Betracht ziehen? Da wären einmal die 0,5 bis 1 mm großen braunen bis schwarzbraunen Kotspuren. Je nach Untergrund sehen sie ein wenig verwischt oder ähnlich wie zerronnene Tintenflecken aus. Im Gegensatz zu den Hinterlassenschaften von Fliegen findet man sie aber nicht auf Lampenschirmen oder Fensterscheiben, sondern eher rund um die Verstecke der Wanzen: rund ums Bett, in den Nähten von Matratzenbezügen oder Vorhängen, in Spalten im Boden, in und unter Nachtkästchen und deren Laden, hinter Bildern, Tapetennähten oder Schraubenköpfen, auf oder hinter den ­Abdeckungen von Steckdosen. Auch die gepolsterte Fernsehcouch oder andere Orte der Wohnung, an denen sich ihr Wirt gerne länger aufhält, können befallen sein.

Verstecke aufspüren

Auf der Bettwäsche entstehen im Zuge einer Wanzenmahlzeit manchmal kleine Blutflecken. Geübte Augen erkennen auch die abgestoßenen Häute der einzelnen Entwicklungsstadien der Tiere. Charakteristisch ist der penetrant süßliche Geruch, den Bettwanzen bei Gefahr ­verströmen. Er ist für durchschnittliche Nasen aber in der Regel erst bei massivem Befall wahrnehmbar. Da Kot- oder Blutflecken auch andere Gründe haben können, ist immer erst das Gesamtbild aus­sagekräftig.

Sehen Sie ein verdächtiges Tier, versuchen Sie, es zu fangen und in einem gut verschließbaren Behälter, etwa einem Marmeladenglas, aufzubewahren. Das macht die Abklärung, ob es sich wirklich um eine Wanze handelt, leichter.

Reihenweise Stiche

Unangenehm sind aber vor allem die Stiche. Auf der Suche nach einer Blutbahn wandern die Wanzen mehr oder weniger gerade auf der Haut entlang und stechen so oft zu, bis sie eine geeignete Stelle gefunden haben. Stiche, die solcherart in einer Reihe verlaufen, sind also ebenfalls ein Indiz für Wanzenbefall. Meist werden sie einige Tage lang als stark juckend empfunden. Die Stichstellen sind geschwollen, rot, unregelmäßig rund. Die Auswirkungen des von den Wanzen eingespritzten Sekrets zur Blutverdünnung und zur Betäubung der Stichstelle können aber individuell sehr unterschiedlich sein. Manche Menschen zeigen fast keine Symptome, bei anderen kann es zu großflächigen allergischen Hautreaktionen kommen. Die gute Nachricht: Alle einschlägigen Studien brachten bislang keinerlei wissenschaftlichen Nachweis, dass Bettwanzen Krankheiten übertragen.

Hautreaktionen treten verspätet auf

Eine Besonderheit der Wanzenstiche ist, dass die wahrnehmbaren Reaktionen oft erst rund ein bis zwei Wochen nach dem Stich auftreten. Das macht es in vielen Fällen schwierig, herauszubekommen, an welchem Ort man gestochen wurde. Hat man Pech, merkt man erst dann, dass man Kontakt mit Bettwanzen hatte, wenn man sie schon aus dem Urlaub mit nach Hause gebracht hat.

Niemals ohne Kammerjäger

Die Auswirkungen der Stiche können durch Cremen aus der Apotheke gelindert werden. Deuten jedoch alle Symptome auf Wanzenbefall in der Wohnung hin, führt kein Weg am Kammerjäger vorbei. Auch wenn ein Wanzenbefall nicht meldepflichtig ist, da keine Krankheiten übertragen werden: Die Tiere sind sehr schwierig zu bekämpfen, und das sollte unbedingt den Fachleuten überlassen werden. Ein gutes Unternehmen überprüft zunächst, ob es sich wirklich um Bettwanzen handelt. Dann werden je nach Befallsdichte und baulichen Gegebenheiten die geeigneten Maßnahmen vorgeschlagen. Wanzen und Eier sterben bei Temperaturen von über ca. 50 °C und unter –18 °C. Als vorbereitende Maßnahme kann man Pölster und dergleichen bei mindestens 60 °C waschen oder mindestens 20 Minuten im Wäschetrockner erhitzen und dann dicht verschlossen so lange ­lagern, bis die Bettwanzen vernichtet sind.

Vorsichtsmaßnahmen gegen Verschleppen innerhalb der Wohnung

Damit die Wanzen nicht innerhalb der ­Wohnung verschleppt werden, verpacken Sie alles, was Sie waschen möchten, auch beim Transport ins Bad in Müllsäcke oder Plastikboxen. Wer einen Balkon oder Garten hat, kann im Sommer auch Bücher oder Ähnliches in gut verschlossenen Plastik­boxen in die pralle Sonne stellen. Ein Thermometer in der Box hilft bei der Kontrolle, ob die Temperatur ausreichend lang und hoch ansteigt, sodass nicht nur die Luft in der Box erwärmt ist, sondern auch das, was sich darin befindet. Glücklich auch, wer ­eine Sauna zur Verfügung hat. Manches darf auch gut verpackt für 24 Stunden in den Tiefkühler.

Resistenzen erschweren Bekämpfung

Nach diesen Vorbereitungen kommt der eigentliche Einsatz des Kammerjägers. Je nach Gegebenheiten und Fluchtmöglichkeiten für die Tiere wird er mit Dampfstrahl, Raumerwärmung, chemischen Vernichtungsmitteln oder einer Mischung von Methoden arbeiten. Erschwert wird seine Arbeit dadurch, dass Wanzen gegen viele Schädlingsbekämpfungsmittel resistent sind und die Entwicklung und Zulassung neuer Wirkstoffe aufgrund der Kosten für die Hersteller nur schleppend vorangeht. Auch das ist mit ein Grund, dass Bettwanzen viel schwieriger zu vernichten sind als beispielsweise Kakerlaken. Es kommt daher immer wieder vor, dass mehr als nur ein Einsatz der Kammerjäger nötig ist.

Vorbeugung ist Trumpf

Die Bekämpfung von Bettwanzen ist also sehr zeit- und arbeitsaufwendig und kann – insbesondere, wenn mehrere Behandlungen nötig werden – auch empfindlich ins Geld gehen. Was also tun, damit man die Tiere gar nicht erst mit nach Hause bringt?

  • Dinge, die man von privat kauft, unter Zuhilfenahme von Lupe und Taschenlampe sorgfältig kontrollieren. Bei Verdacht, oder wenn man auf Nummer sicher gehen will, präventiv gut verpacken und durchfrieren, waschen oder durcherhitzen.
  • Auf Reisen möglichst leicht auf Wanzenbefall kontrollierbare Hartschalenkoffer ohne Innenleben verwenden.
  • Alles, was im Koffer ist, in versiegelbaren Plastiksäcken aufbewahren, auch die gebrauchte Wäsche.
  • Den Koffer während des Aufenthalts immer gut verschließen.
  • Gepäck im Hotelzimmer zunächst am besten auf einem freistehenden Tisch abstellen, eventuell auch in der Badewanne. Dann eine Kurzinspektion des Zimmers vornehmen. Taschenlampe und Lupe im Handgepäck sind dabei hilfreich.
  • Legen Sie Handtasche, Handy, Notebook, Jacken im Hotel nicht auf der Couch oder am Bett ab, sondern immer auf glatten Flächen
  • Kontrollieren Sie Ihr Gepäck beim Auschecken.
  • Stellen Sie Ihr Gepäck beim Heimkommen wie im Hotel am besten in der Badewanne ab oder auf einer sehr übersichtlichen, glatten Fläche ohne mögliche Verstecke und kontrollieren Sie beim Auspacken noch einmal alles.

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