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Geflügelskandal: ukrainische Billig-Importe - MHP-Konzern in der Kritik

Der ukrainische Großkonzern Mironivsky Hliboproduct (MHP) umgeht mit einem Trick EU-Bestimmungen. Das schadet der heimischen Geflügelwirtschaft und täuscht Konsumenten.

Bei Lebensmitteln ist Transparenz wichtig und besonders die Herkunft trägt viel zur Kaufentscheidung von Konsumenten bei. Das spürt man spätestens dann, wenn wieder ein Lebensmittelskandal aufzeigt, welchen Weg unsere Nahrung nimmt oder unter welchen Bedingungen Tiere gehalten werden. Der aktuelle Fall aus der Ukraine unterstreicht das Problem. 

EU-Regelungen umgangen

Geflügel stammt immer häufiger von Großbetrieben, wie etwa dem ukrainischen MHP-Konzern. Die Firma produziert vier Mal so viel Hühnerfleisch wie ganz Österreich. Dieser Agrar-Konzern, sechstgrößter Geflügelproduzent Europas,  exportiert massenhaft in die EU. Er umgeht dabei Einfuhrbestimmungen mit einem Trick und bekommt trotzdem Kredite aus EU-Mitteln, wie etwa der EU-Investitionsbank EIB.

Wie der Hendl-Schummel funktioniert

In der EU gelten strenge Import-Beschränkungen. Die Hühnerbrust ist das teuerste Stück vom Huhn, der Import stark begrenzt. Der ukrainische Großkonzern setzt auf einen einfachen Trick, wie der Kurier berichtet. An der Hühnerbrust bleibt ein Knochen und gilt daher offiziell nicht als Hühnerbrust. Damit wird die EU-Importquote für Hühnerbrüste umgangen. Das Lebensmittel gilt nun als „minderwertig“ und kann unbegrenzt importiert werden. Partner-Betriebe in der Slowakei und den Niederlanden entfernen die Knochen in einem weiteren Schritt. Die Hühnerbrüste gelten wieder als EU-Produkt und werden als solches in der EU verkauft, und auch zollfrei in Drittmärkte exportiert.

Billig-Ware in der Gastronomie

Seit 1. April 2015 schreibt die EU vor, dass die Herkunft von Frischfleisch im Lebensmitteleinzelhandel auf der Verpackung erkenntlich sein muss. Verpflichtend anzugeben ist, in welchem Land das Huhn aufgezogen und geschlachtet wurde. Auf Fertigprodukten und in der Gastronomie muss die Herkunft von Hühnerfleisch nicht deklariert VKI-Ernährungswissenschaftlerin Mag. Birgit Beck (Bild: Alexandra Konstantinoudi/VKI)werden, die Haltungsbedingungen bleiben für Konsumenten völlig unklar. 

„Der Aufdruck ´hergestellt in Österreich´ sagt deshalb auch nichts über die Herkunft der Hendl aus.", so unsere Ernährungswissenschafterin Birgit Beck. 
„Besonders alarmierend war dahingehend unser Hühner-Nugget-Test 3/2018. In ein und demselben Produkt wurden Hühner aus bis zu drei verschiedenen Ländern verarbeitet. Bis sie bei uns im Supermarktregal landen, haben sie also in der Regel schon weite Strecken zurückgelegt.“

Schwere Situation für heimische Bauern

Billig-Importe dieser Art schaden der heimischen Geflügelwirtschaft und täuschen Konsumenten. "Denn während die einen von glücklichen Hühnern von heimischen Kleinbauern träumen, kämpfen unsere heimischen Betriebe gegen Billig-Fleisch-Importe und Großkonzerne" , so Birgit Beck, "die sich teilweise nicht an EU-Bestimmungen und Tierschutzvorgaben halten". 

"Ausländisches Hühnerfleisch kann außerdem billiger verkauft werden, da die Haltungsbedingungen in Österreich besser sind und die Tierschutzvorgaben strenger." Vor allem für Menschen, die bewusst und ethisch konsumieren wollen oder keine Tiere essen wollen, die genmanipuliertes Futter bekommen, ist die Situation schwierig. "Sehr häufig wird im benachbarten Ausland gentechnisch verändertes Soja aus Südamerika im Tierfutter von Geflügel eingesetzt", so Beck. Wer auf Regionalität vertraut, der kann sich allerdings freuen, denn österreichische Mastgeflügelbetriebe produzieren gentechnikfreies Hühnerfleisch. 

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