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Lebensmittel-Verschwendung - 1 Million Tonnen jährlich

Lebensmittelverschwendung: Was sind die Gründe von Lebensmittelverschwendung? (Bild: HappyPictures/Shutterstock.com)

Für drei Viertel der Menschen in Österreich ist Lebensmittelverschwendung ein ernstes Thema, mit dem sie sich beschäftigen. Zu diesem Schluss kommt ein Bericht der ­Umweltschutzorganisation WWF. Im Wider­spruch dazu steht ein anderes Ergebnis der Studie. Demnach landen hierzulande jedes Jahr mehr als eine Million Tonnen an genießbaren Nahrungsmitteln im Müll. Über die Hälfte davon stammt aus unseren Haushalten, den Rest teilen sich Landwirtschaft, Verarbeitung, Handel und Gastronomie. Jeder Haushalt wirft laut WWF ­somit pro Jahr Lebensmittel im Wert ­zwischen 250 und 800 Euro weg. 

Lebensmittel im Mist: Auswirkungen in vielerlei Hinsicht

Diese Verschwendung kommt uns auch in anderer Hinsicht teuer zu stehen. Etwa ein Fünftel unseres CO2-Fußabdruckes geht auf das Konto der Produktion sowie des Konsums von Nahrungsmitteln. Die Lebensmittel im Mist nehmen davon wiederum einen Anteil von 16 Prozent ein. Die Vergeudung von Lebensmitteln ist aber nicht auf Österreich beschränkt. Die Menge an Klimagasen, die bei der Produktion der sinnlos weggeworfenen Lebensmittel in Summe weltweit anfallen, ist gewaltig. Ein Land, das so viel an Klimagasen ausstößt, würde im Ranking hinter China und den USA Platz drei belegen. 

Neue KONSUMENT-Serie 

Auch wir beim Verein für Konsumenten­information registrieren ein wachsendes Interesse von Konsumentinnen und ­Konsumenten an einem nachhaltigeren Umgang mit Lebensmitteln. In den folgenden Ausgaben von KONSUMENT werden wir uns deshalb der Frage annehmen, was ­jeder Einzelne von uns beitragen kann, um die Verschwendung von Lebensmitteln möglichst zu reduzieren. Wir geben etwa Tipps dazu, was man beim Einkaufen von ­Lebensmitteln beachten sollte, wie Angaben zur Haltbarkeit zu verstehen sind oder wie man Lebensmittel länger haltbar ­machen kann. Beginnen wollen wir unsere neue Serie aber mit grundsätzlichen ­Informationen zum Thema Lebensmittelverschwendung. 

Energieaufwand und Ressourcen

Abfall ist nicht gleich Abfall 

Ein Großteil der Lebensmittelabfälle geht auf Brot und Gebäck sowie Obst und ­Gemüse zurück. Diese machen jeweils mehr als 25 Prozent – zusammen also über die Hälfte – der entsorgten genießbaren Lebensmittel aus. Knapp über zehn Prozent der Lebensmittelabfälle entfallen jeweils auf die beiden Gruppen „Milchprodukte, Käse und Eier“ sowie „Fleisch, Wurstwaren und Fisch“. Kleinere Anteile halten Grundnahrungsmittel wie etwa Nudeln und Reis. 

Großer Energieaufwand und wertvolle Ressourcen

Schaut man sich allerdings an, welche der Abfälle besonders belastend für die Umwelt sind, ergibt sich eine andere ­Gewichtung. An erster Stelle stehen Fleisch- und Wurstwaren. Hier fallen bei der Produktion besonders viele Treibhausgase an. Auch Fertigprodukte sowie Milch und Molkereiprodukte werden mit relativ ­großem Energieaufwand produziert. Letztere benötigen zudem ebenfalls wertvolle Ressourcen wie Weidefläche oder Futtermittel. Entsprechend ­größer sind die Auswirkungen für unseren CO2-Fußabdruck.

Für jeweils ein Kilo des Endproduktes fallen laut WWF im Schnitt beim Fleisch etwa 9 Kilogramm CO2 an. Fertiggerichte schlagen mit 4,3 Kilogramm CO2 zu Buche, bei Milch und Molkerei­produkten sind es 3,8 Kilogramm CO2. Dem gegenüber stehen etwa Brot mit 0,6 ­Kilo­gramm CO2 sowie Obst und Gemüse mit 0,7 Kilogramm CO2. 

Ursachen der Verschwendung 

Die WWF-Studie nennt vor allem schlechte Planung aufgrund von Zeitmangel sowie fehlendes Wissen zu Lagerung und ­Ver­arbeitung als Hauptgründe für die ­Lebensmittelverschwendung. Die deutsche Verbraucherzentrale macht darüber hinaus ­einen Verlust an Wissen und Kompetenz in der Lebensmittelauswahl, -zubereitung und -lagerung aufgrund eines steigenden ­Außer-Haus-Verzehrs als wesentliche ­Ur­sache aus. Zudem fällt es Konsumentinnen und Konsumenten zunehmend schwer, zu entscheiden, ob ein Lebensmittel noch ­genussfähig ist oder nicht.

Mindesthaltbarkeitsdatum und Genussfähigkeit

„Viele Konsumentinnen und Konsumenten orientieren sich allein am aufgedruckten Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD). Das führt dann oft dazu, dass Lebensmittel, die an sich in ­Ordnung sind, weggeworfen werden, denn das MHD alleine ist, was die Genussfähigkeit angeht, nicht aussagekräftig“, sagt unsere VKI-­Ernährungsexpertin Teresa Bauer. Darüber hinaus dürfte auch die Wertschätzung ­gegenüber Lebensmitteln in den vergangenen Jahrzehnten – nicht zuletzt aufgrund des Preisverfalls – verloren gegangen sein.

Einer Schätzung der deutschen Verbraucherzentrale zufolge betrugen im Jahr 1950 die Ausgaben für Nahrungs- und Genussmittel 50 Prozent des Haushaltseinkommens; mittlerweile ist der Anteil auf gut 10 Prozent gesunken. „Wir sind es gewohnt, dass Lebensmittel durchgehend verfügbar sind, und wir wollen günstig einkaufen“, sagt Teresa Bauer. 

Haltbarkeit von Lebensmitteln

Lesen Sie in der kommenden Ausgabe von KONSUMENT, was es mit der Haltbarkeit und dem Verderb von Lebensmitteln auf sich hat.

Was im Müll landet

Lebensmittelverschwendung: Mehr als eine Million Tonnen landen jährlich im Müll. (Bild: SpeedKingz/Shutterstock.com)

(Foto: SpeedKingz/Shutterstock.com)

Tipps zur Abfallvermeidung

Wer unnötige Lebensmittelabfälle vermeiden möchte, sollte einige grundsätzliche Dinge beachten:

  • Planen Sie den Einkauf mit Einkaufs­listen.
  • Verwerten Sie Essensreste sinnvoll und kreativ.
  • Verlassen Sie sich nicht allein auf das ­Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD). Es ­bietet nur einen Anhalts­punkt. Überprüfen Sie mit Ihren eigenen Sinnen, ob ­Lebensmittel noch genussfähig sind.
  • Verlängern Sie die Haltbarkeit der ­Lebensmittel durch richtige Lagerung bzw. Weiterverarbeitung (Einkochen, ­Einfrieren etc.).
  • Passen Sie Ihr Konsumverhalten an und seien Sie zurückhaltend bei Preis­­ak­tionen/Mehrstückaktionen. Machen Sie ­lieber kleinere Einkäufe, bei denen Sie nur das erstehen, was Sie wirklich benötigen.
  • Gehen Sie nicht hungrig einkaufen.

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