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Unfallversicherungen - Schutz nach folgenschweren Hoppalas

  • Leistungen teilweise erheblich verbessert
  • Immer noch enorme Prämienunterschiede
  • Schutz durch Mitgliedschaften nicht ausreichend

Auch wenn die jährlich veröffentlichten Zahlen immer wieder erschrecken: Die meisten Unfälle enden glimpflich, so schmerzhaft sie zunächst auch sein mögen. „Glimpflich“ bedeutet ohne bleibende Schäden oder höchstens mit einem geringen Invaliditätsgrad, wie es in der Versicherungssprache heißt. Weiters zeigt die Statistik, dass die Österreicher weitaus häufiger durch Krankheiten invalide werden als durch Unfälle.

Was kommt nach dem Unfall?

Trotzdem spricht vieles dafür, sich privat gegen Unfälle zu versichern. Die Arzt- und Krankenhauskosten sind bei einem Unfall in der Freizeit zwar durch die Krankenversicherung gedeckt; für die Unkosten, die infolge von bleibenden Schäden entstehen, kommt jedoch nur eine private Unfallversicherung auf. Sie zahlt im Fall des Falles einmalig einen bestimmten Betrag oder eine Rentenleistung aus. Diese Summen können dann etwa für den Umbau der Wohnung, für ein speziell adaptiertes Fahrzeug oder auch für Verdienstausfälle bei Selbstständigen, Freiberuflern oder trinkgeldabhängigen Berufen verwendet werden.

Hilfe bei schweren Schäden

Das Hauptaugenmerk bei einer Unfallversicherung sollte also vor allem auf eine ausreichende finanzielle Absicherung bei schweren Unfallschäden gerichtet sein. Erfreulicherweise hat sich der Markt in den vergangenen Jahren genau in diese Richtung bewegt. So werden beispielsweise Angebote mit linearem Tarif zunehmend von solchen mit Progressionstarif abgelöst. Erfreulich für die Versicherten ist auch, dass die Progressionsleistungen erhöht wurden, noch dazu ohne nennenswerte Prämienerhöhungen. Konkret heißt das, dass es im Schadensfall, vor allem bei schwerwiegenden Unfallschäden, mehr Geld gibt.

Prämien klaffen enorm auseinander

Gleich geblieben ist allerdings, dass die Prämien auch bei weitgehend vergleichbaren Leistungen enorm auseinanderklaffen. Bei einem Tarif mit 400 Prozent Progression zahlten zum Beispiel Männer zum Zeitpunkt unserer Erhebung bei der Merkur 188,08 Euro pro Jahr, bei der Oberösterreichischen Versicherung hingegen 323,04 Euro. Beim Familientarif mit 300 Prozent Progression reichte die Spannbreite der Jahresprämien sogar von 257,04 Euro (VAV) bis zu 747,55 Euro (Kärntner Landesversicherung).

Familienpakete sind günstiger

500 Euro Differenz sollten allemal Grund genug sein, sich mehrere Angebote anzusehen. Ohne Zweifel günstiger als mehrere Einzelprodukte sind Familienpakete. Hier sollten Sie bei der Auswahl vor allem darauf schauen, dass wirklich für alle Familienmitglieder (und nicht nur für den Erstversicherten) eine Leistung von 100 Prozent vorgesehen ist.

Freiwillig mehr Leistung

Große Unterschiede zwischen den einzelnen Angeboten gibt es auch bei den sogenannten Gliedertaxen. In diesen Tabellen sind feste Prozentsätze an Leistungen für den Verlust oder die völlige Gebrauchsunfähigkeit von Sinnesorganen und Gliedern angeführt. Die Versicherer orientieren sich bei der Taxierung und finanziellen Bewertung von Körperteilen an den Musterbedingungen des Versicherungsverbandes. Aber es geht auch mehr, wie Allianz, Basler, Donau, Generali, Helvetia, VAV und Wiener Städtische beweisen. Die beste Gliedertaxenleistung bieten Merkur und Wiener Städtische. Achten Sie dabei auf Ihren speziellen Bedarf (z.B., wenn Sie für die Ausübung Ihres Berufes auf beide Beine angewiesen sind).

Extras oft schon inkludiert

In der Tabelle zwar angeführt, aber nicht bewertet wurden Zusatzleistungen wie der Versicherungsschutz bei Schlaganfall oder Herzinfarkt als Ursache für einen Unfall. Außer bei der Grazer Wechselseitigen ist beides bereits generell inkludiert. Unterschiedlich ist das Angebot etwa bei Bewusstseinsstörungen und bei kosmetischen Operationen (entweder gegen Zusatzprämie oder nur bis zu einem bestimmten Betrag). Viele dieser Leistungen waren früher generell ausgeschlossen, heute sind sie oft schon Teil der Standardprämie. Nicht in die Bewertung eingeflossen sind auch optional wählbare Zusätze wie Spitalsgeld (für jeden Tag in stationärer Behandlung wird ein vorher vereinbarter Betrag ausgezahlt) oder Taggeldleistungen.

Absicherung der Folgekosten

Generell gilt für alle Extras: Schön, wenn sie bereits inkludiert sind, aber bei der Auswahl sollte immer das Hauptargument für eine Unfallversicherung im Vordergrund stehen – nämlich die Absicherung der Folgekosten bei schweren Unfallschäden. Erst dann sollten eventuelle Zusatzleistungen den Ausschlag geben. Ausnahme: Hobbysportler mit risikoreicher Freizeitbeschäftigung, die allerdings ohnedies nicht mit einem Standardprodukt das Auslangen finden werden, sondern ihr jeweiliges Risiko speziell absichern lassen sollten. Auch als "Gelegenheitsabenteurer“ im Urlaub sollten Sie die Ausschlüsse in Ihrer Polizze kennen!

Berufswechsel bekannt geben

Damit die Unfallversicherung letztlich wirklich Sinn macht, muss schon vor Abschluss klar sein, welche Summe bei einer dauerhaften, vollständigen Invalidität nötig ist, um den gewohnten Lebensstandard aufrechterhalten zu können. Als Faustregel gilt: Erwachsene sollten als Versicherungssumme mindestens das Dreifache ihres Brutto-Jahreseinkommens ansetzen. Die Höhe der Prämie richtet sich dann nach der gewählten Versicherungssumme, dem Versicherungsumfang und dem Beruf des Versicherten. Denken Sie auch bei einer bereits laufenden Polizze immer daran, Ihrem Versicherer bekannt zu geben, wenn sich Ihre Tätigkeit verändert! Je nach neuer (Berufs-)Einstufung kann sich eine höhere, aber auch eine niedrigere Prämie ergeben.

Billig-Polizzen unzureichend

Unfallversicherungen werden oft auch als Bestandteil eines Mitgliedsvertrags bei einem Sport- und Freizeitverein oder bei Autofahrerclubs angeboten. Auch Schüler bringen am Beginn des Schuljahres häufig Zahlscheinpolizzen mit nach Hause, die gegen geringe Prämie einen Schutz bei Unfällen in der Freizeit versprechen. Die Leistungen dieser Billig-Polizzen sind allerdings generell zu gering, um gravierende finanzielle Unfallfolgen aufzufangen. Oft sind sie außerdem an bestimmte Voraussetzungen, unter denen der Unfall sich ereignet haben muss, gebunden.

Gruppenversicherung prüfen

Wenn schon versichern, dann über eine "echte" Unfallversicherung (für Kinder z.B. ab rund 85 Euro möglich); höhere Leistungen (zu etwas mehr Prämie als bei der standardmäßigen Billig-Polizze) sind auch durch eine über den Elternverein organisierte Gruppenversicherung möglich. Dann heißt es noch, im Fall des Unfalls an die Versicherung zu denken – denn binnen einer Woche sollte der Versicherer über das Missgeschick informiert werden.

Taggeld: Lohnt sich das?

Taggeldleistungen zählen zu den freiwillig wählbaren Zusätzen einer Unfallversicherung. Taggeld wird bei dauernder oder vorübergehender Invalidität für die Dauer der vollständigen Arbeitsunfähigkeit bezahlt, höchstens jedoch für 365 Tage. Das ist nicht schlecht, wenn Sie zum Beispiel als Selbstständiger oder Freiberufler tätig sind und bei einem längeren Arbeitsausfall sonst kein Einkommen mehr hätten. Auch Berufstätige, deren Gehalt in hohem Maß von Trinkgeld oder Provisionen abhängt, können auf diese Weise ein Sicherheitsnetz gegen den finanziellen Absturz spannen. Taggeldleistungen erhöhen die Prämie aber beträchtlich und sind natürlich nur ein zeitlich begrenzter Schutz.

Progression statt linearem Tarif

Beim linearen Tarif erhalten Sie den Prozentsatz der Versicherungssumme ausbezahlt, der dem Grad Ihrer Invalidität entspricht: zum Beispiel bei 50-prozentiger Invalidität 50 Prozent der Versicherungssumme. Diese Variante ist meist billiger, bedeutet aber – vor allem bei schweren Schäden – auch weniger Geld.

Bei progressiven Tarifen beginnt die Versicherungsleistung ab einem bestimmten Invaliditätsgrad (meist ab 25 Prozent) überproportional zu steigen. Das kommt zwar etwas teurer, gewährleistet aber, dass vor allem bei schwer wiegenden Unfallschäden eine entsprechend hohe Versicherungssumme ausbezahlt wird. Beispiel: Bei einer Versicherungssumme von 100.000 Euro werden bei 100-prozentiger Invalidität (etwa bei Querschnittlähmung oder Verlust der Sehkraft beider Augen) bei einem linearen Tarif 100.000 Euro ausbezahlt, bei einer Progression von 400 Prozent hingegen 400.000 Euro.

Unfallversicherungen: Anbieter

Allianz
www.allianz.at

Basler
www.basler.co.at

Donau
www.donauversicherung.at

Generali
www.generali.at

GraWe
(Grazer Wechselseitige)
www.grawe.at

Helvetia
www.helvetia.at

KLV
(Kärntner Landesversicherung)
www.klv.at

Merkur
www.merkur.at

Muki
www.muki.at

OÖ-Versicherung
www.keinesorgen.at

Uniqa/SLV
(Salzburger Landesversicherung)
www.uniqa.at

VAV
www.vav.at

Wiener Städtische
www.wienerstaedtische.at

Wüstenrot
www.wuestenrot.at

Zürich
www.zurich.at

Unfallversicherungen: kompetent mit "Konsument"

  • Günstiger Schutz möglich. Bei Einzelpersonen gibt es Prämienunterschiede von 100 Euro und mehr. Daher Tarife vergleichen, am besten mithilfe eines unabhängigen Versicherungsberaters.
  • Was wirklich zählt. Je höher der Progressionsfaktor (selbst bei niedrigem Invaliditätsgrad), desto besser. Auch bei den Gliedertaxen gibt es Unterschiede, ab wann wie viel gezahlt wird, daher auf den individuellen Bedarf achten.
  • Als Zusatz unzureichend. Unfallversicherungen als Zusatz zu Mitgliedschaften oder im Rahmen einer Schülerversicherung bieten meist keinen ausreichenden Schutz.

So haben wir getestet

Alle Versicherer, die Unfallversicherungsprodukte anbieten, wurden ersucht, uns einen Fragebogen zu einem konkreten Modell und allgemeine Fragen zu ihrem Produkt zu beantworten. 15 Angebote wurden verglichen, Basler und Tiroler Versicherung nahmen nicht teil, da sie zum Erhebungszeitpunkt die Produkte umstellten.

Unser Modell: 30-jährige/r Angestellte/r, Bürotätigkeit, Hobbysportler/in, keine Vorerkrankungen oder besonderen Risiken. Versicherungsleistungen: 150.000 € für Dauerinvalidität, 15.000 € für Unfalltod, 3.000 € für Unfallkosten. Progression: 200 % bzw. wenn nicht angeboten die nächstmögliche Progressionsstufe. Weiters wurden die Gliedertaxenleistungen, die Höhe der Progressionsleistungen in den verschiedenen Stufen sowie die mitversicherten Zusatzleistungen abgefragt. Unsere Bewertungen der Teilbereiche „Mann“, „Frau“, „Kind“ bzw. „Familie“ setzen sich aus Prämie, Gliedertaxenfaktor und Progressionsfaktor zusammen. Aus diesen Parametern wurde für Mann, Frau, Kind und Familie jeweils eine Kennziffer errechnet. Die Reihung erfolgte nach dem punktemäßig zusammengezählten Ergebnis aller Einzelurteile. Daher ist es möglich, dass Versicherer mit einigen schlechten Einzelurteilen in der Endwertung weit vorne liegen.

Gliedertaxenfaktor. In der Gliedertaxe sind feste Prozentsätze an Leistungen für den Verlust oder die völlige Gebrauchsunfähigkeit von Sinnesorganen und Gliedern angeführt. Wir haben als Grundlage die Gliedertaxe aus den Musterbedingungen des Versicherungsverbandes verwendet. Aus positiven und negativen Abweichungen haben wir einen Gliedertaxenfaktor ermittelt.

Progressionsfaktor. Bei Progressionstarifen beginnt die Leistung ab einem bestimmten Invaliditätsgrad überproportional zu steigen (meist ab 25 %). Wir haben die Leistungen für sämtliche Invaliditätsgrade im Progressionsfaktor zusammengefasst. Da die geringeren Invaliditätsgrade viel häufiger vorkommen als die hohen, haben wir die Leistung unterschiedlich berücksichtigt. 0 bis 25 % Invalidität mit einem Gewicht von 40 %, 25 bis 40 % Invalidität mit 30 %, 40 bis 90 % mit 25 % und 90 bis 100 % Invalidität mit 5 %. Die angeführten Zusatzleistungen wurden nicht bewertet.

Progressionsleistung: Ein weiterer wesentlicher Punkt ist die Progressionsleistung, und auch hier schnitt Merkur sehr gut ab, ebenso Allianz und die Oberösterreichische Versicherung. Zur Ermittlung des Testurteils flossen sowohl Gliedertaxenleistung als auch Progressionsfaktor und nicht zuletzt die Prämienhöhe als wesentliche Punkte in die Gesamtbewertung ein.

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