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Schneeketten - Qualitätsgefälle

  • Sehr große Preisunterschiede
  • Teurer heißt nicht unbedingt besser
  • Die Montage ist einfacher geworden

Meistens wenig verwendet

Die meiste Zeit über liegen die Schneeketten im Kofferraum oder daheim in der Garage. Oft braucht man sie jahrelang nicht, doch kaum ist es so weit, beginnt in der Regel eine Reihe von Problemen. Erstens, weil man nicht weiß, wie sie richtig angelegt werden, und zweitens, weil man bereits im Schnee festgefahren ist. Deshalb ist eine problemlose Handhabung der Schneeketten nicht nur eine Frage ihrer Qualität, sondern auch vom eigenen Zugang zum Thema abhängig.

Überwiegend im Schnee eingesetzt

Ketten werden überwiegend als Traktionshilfe im Schnee verwendet, trotzdem haben wir ihre Wirkung auch auf Eis geprüft. Es gibt keine speziellen Ketten für Front- und Hecktriebler, es ist lediglich darauf zu achten, dass man sie auch tatsächlich auf der angetriebenen Achse montiert. In der Bewertung wurde deshalb auch nicht zwischen Hinter- und Vorderradantrieb unterschieden. Als Testfahrzeuge wurden ein Audi A4 mit Frontantrieb und ein Mercedes C-Klasse-Modell mit Hinterradantrieb gewählt.

Handhabung ein wichtiges Kriterium

Da die Handhabung bei Schneeketten ein sehr kritischer Punkt ist, geht sie mit 40 Prozent in die Wertung ein. Weil die Schneefahrbahn der Haupteinsatzzweck ist, werden ihre Eigenschaften dort mit 35 Prozent bewertet, während das Fahren auf Eis mit nur zehn Prozent in die Rechnung eingeht.

Von 25 bis 456 Euro

Auffällig ist, dass es extreme Unterschiede im Preis gibt. So sind die guten Produkte, die hinter dem Testsieger pewag landeten (Preis: 120 Euro), nur ungefähr halb so teuer, während es Schneeketten gibt, die trotz schlechten Abschneidens fast bis zum Vierfachen der pewag-Kette kosten. Die pewag SportMatik schneidet nicht nur auf Schnee sehr gut ab, sie zeigt auch auf Eis gute Eigenschaften. Obendrein bekam sie in der Haltbarkeit die Note „sehr gut.“ Lediglich die Montage erfordert etwas mehr Übung, weil die Kette vorgespannt werden muss, der neuartige Seilverschluss erleichtert jedoch die Montage.

Ausgewogen gute Eigenschaften weist die Ottinger-Light auf, mit der man außerdem auf Eis am besten vorankommt. Ein gutes Gesamtergebnis lieferten auch König Fly und pewag Brenta-C.

Schnellmontagesystem

Drei Schneekettentypen besitzen ein Schnellmontagesystem. Das ist im Wesentlichen ein Adapter, der mit einer Radschraube an der Felge befestigt wird. Ist dies einmal geschehen, sind diese Ketten wirklich einfach aufzuziehen. Alle drei, nämlich RUD-comfort Centrax, Confon Spike Spider Sport und Maggi Trak erreichten jedoch im Punkt Traktion auf Schnee nur ein „nicht zufriedenstellendes“ Ergebnis, für die Rud-Comfort gilt das auch auf Eis.

Anlegen der Ketten

Die Prozedur des Anlegens ist im Grunde bei allen Ketten sehr ähnlich. Das Kettennetz wird über den Reifen gelegt. Dann wird das Spannseil oder der Ring hinter dem Reifen eingehängt. Zum Schluss wird die Spannkette auf der Vorderseite festgezogen. Im Gegensatz zu früheren Zeiten wehrt sich heute keine Kette mehr gegen das Montiertwerden.

Ein äußerst bescheidenes, „nicht zufriedenstellendes“ Ergebnis erreichte die billigste Kette (Maggi ice-block für 25 Euro) im Test. Sie besitzt übrigens auch kein Önorm-Prüfungszertifikat.

Textilhülle statt Kette

Das Produkt Auto Sock ist eine eher ausgefallene Konstruktion. Hier handelt es sich nämlich gar nicht um eine Kette, sondern um eine Reifenhülle aus Textil. Tatsächlich ist Auto Sock sehr einfach anzulegen. Es ist aber lediglich eine Anfahrhilfe, also nicht als Schneekette zugelassen. Straßen mit Kettenpflicht bleiben damit tabu, und das ist gut so, weil Auto Sock keinerlei Erwartungen an Schneeketten erfüllen kann, nicht einmal beim Anfahren.

Schnee wird weitergeschaufelt

Das Fahren mit Ketten im Schnee ist mit deutlich größerem Schlupf (Durchdrehen der Räder) verbunden, da der Schnee dabei weitergeschaufelt wird. Elektronische Regelsysteme wie Antriebsschlupfregelung (ASR) und Stabilitätsprogramm (ESP) reduzieren in so einem Fall die Motorleistung. Man würde mit Schneeketten also nicht mehr vorwärts kommen. Auch wenn nur wenige Modelle auf dem Markt sind, bei denen das ESP nicht deaktiviert werden kann, sollte man sicherheitshalber beim Autokauf darauf achten. So gibt es sehr sportliche Autos mit giftigem Fahrverhalten, bei denen das ESP nicht ausgeschaltet werden kann. Sie sind aber aufgrund ihrer Fahrwerksauslegung und der engen Radkästen meist ohnehin nicht fürs Fahren mit Schneeketten geeignet.

Möglichkeit zum Ausleihen bei Autofahrerclubs

Wer nicht sicher ist, dass er jemals Ketten benötigen wird, hat auch die Möglichkeit zum Ausleihen, quasi Kette auf Lieferschein. Der volle Preis ist nur zu bezahlen, wenn man sie wirklich braucht. Allerdings kann man die Montage vorher nicht üben. Beim Autofahrerclub ARBÖ kostet ein Wochenende 10 Euro, zehn Tage 11 Euro und jeder weitere Tag einen Euro. Der ÖAMTC bietet diesen Service derzeit nicht an.

Anbieteradressen

Auto Sock: Stahlgruber GmbH,
Am Römerstein 17,
A-5071 Wals,
(0662) 85 66 00-0,
www.autosock.com

Confon: BKD Brems- und Kupplungstechnik GesmbH & Co KG,
Burgenlandstraße 29,
A-6020 Innsbruck,
(0512) 34 32 26,
www.bkd.at

König GmbH ,
Industriepark 312,
D-78244 Gottmadingen,
(0049 7731) 90 95 80,
www.koenig-ketten.de

KWB Kettenindustrie GmbH & Co KG ,
Kettenwerk 6,
A-9371 Brückl,
(04214) 23 21-0,
www.kwb-ketten.at

Maggi: H.F.S. VertriebsgesmbH,
Nr. 85,
A-9064 Pischeldorf,
(04224) 51 11,
www.hfs.at

Ottinger GmbH ,
Güterstraße 25,
D-78224 Singen,
(0049 7731) 660 11,
www.ottinger.de

pewag austria GmbH ,
Theodor-Körner-Straße 59,
A-8010 Graz,
(0316) 60 70-0,
www.pewag.com

RUD-comfort (RUD-compact, RUD-matic): Plank Günther,
Schöberbrundt 5,
A-6068 Mils,
(05223) 468 12,
www.rud.de

Kompetent mit Konsument

Auf allen Antriebsrädern. Dass Ketten auf den Antriebsrädern montiert werden, ist selbstverständlich, bei Allradfahrzeugen gehören sie auf jene Achse, die der Fahrzeughersteller empfiehlt. Ideal wären hier aber Ketten auf allen Rädern.

Trockentraining. Üben Sie die Montage zuerst einmal in der Garage, und legen Sie die Ketten im Ernstfall rechtzeitig an, bevor Sie sich im Schnee festgefahren haben.

Sommerreifen gefährlich. Ketten nicht als Winterreifen-Ersatz sehen. In Kombination mit Sommerreifen bekommt das Fahrzeug ein äußerst kritisches Fahrverhalten. Bei Fronttrieblern bricht das Heck extrem leicht aus, Hecktriebler sind kaum mehr lenkbar.

Rechtzeitig abnehmen. Ketten auf trockener Fahrbahn sofort abnehmen, nicht nur weil es der Fahrbahn schadet, Weiterfahren verkürzt auch die Lebensdauer der Ketten enorm, ganz abgesehen von den katastrophalen Fahreigenschaften.

So haben wir getestet

Im Rahmen eines internationalen Gemeinschaftstests wurden Schneeketten unterschiedlicher Bauart getestet.

Handhabung: Die Montageanleitungen wurden von  nicht mit der Materie vertrauten Personen hinsichtlich Verständlichkeit, Vollständigkeit und Pflegehinweisen geprüft. Die Tester bewerteten Montage und Demontage. Die Verpackung wurde auf Wasserfestigkeit, Maß und Gewicht sowie auf das Vorhandensein einer aufgedruckten Kurzanleitung geprüft.

Fahreigenschaften auf Schnee: Testfahrzeuge: Audi A4 (Frontantrieb), Mercedes C (Heckantrieb). Subjektive Bewertung auf Teststrecke: schneebedeckte Steigungsstrecke mit Kehren und Kurven. Kriterien: Anfahren, Kurven, Geradeauslauf, Lenkradflattern, Bremsen – alles mit und ohne ESP.

Traktion und Bremsen: auf ebener Schneefahrbahn. Testfahrzeug wird 20 Mal bis 100% Schlupf beschleunigt, Verlauf wird über Sensor aufgezeichnet. Sowie 20 Bremsversuche mit ABS (mit und ohne ESP) von 40 auf 20 km/h. Bewertet wird die Abweichung von einer Referenzkette.

Fahreigenschaften auf Eis: Messung von Traktion und Bremsen wie oben, allerdings auf einer Natureisfahrbahn.

Haltbarkeit: Nach einer Strecke von 50 km auf trockener Betonfahrbahn (max. 50 km/h) Sichtkontrolle und 5 Messungen an einzelnen Kettengliedern.

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