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ÖBB: Bahnreisen - Schnäppchen auf Schiene

Die Fülle an Sondertarifen für Bahnfahrten ins Ausland ist verwirrend. Wir geben eine Orientierungshilfe.

Bahn oder Flug?

Der internationale Bahnverkehr ist kein Vorreiter der Idee eines vereinten Europa. Viele potenzielle Bahnkunden wandern im Bermudadreieck von teurem Standardtarif, oft ausverkauftem Lockangebot „SparSchiene ab 29 €“ und zahllosen Sondertarifen an die Konkurrenz Billigflieger ab. Bahnfahrgästen ist ein selbstständiges Orientieren im Tarifdschungel nur bruchstückhaft möglich.

Höherer Standardpreis ins Ausland

Die ÖBB setzen bei der Tarifgestaltung auf die Werbewirksamkeit von Sonderangeboten. Dahinter steht ein überhöhter Auslands-Standardpreis, von dem sich leicht rabattieren lässt. Doch das bekommt der Durchschnittsfahrgast nicht mit: Fährt man ins Ausland, sind die in Österreich gefahrenen Bahnkilometer merklich teurer als bliebe man im Inland. 100 Bahnkilometer kosten dann etwa 17,60 statt 15,90 Euro. Eine international übliche Praxis. Besonders krass ist der Unterschied etwa in den ehemaligen Ostländern wie Tschechien und Ungarn. Das Rabattierungsfeuerwerk verliert vor diesem Hintergrund deutlich an Glanz.

Kampfpreise: Tickets ab € 29,00

Das „Ab 29 €“-Zuckerl SparSchiene (nach Budapest ab 19 Euro) ist die Speerspitze im Preiskampf mit den Billigfliegern. Mit dem SparSchiene-Ticket legt man sich – oft bereits Wochen im Voraus – auf einen bestimmten Zug fest. Nur wer möglichst stundengenau den Zeitpunkt trifft, wann die Schnäppchen erstmals am Markt sind, kann auch an begehrten Tagen ein Billigticket erhaschen. Doch je nach Zielland liegt dieser Zeitpunkt zwischen zwei und sechs Monaten vor Abfahrt. Der Haken bei der Sache: Wer so früh die Hinreise kauft, weiß noch nicht, ob ihm das auch für die Rückreise gelingt oder ob er dafür nicht deutlich mehr wird bezahlen müssen. Rückgabe oder Umtausch eines einmal gekauften „SparSchiene“-Tickets gibt es nicht.

Lockangebote genau studieren

Für mittlerweile neun Länder – Deutschland, Italien, Schweiz, Frankreich, Polen, Kroatien, Slowenien, Ungarn und Slowakei – kann in bestimmten Zügen (meist Nachtzügen) ein Sitzplatz so billig gebucht werden. Für einen Liegeplatz bewegt sich der SparSchiene-Preis von 39 Euro für den 6er-Liegewagen (Italien: 49 Euro) bis 129 Euro für den Single-Schlafwagen. An stark nachgefragten Tagen (Ferienbeginn, verlängerte Wochenenden ...) ist das Kontingent der Billigplätze von Haus aus sehr klein, da es laut ÖBB nach der zu erwartenden durchschnittlichen Auslastung der Züge tageweise unterschiedlich festgelegt wird. Dies verschweigen die ÖBB in ihrer Werbung und wecken so bei vielen Bahnkunden falsche Erwartungen, die letztlich zu Frust über die unerreichbaren Lockangebote führen.

Konkurrenz mit Billigfliegern

Die Franzosen nehmen übrigens den Billigflieger-Kampf besonders genau: Beim SparSchiene-Angebot nach Paris gibt es die Billigtickets nicht ab jedem Halt, sondern nur ab Wien und ab Salzburg, und das nur für Sitz- und 6er-Liegewagen-Plätze. Wer etwa in Linz zusteigt, muss die Fahrt bis Salzburg zusätzlich zahlen. Denn von Linz startet kein Billigflieger nach Paris! Anders hätten die Franzosen nicht mitgemacht, beteuern die ÖBB.

Für manche Destinationen (vor allem in Deutschland) ist auf der ÖBB-Website www.oebb.at  ersichtlich, ob es für den gewünschten Tag noch SparSchiene-Angebote gibt, und man kann sie auch online buchen.

Eine ganze Reihe von Ermäßigungen

RailPlus ist bei allen Vorteilscards enthalten: Damit fahren Vorteilscard-Kunden um 25 Prozent billiger ins Ausland. Gilt für 29 Länder – von Portugal bis zur Ukraine, von Norwegen bis in die Türkei. In einigen der Ländern kommen allerdings nur Senioren und Menschen unter 26 Jahren in den Genuss dieser Ermäßigung.

Globalpreis heißt: Fahrkarte plus Reservierung (beziehungsweise Liegewagen) werden zusammen gebucht. Im Gegensatz zur SparSchiene ist ein Umbuchen möglich. Die ÖBB bieten in einigen Zügen nach Deutschland Globalpreise an, deutlich billiger als der Normalpreis. Die Italiener bieten in Zügen nach Italien nur noch Globalpreistickets, die – je nach Kategorie – 30 bis 50 Prozent billiger als der Normalpreis sind. Ein Kind (6 bis 14 Jahre) pro Begleitperson fährt um nur 5 Euro nach Italien.

TEE-City-Star-Tickets sind gegenüber dem Normalpreis um 25 Prozent ermäßigt. Sie gelten im Verkehr mit sechs Ländern – Deutschland, der Schweiz, Belgien, den Niederlanden, Luxemburg und Dänemark. Achtung: TEE-City-Star-Tickets sind nur bis drei Tage vor dem Abreisetag erhältlich. Auch hier gilt: Man muss sich auf einen bestimmten Zug festlegen. Das TEE-City-Star-Ticket gibt es nur als Hin- und Rückfahrt und es ist an ein Wochenende geknüpft: Die Nacht von Samstag auf Sonntag muss am Zielort verbracht werden. Da auch dafür nur eine begrenzte Anzahl an Plätzen pro Zug reserviert ist, empfiehlt sich frühzeitiges Buchen.

Familienangebote

Zwischen Österreich, Deutschland und der Schweiz erhalten Familien ein besonderes Zuckerl: Eltern und Großeltern können ihre Kinder oder Enkel unter 17 Jahren kostenlos mitnehmen, gleichgültig mit welcher Art von Fahrkarte sie reisen. Bei Reisen in die anderen TEE-Länder fahren diese Kinder auch kostenlos mit, allerdings nur, wenn Eltern bzw. Großeltern mit einem TEE-City-Star-Ticket reisen. Die dafür nötige TEE-Familienkarte gibt es an größeren Bahnhöfen gratis.

City-Star-Tickets gibt es auch für Tschechien, Polen, die Slowakei, Ungarn, Slowenien, Kroatien, Serbien, Montenegro, Rumänien. Der Preis liegt ebenfalls 25 Prozent unter dem Standard-Fahrpreis. Ab der 2. bis 5. gemeinsam reisenden Person gibt es je 20 Prozent Rabatt zusätzlich. Hier reisen Kinder unter 15 kostenlos mit. Für Inhaber einer Vorteilscard gibt es eine zusätzliche Ermäßigung.

Oftfahrerkarte. Wer öfter bestimmte Nachtverbindungen (derzeit etwa nach Berlin, Paris, Venedig, Zürich, Bukarest, Belgrad) nützt, sollte sich am Bahnschalter oder auch beim Schlafwagenschaffner die „Oftfahrerkarte“ holen. Wer binnen zwei Jahren neun Mal mit diesen Zügen fährt, erhält die zehnte Fahrt gratis. Dazu muss man nicht neun Mal selber fahren: Wer z.B. mit dem Partner und zwei Kindern nach Hamburg und zurück fährt, hat bereits 8 Fahrten auf seiner Karte.

EURegio. Die EURegio-Tickets entstanden im Jahr 2004 mit der EU-Erweiterung. Es sind spezielle grenzüberschreitende Angebote – Einzelfahrscheine für Hin- und Rückreise sowie Wochen- und Monatskarten für Pendler – zwischen zahlreichen Städten in Österreich und in den neuen EU-Nachbarländern Ungarn, Tschechien, Slowenien und der Slowakei. Die speziellen Hin- und Rückfahrtickets sind für Kinder (6 bis 14 Jahre) und Hunde um etwa 50 Prozent billiger. Vorteilscard-Besitzer erhalten auf manchen der EURegio-Strecken zwischen 25 und 35 Prozent Ermäßigung: Wien–Bratislava, Wien–Brno sowie auf den Strecken von Villach und Klagenfurt nach Slowenien.

Ein oder mehrere Länder kennen lernen

Euro Domino. 27 Länder, darunter auch die Russische Föderation und Marokko, bieten Euro Domino an. Das Land, in dem man wohnt, kann damit nicht bereist werden. Wermutstropfen: Die drei wichtigen Reiseländer Frankreich, Italien und Spanien schieden mit April 2006 aus. Das System: Verteilt über 30 Tage kann im gewählten Land an mindestens drei (in Deutschland und der Schweiz mindestens vier) bis maximal acht Kalendertagen mit dem Zug herumgefahren werden. Die vorgeschriebenen Basistage sind fast doppelt so teuer wie jeder weitere Tag.

Preisunterschiede

Ab 60 Jahren ist das Euro-Domino-Ticket um etwa 15 Prozent billiger, für Jugendliche bis 26 Jahre um etwa 25 Prozent, Kinder unter 12 Jahren zahlen den halben Preis. Die Preise sind von Land zu Land sehr unterschiedlich: Das Drei-Tage-Ticket 2. Klasse kostet z.B. für die Türkei 39 Euro und für Großbritannien 155 Euro.

Leider gibt es, anders als bei Interrail, keine spezielle Ermäßigung für die Anreise in das ausgewählte Land.

Interrail . Interrail ist heute ein Angebot für jedes Alter. 30 Länder machen mit und sind in 8 Zonen zu jeweils 3 bis 5 Ländern zusammengefasst. Neben dem Monatsticket für ganz Europa (4 bis 12 Jahre 273 Euro, bis 26 Jahre 385 Euro, über 26 Jahre 546 Euro) gibt es Interrail-Tickets für eine Zone (16 Tage) oder zwei Zonen (22 Tage). Die Reisetage müssen anders als bei Euro Domino in einem Stück ohne Unterbrechung konsumiert werden. Das Wohnsitzland kann damit nicht bereist werden, die Anreise bis zur Grenze der gewählten Zone ist mit dem Interrail-Ticket um 50 Prozent ermäßigt. Eventuelle Zuschläge (Hochgeschwindigkeitszüge, Liegewagen etc.) sind nicht inkludiert. Infos unter: www.interrail.com .

ScanRail Pass. Norwegen, Schweden, Dänemark und Finnland bieten gemeinsam den ScanRail Pass an. Damit kann an 21 zusammenhängenden Tagen gereist werden (Preis: 370 Euro; für Jugendliche 258 Euro, Senioren 325 Euro und Kinder 185 Euro). Als Variation gibt es den ScanRail Flexi Pass: Fünf, acht oder zehn Reisetage können über zwei Monate verteilt werden. Genaueres unter: www.scanrail.com .

Bahnreisen:  Kompetent mit Konsument

  • Frühzeitig buchen.  Erhöht die Chance auf Billig-Tickets.
  • Schwache Frequenz.  Reisen abseits begehrter Reisetage hilft sparen.
  • Festgelegt.  29-Euro-Tickets können nicht umgebucht werden.
  • Nachwuchs-Zuckerl.  Kinder reisen günstig ins Ausland.
  • Billiger in der Gruppe.  City-Star-Tickets vergünstigen das gemeinsame Reisen.
  • Nützliche Informationen.  Angebotsübersicht bei Travel by Train Europe: www.tbteurope.com ; Broschüre „Zügig durch Europa“ (7,50 Euro, 32 Seiten) des Verkehrsclubs Deutschland, bestellbar unter mail@vcd.org

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