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Grabkerzen - Brenndauer im Kurztest

Kurztest: Wie lange leuchten Grabkerzen? - Wer auf dem Friedhof seiner verstorbenen Angehörigen gedenkt, stellt auch eine Kerze ans Grab. Leuchtet das zu Allerheiligen aufgestellte Grablicht auch noch zu Allerseelen oder darüber hinaus? Einige Hersteller geben eine Brenndauer an. Ist darauf Verlass? Und was kostet das Licht für die letzte Ruhestätte?

Die AK Steiermark hat im vergangenen Sommer in Supermärkten sowie in Bau- und Drogeriemärkten 19 Grabkerzen in verschiedenen Größen eingekauft: darunter Paraffinkerzen ebenso wie kombinierte Produkte aus Paraffin und Öl sowie Lichter aus 100 Prozent Pflanzenöl. Wir haben die Brenndauer der Grablichter einem Kurztest unterzogen. Dazu zündeten die VKI-Tester die Kerzen einmal an und ließen sie bei einer Temperatur von 20 (± 3) Grad Celsius bis zum selbstständigen Erlöschen brennen.

Große Preisunterschiede bei Grabkerzen

Auffallend ist, dass es saisonbedingt diverse Aktionen gibt, wodurch die Preise stark variieren können. Zum Zeitpunkt unseres Kurztests waren die Preisunterschiede im Verhältnis zur Brenndauer ohne Berücksichtigung der Flammenintensität enorm. Konkret heißt das: Bei einer Brenndauer von 24 Stunden kostet die teuerste Friedhofskerze mehr als 7 Mal so viel wie die günstigsten Produkte. Die Kompositions-Öllichter der Marke Bolsius in Weiß und Rot kommen auf 18 und 19 Cent. Im Vergleich zu den übrigen Testkandidaten ist das rote Paraffin-Grablicht mit Glashülle von Jeka mit 1,34 Euro am teuersten.

20 Cent für einen Tag

Durch den Glasbehälter ist Letzteres preislich ein Ausreißer nach oben, allerdings nur bei der Erstanschaffung. Beim Kauf einer Zweierpackung Nachfüllkerzen um 2,99 Euro kommt die Einzelkerze auf 87 Cent für eine Brenndauer von 24 Stunden, wodurch der Abstand zum preislichen Mittelfeld nicht mehr groß ist. Für die übrigen Kerzen in Kunststoffbechern zahlt der Friedhofsbesucher bis zu 80 Cent bei gleicher Brenndauer. Die Kerze im Glas brannte insgesamt nur 41 Stunden, während die Bolsius-Lichter um bis zu 16 Stunden länger durchhielten.

Bolsius Kompositions-Öllicht Nr. 3 Weiß:18 Cent für 24 Stunden Brenndauer; Bild: K. Schreiner/VKI  Bolsius Kompositions-Öllicht Nr. 3 Rot:19 Cent für 24 Stunden Brenndauer; Bild: K. Schreiner/VKI  Paraffin-Grablicht mit Glashülle von Jeka: 1,34 Euro für 24 Stunden Brenndauer; Bild: K. Schreiner/VKI 
Günstig!
Die beiden Bolsius Kompositions-
Öllichter: 18 und 19 Cent für 24 Stunden Brenndauer;
Einkaufspreis
: 2,19 Euro 
(Einkauf: Sommer 2013)
 

Teuer!
Praffin-Glaslicht Jeka
1,34 Euro für
24 Stunden Brenndauer;
Einkaufspreis
: 2,29 Euro;
Nachfüllung mit 2 Kerzen:
2, 99 Euro (Einkauf: Sommer 2013)


Lesen Sie außerdem folgende Artikel: Grabsteine aus Indien, Feuerbestattung im Krematorium, Friedhofsgebühren, Sterbegeldversicherung, Bestattungskosten: Nepp am Grab und das KONSUMENT-Buch: Was tun, wenn jemand stirbt?  

Brennzeiten meistens eingehalten

Herstellerangaben zur Brennzeit meistens eingehalten

Wer sich für ein Grablicht entscheidet, auf dem die Brennzeit aufgedruckt ist, geht davon aus, dass sie eingehalten wird. Können sich Kunden auf diese Zeitangabe verlassen? Meistens, zeigt der Test. Bei 9 Kerzen gibt es eine Angabe zur Brenndauer. 6 schafften die genannte Zeit.

Bei zwei Grabkerzen der Marke Bolsius, dem Kompositions-Öllicht für Grablaternen sowie beim Stundenbrenner Nr. 40 ist die Brenndauer auf der Rechnung und auf einem Preisschild im Geschäft aufgedruckt. Die Zeitangaben bewahrheiteten sich im Praxistest nicht. Das Kompositions-Öllicht brannte um 20 Stunden kürzer, die Stundenbrenner-Kerze um 16 Stunden. Bei 7 weiteren Kerzen steht die Brenndauer auf der Umhüllung. Hier fehlten nur der Ambrosius-Kerze ein paar Stunden auf die versprochene Brenndauer von 7 Tagen. Die übrigen Produkte, für die eine Zeitaussage getroffen wird, hielten diese auch ein. Die Flamme des Jeka Ewiglichtes leuchtete sogar um 50 Stunden länger als angeführt.

Kerzenarten: gepresst und gegossen

Eine Kerze setzt sich im Wesentlichen aus dem Docht (meistens aus Baumwolle) und einer sogenannten Brennmasse zusammen. Man unterscheidet gepresste und gegossene Kerzenarten.

Gepresste Kerzen (im Kurztest 10 Produkte) bestehen zu etwa 90 bis 100 Prozent aus Paraffin, einem Produkt, das im Zuge der Raffinierung aus Erdöl gewonnen wird. Hinzu kommt ein kleiner Anteil Pflanzenöl.

Bei gegossenen Kerzen ist der Pflanzenöl- und Fettgehalt höher als der Paraffinanteil. Diese Produkte werden als Kompositionskerzen bezeichnet. 7 Produkte in unserem Test bestehen aus einer solchen Mischung, 2 Produkte aus reinem Pflanzenöl. Ob eine Kerze einen besonders hohen Ölanteil hat, lässt sich an ihrem Weichheitsgrad erkennen. Je weicher die Brennmasse, desto höher ist der Ölanteil.

Grundsätzlich eignen sich Paraffinkerzen besser für den Sommer, Produkte mit hohem Ölanteil und reine Ölkerzen empfehlen wir für die kalten Monate.

Brennmasse: schnelleres Abbrennen bei höherer Flamme

Beim Abbrennen einer Kerze spielt auch die Flammenhöhe eine Rolle. Je höher die Flamme, desto mehr Brennmasse verbraucht die Kerze in kürzester Zeit. Das bedeutet bei einer kleinen Kerze: Wenn sie besonders lang brennt, ist davon auszugehen, dass die Flamme nicht groß ist.

Wie bei der Berechnung der Kosten für die Brenndauer von 24 Stunden zeigt sich auch bei der Betrachtung der Brennmasse ein ähnlicher Trend: Die beiden Bolsius-Kerzen Kompositions-Öllichter Nr. 3 in Rot und Weiß kommen – bezogen auf das Abbrennen von 100 Gramm Brennmasse – mit 30 Cent am günstigsten, das Glas-Grablicht von Jeka ist hier mit 1,63 Euro am teuersten.

Entsorgung

Geringe Wachsrückstände

Bei den meisten Testkandidaten bleibt nach dem Abbrennen nur ein geringer Wachsrand am Boden zurück. Seitlich an der Kerzen-Umhüllung und am Behälter-Boden ist bei folgenden Produkten ein größerer Wachsrest von bis zu 10 Prozent feststellbar: bei T3 Tagesbrenner in Weiß der Marke VillaVerde, beim roten Apostellicht (Marke Bolsius) und bei zwei Kerzen von Jeka, dem roten Kompo Öllicht Nr. 3 sowie dem roten Glas-Grablicht.

Komplett abgebrannt ist der Kerzenkörper hingegen beim Öllicht Nr. 3 und Nr. 7 von Aeterna sowie beim 7 Tage Kompositions-Öllicht von Ambrosius.

Wenn die Brennmasse nicht restlos verschwindet, kann das an zu tiefen Außentemperaturen oder an einem falsch dimensionierten – z.B. zu dünnen – Docht liegen. Ein derartiger Docht verbrennt schneller, als er Wachs aufsaugen kann.

Angabe der Temperatur

Sinnvoll ist die Angabe der idealen Temperaturbedingungen auf den Verpackungen der Kerzen oder auf den Produkten, beispielsweise: geeignet für Temperaturen zwischen 15 und 25 Grad Celsius. Einige Hersteller versehen ihre Kerzen bereits mit entsprechenden Hinweisen. Ein derartiger Aufdruck wäre generell wünschenswert.

Elektrische Grabkerze

Vor einiger Zeit war ein Trend zum Verwenden von elektrischen Grablichtern feststellbar. Diese Tendenz ist nicht mehr so stark, wie uns ein Kerzenhersteller berichtet. Die Brenndauer einer elektrischen Grableuchte hängt von der Qualität der Batterie und der LED-Lampe ab. Auch hier spielt die Außentemperatur eine Rolle. Bei wärmeren Temperaturen funktionieren Batterien besser als bei kälteren.

RAL-Zeichen

Das Gütezeichen für Kerzen wird innerhalb von Europa vergeben. 9 Grablichter aus unserem Test tragen diese Bezeichnung. Hersteller dürfen sie dann vergeben, wenn ein Produkt bestimmte Normen einhält, die von der Europäischen Gütegemeinschaft Kerzen hinsichtlich Rohstoffen, Brenndauer und Brennverhalten festgelegt wurden.

Entsorgung je nach Bundesland anders geregelt

Bei vielen Grabkerzen ist die wächserne Brennmasse von einer roten Kunststoffhülle aus Polypropylen umgeben. Die Entsorgung ist bundesländerspezifisch geregelt. Auskünfte geben die Gemeinden oder die zuständigen Magistrate.

In Wien entsorgen Friedhofsbesucher die Kerzenhülsen nach dem Abbrennen in dafür aufgestellten Sammelbehältern. Abseits der Friedhöfe gehören die Kunststoffbecher in die Restmülltonne.

2 Grabkerzen hatten eine Hülle aus PVC (Jeka Ewiglicht mit Deckel rot und das Ambrosius 7 Tage Kompositions-Öllicht weiß). PVC ist hinsichtlich der Entsorgung problematisch. Kommt es bei der Lagerung auf einer Deponie zu einem Schwelbrand, wird hochgiftiges Dioxin freigesetzt.

Falls die Kerze mit einem Metalldeckel ausgestattet ist, gehört dieser in einen Sammelbehälter für Altmetall. Umweltfreundlicher ist das Verwenden von wiederbefüllbaren gläsernen Behältnissen und das Aufstellen von Kerzen ohne Umhüllung in einer windsicheren, fix am Grab angebrachten Laterne.

So brennen Grabkerzen am besten

Grundsätzlich eignen sich Paraffinkerzen für den Sommer, Produkte mit hohem Ölanteil und reine Ölkerzen für die kalten Monate. Wer aufgrund eines preisgünstigen Angebots gleich einen größeren Vorrat kauft, ist gut beraten, Kompositionskerzen auszusuchen, also kombinierte Produkte aus Paraffin und Öl. Sie sind sowohl in der wärmeren als auch in der kälteren Jahreszeit einsetzbar.

Gerade aufstellen. Die Kerze in einer standsicheren Position an der Grabstelle platzieren. Steht sie schief oder verrutscht der Docht, kann die Flamme die Hülle beschädigen. Frei stehende Kerzen müssen stets windgeschützt stehen, und zum Vermeiden von Rändern am besten auf einem Untersetzer. Bei mehreren Kerzen einen Abstand von etwa 10 Zentimetern einhalten.

Nicht in die pralle Sonne. Die Kerze nach Möglichkeit nicht in der prallen Sonne aufstellen. Vor allem bei Kerzen auf Ölbasis bewirkt direkte Sonneneinstrahlung, dass die Brennmasse schneller schmilzt, als der Docht abbrennt. Der Docht kann dann in das flüssige Wachs kippen und erlöschen.

Aufstellen in der Grablaterne. Verlischt die Kerze in der Grablaterne vorzeitig, kann das folgenden Grund haben: Die Luftzufuhr für die Kerze reicht nicht aus, weil das Grablicht für die Laterne zu groß ist. In einer geschlossenen Laterne müssen oberhalb der Kerze noch 12 bis 15 Zentimeter Platz sein. Dadurch ist gutes Zirkulieren der Raumluft möglich und die Hitze beschädigt das Glas der Laterne nicht.

Anzünden. Stellen Sie den Docht vorsichtig gerade. Achten Sie darauf, dass er nicht abbricht und keine Fremdkörper wie beispielsweise Teile des Streichholzes in das flüssige Wachs gelangen. Das ist deshalb wichtig, weil solche Partikel im Wachs den Docht verstopfen und seine Saugfähigkeit beeinträchtigen. Zudem können kleine im Wachs schwimmende Stücke Feuer fangen und wie ein zweiter Docht wirken. In der Folge zerstört die zweite Flamme jedoch die Kerze. Das kann passieren, wenn sich das brennende Teilchen am Kerzenrand befindet. Der Rand bricht und die Kerze beginnt seitlich zu rinnen.

Brenndauer. Wie lange eine Kerze brennt, hängt davon ab, wie gut Docht und Wachs aufeinander abgestimmt sind. Die Flamme muss groß genug sein, um die gesamte Brennmasse zu schmelzen, nicht jedoch zu groß, sonst verbrennt die Kerze zu rasch.

Brennverhalten. Im Winter bei niedrigen Temperaturen ist es möglich, dass die Kerzenflamme kleiner ist als bei warmen Außentemperaturen. Die Brennleistung frei stehender Kerzen ist zudem niedriger als jene von Kerzen in Grablaternen. Schmilzt der Brennkörper infolge zu niedriger Brenntemperaturen nicht komplett, so kann nach dem Abbrennen mehr Wachs in der Umhüllung zurückbleiben.

Testtabelle: Paraffinkerzen

Testtabelle: Kompositions-Öllichter

Testtabelle: Öl-Lichter

Anbieter

Aeterna: Joh. Alex. Niernsee KG,
Bräuhausgasse 68,
A-1050 Wien,
Tel. 01 544 46 66-0,
www.niernsee.at

Ambrosius: Joh. Alex. Niernsee KG,
Bräuhausgasse 68,
A-1050 Wien,
Tel. 01 544 46 66-0,
www.niernsee.at

Bolsius Deutschland GmbH,
Gildehofstraße 2,
D-45127 Essen,
Tel. +49 201 33 01-0,
www.bolsius.com

Hofer-Kerzen Vertrieb GmbH,
Unterer Markt 42,
A-3335 Weyer,
Tel. 07355 87 31-0,
www.hofer-kerzen.at

Jeka: Drauch HandelsgmbH,
Gewerbestraße 5,
A-8071 Hausmannstätten,
Tel. 03135 40 94 00,
www.jeka.com

VillaVerde: Haymann GmbH & Co. KG,
Auf der Heide 2,
D-57629 Norken,
Tel. +49 26 61 95 54-0,
www.haymann.de

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