Zum Inhalt

Crowdfunding für Immobilien - Keine zusätzliche Sicherheit

Sie wollen sich an Crowdfunding für eine Immobilie beteiligen? Lassen Sie sich nicht von der vermeintlichen Sicherheit des "Betongoldes" blenden.

Crowdfunding – also im Internet Geld für ein Projekt einsammeln - wird immer stärker forciert und taucht in vielen Spielarten auf (lesen Sie auch Crowdfunding - Fun-Ding oder Unding?). Eine Variante des Geldeinsammelns für kleinere Projekte abseits der Banken ist das Crowdlending für Immobilien. Der Anleger stellt sein Geld in Form eines sogenannten nachrangigen Darlehens zur Verfügung. Das Geld fließt in den Bau eines Wohnhauses oder eines Bürogebäudes.

Home Rocket

Ein Beispiel dafür ist Home Rocket, eine Crowdlending-Plattform. Sie vermittelt zwischen privaten Anlegern und einem Bauträger. Derzeit bewirbt sie drei Projekte der C&P Immobilien AG, von denen in zwei Fällen der Funding-Prozess gestartet wurde, also Geld gesammelt wird. Allerdings sind sie von der Schwelle, die nötig ist, damit der Darlehensvertrag zustande kommt, noch weit entfernt. Erst 20 bzw. 12 Prozent der nötigen Summe wurden bisher gesammelt.

Treuhandgesellschaft

Das Geld der Darlehensgeber wird nicht direkt an den Bauträger überwiesen, sondern an eine Treuhandgesellschaft mit Sitz in Pulsnitz bei Dresden, die Secupay AG. Erst wenn die zuvor definierte Fundingschwelle erreicht wird, darf die Treuhänderin das eingesammelte Kapital an den Bauträger weiterleiten. Gelingt dies nicht, muss das Kapital an die Investoren rücküberwiesen werden.

Keine Sicherheit durch Immobilien

Das Geld ist zwar für den Bau von Immobilien, doch diese stellen für den Kapitalgeber keine Sicherheit dar. Das eingesammelte Kapital wird als Eigenkapital für die Kreditfinanzierung der Banken hinterlegt. Den größeren Teil des benötigten Kapitals steuert nämlich eine Bank in Form eines Kredits bei. Dieser stellt ein vorrangiges Darlehen dar. Es muss braucht Sicherheiten in Form von Bürgschaften oder Haftungen des Bauträgers.

Bank und Käufer gut abgesichert

Das Bauträgervertragsgesetz verlangt, dass auch die Käufer der zu errichtenden Wohnungen gegen den Verlust der geleisteten Zahlungen abgesichert sind. Dies kann auf verschiedenen Wegen erfolgen: durch eine schuldrechtliche Sicherung (§ 8), durch grundbücherliche Sicherstellung des Rechtserwerbs auf der zu bebauenden Liegenschaft in Verbindung mit der Zahlung nach Ratenplan (§§ 9 und 10) oder durch pfandrechtliche Sicherung (§ 11).

Totalverlust möglich

Totalverlust möglich

Die Forderungen des privaten Anlegers hingegen bleiben ungesichert. Sie stellen ein sogenanntes nachrangiges Darlehen dar. Zins- oder Tilgungszahlungen erfolgen nur, wenn sie aus dem Jahresüberschuss oder aus freien Mitteln gedeckt sind. Scheitert das Bauprojekt, kommen zunächst die Bank und die Wohnungserwerber zu ihrem Geld. Bleibt dann noch etwas übrig, erhält der Darlehensgeber sein Kapital zurück - oder einen Teil davon.
Es ist ein Irrglauben, dass man als Immobilien-Investor von der Sicherheit des "Betongoldes“ mitprofitieren kann. In Wahrheit ist Crowdlending für eine Immobilie ebenso ungesichert wie das Investieren in ein Unternehmen in Form des Crowdfunding im Allgemeinen: Wenn etwas schiefgeht, bekommt man keine Zinsen und kann sein ganzes Geld verlieren.

Welche Kosten entstehen?

Laut www.homerocket.at entstehen für den Investor keine zusätzlichen Kosten bei Investition in ein Projekt. Der Bauträger bezahlt die Kosten für die Internet-Plattform in Form einer Provision – und zwar 10 Prozent des eingesammelten Betrages (Funding).

Ertragsaussichten im Vergleich

Home Rocket bietet derzeit zwei Projekte mit 5 Prozent bzw. 8 Prozent Zinsen pro Jahr für Laufzeiten von 18 und 36 Monaten an. Im Vergleich dazu bekommt man im Sparbereich derzeit - Stand Juni 2015 - bei einer Laufzeit von 18 Monaten maximal 1,5 Prozent, bei 36 Monaten 1,8 Prozent Zinsen vor KESt (Denizbank), allerdings einlagengesichert, also mit deutlich geringerem Risiko. Die durchschnittliche Dividendenrendite für Aktien liegt bei ca. 2,5 Prozent (DAX und ATX).

Die Einnahmen aus den Zinsen müssen bei privaten Darlehen erst ab einer Höhe von 730 Euro pro Jahr versteuert werden. Betragen also die Zinsen 5 Prozent und möchte man diese 730-Euro-Grenze nicht überschreiten, kann man rund 15.000 Euro investieren. Bleibt man unter diesem Zinsertrag ergibt sich ein Steuervorteil von 25 Prozent.

Rückzahlung des Kapitals

Rückzahlung des Kapitals

Nach Ende der Laufzeit hat der Darlehensgeber Anspruch auf Rückzahlung des investierten Betrages samt der bis dahin noch nicht ausgezahlten Zinsen. Die Auszahlung erfolgt binnen sechzig Tagen nach Ende des Darlehensvertrages. Für die Dauer von einem Jahr ab Auszahlung der Darlehenssumme durch die Treuhänderin an die Darlehensnehmerin ist eine ordentliche Kündigung des Darlehensvertrages für beide Parteien ausgeschlossen.

 

Immobilienprojekt Donaufelderstraße 221 im 22. Bezirk in Wien, Bauträger C&P Immobilien AG:
Fundingschwelle 200.000 Euro
Frist für Crowdfunding 20.10.2015
Derzeit investiertes Kapital 23.350 Euro (11,675 Prozent)
Zinsen 5 Prozent

Das Darlehen hat eine Laufzeit von 18 Monaten und beginnt mit Erreichen der Fundingschwelle bzw. mit Ende der Frist für das CF zu laufen.

Geld für den Bau

Die Baukosten des Projekts in der Höhe von rund 12,6 Mio Euro werden so finanziert:

Kapital Euro Herkunft
Eigenkapital oder Eigenkapitalersatz 800.000  Crowdlending + Eigenkapital der C&P Immobilien AG
Fremdkapital (Bankenfinanzierung)    6,2 Mio Bankhaus Krentschker
Teil der Erlöse aus dem Wohnungsverkauf 5,6 Mio Ratenzahlungen von Wohnungskäufern gemäß Bauträger-Vertragsgesetz
Summe    12,6 Mio  


Das Fundinglimit (der Betrag der maximal eingesammelt wird) liegt bei 750.000 Euro. Das bedeutet, dass mindestens 50.000 Euro Eigenkapital von der C & P Immobilien AG selbst aufgebracht werden müssen.

Risikoeinschätzung

Laut Vorstandsmitglied Ing. Schober-Plankl von C&P Immobilien AG ist aus der Erfahrung von bisher 70 durchgeführten Projekten das Risiko eines Scheiterns des Projekts Donaufelderstraße 221 als eher gering einzuschätzen. Für den Crowdinvestor gibt es dennoch durch das nachrangige Darlehen ein erhöhtes Risiko. Für risikobereite Investoren könnte sich allerdings eine interessante Investitionsmöglichkeit bieten.

Wie immer in solchen Fällen gilt: Investieren Sie nur jenen kleinen Teil Ihres Vermögens, den Sie auch bei Totalverlust verkraften können.

Links zum Thema

Diesen Beitrag teilen

Facebook Twitter Drucken E-Mail

Das könnte auch interessant sein:

Crowdfunding/Crowdinvesting - Geldanlage in der Krise


Begriffe wie Crowdfunding, Crowdsourcing, Crowdlending oder Crowdinvesting sind erst vor wenigen Jahren vor allem im Musik- und Filmgeschäft entstanden, um ein Projekt durch eine gemeinschaftliche finanzielle Anstrengung auf die Beine zu stellen.

Crowdfunding - Absturz vermeiden


Vor Kurzem wurde die Rakete gezündet, Crowdfunding-Projekte sind im Aufwind. Mehr Sicherheit für die Anleger ist damit nicht verbunden.

Crowdfunding - Fun-Ding oder Unding?


Rund 3 Milliarden Euro wechselten im vergangenen Jahr beim Crowdfunding allein in der EU den Besitzer – ohne dass sich Geldgeber und -empfänger je gesehen hätten.

Geldanlage - Geld und Finanzen Extra

Vor- und Nachteile verschiedener Anlageformen: Über Aktien, Anleihen, Bausparen, Edelmetalle, Immobilien, Zertifikate, Fremdwährungen, Crowdfunding bis hin zu den klassischen Spareinlagen.

Gefördert aus Mitteln des Sozialministeriums 

Sozialministerium

Zum Seitenanfang