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Eingang ohne Stufen und ein Leitsystem (Foto: REWE)
Eingang ohne Stufen und ein Leitsystem

Barrierefreiheit beim Einkauf - Kann ich behilflich sein?

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Keine Stufen vor dem Eingang, niedrigere Regale, Assistenzangebote und gute Beratung ermöglichen einen entspannten Einkauf für Menschen mit Behinderung. Lesen Sie unseren preisgekrönten Artikel.

Blind und keiner kommt

Eigentlich wollte Margarete Waba nur spontan einen kleinen Einkauf erledigen. Sie betrat eine Wiener Supermarktfiliale und bat das Kassenpersonal um Unterstützung. „Es wurde zwar jemand ausgerufen. Eine Mit­arbeiterin meinte aber zur anderen, dass sie nicht helfen dürfe.“ Frau Waba ist blind und orientiert sich mittels Langstock. Schließlich bot eine Kundin ihr Hilfe an und fand die gewünschten Produkte. Nach dem Bezahlen erkundigte sich Frau Waba beim Filial­leiter, wie es mit der Unterstützung von blinden Menschen beim Einkauf aussieht. Dieser sagte, dass er nicht helfen müsse, und verwies auf die Corona-Abstandsregeln. Sie solle doch mit einer Begleitperson einkaufen. Ohne die Unterstützung der unbeteiligten Kundin hätte Frau Waba also in dieser Filiale nicht einkaufen können. Die gebür­tige Oberösterreicherin verließ fassungslos das Geschäft und suchte eine andere Filiale derselben Kette auf. "Dort kam eine Verkäuferin sofort auf mich zu.“

Aufmerksames Personal

Für eine entspannte Einkaufsatmosphäre braucht es sensibilisiertes Personal. Das zeigt auch eine Umfrage des ÖZIV Bundesverbands, der im Rahmen der aktuellen Einkaufsstraßenstudie 187 Menschen mit verschiedenen Behinderungen befragte: 46 Prozent wünschen sich mehr Sensibilität vom Verkaufspersonal. Auch Studienautorin Angelika Parfuss ortet Unsicherheit im Umgang: „Menschen mit Behinderungen fühlen sich übergangen, wenn nur mit ihrer Begleitung gesprochen wird.“ Margarete Waba, die sich beim Blinden- und Sehbehindertenverband engagiert, kauft gern spontan ein. Sie will nicht immer eine Begleitung organisieren und wünscht sich, gut beraten zu werden: „Ich bin neugierig auf Neues, probiere gern etwas aus.“

"Wie kann ich behilflich sein?"

Positive Einkaufs­erlebnisse verbindet Julia Moser, sie hat das Usher-Syndrom und ist hochgradig schwerhörig und  sehbehindert, mit kleineren Fachgeschäften wie Modeboutiquen: "Ich schätze Verkäuferinnen/Verkäufer, die ihr Sortiment gut kennen. Wenn ich einen ­Hosenanzug in Dunkelblau und zwei passende Tops suche, möchte ich genau das bekommen.“ In der inklusiven Unternehmensberatung myAbility ist sie für den Bereich Unternehmenskultur verantwortlich. Ihren Langstock verwendet sie vor allem im Dunkeln oder auf unbekannten Wegen. ­Ihre Behinderung ist oft nicht gleich sichtbar, weshalb manche sich wundern, wenn sie eine Beschreibung von etwas will. Die Standardfrage sollte generell lauten: "Wie kann ich Ihnen behilflich sein?"

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