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Fehlgriff im Milchregal - Vollmilch oder länger frisch?

, aktualisiert am

„Ganz schnell noch Milch kaufen!“ Kein Problem, oder? Doch ob in einer Packung frische oder ESL-Milch drin ist, ist im Geschäft nicht immer einfach zu erkennen. - Ein "Aufgespießt" von Konsument-Chefredakteur Gerhard Früholz.“ 

KONSUMENT-Chefredakteur Gerhard Früholz (Bild: U. Romstorfer/VKI)
E-Mail: Chefredakteur
Gerhard Früholz

Selbst kurz vor Ladenschluss ist das Regal im Supermarkt voll und die Auswahl groß. Aber wo sind jetzt die Halbliterpackungen? Fehlanzeige – wie so oft. Die gibt es nicht oder sie sind ausverkauft. Also gut, dann eben doch gleich einen Liter.

Glasflasche "Bio-Vollmilch"

Mein Blick fällt auf eine mir bis dato unbekannte Glasflasche: „Bio-Vollmilch“, „Die gute tägliche Milch“. Klingt gut, das gefällt mir! Ich habe das Gefühl, auch in der Eile einen guten Griff gemacht zu haben. Weil soeben unser Milch-Test fertiggestellt wurde, schau ich mir dann zu Hause das Etikett auf der Rückseite genauer an. Da steht´s, ganz klein: "länger frisch, hocherhitzt“. Ich hatte mir eigentlich etwas anderes erwartet.

"Hocherhitzt" und "länger frisch"

Gegenprobe bei einem Lebensmitteldiskonter: Dort gibt es neuerdings ebenfalls Milch in einer Glasflasche. „Bio“ und „Bergbauern-Milch“ stechen mir ins Auge. Doch auch hier entdecke ich bei genauerem Hinsehen: „hocherhitzt“ und „länger frisch“. Länger haltbare Milch sei eben der Wunsch der Konsumenten, versichern Handel und Produzenten unisono. Aha, warum wird dann die Erfüllung dieses Wunsches auf dem Etikett so versteckt? Auf der Vorderseite lese ich hingegen noch "pfandfrei". Das klingt immerhin besser als "keine Pfandflasche". Also aufgepasst beim Milchregal! Sonst geht es Ihnen wie mir und auch Sie sind dann – vielleicht etwas sauer.

Wie denken Sie darüber? Schreiben Sie eine Mail an leserbriefe@konsument.at

Leserreaktionen

Geschmack

Ich möchte zum Thema Geschmack der Milch meine Erfahrung einbringen, die sicher 20 Jahre zurückliegt. Die Milch war ja zur damaligen Zeit generell in Flaschen gefüllt, „Packerlmilch“ war aber auch schon im Lieferumfang des Handels. Ich kaufte also für meine Kinder, die täglich Milch tranken, bis auf wenige Ausnahmen immer Flaschenmilch. Meine Kinder kritisierten nämlich, dass die Milch aus dem Packerl nicht so gut schmeckt.

Ich habe das vehement bestritten und dachte, na euch werd ich es beweisen. Nahm also „Packerlmilch“ und füllte diese in eine Glasflasche, die ich auch demonstrativ auf den Tisch stellte. Die Reaktion meiner Kinder: Komisch, die ist zwar aus der Flasche, aber sie schmeckt wie Packerlmilch! Kurze Zeit später wurde Flaschenmilch komplett aus den Regalen gestrichen; auch mit dem Vermerk: Kundenwunsch – ich wurde nie gefragt …

Marianne Kastner
E-Mail
(aus KONSUMENT 6/2019)

Haltbarkeit nach dem Öffnen

Einen Vorteil für den Konsumenten kann ich in einer Milch, die länger lagerfähig ist, nicht erkennen. Milch einen Monat lang einzulagern, bringt einem Durchschnittshaushalt nichts, weil man ja wegen Brot, frischem Obst und Gemüse ohnehin öfter einkaufen gehen muss. Insofern ist dieser Test eher für Lebensmittelhändler relevant.

Als Konsument interessiert mich in erster Linie die Haltbarkeit nach dem Öffnen und die ist nach meiner Erfahrung vier bis fünfmal länger als die paar Tage, die der Handel empfiehlt, um sich abzusichern. Wenn es eine gestiegene Kundennachfrage nach länger frischer Milch gibt, dann wäre das für mich die plausibelste Erklärung. Singlehaushalte können so zu günstigen Literpackungen greifen, auch wenn ihr Tagesverbrauch gering ist. Vielleicht könnte man einmal Milch nach diesem Kriterium testen und dabei auch die zahlreichen fettreduzierten Varianten (1,5 %, 1,8 %, 2 %) berücksichtigen.

User "Mag. Zirnig"
(aus KONSUMENT 6/2019)

Danke für diese Anregung! Wir werden dieses Thema weiter verfolgen.

Die Redaktion

Heuchelei gegenüber dem Kunden

Ich finde mich wieder in Ihrer Kolumne „Aufgespießt: Fehlgriff im Milchregal“. Genau so hat es sich vor einigen Tagen zugetragen. Zuerst suchte ich vergeblich eine normale Vollmilch ohne das „länger frisch, hocherhitzt“ im Kleingedruckten und wurde nicht fündig. Dann durchsuchte ich die Regale nach Milch in Glasflaschen: zu meinem Erstaunen auch bei all denen das Gleiche, keine normale Vollmilch darunter.

Der Marktleiter erklärte mir, es gebe nur mehr Milch „länger frisch, hocherhitzt“, die Kunden wollten das so. Dabei fordere ich in den Geschäften schon seit geraumer Zeit normale Vollmilch, die in den Regalen immer mehr reduziert wurde und nun ganz verschwindet. Es ist umgekehrt. Die Kunden wissen oft nicht, was sie in ihren Einkaufswagen geben. Und jene, welche das Bewusstsein dafür haben, wollen keine Milch „länger frisch, hocherhitzt“!

Dem Großhandel geht es doch nur um Erleichterung bei Logistik und Lagerhaltung. Wenn anderes behauptet wird, ist das Heuchelei. Meinen täglichen Einkauf tätige ich zunehmend bei Hofer oder Lidl, die haben noch die normale Vollmilch im Sortiment.

Norbert Hüttel
St. Ulrich bei Steyr
(aus KONSUMENT 6/2019)

Immer weniger frische Milch

Ich kann Ihnen nur beipflichten! Ich ärgere mich seit dem Aufkommen der „Länger Frisch Milch”, dass es immer weniger frische Milch gibt – vor allem Bio-Milch – und wenn, dann hält sie (z.B. beim Merkur) meistens max. 1 bis 2 Tage!

Hofer stellt hier eine rühmliche Ausnahme dar: Hier wird Milch, die nur mehr 1 Tag bis zum Ablaufdatum hält, gesondert mit minus 20 % abverkauft. Bei Merkur muss ich regelmäßig reklamieren – oft gibt es dann eine Milch, die länger hält, aber oft auch nicht. Dann geh ich extra wegen der Milch noch zum Hofer. Das ist sehr ärgerlich.

Elfriede Klein
E-Mail
(aus KONSUMENT 6/2019)

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