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Lebensmittel-Check - Hitparade der Trickser

2015 nahmen wir wieder über 100 Lebensmittel unter die Lupe. Zu den größten Aufregern zählten überraschende ­Zutaten in Produkten und falsche Herkunftsangaben.

Lebensmittel-Check Header-Logo (Bild: VKI)

AufLebensmittel-Check: Ärger mit einem Produkt? bzw.Lebensmittel-Check: Ärger mit einem Produkt? präsentieren wir jeden Dienstag und Donnerstag ­Produkte, die kritischen Konsumenten unangenehm aufgefallen sind. Parallel dazu gibt es in der gedruckten Ausgabe unseres Testmagazins KONSUMENT den Lebensmittel-Check des Monats (S 9).

Aufmerksame Kunden, die beim Einkauf ­genau schauen, sorgen dafür, dass uns die Themen nicht ausgehen. An dieser Stelle wieder einmal ein herzliches Dankeschön an alle für die ungebrochen große Unterstützung.

Ärgerliche Produkte melden

Es gibt viele Möglichkeiten, um auf ein Produkt aufmerksam zu machen. Neben Briefen oderMail an leserbriefe@konsument.at an uns nützen viele KONSUMENT-Leser dasIrreführende Aufmachung, Kennzeichnung oder Werbung des Lebens­mittel-Checks. Und seit wir mit dem Lebensmittel-Check auch auf Facebook vertreten sind, kommen immer mehr Hin­weise über dieses soziale Netzwerk zu uns.

Genau genommen könnten Hersteller von ­Lebensmitteln ihren Kunden diesen Ärger beim Einkauf ganz einfach ersparen. Denn Konsumenten, die sich bei uns melden, beschweren sich immer über dieselben Zumutungen. Dazu gehören besonders die Zusammensetzung von Produkten, ihre Aufmachung und der Preis. Ebenfalls ein Dauerbrenner im vergangenen Jahr: falsche Her­kunfts­an­gaben bei frischem Obst und Gemüse.

Seltsame Zusammensetzungen

Am ärgerlichsten ist für unsere Leser die Zusammensetzung vieler Produkte. Zu diesem Problemfeld bekamen wir 2015 die meisten Hinweise. Früchte, die auf einer Verpackung groß abgebildet sind, im Lebensmittel selbst aber kaum vorkommen, regen viele zu Recht auf.

Immer wieder beschweren sich Konsumenten über Getränke, vor allem über Smoothies. Dass hochpreisige Früchte hier nur in der Produktbezeichnung und auf der Verpackung vorkommen, im Saft selbst aber eine untergeordnete Rolle spielen, stößt ­vielen auf (z.B. beiSpar enjoy Orange-Mango Smoothie - Wenig Orange, noch weniger Mango).

Auch Zutaten, die man in einem Produkt keinesfalls vermuten würde, machen Kunden fassunglos. Tatsache ist: Selbst wer Tiefkühlgemüse kauft, muss auf die Zutatenliste schauen. Sonst kann es sein, dass auf dem Teller nicht nur Erbsen und Karotten, sondern auch Fett und Zucker landen (wie z.B. bei Iglo Dampf-Frisch, Vielfalt Österreich - Mit Fett und Zucker).

Ebenfalls ein schönes Beispiel für eine seltsame Produktzusammensetzung ist ein Mautner Markhof Original österreichischer 7 Kräuteressig - Mit Geschmacksverstärker, bei dem hauptsächlich Glutamat für den Geschmack sorgt. Die groß in Wort und Bild präsentierten Kräuter schrumpfen zu einem Kräuterauszug zusammen, der in der Zutatenliste an allerletzter Stelle steht. Kein Wunder, wenn Konsumenten darüber sauer sind.


Über welche Lebensmittel sich unsere Leser in einer Online-Umfrage am meisten geärgert haben, lesen Sie unter: Lebensmittel-Check: 11 Aufreger - Geballter Ärger.

Fotos: VKI, Grafik: solarus / Shutterstock.com

Versteckte Preiserhöhungen, Luftgeschäfte

Keine Vorschrift zu Befüllungsgrad

Ein Klassiker auf der Negativ-Skala sind übergroße Verpackungen. Während man sich in Deutschland dazu durchgerungen hat, dass das Luftvolumen in Verpackungen maximal 30 Prozent des Gesamtvolumens betragen darf, gibt es in Österreich für den Befüllungsgrad nach wie vor keine Vorschriften.

Oft wollen Leser von uns wissen, warum gegen Mogelpackungen, die mehr Inhalt vortäuschen, nichts unternommen wird. Nach dem Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb könnte man grundsätzlich gegen solche Verpackungen vorgehen. Da im österreichischen Recht aber nähere Bestimmungen zur Klassifizierung einer Mogelpackung fehlen, sind die Erfolgsaussichten miserabel.

Luftgeschäfte

Um die Unverschämtheit sichtbar zu machen, wie hier verpackungsmäßig getrickst wird, haben wir wieder einige Lebensmittel auf den Röntgentisch, genauer: in einen Computertomografen, gelegt. Sagenhaft, wie ­wenig Pulver sich manche in einen überdimensionierten Beutel samt noch größerem Karton zu füllen trauen. Und dann führen sie als ­Legitimation für lächerlich wenig Inhalt auch noch die sattsam bekannten technologischen Notwendigkeiten an. Liebe Hersteller: Wir finden regelmäßig Konkurrenzprodukte, die zeigen, dass es auch kundenfreundlichere Verpackungsmöglichkeiten gibt.

Versteckte Preiserhöhungen

Überrascht hat uns diesmal die Anzahl der Meldungen zu versteckten Preiserhöhungen. Hier gab es im Vergleich zum Vorjahr eine enorme Steigerung. Viele Konsumenten ­haben sich offenbar die "alten" Preise und Gewichte gemerkt oder gar Verpackungen aufgehoben. Die meisten Kunden empört die reichlich hinterlistige Praxis, einen reduzierten Inhalt ums selbe Geld zu verkaufen. ­Motto: Wird schon keinem auffallen, dass die Packung fast gleich groß ist, aber trotzdem weniger drinsteckt. Nun, es fällt inzwischen auf – was wohl auch damit zu tun hat, dass zunehmend mehr Menschen immer weniger im Börsel bleibt.

Rätselhafte Herkunft

Rätselhafte Herkunft ...

"Woher kommt eigentlich mein Essen?", ­fragen sich immer mehr Konsumenten. Und sind zu Recht verärgert, dass sie meistens nichts über die Herkunft von Lebensmitteln erfahren. Derzeit ist die Angabe des Ursprungslandes nur für wenige Lebensmittelgruppen verpflichtend, z.B. für Frischfleisch, Eier und die meisten frischen Obst- und ­Gemüsesorten.

Apropos Fleisch: Eine verpflichtende Herkunftkennzeichnug gab es lange nur für Rindfleisch.Mit April 2015 ­wurde ­diese Kennzeichnungspflicht auf frisches Schweine-, Geflügel-, Schaf- und Ziegenfleisch ausgedehnt. Nun muss auch hier angegeben werden, in welchem Land die Tiere gemästet und geschlachtet wurden.

... vor allem bei verarbeiteten Lebensmitteln

­Sobald Lebensmittel verarbeitet werden, gibt es in Sachen Herkunft aber ­keine Kennzeichnungspflicht mehr. Das gilt auch für solche, die Fleisch enthalten.

Aus unserer Sicht sollte auf jedem Lebens­mittel stehen, woher die Rohstoffe für das Produkt kommen. Und das nicht nur bei Rohwaren, sondern auch bei verarbeiteten Erzeugnissen. Dann müssen Kunden nicht mehr Rätsel raten, sondern sehen auf einen Blick, woher das Produkt ihrer Wahl stammt. Eine für viele Konsumenten sicher kaufentscheidende Information.

Herkunftsangaben: Kein Verlass

Ob man den Angaben zur Herkunft auch trauen kann, das wird noch spannend ­werden. Der größte Aufreger des vergangenen Jahres waren nämlich irreführende Herkunftbezeichnungen, z.B. bei Paprika (Billa Paprika Tricolore - Widersprüchlich gekennzeichnet, Spar Paprika - Widersprüchlich deklariert), Heidelbeeren (Spar Heidelbeeren - Widersprüchlich gekennzeichnet, Spar Kulturheidelbeeren - Aus Deutschland statt aus Österreich) und Gurken: An den Gemüseregalen der Handelsketten warben auffällige Steckschilder mit rot-weiß-roten Fahnen für Qualität aus Österreich. In den Regalen lag aber, in Klarsichtfolie verpackt, Obst und Gemüse aus Spanien, Polen bzw. Deutschland.

Angeblich hatte das Personal vergessen, die Steckschilder wegzuräumen, bevor der Nachschub aus anderen Ländern eingeschlichtet wurde. Auch wenn Fehler vorkommen können, irritiert doch die Häufigkeit. Selbst hier bleibt also nichts anderes übrig, als jedes Etikett genau zu lesen, will man nicht mit einem Kuckucksei nach Hause gehen.

Produkt melden!

Am einfachsten ist es für uns, wenn Sie kurz zusammenfassen, was Ihnen an einem Produkt negativ aufgefallen ist. Ein Foto macht es uns leichter, das betrof­fene Lebensmittel aufzuspüren. Schon jetzt vielen Dank für Ihre Mithilfe!

Wir gehen jedem Hinweis nach, kaufen das Produkt ein und ersuchen die Hersteller um Stellungnahme. Nach der redaktionellen Aufbereitung geht der neue Lebensmittel-Check samt Fotos online.

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