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Kindergetränke und Süßigkeiten: Alarmierend viel Zucker und unnötige Farbstoffe - Genießen mit Vorsicht

Kinder lieben bunte Aufmachungen und Formen. Das machen sich die Hersteller von Kindergetränken und Süßigkeiten zu Nutze. Wir wollten wissen, ob die speziellen Kinderprodukte der Gesundheit der Kleinen zuträglich sind.

Lustig und bunt: Das spricht Kinder an

Wer schon einmal mit Kindern im Supermarkt unterwegs war, weiß: Um die Palette an Kinderprodukten mit ihrer fröhlich bunten Aufmachung führt kein Weg vorbei. Disney-Bilder und andere Comic-Figuren lächeln von den Fläschchen und Päckchen, oder die ganze Verpackung kommt als Bärli daher. Und zusätzlich ziehen die bunten Farben die jungen Interessenten in ihren Bann.

15 Kindergetränke unter der Lupe

Wir waren einkaufen und haben uns in Zusammenarbeit mit dem TV-Magazin "Konkret" 15 Kindergetränke näher angesehen. Bei den untersuchten Getränken handelt es sich um Fruchtsaft- und Erfrischungsgetränke sowie Limonaden. Die Fruchtsaftgetränke enthalten zwischen 10 Prozent und 30 Prozent Obstsaft. In den Erfrischungsgetränken und Limonaden muss kein Obst enthalten sein. Je geringer jedoch der Fruchtanteil, desto mehr Zusatzstoffe sind für den Geschmack nötig.

Alarm beim Zuckergehalt

Das auffälligste Ergebnis: Der Zuckergehalt ist alarmierend hoch. Der durchschnittliche Zuckeranteil beträgt 7,7 Gramm pro 100 Milliliter. In Würfelzucker ausgedrückt, bedeutet das durchschnittlich zwei Würfelzucker pro 100 Milliliter. Das sind immerhin 5,3 Stück pro Packung von 0,2 bis 0,5 Liter.

Bei mehr als zwei Drittel der untersuchten Getränke schlucken die Kleinen zwischen fünf und acht Stück Würfelzucker bei Portionen mit 200 bis 330 Milliliter. Und Eltern dürfen davon ausgehen, dass Kinder von diesen Getränken nur selten etwas übrig lassen. An der Spitze steht Peach Paradise von Rauch Yippy mit 2,9 Stück Würfelzucker pro 100 Milliliter.

Kindergetränke sind Süßigkeiten

Für die mit den Produkten angesprochene Zielgruppe der Vorschul- und Schulkinder sind das enorme Zuckermengen. Immerhin sollten Vier- bis Siebenjährige nicht mehr als 36 Gramm Zucker pro Tag zu sich nehmen, also höchstens 10 Prozent ihrer täglichen Energieaufnahme. Das entspricht neun Stück Würfelzucker. Wenn ein Getränkepackerl schon mehr als die Hälfte des täglich erlaubten Süßigkeitsbedarfes abdeckt, ist Vorsicht beim Verteilen zusätzlicher Naschereien angebracht. Den Kindern ist nämlich nicht klar, dass ein Kindergetränk als Süßigkeit gilt.

Süßstoffe: Überdosierung möglich

Einigen Säften, die weniger Zucker enthalten, haben die Hersteller mit künstlichen Süßstoffen auf die Sprünge geholfen. Trinkbärli enthält beispielsweise nur Süßstoffe. Auf den ersten Blick erscheint der Einsatz von Süßstoffen als Vorbeugung gegen Karies sinnvoll. Süßstoffe sind jedoch nicht unbedenklich für Kinder: Schon ein Liter eines Getränkes mit Süßstoff enthält die für Volksschulkinder verträgliche Menge pro Tag. Da jedoch zusätzlich viele Zuckerln, Kaugummis und Milchprodukte Süßungsmittel enthalten, kann es zu einer Überdosierung kommen. Der Verzicht auf Light-Getränke ist daher eine sinnvolle Vorsichtsmaßnahme.

Zusatz von Vitaminen unnötig

Zusatz von Vitaminen unnötig

10 der 15 Getränke sind mit Vitaminen, vor allem mit B und C angereichert. Winny und Sporty von Vitacan sowie Multivitamin von Capri Sonne enthalten Folsäure. Bei einigen Getränken ist der Mineralstoff Calcium zugesetzt. Laut österreichischem Ernährungsbericht ist die Versorgung der Drei bis Sechsjährigen mit Calcium und Folsäure unzureichend. Aber auch bei Vitamin D und Jod besteht Bedarf. Insgesamt gesehen, macht der Zusatz von Nährstoffen die Getränke nicht gesünder. Mit Ausnahme von Calcium und Folsäure handelt es sich um willkürliche Anreicherungen. Auch wohl klingende Zusätze wie Echinacea in Sporty von Vitacan und Aloe Vera in Winny von Vitacan sind nichts anderes als ein Verkaufsgag.

Fazit: als Durstlöscher nicht empfehlenswert

Zuckerhaltige Kinder-Limonaden sind wegen des hohen Kaloriengehalts nicht empfehlenswert. Zudem gibt es bei den speziellen Kindergetränken große Preisunterschiede. Sie kommen auf 0,08 Euro (Leo Fresh Roter Früchte Mix) bis 0,32 Euro (Disney Orange Ananas Fruitdrink von Cappy) pro 100 Milliliter. Bessere Durstlöscher und zumeist schonender für die Brieftasche der Eltern: Früchtetee oder mit Wasser verdünnte Fruchtsäfte.

Kindernaschereien: verdächtige Farbstoffe

Neben den Kindergetränken haben wir 119 Kindersüßigkeiten eingekauft. Wir wollten wissen, wie häufig bestimmte Zusatzstoffe in Produkten, die Kinder gerne essen, vorkommen. Deshalb haben wir gezielt nach Naschereien mit dem Konservierungsmittel E 211 und mit folgenden Farbstoffen gesucht: E 102 , 104 , 110 , 122 , 124 und 129 . Die Palette reicht von Fruchtgummi und Schokolinsen über Schaumzuckerwaren, Lollies, Kaugummi, Schokolade und Joghurt bis hin zur Dessertsauce und Pudding.

Zusammenhang von Hyperaktivität und Farbstoffen?

Der Konsum dieser Zusatzstoffe kann laut einem aktuellen Bericht der britischen Food Standards Agency (FSA) eine Auswirkung auf hyperaktives Verhalten von Kindern haben. Für das auch als Zappelphilipp-Syndrom bekannte Verhalten können verschiedene Ursachen Auslöser sein. Die FSA empfiehlt Eltern von hyperaktiven Kindern, Produkte mit derartigen Farbstoffen vorsichtshalber vom Speiseplan zu streichen.

Unnötige Farbstoffe

Die untersuchten Kinderprodukte enthalten neben anderen Zusatzstoffen im Schnitt zwei der sieben verdächtigen Inhaltsstoffe. Im Produkt Gschwandtner Partydose sind es sogar sechs. Gschwandtner Fizzers enthalten fünf. Bei neun weiteren Produkten kommen jeweils vier Farbstoffe zum Einsatz. Am häufigsten fanden wir E 104, gefolgt von E 129 und E124. Das Konservierungsmittel E 211 war in den Naschereien nicht enthalten. Bei den Kindergetränken haben sich die Hersteller mit der Beigabe von Farbstoffen zurückgehalten. Nur bei Almdudler still und Trinkbärli wurden wir fündig. Almdudler enthält das Konservierungsmittel E 211. Im Trinkbärli Himbeer ist der Farbstoff E 122 drinnen.

Grundsätzlich müssen Hersteller für die Verwendung von Zusatzstoffen eine technologische Notwendigkeit nachweisen. Ein Konservierungsmittel in einem leicht verderblichen Produkt kann durchaus Sinn machen. Warum aber müssen Gummilutscher knallrot oder ein Pudding quietschgelb gefärbt sein? Wen interessiert eine exakte Farbnuance bei einem verpackten Produkt? Dass es auch ohne Zusatz geht, zeigt sich bei etlichen Gummi-Naschereien, die mit pflanzlichen Auszügen gefärbt sind.

Fazit: Auch Eltern, deren Sprösslinge weit entfernt von Zappelphilipp und Co sind, sollten hinterfragen, ob der gelegentlichen Freude an Süßigkeiten nicht auch ohne künstliche Farbstoffe Genüge getan ist. Wer Kindern Süßigkeiten kauft, ist auf jeden Fall gut beraten, die Zutatenliste auf der Verpackung genau zu studieren.

Produkte aus dem Kühlregal 11/2007

Bonbons, Hartkaramellen 11/2007

Diverses 11/2007

Fruchtgummi, Gummibonbons, Weingummi, Geleebonbons 11/2007

Kaugummi, Kaubonbon 11/2007

Lutscher, Lollies 11/2007

Pudding, Dessert-Sauce, Milchshakepulver 11/2007

Schaumzucker, Marshmallows 11/2007

Schokolade, Schokobananen, Schokolinsen und ähnliche Produkte 11/2007

Traubenzucker, Komprimate 11/2007

Kindergetränke 11/2007

Verteilung der Zusatzstoffe

Kindergetränke und Süßigkeiten: Verteilung der Zusatzstoffe
Im Schnitt sind in den Produkten zwei der verdächtigen Zusatzstoffe enthalten.

Anzahl der
Zusatzstoffe

Produkte Prozent
1 56 47
2 26 22
2 26 22
4 9 8
5 1 1
6 1 1

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