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Geldanlage im Vergleich - Was wurde aus 100.000 Schilling

Was wäre, wenn Sie vor zehn Jahren 100.000 Schilling in eine Aktie, in Dollar oder Gold gesteckt hätten? Wir haben nachgerechnet, wie sich die wichtigsten Anlageformen entwickelt haben.

Allerlei Überraschungen

Wer sein Geld auf zehn Jahre aus der Hand gibt, muss mit allerlei Überraschungen rechnen. Denn in zehn Jahren kann sich sowohl in der Wirtschaft als auch in der Politik viel tun. Steuern und staatliche Prämien können sich ändern, die Zinsen können zulegen oder gegen Null sinken, die Aktien können in immer lichtere Höhen steigen oder gewaltige Verluste verursachen.

19 Prozent Inflation

Und nicht zuletzt frisst die Inflation am Wert des Investierten: Allein zwischen 1993 und 2003 sank der Wert unseres Geldes (egal ob in Schilling oder Euro gerechnet) um zirka 19%.

1993: Relativ hohe Zinsen

Dabei kann sich glücklich schätzen, wer 1993 investierte. Die Zinsen waren relativ hoch (die Inflation ebenso), der Kapitalmarkt im Aufwind. Bei den für unseren Vergleich herangezogenen Kapitalsparbüchern wurden damals noch unvorstellbare 5,75% jährlich (p.a.) auf die ersten fünf Jahre und immerhin noch 4,125% p.a. auf weitere fünf Jahre geboten. Nach Abzug der Inflation zeigt sich, dass sich zwar keine goldenen Eier damit verdienen ließen, aber doch ein solider und vor allem bombensicherer Wertzuwachs.

Heute liegen die Zinssätze meist bei 3 bis 3,25% p.a., Kapitalertragsteuer und Geldentwertung noch nicht abgezogen. Auch bei den Lebensversicherern wird mittlerweile vorsichtiger kalkuliert: Während beim Einmalerlag einer Lebensversicherung ohne Ablebensschutz in den vergangenen zehn Jahren noch stolze 5,7% p.a. Rendite vor Inflation zu erwirtschaften waren, liegen die Ertragsschätzungen heute bei rund 4% jährlich.

Gold: kaum Wertzuwachs

Deutlich weniger Grund zur Freude hatte, wer bei der Geldvermehrung auf gutes altes Gold setzte. Der Goldpreis liegt heute – nach beträchtlichen Ausschlägen in beide Richtungen – etwa auf demselben Stand wie vor zehn Jahren. Das bedeutet aber auch: kein nennenswerter Wertzuwachs, und wenn man die Geldentwertung mit einrechnet, ergäbe sich bei einem Verkauf sogar ein realer Verlust von 17%. Dazu kommen noch An- und Verkaufsspesen, die je nach Prägung und Bezugsquelle unterschiedlich hoch sind und die von uns errechnete geringe Wertsteigerung des Goldwertes weitgehend aufheben würden.

Wohnungspreise eher gesunken

Bei Immobilien sind generelle Aussagen natürlich schwierig, da eine tolle Wohnung in schlechter Marktlage einen höheren Preis als den dort üblichen Durchschnittswert erzielen kann und ein abgewohnter  „Bastlerhit“ in Top-Lage ziemlich sicher unter dem üblichen Preis für die Gegend liegt. Der für den Vergleich herangezogene Immobilienpreisspiegel der Wirtschaftskammer gibt aber trotzdem einen Überblick darüber, wie sich der durchschnittliche Kaufpreis in Wien entwickelt hat (siehe dazu: Tabelle - Entwicklung der Verkaufspreise für gebrauchte Eigentumswohnungen).

Relativ hohe Nebenkosten

Vergleichbare Daten sind nur bis 2000 erhältlich. Im Jahre 2001 wurde der Erhebungsmodus geändert, neuere Daten können daher mit den älteren nicht verglichen werden. Bis zum Jahre 2000 zeigt sich: Der Quadratmeterpreis ist um zirka 5% gesunken, dabei sind relativ hohe Nebenkosten beim Kauf (Maklergebühren, Grunderwerbsteuer etc.), Inflation und Abwohnung der Immobilie noch nicht berücksichtigt.

Risiko lohnte nicht

Wer nicht direkt auf Wohnungseigentum setzen, aber sein Geld trotzdem am Immobilienmarkt anlegen will, kann das unter anderem mittels Gewinnscheinen als atypisch stille Beteiligungen oder Kommanditbeteiligungen. Derartige Investments in Immobiliengesellschaften haben allerdings nichts mit der gern angeführten „Sicherheit“ einer Immobilie gemein, sondern sind – im Gegenteil – ziemlich riskant. Ein frühzeitiger Ausstieg (zehn Jahre Mindestfrist, oft länger) ist nicht oder nur mit schweren Verlusten möglich. Aber selbst bei Einhaltung der Frist kann es massive Wertverluste geben – wie die Kommanditbeteiligung in unserem Vergleich drastisch beweist.

Riskante Fremdwährungen

Ziemlich riskant ist auch immer die Investition in Fremdwährungen , und da vor allem in „wankelmütige“ Währungen wie etwa den Yen. Sogar der als Geldanlage beliebte US-Dollar unterliegt unvorhersehbaren Kursschwankungen.

Wer die Kursentwicklungen genau beobachtet und Investitionen in Währungen eher als kurzfristiges spekulatives Investment einsetzt, hätte kurz nach Einführung des Euro, als der Dollar zunächst kräftig anstieg, durchaus Gewinne einstreifen können. Vor einigen Monaten setzte aber die bis dato andauernde Talfahrt des Dollar ein. Wer tatsächlich vor zehn Jahren in die amerikanische Währung einstieg, müsste heute bei einem Verkauf einen herben Verlust verbuchen.

Gute Aktien legten zu

Erfreulich hingegen fiel in dem von uns gewählten Vergleichszeitraum der letzten zehn Jahre das Abschneiden der Aktien aus – wenn man auf die Richtigen gesetzt hat! Denn allein das Heimspiel OMV gegen AUA zeigt, wie unterschiedlich die Entwicklung sein konnte: Bei der OMV war seit 1993 eine Rendite von rund 7,9% p.a. zu erzielen, bei der AUA hingegen ein Minus von 7,8% jährlich!

Auf den Zeitpunkt kommt es an

Gerade bei den Aktien spielt natürlich der Zeitpunkt der Anlage eine große Rolle. Bei einer Investition fünf, sechs Jahre später hätten sämtliche Werte deutlich bitterer ausgesehen beziehungsweise Verluste beschert. Weit geringer sind dafür die Unterschiede bei den Anleihen und Investmentfonds. Die verglichenen vier Anleihen erzielten rund 2,6 bis 4,4% p.a., die Rentenfonds lagen im Bereich von 3,3 bis 4,3% p.a. und die Aktienfonds zwischen 4,1 und 13,9% p.a. – insgesamt ein relativ solides Ergebnis. Wäre man vor dem Kurssturz Ende der 90er-Jahre ausgestiegen, wären höhere Gewinne möglich gewesen. Umgekehrt hätte man bei einem späteren Ausstieg relativ hohe Verluste hinnehmen müssen.

Nebenkosten beachten

Bedenken Sie für alle zukünftigen Investitionen: Die Ergebnisse aus diesem Zehn-Jahres-Vergleich können auf keinen Fall eins zu eins auf die nächsten zehn Jahre übertragen werden. Es kommt immer auf den jeweiligen Stand der Rahmenbedingungen an – auf die gerade aktuellen marktüblichen Zinsen, auf Steuern, auf die Entwicklungen in der Weltwirtschaft und am Kapitalmarkt. Und nicht zuletzt auf die jeweiligen Kosten, die beim gewählten Anlageprodukt anfallen.

Vergessen Sie die Vergangenheit

Auch wenn wir bei unserem Vergleich die maßgeblichen Kostenelemente (wie An- und Verkaufsspesen, Depotgebühren, KESt etc.) in die einzelnen Produkte hineingerechnet haben, sind hundertprozentig stimmige Vergleiche aller Anlagekategorien fast nicht möglich. Ein Grund mehr, sich bei Anlageentscheidungen nicht allzu sehr von Vergangenheitsanalysen und Vergleichscharts blenden zu lassen.

So sind wir vorgegangen

Inflation: Der bereinigte Wert nach Inflation basiert auf Berechnungen des VPI der Statistik Austria, Inflation 1993 bis 2003: 18,9 %.

Kosten: Übliche (z.B. KESt) bzw. durchschnittliche mit dem Produkt verbundene Kosten (z.B. Ausgabeaufschlag, Depotgebühren) wurden berücksichtigt, ausgenommen Gold, da hier je nach Veranlagungsform unterschiedliche An- und Verkaufsspesen anfallen.

Renditeangaben: Die Ergebnisse der Lebensversicherung ohne Ablebensschutz (Einmalerlag auf 10 Jahre) sowie der Investmentfonds bzw. Pfandbriefe beruhen auf Anbieterangaben.

Immobilien-Aktienindex: Der Immobilien-ATX startete am 2.1.1996. Die vor diesem Datum stattgefundene Wertentwicklung wurde durch die Einbeziehung des Vorgängers des Immobilien-ATX, des „Immobilienwertpapierindex“, (IWX) berücksichtigt.

Immobilienbeteiligungen: Daten basieren auf konkret vorliegenden Verträgen. Bei der Immobilienbeteiligung 1 handelt es sich um eine atypisch stille Beteiligung (Abschluss 11.5.1992), bei der Immobilienbeteiligung 2 handelt es sich um eine Kommanditbeteiligung (Abschluss 1.1.1993).

Fonds: Daten zeigen die Entwicklung von größeren Publikumsfonds. Die Ergebnisse repräsentieren jedoch keinen Durchschnittswert für den gesamten Investmentfondsmarkt.

Anleihe: Annahme einer 10-jährigen Behaltefrist.

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