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Investmentfonds im Dauertest: Branchenfonds - Nur mit Blick nach vorne

  • Investition in Wirtschaftszweige
  • Intensives Fachinteresse erforderlich
  • Österreich-Fonds punkten bei Immobilien

Vorwiegend Aktien aus Wachstumsbranchen

Für das Investieren an der Börse gilt im Prinzip dasselbe wie fürs Autofahren: Der Blick nach vorne ist wichtiger als der in den Rückspiegel. Denn selbst noch so gute Performance-Werte in der Vergangenheit sind kein Garant für eine gute Entwicklung in der Zukunft. Ganz besonders gilt das für Branchenfonds, also Wertpapierpakete, die sich auf Aktien eines ganz bestimmten Wirtschaftssektors spezialisieren. Sehr oft handelt es sich dabei um sogenannte Wachstumsbranchen, etwa aus dem Technologie- oder Telekommunikationsbereich, denen ein großes Entwicklungspotenzial zugeschrieben wird.

Wertentwicklung unbekannt  

Anders als bei Aktien von Unternehmen, die oft schon über Jahrzehnte eine relativ stabile Entwicklung vorweisen, wird bei den Branchenfonds häufig in Unternehmen oder Entwicklungen investiert, die gerade den Kinderschuhen entwachsen sind und sich erst bewähren müssen. Es geht hier noch viel stärker als sonst um Erwartungen, die sich erfüllen können – oder auch nicht.

Gespür erforderlich

Aber auch bei altbewährten Wirtschaftszweigen ist ein besonderes Gespür für zukünftige Entwicklungen notwendig. Beispiel „Energie“ – derzeit aufgrund des nicht enden wollenden Energiehungers der Industriestaaten und des rasant steigenden Bedarfs in Südostasien wieder einmal Topthema in Wirtschaftsmedien und von vielen Finanzberatern als Anlagechance mit hohem Ertragspotenzial beworben.

Doch dass es mit den Energiefonds wirklich nach oben gehen wird, ist allein aufgrund des Bedarfs noch lange nicht garantiert. Hier spielen Rahmenbedingungen wie etwa Fördermengen, gesetzliche Preisbeschränkungen oder auch die erfolgreiche oder missglückte Entwicklung von Alternativenergien eine wichtige Rolle.

Nichts für Lemminge 

Außerdem ist – wie bei allen Branchenfonds – der Zeitpunkt des richtigen Ein- und Ausstiegs entscheidend: Wer rechtzeitig auf den Zug aufspringt, nämlich dann, wenn der Industriezweig an Fahrt gewinnt, dem bieten Branchenfonds beste Chancen. Hat sich die Branche über zwei oder drei Jahre besser entwickelt als der breite Markt, ist der Zug aber meist schon wieder abgefahren.

Den Trends nicht hinterherlaufen

Die guten Nachrichten sind längst im Aktienkurs enthalten; er würde also nur weiter steigen, wenn die Gewinne der Branche noch höher als erwartet ausfielen. Wer jetzt einsteigt, muss einkalkulieren, dass sein Fonds auch bald wieder auf Talfahrt gehen könnte. Wichtig ist daher, Trends nicht hinterherzulaufen, sondern ein Gespür für das antizyklische Auf und Ab von Branchen zu entwickeln.

KAG Fortis: guter Riecher

Doch das gelingt nicht einmal jenen immer, die sich darauf spezialisiert haben. So müssen zum Beispiel die Fondsgesellschaften (auch Kapitalanlagegesellschaften oder KAG genannt) DAC und Activest in unserer Langfrist-Fondsbewertung in jeweils zwei Branchen die Fonds mit dem schlechtesten Abschneiden auf ihre Kappe nehmen. Einen guten Riecher für Branchentrends dürfte hingegen die KAG Fortis haben: Sie stellte gleich in vier Branchen den jeweiligen Bestperformer. Aber das garantiert keine 100-Prozent-Trefferquote: Auch Fortis muss in einem Fall den Branchenletzten verbuchen! Die österreichischen Anbieter punkteten unter den rund 300 bewerteten Branchenfonds nur bei Immobilien.

Deutlich höhere Risiken

Für den Privatanleger bedeutet das: Wenn Sie nicht einen Fondsmanager Ihres Vertrauens haben, der sich seit Jahren fast ausschließlich mit bestimmten Branchen befasst, oder wenn Sie nicht selbst die Entwicklung in einer oder mehreren bestimmten Branchen intensiv verfolgen, sollten Sie Branchenfonds bestenfalls als kleinere Beimischung zu Ihrem Depot einsetzen. Die starke Konzentration auf eine ganz spezielle Branche erhöht zwar die Chancen auf satte Gewinne, birgt aber auch deutlich höhere Risiken.

Den Fondsmanagern steht nur eine begrenzte Auswahl an Wertpapieren zur Verfügung, und sie können bei Turbulenzen auch nicht auf andere Branchen oder Anlageformen ausweichen. Damit stehen die Branchenfonds im Widerspruch zum eigentlichen Ziel von Fondsinvestments, nämlich das Risiko durch eine breite Streuung des Kapitals zu senken.

Spektakuläre Abstürze ganzer Branchen

Gehen bei einem der Leitunternehmen einer Branche die Aktienkurse deutlich zurück, wirkt sich das meist wie eine ansteckende Krankheit auf die anderen Titel des Fonds aus. Beispiele dafür, wie das zu spektakulären Abstürzen ganzer Branchen führen kann, gab es in den vergangenen Jahren genug – man denke nur an Internetfonds oder Biotechnologietitel.

Schwankungen aussitzen

Außerdem sollten Sie nur dann in das Fondspaket einer Branche investieren, wenn Sie Ihr Geld längerfristig nicht brauchen werden. Zum einen ist das schon aus Kostengründen sinnvoll (wenn Sie häufig wechseln, summieren sich die An- und Verkaufsspesen und reduzieren Ihren Ertrag beträchtlich!). Zum anderen unterliegen Branchenfonds zum Teil erheblichen Schwankungen, die sich deutlich von der allgemeinen Entwicklung des Aktienmarkts unterscheiden können.

So wiesen zum Beispiel bei unserer Bewertung die Energiefonds trotz eines allgemein guten Börsenjahrs eine eher sinkende Ertragssituation für die Anleger aus, während Rohstoff-, Immobilien- oder Konsumfonds noch einmal nach oben gingen. Wer nun seinen Energiefonds Hals über Kopf abstößt, erhält dafür nur einen reduzierten Verkaufspreis (er „realisiert“ also den bis dahin nur auf dem Papier vorhandenen Verlust, anstatt bis zum nächsten Anstieg zu warten).

Kein Investment für Neueinsteiger

Und wenn es ernsthaft nach unten geht, dauert die Erholung oft sehr lange. Das setzt beim Anleger großes Stehvermögen und eine eventuell lange Haltedauer voraus, um Schwankungen „auszusitzen“. Fondsneueinsteiger oder Anleger, die ihr Geld nicht auf lange Sicht liegen lassen können, sollten daher eher die Hände davon lassen.

Investment in Branchenfonds: Kompetent mit "Konsument"

  • Heißes Eisen. Nur für Anleger, die sich über die jeweilige Branchenentwicklung umfassend informieren und sich eine eigene Einschätzung zutrauen.
  • Kein Basisinvestment. Branchenfonds können als Lückenfüller einem Depot beigemischt werden, der Hauptanteil sollte aber breit gestreut sein.
  • Früh dabei sein. Trends hinterherzulaufen bringt meist nichts mehr.
  • Lange Laufzeit einkalkulieren. Mit einem Anlagehorizont von zehn Jahren steigen auch die Chancen auf eine ordentliche Rendite.

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