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Investmentfonds im Dauertest: Jahresbilanz 2004 - Börsen-Blues

  • Verluste mit Aktienfonds
  • Vorsicht vor teuren Umschichtungen
  • Rentenfonds mit moderatem Plus

Vor fünf Jahren haben wir zehn Investmentfonds im Wert von damals 100.000 Schilling (7267 Euro) gekauft, wobei wir sechs „sichere“ Renten- und vier „ertragreichere“ Aktien- bzw. Mischfonds (Aktien und Anleihen) erworben haben, die uns am Bankschalter empfohlen wurden.

Seit 2003 wenig verändert

Seither ziehen wir jährlich Bilanz über die Wertentwicklung und berichten über die Beratung zu unseren Fonds. Seit dem Vorjahr hat sich an der Performance-Reihung unserer zehn Testfonds nur wenig geändert. Nur der Capital Invest Mündel Bond hat den ESPA Bond Euro-Mündelrent überholt.

Aktien- und Mischfonds befinden sich noch immer in der Verlustzone, Aktienfonds haben seit 1999 sogar ein Drittel ihres Wertes verloren. Die meisten Rentenfonds konnten den moderaten Wachstumskurs halten. Aber: Selbst der am besten laufende Fonds (Volksbank-Interbond) hat nach fünf langen Anlagejahren nicht mehr als 3,4 Prozent Wertsteigerung pro Jahr gebracht. Von den seinerzeit in Aussicht gestellten Renditen sind fast alle Fonds meilenweit entfernt.
Wir erkundigten uns auch wie jedes Jahr danach, ob wir den Fonds behalten oder aussteigen sollten.

Behalten oder umschichten

Bei den meisten Banken wurde „behalten“ empfohlen, einige Berater rieten jedoch zum Umschichten. Aber Achtung: Dabei fallen wiederum Spesen an, und zwar sicher für den Ankauf der neuen Papiere, eventuell auch für den Verkauf der alten Fondsanteile. Dadurch werden die ohnehin nicht atemberaubenden Erträge (sofern überhaupt vorhanden) noch kleiner.

Unterschiedliche Performance

Die Riege führt auch in diesem Jahr der Volksbank-Interbond an. Seit 1999 konnte dieser Fonds einen Gesamtgewinn von 19 Prozent einfahren (plus 1400 Euro). Die Wertsteigerung im letzten Jahr war mit plus 40 Euro aber ziemlich schwach. Den größten Zuwachs im Vergleich zum Vorjahr (plus 275 Euro) erzielte der Raiffeisen-EuroPlus-Rent, der mit einem Kurswert von aktuell 8613 Euro nur mehr knapp hinter dem Volksbank-Interbond (8657 Euro) liegt. Die Zuwächse der anderen vier Rentenfonds: Constantia Euro Bond legte 233 Euro zu, AustroRent gewann 208 Euro, Capital Invest Mündel Bond 152 Euro und ESPA Bond Euro-Mündelrent 121 Euro.

Aktienkurse im Keller

Bei den Aktienfonds sind die Kurse nun schon im vierten Jahr in Folge im Keller. Nach einem fulminanten Start von 7267 Euro auf 9669 Euro im ersten Jahr notiert der Global Stock von Bawag P.S.K. aktuell bei 4929 Euro (minus 32 Prozent vom Anfangskapital). Dabei war uns für den internationalen Aktiendachfonds seinerzeit ein Wertzuwachs von 12 Prozent pro Jahr versprochen worden. An diesem Beispiel lässt sich gut demonstrieren, mit welch hohem Verlustrisiko potenzielle Gewinnchancen (die dieser Fonds nur im ersten Jahr bewiesen hat) erkauft werden.

Ähnlich schlecht ist es um den zweiten Aktienfonds, den Europa Blue Chip Stock (ebenfalls von Bawag P.S.K.), bestellt, trotz Blue-Chip-Portfolio und europäischer Ausrichtung. Der Wert unseres Depots liegt aktuell bei 4857 Euro. Auch bei den Mischfonds gelang keine Trendwende zurück in die Gewinnzone. Der Hypo-Invest hat zwar seit dem Vorjahr um 200 Euro zugelegt, ist mit 5788 Euro aber noch im roten Bereich.

Der Superior 2 verlor im Vergleich zum letzten Jahr wieder 150 Euro (Wert aktuell 6504 Euro).

Etappensieger: Volksbank-Interbond

Im Ranking der 1700 Investmentfonds, die wir seit Oktober 2004 einem Dauertest unterziehen (siehe dazu: „Investmentfonds im Dauertest"), liegen nur zwei Fonds besser als „durchschnittlich“. Der Etappensieger Volksbank-Interbond schneidet mit 68,90 Punkten „stark überdurchschnittlich“ ab, der Raiffeisen-EuroPlus-Rent mit 55,10 Punkten gerade noch „überdurchschnittlich“. Alle anderen Fonds liegen im oder unter dem Durchschnitt.

Lohnt der Umstieg?

In den Beratungsgesprächen wurde unseren Testkunden in den meisten Fällen zu einem Behalten der Fonds geraten. Zumindest die Rentenfonds sollten sich laut Bankberatern weiterhin sicher und stabil entwickeln. Nur der Berater der Constantia wies – richtigerweise – darauf hin, dass sich steigende Zinsen (wie derzeit in der USA) negativ auf die Wertentwicklung von Anleihenfonds auswirken könnten. Kurzfristig sind hier sogar Verluste möglich.

Negativ aufgefallen: Raiffeisen NÖ-Wien

Betreffend Aktien- und Mischfonds waren zwei Berater (BAWAG und Hypo NÖ) um Optimismus bemüht, die beiden anderen ließen sich keine Prognose entlocken. Drei Berater schlugen Umschichtungen vor. Besonders negativ fiel uns die Raiffeisen NÖ-Wien auf. Obwohl sich der hauseigene Fonds (Raiffeisen-EuroPlus-Rent) zuletzt äußerst positiv entwickelte, wurden andere Produkte angepriesen. Der Tester erlebte die Beratungssituation als rein ertrags- und verkaufsorientiert. Die niedrige Risikobereitschaft der Testperson und die angestrebte Restlaufzeit wurden nicht einmal angesprochen. Auch der Austro-Rent-Berater bei der Erste Bank sowie der Volksbank-Berater sprachen Alternativen an. Allerdings wiesen sie deutlich auf das erhöhte Risiko ertragreicherer Produkte hin.

Nur Volksbank-Berater erwähnte Spesen

Die Kosten eines Umstiegs wurden einzig vom Berater der Volksbank angesprochen. Aber: Gerade bei kurzer (restlicher) Anlagedauer und hohen Ankaufsspesen bei neuen Produkten können derartige Transaktionen bislang erzielte Erträge auffressen. Tipp: Auch wenn Sie mit der Rendite bislang nicht zufrieden sind, nicht zu mehr Risiko mit finanziell ungewissem Ausgang drängen lassen. Hohen Ertragschancen steht immer ein hohes Verlustrisiko gegenüber. Hinterfragen Sie, welchen Ertrag das alte Produkt bislang gebracht hat. Liegt der Kurs unter dem Ankaufskurs, dann steigen Sie mit einem Minus aus! Das gilt auch dann, wenn Ankaufskurs und aktueller Kurs identisch sind, weil Sie ja Spesen bezahlen mussten.

Vielleicht brauchen Sie das Geld früher

Auch die Spesen beim Kauf eines neuen Fonds sollten vor einem Aus- beziehungsweise Umstieg bedacht werden. Ferner müssen Sie berücksichtigen, dass durch den Wechsel die empfohlene Mindestveranlagungsdauer von Neuem zu laufen beginnt. Möglicherweise benötigen Sie das Geld jedoch früher. Daher sollte ein Umstieg gut überlegt werden.

Fondsprospekte: einfach kompliziert

„Ein erster Schritt in die richtige Richtung, aber mit deutlichem Verbesserungsbedarf bei der Verständlichkeit“, lautet die Bewertung der neuen Fondsprospekte durch unsere Testleser. Wir haben die vereinfachten Fondsprospekte (siehe dazu: Weitere Artikel- "Investmentfondsgesetz 3/2004") unseren Fondstestern zur Begutachtung vorgelegt. Eine kleine Gruppe fand sich „gut“, die Mehrzahl aber nur „einigermaßen“ bis „ausreichend“ informiert. Als „für den einfachen Anleger geeignet“ wurden diese Prospekte aber zumeist nicht empfunden.

Lähmender Finanzjargon

Die so genannten „vereinfachten Prospekte“ sind als eine Art Kurzfassung des bereits bisher verpflichtenden (umfassenden) Prospekts gedacht. Die Vorgabe, einfache und verständliche Produkterklärungen auf einen Blick zu liefern, erfüllte nach Ansicht unserer Testpersonen kein Anbieter. Vor allem der immer noch vorherrschende „Finanzjargon“ wurde kritisiert.

PTR und TER: Kosten sind jetzt angegeben

Das große Plus der neuen Prospekte: Die im Fonds anfallenden Kosten, ausgedrückt durch die Kennzahlen PTR und TER, sind neuerdings verpflichtend anzugeben. Was diese beiden Kennzahlen bedeuten, ist für Laien allerdings nur unzureichend erklärt. Mehrere Testleser wussten nach dem Prospekt-Studium darüber nicht Bescheid.

Für Einsteiger, Fondsbesitzer und Anlageprofis

Die Testergebnisse aller 1700 Investmentfonds finden Sie in unserer „Konsument“-Fonds-Info, die jeden Monat neu aktualisiert herauskommt. - Übersichtlich in Gruppen 1700 Investmentfonds im Vergleich zusammengefasst und nach Bewertung gereiht, ist es für Sie ganz einfach, die Fonds zu vergleichen.

Einmalig in Österreich

Ein in Österreich bislang nicht existierender Service, der laufend ein aktuelles Ranking der in Österreich zugelassenen Fonds liefert, die älter als fünf Jahre sind. Der fünfjährige Beobachtungszeitraum und die aufwendige Analyse garantieren höchstmögliche Genauigkeit und Objektivität.

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So lesen Sie die Tabelle

  • ISIN : International Securities Identification Number, Internationale Wertpapierkennnummer, das zuverlässigste Fonds-Identifikationsmerkmal, die Namen sind oft stark abgekürzt. Die Buchstaben zeigen die Herkunft des Fonds an: AT = Österreich, BE = Belgien, CH = Schweiz, DE = Deutschland, IE = Irland, GB = Großbritannien, LI = Liechtenstein, LU = Luxemburg, US = USA.
  • Art : T = thesaurierender Fonds (jährliche Erträge werden automatisch wiederveranlagt); A = Fonds mit jährlicher Ausschüttung. Wird ein Fonds in beiden Varianten angeboten, ist nur die thesaurierende Art angeführt.
  • Chance-Risiko-Klasse : Die Fonds sind nach der Wahrscheinlichkeit eines Verlusts innerhalb eines Jahres eingeteilt. Risikoklasse 1 bedeutet, dass der Fonds höchstwahrscheinlich nicht mehr als 2,5 Prozent Verlust im Jahr erreicht, in Risikoklasse 10 sind es 60 Prozent und mehr. 
  • „Konsument“-Testurteil : Setzt sich zusammen aus den Punktezahlen für Wertentwickung und Stabilität (75 Prozent Wertentwicklung, 25 Prozent Stabilität). Die Bewertung jedes Fonds bewegt sich zwischen 0 und 100 Punkten, der Durchschnitt der jeweiligen Fondsgruppe liegt immer bei 50 Punkten. Die Gesamtpunktezahl eines Fonds kann nicht höher sein als die Punktezahl für die Wertentwicklung. Eine Abwertung ist mit einem Sternchen gekennzeichnet.
  • Wertentwicklung : Die Fonds werden jeweils über die fünf letzten Jahre betrachtet. Für jeden Monat wird die Wertentwicklung des Fonds mit dem Durchschnitt der jeweiligen Fondsgruppe verglichen. Die Summe der positiven Abweichungen wird ins Verhältnis zur Summe aller Abweichungen gesetzt.
  • Stabilität : Es wird untersucht, in wie vielen Monaten des Betrachtungszeitraums von 60 Monaten der Fonds besser war als der Gruppendurchschnitt. War ein Fonds in 35 Monaten besser als der Durchschnitt, bekommt er 58,3 Punkte (100 x 35 : 60).
  • Spanne der Einjahresbewertungen : Der fünfjährige Betrachtungszeitraum wird in Einjahresperioden unterteilt, die jeweils um einen Monat später beginnen, also August 1999 bis Juli 2000, September 1999 bis August 2000 etc. Das Diagramm zeigt die Bandbreite dieser Einjahresbewertungen. Die Enden des Balkens stellen die schlechteste und die beste Bewertung dar, der senkrechte Strich die aktuelle. Die Balkenlänge zeigt also das Ausmaß der Schwankungsbreite.
  • Verlustanalyse. Längste Verlustphase : längster Zeitraum, in dem der Fonds durchgehend unter einem einmal erreichten Wert lag. Dauert diese Phase noch an, ist dies mit zwei Sternchen gekennzeichnet. Die maximale Verlusthöhe gibt an, wie weit der Fond unter einen einmal erreichten Wert gefallen ist. Beide Daten beziehen sich auf die Werte zu Monatsende.
  • Wertentwicklung : Durchschnittliche Wertentwicklung der letzten ein, drei und fünf Jahre in Prozent pro Jahr.

Kompetent mit Konsument

  • Wunsch und Wirklichkeit . Die in den Prospekten und Verkaufsgesprächen angeführten Prognosen über die Wertsteigerung der Fonds sind unverbindlich und leider allzu oft überzogen. Auch individuelle Faktoren wie Ankaufskurs und Spesenbelastung sind in diesen Pauschalangaben nicht berücksichtigt.
  • Nerven bewahren . Wenn ein Fonds derzeit nicht so gut läuft, lieber zuwarten als vorschnell umschichten. Hier fallen Spesen an, die sich erst amortisieren müssen. Sich nicht von angeblich ertragsstärkeren Produkten zu mehr Risiko verleiten lassen. Bei Rentenfonds: Zinstrends beobachten.
  • Angebote vergleichen . Bei ähnlicher Anlagepolitik sind einige Fonds erfolgreicher als andere (siehe dazu: Tabelle- "Investmentfonds im Dauertest 11/2004"). Es kommt also auch auf das Fondsmanagement an. Tipp: Nicht gleich zum erstbesten Angebot greifen, sondern Alternativen vorlegen lassen. Unser Fonds-Dauertest gibt Auskunft über Champions.

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