Zum Inhalt

Investmentfonds und Finanzkrise - Ernüchternde Bilanz

  • Folgen der US-Hypothekenmarkt-Krise
  • Kurse für Anleihen fallen
  • Fonds bei uns noch wenig betroffen

Erste Anzeichen kaum Ernst genommen

In Europa nahm man die ersten Meldungen von Liquiditätsproblemen amerikanischer Hypothekenbanken zunächst nicht wirklich ernst. Warum auch? Wenn eine kleinere US-Bank in Schwierigkeiten gerät, betrifft das uns in Europa normalerweise so sehr, wie wenn in China das sprichwörtliche Fahrrad umfällt. Diese Institute hatten ihr Geld vorwiegend an Kunden mit schlechterer Bonität verliehen. Anders als bei uns ist das Belehnen des Eigenheims in den USA ein üblicher Weg, um größere Anschaffungen zu finanzieren.

Verhängnisvolle Kettenreaktion

Was war passiert? Anfang 2007 stiegen die Zinsen, was die Hypothekarkredite verteuerte. Gleichzeitig fielen aber die Immobilienpreise, die Besicherung der Kredite wurde schlechter, viele Kreditnehmer konnten ihre Kredite nicht mehr bedienen. Banken, die ihr Geschäft hauptsächlich mit solchen Kunden machten, gerieten in Zahlungsschwierigkeiten. Verhängnisvoll war die darauf folgende Kettenreaktion: Die Hypothekenbanken hatten sich selbst über Schuldverschreibungen refinanziert. Ihr Taumeln brachte auch ihre Finanzierer in Bedrängnis. Einige Fonds mussten sogar geschlossen werden. 

Liquiditätsprobleme

Auf den Finanzmärkten lautete der Schlachtruf: Raus aus Fonds, Immobilienwerten und Bankenaktien, rein in kurzfristige (Geldmarkt-)Anlagen. Das brachte die Banken in Liquiditätsprobleme. Und diese Geldknappheit ließ wiederum das allgemeine Zinsniveau ansteigen. International sind auch die Kurse für Anleihen (auch Renten genannt) gesunken. Anleihen haben nämlich über ihre gesamte Laufzeit fixe Zinsen. Wer also in der absoluten Niedrigzinsphase vor zwei Jahren Renten oder Rentenfonds gekauft hat, bleibt nun auf der schlechten Verzinsung sitzen.

Und wenn er sie verkaufen will, wirkt sich die schlechte Verzinsung auf den Verkaufspreis (Kurs) aus. In Österreich drang die Finanzkrise zuerst bei Immobilienaktien in das öffentliche Bewusstsein – Stichwort: Meinl European Land. Der Kurssturz dieses Finanztitels hat in Wirklichkeit allerdings wenig mit der internationalen Situation zu tun.

Aufwärtstrend gehemmt

Auf den ersten Blick hat sich die Finanzkrise auf Investmentfonds im deutschen Sprachraum noch nicht gravierend ausgewirkt. Die genaue Analyse zeigt aber doch, dass die Aufwärtsentwicklung der letzten Zeit unterbrochen wurde. Fonds gelten als längerfristige Geldanlage. Daher betrachten wir die Auswirkungen der Krise auf die mittelfristige (ein Jahr) und langfristige (fünf Jahre) Performanceentwicklung ausgewählter Fondsmärkte, die in unserer Fonds-Info erfasst ist. Alle Angaben beziehen sich auf die Stichtage 31.1.2007 (vor der Krise) und 30.9.2007 (aktuellste verfügbare Daten). Dabei darf man aber nicht übersehen, dass die ersten Jahre des neuen Jahrtausends  für Aktien nicht die besten waren.

Durchwachsene Ergebnisse

  • Bei Fonds, die überwiegend in Aktien österreichischer Internehmen investieren, schaut die Bilanz nicht so übel aus. Die Ein-Jahres-Performance von 27,8 Prozent (31.1.2007) auf 18,1 Prozent (30.9.2007) hat sich zwar im Durchschnitt von allen bei uns gelisteten Fonds verschlechtert. Mit Austro-Aktienfonds konnte aber immer noch mehr Wertzuwachs erzielt werden als mit einem Sparbuch. Der jährliche Wertzuwachs über 5 Jahre stieg im Jahresdurchschnitt sogar von 29,3 Prozent auf 33,2 Prozent. Die Nettorendite ist wegen Fondsspesen und KEST natürlich geringer
  • Bei Aktienfonds Euroland, das sind Fonds mit dem Anlageschwerpunkt Aktien in Unternehmen der Euro-Zone, verlief der Trend ähnlich. Die Ein-Jahres-Performance sank durchschnittlich von 18,6 auf 14,4 Prozent. Die Fünf-Jahres-Performance sank sogar von 17 auf 4,6 Prozent jährlicher Wertzuwachs
  • Rentenfonds schwächelten wegen steigender Zinsen schon in den letzten Jahren. Und durch die aktuelle Lage haben sie sich auch nicht erholt. So verringerte sich der Mittelwert der 1-Jahres-Performance im Schnitt von –0,87 auf –0,94 Prozent. Auch auf Fünf-Jahres-Sicht verringerte sich der jährliche Wertzuwachs von 4 auf 3,2 Prozent. Das erreicht man heute locker auch mit einem täglich fälligen Sparbuch. Wenn man seine Rentenfonds ohnehin verkaufen will oder muss, wäre jetzt ein guter Zeitpunkt
  • Banken waren die Hauptakteure der letzten Finanzkrise. Das spiegelt sich auch in den Kennzahlen der Aktienfonds Finanztitel wieder. So drehte der Mittelwert der 1-Jahres-Performance von 11,3 auf –2 Prozent. Aber es gab bereits schlimmere Jahre. Daher konnte die 5-Jahres-Performance für langfristige Anleger sogar von 3,6 auf 11,1 Prozent gesteigert werden. Zur Klarstellung: Wir haben hier nur Durchschnittswerte angegeben. Einzelne Fonds können durchaus besser oder schlechter liegen.

Fazit

Panik ist jedenfalls nicht angesagt. Wer sein angelegtes Kapital aktuell nicht unbedingt braucht, sollte versuchen, etwaige Kurstiefs durchzutauchen. Denn schlagend wird der Verlust mit Investmentfonds erst dann, wenn man sie wieder verkauft. Auch ist derzeit nicht klar, ob sich die Krise letztlich als kleiner Rückschlag in der Aufwärtsentwicklung entpuppt oder eine längere Phase des Kursverfalls einleitet.

Investmentfonds und Finanzkrise: Kompetent mit "Konsument"

Verlierer. Bei Renten- und Finanz-Aktienfonds ist der Wertzuwachs des letzten Jahres gesunken oder hat ins Minus gedreht.

Rentenfonds derzeit problematisch. Der Ertrag leidet unter der aktuellen Finanzkrise sowie dem steigenden

Zinsniveau. Nicht neu kaufen, vorhandene Rentenfonds behalten.

Keine Panikverkäufe.
Angst ist ein schlechter Ratgeber. Ein Ausstieg will gut überlegt sein,
eventuell erholen sich die Kurse wieder.

Mehr zum Thema: Unsere Fonds-Info

Mehrere Tausend Fonds sind in Österreich auf dem Markt. Als Service für Einsteiger, Fondsbesitzer und Profis haben wir den anerkannten Fonds-Dauertest der deutschen Stiftung Warentest für Österreich adaptiert. Jeder der bei uns gelisteten rund 3000 Fonds (ausgenommen Geldmarktfonds) wird fünf Jahre beobachtet, Kursentwicklung und Stabilität werden analysiert und mit dem jeweiligen Marktdurchschnitt verglichen. Die Daten werden monatlich aktualisiert.

Detaillierte Betrachtung

Durch die breite Bewertungsbasis sagt unser Fondstest mehr aus als ein reiner Performancevergleich. Ausgedrückt wird das Testergebnis in Bewertungspunkten. Dadurch lassen sich die Fonds eines Marktes bequem vergleichen. Zusätzlich geben wir die prozentuelle Wertentwicklung in einem, drei und fünf Jahren sowie die Chance/Risiko-Klassen an.
 
So nutzen Sie unsere Fonds-Info:

Beim Kauf von Investmentfonds: Wenn Sie beispielsweise einen Mischfonds mit ausgewogener Ausrichtung kaufen wollen, genügt ein Knopfdruck und Sie finden alle „stark überdurchschnittlichen“ Fonds, die sowohl ertragsstark als auch wertstabil sind. Und Sie sehen, ob man Ihnen etwa einen Ertragsschwächling andrehen will.

Bei der Kontrolle Ihres Investments: Wenn Sie wissen wollen, wie sich Ihr Fonds im Vergleich mit anderen Fonds des gleichen Marktes geschlagen hat, geben Sie einfach die ISIN in die Suchfunktion ein und Sie sehen sofort, wie viele Bewertungspunkte er hat.

Lesen Sie mehr zu unseren online Fonds-Info Angeboten im kasten "Fonds-Info online und interaktiv"!

Diesen Beitrag teilen

Facebook Twitter Drucken E-Mail

Das könnte auch interessant sein:

Aktien-Investments und Risiko premium

Aktien-Investments und Risiko

Teil 4: Wie kann das Risiko bei einem Investment in Aktien minimiert werden? Langfristigkeit und Streuung spielen dabei eine wesentliche Rolle.

Gefördert aus Mitteln des Sozialministeriums 

Sozialministerium

Zum Seitenanfang