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Ambulanzen: Oft überfüllt - Nur für Notfälle

Ambulanzen in Spitälern sind oft überfüllt. Für die Patientenanwaltschaft Niederösterreich zeigt sich darin vor allem ein Versagen der Versorgung im niedergelassenen Bereich.

Der Fall: Mit Augenschmerzen in die Notfallambulanz

Patient Z. hat bereits seit Längerem Schmerzen am Auge und sucht schließlich die Augenambulanz im Landesklinikum Wiener Neustadt auf. Die Augenärztin ist zwar dazu bereit, den Patienten zu behandeln, weist ihn allerdings darauf hin, dass er sich in einer Notfallambulanz befinde und dass er künftig, wenn kein Notfall, sondern eine chronische Erkrankung vorliege, einen Termin beim Augenarzt vereinbaren müsse.

Z. verweigert daraufhin die Untersuchung. Er verlässt die Ambulanz und sucht einen Augenarzt auf. Tags darauf legt er im Spital Beschwerde über das Verhalten der Ärztin ein und wendet sich zudem an die Patientenanwaltschaft Niederösterreich.

Die Intervention

Die Patientenanwaltschaft leitet die Beschwerde an das Landesklinikum Wiener Neustadt weiter.

Patienten haben falsche Vorstellungen

Das Ergebnis: Es lag kein Notfall vor

Die ärztliche Direktion des Landesklinikums weist in einer Stellungnahme an die Patientenanwaltschaft darauf hin, dass die Aufgabe der Ambulanz in der Behandlung von Notfällen besteht, im aktuellen Fall aber kein Notfall vorgelegen habe. Der Patient habe nicht unter starken Schmerzen, sondern lediglich unter einem Kratzgefühl gelitten. Obwohl in Notfallambulanzen keine gewöhnliche ambulante Betreuung erfolge, würden sie in der Bevölkerung zunehmend als Ordinationen wahrgenommen. Das Bewusstsein für ihre ursprüngliche Bedeutung gehe verloren. Als Folge komme es in vielen Spitälern zur Überlastung der Notfallambulanzen. Die Patientenanwaltschaft folgt der Argumentation der Spitalsdirektion und kann keine Verfehlung erkennen.

Fazit: falsche Vorstellungen über Aufgaben der Ambulanzen

Für die Patientenanwaltschaft Niederösterreich zeigen Fälle wie der oben beschriebene strukturelle Defizite und Fehlversorgungen im niedergelassenen Bereich auf. Folge sind unter anderem überfüllte Spitalsambulanzen. Verantwortlich dafür sind aber auch falsche Vorstellungen in der Bevölkerung über die Aufgaben der Ambulanzen. Darüber hinaus offenbare sich darin ein Scheitern des derzeitigen Systems der niedergelassenen Ärzte.

Lösung: mehr Gemeinschaftspraxen

Die Patientenanwaltschaft sieht die Lösung in Gemeinschaftspraxen, die sich durch ein umfassendes fachliches Angebot (ärztlich, pharmazeutisch, pflegerisch, physiotherapeutisch) auszeichnen. Derartige Gemeinschaftspraxen sollten die Einzelordinationen schrittweise ersetzen. Zudem müssten die Öffnungszeiten zu den Tagesrandzeiten und am Wochenende massiv ausgeweitet werden.

VKI-Kooperation mit der Patientenanwaltschaft

In unserer Rubrik "Patientenanwaltschaft" berichten wir über Fälle, mit denen österreichische Patientenanwältinnen und -anwälte konfrontiert werden.

Die Niederösterreichische Patientenanwaltschaft kritisiert die Überlastung der Notfallambulanzen in den Spitälern und setzt sich für die Entwicklung eines völlig neuen Systems zur medizinischen Erstversorgung ein.

 

NÖ Patienten- und Pflegeanwaltschaft
Rennbahnstraße 29, Tor zum Landhaus,
3109 St. Pölten,
Tel. 02742 9005-15575,
Fax 02742 9005-15660
E-Mail: post.ppa@noel.gv.at   
www.patientenanwalt.com

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