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Masern - Impfen schützt

Masern werden oft als Kinderkrankheit bezeichnet, doch harmlos ist die Virusinfektion keineswegs. Sie kann schwerwiegende gesundheitliche Konsequenzen haben und sogar tödlich enden. Nur eine Impfung kann vor Masern schützen.

Die Masern sind zurück. Wieder einmal. Allein im Jänner dieses Jahres wurden in Österreich rund 30 Masernfälle gemeldet. Zum Vergleich: 2018 waren es über das ganze Jahr verteilt insgesamt 77 Fälle. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) haben sich Anfang 2019 in Europa so viele Menschen angesteckt wie seit zehn Jahren nicht mehr.

Masererkrankung: äußerst ansteckend

Masernviren werden durch Tröpfcheninfektion (Husten, Niesen) von Mensch zu Mensch übertragen. Typische Symptome sind Fieber, Hautausschlag, Husten, Schnupfen und Bindehautentzündung. Gegen Masernviren gibt es keine wirksame Behandlung, nur unterstützende Therapien. Antibiotika etwa sind wirkungslos, da sie nur bei bakteriellen Infektionen nutzen. Das Masernvirus ist zudem äußerst ansteckend. Deshalb breitet sich die Krankheit rasant aus.

Deutlich geringeres Risiko durch Impfung

Je mehr Menschen gegen Masern geimpft sind, desto geringer ist das Risiko einer Ansteckung. Von 10.000 Personen erkranken einer Modellberechnung des deutschen Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung zufolge ohne Impfschutz bei einem Kontakt mit dem Virus voraussichtlich mehr als 9.300. Unter 10.000 geimpften Menschen bricht die Krankheit demnach nur in 93 bis 745 Fällen aus.

Durch eine Impfung können Sie das Risiko einer Ansteckung deutlich senken. Auch krankheitsbedingte Folgeerscheinungen treten weniger häufig auf. (Grafik: Doris Seyser/VKI, Elemente: Dooder/shutterstock.com)

Eine Impfung mildert zudem oftmals auch den Verlauf der Erkrankung ab. Masernbedingte Folgeerscheinungen wie Fieber, Mittelohrentzündung, Durchfall, Lungenentzündung sowie eine Gehirnentzündung (Enzephalitis) treten ebenfalls deutlich weniger häufig auf. Aus der Gruppe der nicht geimpften Personen sterben zwischen 9 und 28 Menschen an Masern, in der Gruppe der geimpften Personen sind es zwischen 0 und 2 Todesfälle.

Unerwünschte Wirkungen 

Dass eine Impfung schützt, ist zweifelsfrei erwiesen, doch Impfstoffe haben genauso wie Medikamente potenzielle unerwünschte Wirkungen. Viele Eltern zweifeln deshalb, ob sie ihre Kinder impfen lassen sollen. Auch wenn bei einer Impfung abgeschwächte Erreger eingesetzt werden, wird das Immunsystem gefordert. Dazu kommt, dass jeder Mensch individuell auf eine Impfung reagiert. So können an der Einstichstelle Rötungen oder Schwellungen auftreten. Bisweilen kommt es auch zu masernähnlichen Symptomen wie Fieber, einem leichten Hautausschlag oder Durchfall.

Diese auch als Impfkrankheit bekannten Reaktionen fallen im Vergleich zu einer echten Masernerkrankung in der Regel jedoch deutlich schwächer aus. Bei kleineren Kindern mit entsprechender Veranlagung kann erhöhtes Fieber allerdings einen Fieberkrampf auslösen. Das ist besonders für die Masern-Mumps-Röteln-Impfung (MMR) bekannt. Etwa zwei bis 16 von 10.000 geimpften Kleinkindern sind davon betroffen. Bleibende Schäden durch Fieberkrämpfe sind jedoch nicht belegt.

Vielen Einflüssen ausgesetzt

Es kann aber auch sein, dass Symptome, die nach einer Impfung auftreten, gar nichts mit dem Impfen zu tun haben. Die MMR-Impfung wird in Österreich laut Impfplan zwischen dem 10. und dem 15. Monat empfohlen. In diesem Zeitraum müssen sich das Immunsystem und der gesamte Organismus mit sehr vielen Einflüssen auseinandersetzen. Die Ursache für die nach einer Impfung auftretenden Krankheitssymptome könnte also ganz woanders liegen. Das gilt auch für tragische Ereignisse, die zeitlich nahe zur Impfung auftreten, wie den plötzlichen Kindstod. Es gibt sogar Hinweise, dass Impfungen diesbezüglich einen schützenden Effekt haben können. 

Impfung: Gerüchte und Fakten

Kein Zusammenhang: MMR und Autismus

Leider kursieren in der Debatte um mögliche Impfschäden immer noch viele Gerüchte, die längst widerlegt sind. So hält sich hartnäckig die Legende, dass die MMR-Impfung Autismus und andere Entwicklungsstörungen bei Kindern verursachen könnte. Das geht auf eine Publikation im angesehen medizinischen Fachjournal „The Lancet“ aus dem Jahr 1998 zurück. Doch abgesehen davon, dass es sich um eine kaum aussagekräftige Beobachtung an sehr wenigen Kindern handelte, stellte sich auch noch heraus, dass der Hauptautor die Daten schlicht gefälscht hatte.

In anderen, qualitativ weit besser ausgeführten Studien, die mehr als eine halbe Million Kinder umfassten, ließ sich kein Zusammenhang zwischen der MMR-Impfung und Autismus nachweisen. Auch ein Zusammenhang der MMR-Impfung mit Asthma, Leukämie, Pollenallergien, Diabetes, Gangstörungen, Morbus Crohn, Nervenerkrankungen wie der Multiplen Sklerose sowie bakteriellen oder viralen Infektionen ließ sich bislang wissenschaftlich nicht nachweisen.

Tödliche Gehirnentzündung

Klar sind hingegen die möglichen Konsequenzen einer Masernerkrankung. Eine davon ist die subakute sklerosierende Panenzephalitis (SSPE), eine unheilbare Gehirnentzündung. Die Krankheit kann als mögliche Spätfolge einer Masernerkrankung auftreten. SSPE verursacht unter anderem einen geistigen Abbau (typisch sind Schulschwierigkeiten), Verhaltensveränderungen, Bewegungsstörungen, Krampfanfälle und Demenz. Sie führt schließlich zum Koma und immer zum Tod.

Hohes Risiko bei Babies und Kleinkindern

Bei der letzten großen Masernepidemie in Österreich Mitte der 1990er-Jahre kam es zu etwa 28.000 bis 30.000 Maserninfektionen. In der Folge erkrankten 16 Kinder an SSPE. Neuere Daten, die unser Kooperationspartner medizin-transparent.at ausgewertet hat, zeigen, dass vor allem für an Masern erkrankte Babys und Kleinkinder ein hohes Risiko besteht. Die höchste Einschätzung geht von 164 SSPE-Betroffenen pro 100.000 Babys aus – das entspricht einem SSPE-Fall unter 609 Masernerkrankten. Zudem ist die Wahrscheinlichkeit, im späteren Leben an SSPE zu erkranken, umso höher, je früher sich ein Kind mit Masern infiziert. 

„Herdenschutz“: Verhinderung von Epidemien

Impfung rettet Leben: Vorteile überwiegen Nachteile

Eine systematische Übersichtsarbeit der wissenschaftlichen Non-Profit-Organisation Cochrane (Cochrane ist ein globales, unabhängiges Netzwerk von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, Gesundheitsfachleuten, Patientinnen und Patienten sowie anderen Personen mit gesundheitsbezogenen Interessen) belegt, dass die Vorteile einer Masernimpfung die möglichen Nachteile eindeutig überwiegen. Wie wirksam die Impfung gegen Masern ist, zeigt sich auch daran, dass im Jahr 2016 weltweit erstmals weniger als 100.000 Todesfälle durch Masern verzeichnet wurden. Schätzungen zufolge hat die Masernimpfung allein im Zeitraum 2000 bis 2016 etwa 20,4 Millionen Todesfälle verhindert. In Ländern mit niedrigem Pro-Kopf-Einkommen und mangelhafter Gesundheits-Infrastruktur zählen die Masern nach wie vor zu den häufigsten Todesursachen bei Kindern.

Hohe Impfungsrate, besserer Schutz

Ein weiterer Grund, Kinder gegen Masern impfen zu lassen ist, dass eine Impfung auch Personen nutzt, die über keinen Impfschutz verfügen. Manche Menschen können aus gesundheitlichen Gründen nicht geimpft werden, etwa Menschen mit einem transplantierten Organ oder Personen, die einzelne Impfstoffe nicht vertragen, weil sie beispielsweise unter einer schweren Hühnereiweiß-Allergie leiden. Andere werden zwar geimpft, ihr Immunsystem bildet aber keinen Impfschutz aus. Je höher der Anteil der geimpften Menschen in der Bevölkerung ist – man spricht hier von der Durchimpfungsrate –, desto schlechter können sich ansteckende Krankheitserreger in der Bevölkerung ausbreiten.

„Herdenschutz“: Verhinderung von Epidemien

Masern sind, wie eingangs erwähnt, hochansteckend. Damit es nicht schon durch einen einzelnen Erkrankten zum Ausbruch der Infektionskrankheit kommt, müssen etwa 95 von 100 Menschen geimpft sein. Eine derart hohe Durchimpfungsrate könnte sogar dafür sorgen, dass die Masern ausgerottet werden. Dieses Phänomen wird als „Herdenschutz“ bezeichnet. Er hilft nicht nur bei der Verhinderung von Epidemien, sondern auch schon im Kleinen. Da Babys und Kleinkinder unter zehn Monaten noch nicht geimpft werden können, ist es umso wichtiger, dass Menschen in ihrer Umgebung (z.B. medizinisches Personal, Eltern, Geschwister, Betreuungspersonen) geimpft sind. Die Wahrscheinlichkeit einer Infektion kann so deutlich gesenkt werden. So profitieren auch die Kleinsten vom „Herdenschutz“.  

MMR-Impfung

In Österreich wird die erste Teilimpfung gegen Masern laut Impfplan für Kinder mit 10 bis 11 Monaten empfohlen. Die zweite Teilimpfung sollte drei Monate danach erfolgen. Eltern, die dies versäumen, können und sollten die kostenlose Impfung vor dem Eintritt in Gemeinschaftseinrichtungen (Kindergarten, Schule) nachholen.

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