Zum Inhalt

Psychisch Kranke im Spital - Personal und Patienten überfordert

Akutspitäler sind bei der Behandlung und Pflege von psychisch kranken oder dementen Patienten häufig überfordert. Bei Haarausfall, äußerlich aufzutragen.

Der Fall: Einlieferung in Zimmer mit Schizophrenieerkrankten

Eine Patientin muss zur Behandlung einer Erkrankung ins Spital. Da sie über keine Zusatzversicherung verfügt, wird sie in einem Mehrbettzimmer untergebracht. Ihre Bettnachbarin leidet an einer zu behandelnden allgemeinen Erkrankung und außerdem an Schizophrenie.

Patientinnen kümmern sich um psychisch kranke Frau

Im Alltag ist diese Patientin auf die besondere Betreuung durch einen ­sozialen Dienst angewiesen. Im Spital fehlt es an entsprechend ausgebildeten Betreuungskräften. Nachts ist die Patientin sehr unruhig, was den Schlaf ihrer Zimmergenossinnen massiv stört. Auch tagsüber ist das Pflegepersonal mit der Situation völlig überfordert. Schließlich kümmern sich die anderen Patientinnen – obwohl sie selbst teilweise frisch operiert und pflegebedürftig sind – um die psychisch kranke Frau. Sie verständigen etwa das Pflegepersonal, wenn diese orientierungslos das Zimmer verlässt oder wenn hygienische Pflegemaßnahmen notwendig sind.

Die Intervention: Mangelhafte Betreuung für psychisch Kranke

Nach der Entlassung aus dem Spital wendet sich die eingangs erwähnte ­Patientin an die Patientenanwaltschaft Vor­arlberg. In ihrer Beschwerde kritisiert sie die mangelhafte Betreuung für psychisch kranke Patienten. Die Patientenanwaltschaft Vorarlberg konfrontiert den Krankenhausträger mit dem Fall und hinterfragt generell die Versorgungsstruktur für psychisch kranke Menschen in Akutspitälern. Sie weist auf die Notwendigkeit einer besonderen Akutversorgung für diese Patienten hin.

Stationäre Betreuung für psychisch Kranke nicht ausreichend

Das Ergebnis: spezielle Betreuung für psychisch Kranke notwendig

Der Krankenhausträger räumt zwar Handlungsbedarf ein, erklärt jedoch, dass der damit verbundene kurzfristig erhöhte Pflegebedarf nur schwer abzudecken sei.

Die Patientenanwaltschaft geht davon aus, dass Akutspitäler zunehmend mit der Prob­lematik dementer bzw. psychisch kranker Patienten konfrontiert sein werden. Deshalb müssten dringend Konzepte erarbeitet werden, die gewährleisten, dass diese Patienten eine individuelle Betreuung erhalten – und die anderen Patienten die für ihre Genesung notwendige Ruhe und Erholung.

Fazit: Stationäre Betreuung nicht ausreichend

Für die Patientenanwaltschaft steht außer Frage, dass psychisch kranke Menschen, die einer Behandlung in einem Akutkrankenhaus bedürfen, nicht stationär in ­einem psychiatrischen Krankenhaus betreut werden können. So muss die Behandlung durch einen Arzt des jeweiligen Sonder­faches (z.B. Chirurgie oder Inneres) gewährleistet sein; zudem bedarf es besonders geschulter Pflegekräfte.

Erarbeitung von Pflegekonzepten erforderlich

Für Alexander Wolf, Patientenanwalt des Landes Vorarlberg, müssen unter anderem folgende Voraus­setzungen gegeben sein:

  • ständige psychiatrische Begleitung (nicht nur beratend),
  • Anpassung des Personalschlüssels im Bereich der Pflege bei Aufnahme von Patienten mit einer psychiatrischen Diagnose (Teamentscheidung),
  • Errichtung einer eigenen Station mit mehreren Betten zur Betreuung dieser Patienten,
  • Einbindung des externen Betreuers in den Krankenhausalltag,
  • Beiziehung eines internen Betreuers (Sozialarbeiters).

„Da die Akutkrankenhäuser in Zukunft vermehrt mit Fällen wie dem oben geschilderten konfrontiert sein werden, ist es unabdingbar, dass sehr rasch entsprechende ­Pflegekonzepte erarbeitet und umgesetzt werden. Ziel muss es immer sein, für alle ­Patienten eine optimale Behandlung und ­Betreuung zu gewährleisten“, so Wolf.

VKI-Kooperation mit Patientenanwaltschaft Vorarlberg

In unserer Rubrik "Patientenanwaltschaft" berichten wir über Fälle, mit denen österreichische Patientenanwältinnen und -anwälte befasst sind.

Die Patientenanwaltschaft für das Land Vorarlberg weist ­darauf hin, dass der Anteil demenzkranker Patienten in Akutspitälern in Zukunft deutlich ansteigen wird. Um diesen Patientinnen und Patienten eine adäquate Behandlung und Pflege zukommen lassen zu können, müssen dringend entsprechende Konzepte für Akutspitäler entwickelt und umgesetzt werden.

Vorarlberg
Patientenanwaltschaft für das Land Vorarlberg
Marktplatz 8,
6800 Feldkirch,
Tel. 05522 815 53,
Fax 05522 815 53-15
E-Mail: anwalt@patientenanwalt-vbg.at
Patientenanwalt Vorarlberg

 

Buchtipp: "Mein Recht als Patient"

Patienten haben häufig das Gefühl, ihren Ärzten ausgeliefert zu sein. Doch wer krank ist, ist durchaus nicht schutzlos – vorausgesetzt, er kennt seine Rechte. Unser Buch zeigt anhand konkreter Beispiele, welche Rechte Patienten im Gesundheitsbetrieb haben und welche Möglichkeiten bestehen, diese durchzusetzen.

www.konsument.at/patient-recht

Aus dem Inhalt

  • Krankenkasse und freie Arztwahl
  • Welche Behandlung steht mir zu?
  • Das Recht auf Selbstbestimmung
  • Behandlungsfehler und Haftung des Arztes
  • Psychiatrie und Heimunterbringung
  • Gesundheitsakte, Krankengeschichte, Datenschutz

196 Seiten, 14,90 € + Versand

KONSUMENT-Buch: Mein Recht als Patient 

Buchtipp: "100 Medizin-Mythen"

Helfen probiotische Joghurts bei Depressionen, schützt Aspirin vor Krebs und ist das tägliche Glas Rotwein tatsächlich gesund? Das Buch beantwortet jene Fragen, die durch die Gazetten geistern und nicht nur Aufsehen erregen, sondern auch Verunsicherung schaffen. Auf Basis aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse erfahren Sie, ob es sich bei solchen Meldungen um leere Versprechungen handelt, sie nur ein Körnchen Wahrheit enthalten oder einer strengen Prüfung standhalten.

www.konsument.at/medizinmythen

Aus dem Inhalt

  • Wirkstoffe, Verfahren und Therapien unter der Lupe
  • Fundierte Antworten auf 100 Fragen
  • Verständliche Bewertungen

220 Seiten, 14,90 € + Versand

 KONSUMENT-Buch: 100 Medizin-Mythen

 

Diesen Beitrag teilen

Facebook Twitter Drucken E-Mail

Das könnte auch interessant sein:

 Community Nursing in Österreich premium

Community Nursing in Österreich

Bis ins hohe Alter im eigenen Zuhause verbleiben – das ist der Wunsch vieler Menschen. Ein Community Nursing Systems soll das unterstützen. Ein Pilotprojekt dazu ist bereits in vollem Gange.

Nikotinbeutel: Snus & All White

Nikotinbeutel: Snus & All White

Voller Kick ohne Tschick? Zigaretten sind am Rückzug, aber ganz ohne Nikotin geht es für manche auch nicht. Nikopods schließen die Lücke.

Fakten-Check Medizin: Long COVID

Fakten-Check Medizin: Long COVID

Macht die COVID-Impfung es unwahrscheinlich, im Fall einer Corona-Infektion an lang anhaltenden Beschwerden (Long COVID) zu leiden?

CBD gegen Corona

CBD gegen Corona

Kann CBD (Cannabidiol) die Beschwerden bei einer COVID-19-Erkrankung lindern?

Gefördert aus Mitteln des Sozialministeriums 

Sozialministerium

Zum Seitenanfang