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Scheinwerfer: Blutgruppendiät, Immobilienfonds, Topfencreme - Konsument 11/2000

Blutgruppendiät - Geschäft mit der Panik

Seit Wochen hält sich das Buch „4 Blutgruppen – Vier Strategien für ein gesundes Leben“ von Dr. Peter J. D´Adamo auf den Bestsellerlisten. Kernaussage: Jeder Mensch soll ausschließlich das essen, was zu seiner Blutgruppe – entweder A, B, AB oder 0 – passt. Nur so bleibt er gesund. Seine Theorie: Mit der Nahrung gelangen verschiedene Eiweißstoffe (Lectine) in die Blutbahn. Und wenn ein „falsches“ Nahrungsmittel mit dem Blut reagiert, kommt es zu Verklumpungen. Das klingt bedrohlich: Heutzutage weiß jeder, welche schlimmen Folgen Blutgerinnsel haben können. Nun stimmt es tatsächlich, dass sich die roten Blutkörperchen in ihrer Struktur je nach Blutgruppe unterscheiden. Sie weisen unterschiedliche Zuckerbausteine auf.

Man hat im Labor sogar nachweisen können, dass gewisse Lectine mit diesen Zuckerbausteinen reagieren. Der Denkfehler von D´Adamo besteht darin, dass er annimmt, dass Lectine aus der Nahrung einfach vom Darm ins Blut übergehen. Manche Lectine treten zwar tatsächlich vom Verdauungstrakt ins Blut über, aber nur in unwesentlichen Mengen.

Reine Scharlatanerie

Und dass Lectine dann zu Verklumpungen führen, ist wissenschaftlich nicht bewiesen. Die Blutgruppendiät ist jedoch keineswegs nur ein harmloser Modegag. Denn viele Nahrungsmittel, auf die da verzichtet werden soll, sind für unsere Gesundheit lebenswichtig. Menschen mit Blutgruppe 0 sollen zum Beispiel auf Milch- und Weizenvollkornprodukte (!) verzichten. Ist schon diese Forderung bedenklich, so ist das Versprechen, mit der Blutgruppendiät auch Krankheiten wie Diabetes oder Magengeschwüre heilen zu können, reine Scharlatanerie.

Mangelerscheinungen programmiert

Zwar wollen die meisten Menschen, die nach diesem Buch greifen, nur ihr Übergewicht loswerden. Doch wenn sie dabei auf so wichtige Dinge wie Eier, Weizen, Milch oder Fleisch verzichten, sind Mangelerscheinungen vorprogrammiert. Hier hat sich der Autor ein Hintertürchen offengelassen. Er propagiert „Nährstoffergänzungen“. Was wohl beweist, dass die Blutgruppendiät doch nicht den natürlichen Gegebenheiten entspricht. Sonst wäre die Menschheit ohne D´Adamos Diät auch längst ausgestorben.

Immobilienfonds der MPC Capital AG - Sicher, aber nicht für alle

Wieder ist ein neuer Anbieter von Kapitalanlagen auf den österreichischen Markt getreten. Die deutsche MPC Münchner Petersen Capital will den Immobilienfonds Holland 28 unter die Leute bringen. Per Direct Mail wurden Konsumenten über den niederländischen Fonds ("sicher, renditestark, steuergünstig") informiert und zu einer Informationsveranstaltung mit "namhaftesten" Experten geladen.

Für Kleinanleger ungeeignet

Auf Anfrage des VKI wurde das Angebot freilich relativiert: Der Fonds sei für Kleinanleger ungeeignet, die Mindestbeteiligung betrage 10.000 Euro (137.603 Schilling). Überdies unterliegt der Holland-Fonds als Immobilienfonds nicht der Kontrolle der Bundeswertpapieraufsicht. Das sind Aspekte, über die ein Anleger Bescheid wissen sollte. Ohne die Attraktivität des Fonds in Frage zu stellen: Warum werden potenzielle Anleger über so wichtige Details nicht gleich informiert?

Danone Topfencreme - Alles ist relativ

„Nur 4 Prozent Fett“ prangt am Etikett der Danone Topfencreme. Der Unbedarfte mag da wohl denken, dass es sich dabei um eine besonders fettarme Topfencreme handelt. Doch ein Vergleich macht unsicher: Gibt es doch Topfencremen, die lediglich 0,2 Prozent Fettgehalt aufweisen. Auch ein Produkt aus demselben Haus, Danone Swing, begnügt sich mit 1,5 Prozent.

Womit vergleichen

Für Danone ist die Sache klar: Denn Cremigkeit und Geschmack von Danone Topfencreme seien nur mit Sahnejoghurts (10 Prozent Fett) oder anderen Desserts vergleichbar. Die Lehre daraus: Man muss schon ein Experte sein, um zu wissen, was man vergleichen darf und was nicht. Einmal mehr zeigt sich: Nährwertbezogene Aussagen verwirren oft mehr als sie informieren.

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