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Zahnärzte: Amalgamberatung - Tauschgeschäfte

, aktualisiert am

Immer wieder raten Zahnärzte aus gesund­heitlichen Gründen zum Austausch von Amalgam­füllungen, obwohl wissenschaftliche Beweise fehlen. - In unserem Zahnärzte-Test mussten wir zudem teilweise erhebliche Diagnosemängel feststellen.

Kein anderer Stoff aus der zahnärztlichen Praxis sorgt für derart kontroverse Diskussionen wie Amalgam. Ins Gerede gekommen ist das Füllmaterial für die Zähne vor allem aufgrund seines rund 50-prozentigen Anteils an Quecksilber. Die Legierung ist zwar gut zu verarbeiten und relativ haltbar, andererseits ist der Einsatz des Schwermetalls aber nicht ungefährlich. Zahnärzte sehen sich deshalb seit Jahrzehnten mit Beschwerden von Patienten konfrontiert, deren gesundheitliche Probleme angeblich auf Amalgam zurück­zuführen sind.

Nicht wissenschaftlich belegt

Wissenschaftlich belegt ist das jedoch nicht. Dies zeigte auch eine groß angelegte Studie der Technischen Univer­sität München (5.000 Patienten, Laufzeit 12 Jahre) unter Beteiligung von Zahnmedi­zinern und Toxikologen. Zwar steigen die Quecksilberwerte in Blut und Urin mit der Zahl der Amalgamplomben, ein Zusammenhang mit bestimmten Beschwerden wie Kopfschmerzen, Konzentrationsstörungen, Depressionen oder Schlaflosigkeit ließ sich in der Studie jedoch nicht feststellen.

Auch Kunststoff, Gold und Keramik haben Nachteile

Amalgamkritiker raten dennoch häufig zur "Sanierung" des Gebisses mit komplettem Austausch aller Amalgamfüllungen. Unerwähnt bleibt dabei meist, dass die mit Abstand höchste Quecksilberbelastung beim Legen und Entfernen der Füllungen auftritt. Intakte Amalgamplomben sollten, falls keine Indikation vorliegt – etwa bei einer Allergie oder einem schweren Nierenleiden –, deshalb nicht ausgetauscht werden. Dies gilt umso mehr, als auch alternativ verwendeten Materialien wie Kunststoffe (Komposite), Kompomere, Gold und Keramik gegenüber Amalgam nicht nur Vorteile, sondern auch Nachteile haben.

Günstige Kassenleistung

Ins Kalkül zu ziehen ist ­außerdem, dass Füllungen aus Amalgam oder Zement in der konservierenden Behandlung von den Krankenkassen bezahlt werden. Kunststoff-Füllungen hingegen sind nur im Frontzahnbereich eine volle Kassenleistung. Nur wenn Amalgam aus medizi­nischer Sicht nicht eingesetzt werden darf, werden die ­Kosten auch im Seitenzahn­bereich von den Krankenkassen übernommen. In allen anderen Fällen wird lediglich ein Kosten­zuschuss in Höhe von 80 Prozent jenes Tarifes gewährt, der für die entsprechende Zahn­füllung aus Amalgam oder ­Zement vorge­sehen ist.

15 Wiener Zahnärzte getestet

Die Unsicherheit unter Patientinnen und Patienten ist groß, zumal so mancher Zahnarzt dem Wunsch nach einem Austausch von Amalgamfüllungen nur allzu gerne nachkommt, auch wenn die bestehenden Plomben noch intakt sind. In unserem Test haben zwei Patienten jeweils 15 zufällig ausgewählte Wiener Zahnärzte aufgesucht.

 

Fall 1 Amalgamsanierung

Fall 1 Amalgamsanierung

Testperson 1 (vier Zähne laut unserem Gutachter behandlungsbedürftig) zeigte sich verunsichert – im Zusammenhang mit Amalgam höre man immer wieder von gesundheitlichen Beeinträchtigungen, deshalb wolle sie vor einem möglichen Tausch eine weitere Meinung einholen. Auf Nachfrage gab die Testperson an, weder unter Zahnschmerzen noch unter sonstigen gesundheitlichen Beschwerden zu leiden.

Die Testperson erwähnte zudem, bereits bei einem anderen Arzt gewesen zu sein, und legte ein Panoramaröntgenbild vor. Wir wollten wissen, ob der Arzt einen Tausch der Amalgamfüllungen gegen Füllungen aus einem anderen Material empfiehlt und welche Zähne er als sanierungsbedürftig beurteilt. Ebenfalls wissen wollten wir, ob über mögliche anfallende Kosten aufgeklärt wird.

Defekte nicht erkannt

Kein einziger Zahnarzt erkannte alle vom Gutachter identifizierten Schädigungen. Die Diagnosen reichten von "alles gesund“ bis hin zu "alle Füllungen müssen erneuert werden". Ein Zahnarzt gab keine Diagnose ab; einmal wurde eine laut Gutachter nicht gegebene Parodontose erkannt. In den meisten Fällen wurden auch Zähne angeführt, die zu Testbeginn vom Experten nicht genannt worden waren. Derartige "Überdiagnosen" flossen nicht in die Bewertung ein.

Mehrere Zahnärzte rieten im Fall 1 zu einem Tausch aller Amalgamfüllungen. Dieser Behandlungsvorschlag wurde von uns negativ bewertet. Ebenfalls abgewertet wurden drei weitere Ärzte. In einem Fall wurde der Testperson mitgeteilt, dass vor einer Sanierung eine Parodontosebehandlung zwingend notwendig sei. Nicht akzeptabel war für uns das Ver­halten einer weiteren Ärztin, die unsere Testperson im Wartezimmer vor allen anderen Patienten darauf hinwies, dass ohne zusätzliches Röntgenbild keine Amalgamberatung möglich sei. Die Testperson fühlte sich vor anderen wartenden Patienten bloßgestellt.

Fall 2 Amalgamtausch

Fall 2 Amalgamtausch

Testperson 2 (fünf Zähne laut Gutachter behandlungsbedürftig) gab an, dass ihr "alter" Zahnarzt in Pension gegangen sei und sein Nachfolger meinte, dass alle Füllungen erneuert werden müssten. Sie habe keine Schmerzen, putze ihre Zähne regelmäßig und gehe mindestens einmal im Jahr zum Zahnarzt. Vor den Eingriffen wolle sie eine Zweitmeinung einholen. Tatsächlicher Stand der Dinge: Einige Füllungen sind intakt und ­müssten nicht saniert werden. Wir wollten wissen, ob der Zahnarzt die Meinung des ­offenbar falsch liegenden Kollegen teilt und ob er dazu rät, das Amalgam durch ein ­anderes Material zu ersetzen. Ein aktuelles Röntgenbild lag wie im ersten Fall vor.

Fehlerhafte Diagnosen

Fehlerhafte Diagnosen: Wie im Fall 1 erkannte auch hier kein einziger Zahnarzt alle von unserem Experten benannten Defekte. Auch hier war die Bandbreite der Diagnosen verblüffend. Ein Zahnarzt identifizierte immerhin vier der fünf schadhaften Zähne. Vier Zahnärzte konnten dagegen überhaupt keine Schäden erkennen. Ein Arzt gab an, dass er keine Diagnose stelle, da es sich nur um eine Beratung handle. Auch beim Fall 2 wurden häufig Zähne als schadhaft diagnostiziert, die vom Gutachter nicht als solche erkannt worden waren; diese "Überdiagnosen" flossen nicht in die Bewertung ein.

Materialwechsel zu Gold, Keramik oder Kunststoff

Materialwechsel: Wie im Fall 1 kam es zu völlig gegensätzlichen Diagnosen. Während vier Ärzte zum Tausch aller Füllungen rieten, konnten zwei Mediziner überhaupt keinen Defekt ausmachen. In elf Ordinationen wurde ein Materialwechsel von Amalgam zu Gold, Keramik oder Kunststoff empfohlen. Immerhin: Der Großteil der Ärzte klärte über die Vor- und Nachteile der Materialien und über die Kosten auf.

Kein Zahnarzt erkannte alle Defekte

Unterschiedliche Diagnosen

Wie unser Test zeigt, werden defekte Zähne und Füllungen häufig nicht erkannt. Die Bandbreite der erstellten Diagnosen reicht von "alles in Ordnung" (obwohl nachweislich schadhafte Zähne oder Füllungen vorhanden sind) bis hin zur Empfehlung einer Komplettsanierung.

Sanierungsbedürftige Zähne übersehen

Kein einziger Zahnarzt erkannte alle Defekte, die von unserem Experten (Gutachter) im Vorfeld des Tests benannt worden waren. Teilweise wurde die Sanierung von zu Testbeginn als gesund eingestuften Zähnen vorgeschlagen, teilweise wurden sanierungsbedürftige Zähne übersehen. Weiters zeigt sich ein verbreiteter Hang zum Tausch von Amalgam gegen ein anderes Material, selbst wenn dies vom Patienten nicht explizit gewünscht wird.

Testtabelle: Amalgamberatung

Steckbrief: So prüften und argumentierten die 15 Zahnärzte

Dr. Jasek Helmut
Gab Testperson 1 Empfehlung zu Amalgamfüllungen. Für größere Defekte sollten Goldinlays beziehungsweise Kronen eingesetzt werden; händigte einen Kostenplan für zwei Kronen aus. Riet der Testperson, aufgrund des Alters der Füllungen alle sechs Monate zur zahnärztlichen Kontrolle zu gehen. Erkannte bei Testperson 2 vier von fünf vorhandenen Defekten. Empfahl Sanierung mit Amalgam, riet von Kunststoff ab. Informierte, dass Gold zwar die längste Haltbarkeit aufweise, jedoch sehr teuer sei.

Dr. Mostbeck Wolfgang
Erkannte bei Testperson 1 einen Defekt und gab eine ausführliche Aufklärung über die Vor- und Nachteile der für die Sanierung möglichen Materialien. Gab an, dass Komposite wurzeltoxisch seinen und Gold zu Allergien führen könne. Klärte über ungefähre Kosten je nach Füllungsgröße auf. Erkannte bei Testperson 2 drei Defekte. Informierte darüber, dass Amalgam stabiler sei und länger halte, Kunststoff dagegen ästhetisch schöner sei.

Dr. Ho-Sudy Mei
Eine Sanierung oder ein Tausch des Füllungsmaterials wurde nicht empfohlen. Bei Testerin 1 sollte zusätzlich ein Bissflügelröntgen gemacht werden, um Defekte besser zu erkennen. Bei beiden Testpersonen erkannte die Ärztin jeweils einen der angegebenen Defekte. Als Füllmaterialien wurden Amalgam oder Kunststoff empfohlen. Die Haltbarkeit von Kunststoff wurde mit zwei bis drei Jahre angegeben, die von Amalgam mit bis zu zehn Jahren. Zu den Kosten teilte sie mit, dass für Amalgam die Krankenkasse aufkomme und es bei Kunststoff einen Selbstbehalt gebe.

Dr. Schein Wilhelm
Informierte Testperson 1 darüber, dass eine Amalgamsanierung nur dann notwendig sei, wenn eine Allergie auf Amalgam bestehe. Als alternative Füllmaterialien stünden auch Gold, Keramik und bei kleinen Flächen auch Kunststoff zur Verfügung. Klärte zudem über die ungefähren Kosten für die unterschiedlichen Materialien auf. Testperson 2 erläuterte er, dass Kunststoff-Füllungen ab einer gewissen Größe nicht empfehlenswert seien, und riet in diesen Fällen zu Inlays.

DDr. Grissing Renate Maria
Beide Tester wurden von Assistenzärzten betreut. Testperson 1 wurde mitgeteilt, dass vor einer Sanierung eine Bissflügelröntgenaufnahme notwendig sei. Die Füllungen seien zwar altersbedingt brüchig, ein Tausch sei jedoch noch nicht notwendig. Da die Ordination amalgamfrei ist, wurde Zement als Alternativmaterial vorgeschlagen. Es wurde zudem darüber informiert, dass Kunststoff nur für kleinere Füllungen infrage komme. Als weitere Alternative wurde Gold genannt, dieses würde 20 bis 30 Jahre halten, sei aber teuer. Gold solle zudem nicht neben Amalgam gelegt werden. Bei Testperson 2 konnten keine Defekte festgestellt werden, dennoch erfolgte eine Aufklärung über Vor- und Nachteile verschiedener Füllungsmaterialien. Über die Kosten wurde aufgeklärt.

Dr. Prisecariu Victor Leonard
Erkannte bei Testperson 1 einen Defekt und empfahl, Amalgam gegen Kunststoff bzw. Keramik zu tauschen. Über Vor- und Nachteile der Materialien wurde nicht aufgeklärt. Die Kosten wurden besprochen. Bei Testperson 2 wurden drei Defekte erkannt. „Aufgrund des Preis-Leistungs-Verhältnisses“ wurde eine Kunststoff-Füllung empfohlen. Keramik sei zwar teurer, aber hochwertiger und haltbarer. Die Preise wurden angeben.

Dr. Handl Margit
Bei Testperson 1 wurden zwei Defekte diagnostiziert. Als Füllmaterial wurde aus Kostengründen (Vergleich mit Gold und Keramik) Kunststoff empfohlen (Haltbarkeit maximal 10 Jahre). Von Amalgam wurde mit der Bemerkung, das mache heutzutage kaum noch jemand, abgeraten. Bei Testerin 2 wurden zwei Defekte erkannt und es wurde ebenfalls zu Kunststoff-Füllungen geraten.

Dr. Mladek Peter
Bei Testerin 1 wurde eine Zahnfüllung als schadhaft diagnostiziert. Der Arzt riet zu Amalgam und im vorderen Bereich aus ästhetischen Gründen zu Kunststoff, auch Goldinlays seien möglich. Preise wurden nicht genannt. Bei Testerin 2 wurden zwei Defekte erkannt. Als Behandlungsvorschlag empfahl er, alle Füllungen auf Kunststoff zu tauschen. Die Ordination sei amalgamfrei. Es gebe nur Kunststoff. Die Testerin empfand den Zahnarzt als wenig kompetent.

Dr. Schober Gabriele
Bei Testperson 1 wurde ein Defekt angegeben, welche Zähne noch betroffen seien, könne jedoch aufgrund des vorgelegten Röntgenbildes nicht gesagt werden. Die Ärztin informierte die Testerin im Warteraum, dass ohne weiteres Röntgen keine Diagnose bzw. Beratung zur Amalagamsanierung möglich sei. Auch bei Testerin 2 wurde auf mögliche Schäden hingewiesen, eine ganz genaue Diagnose sei jedoch nur bei einer erneuten Röntgenaufnahme möglich. Als neues Füllmaterial wurde Kunststoff empfohlen. Die Ärztin wies darauf hin, dass es sich bei einer derartigen Füllung jedoch um eine Privatleistung handle.

Dr. Jakubow Slawik
Bei Testperson 1 wurde zwar nur ein Defekt an einem Zahn diagnostiziert, dennoch mahnte der Zahnarzt zu einer Komplettsanierung. Als Begründung gab er an, dass Quecksilber giftig sei und krank mache und nur noch in Europa in Verwendung sei. Als Füllmaterial kämen Keramikinlays zur Anwendung. Bei Testpatientin 2 wurden drei Defekte erkannt. Auch hier wurde zum Tausch aller Füllungen geraten. Als Füllmaterial empfahl der Zahnarzt Keramikinlays und soweit nötig Kunststoff-Füllungen.

Dr. Jordan Peter
Bei Testperson 1 wurden zwei Defekte diagnostiziert, empfohlen wurde jedoch eine Komplettsanierung, da es sich bei Amalgam um eine tickende Zeitbombe handle und es vor allem beim Ausbohren und Einfüllen den Körper belaste. Zudem würde sich überall Karies bilden. Der Arzt empfahl Kunststoff-Füllungen, die genauso lange halten würden wie Amalgam. Über die anfallenden Kosten wurde informiert. Bei Testperson 2 wurden zwei Defekte erkannt und ein Tausch auf Kunststoff-Füllungen wurde empfohlen. Über mögliche Kosten wurde aufgeklärt.

Dr. Baumer Heinz
Bei Testerin 1 wurde festgestellt, dass die Füllungen zwar alt seien, akut jedoch kein Handlungsbedarf bestehe. Für einen genauen Kariesbefund seien weitere Röntgenaufnahmen (Kleinbilder) notwendig. Da Amalgam den Körper beim Ausbohren belaste, sollten Füllungen nicht getauscht werden. Von Kunststoff und Keramik wurde eher abgeraten. Bei Testperson 2 riet der Arzt zum Tausch aller Füllungen. Als Material wurde Gold empfohlen.

Dr. Marcewski Lidia
Testperson 1 erhielt die Diagnose Parodontose. Sie wurde darüber informiert, dass ohne parodontale Sanierung alle Zähne ausfallen würden. Ein Tausch der Füllungen sei erst danach möglich. Die Zahnärztin konstatierte zwei Defekte. Als Füllmaterial wurde zu Gold, Kunststoff oder Keramik geraten. Testperson 2 erhielt die Information, dass aufgrund des mitgebrachten Röntgenbildes keine Kariesdiagnostik möglich sei. Auf den ersten Blick seien jedoch keine Defekte zu erkennen.

Dr. Novak Mladen
Der Zahnarzt konnte sowohl bei Testperson 1 wie auch bei Testperson 2 keine Defekte feststellen. Testperson 1 erhielt die Auskunft, dass sie schöne Zähne habe, die man mit weißen Füllungen noch schöner machen könnte. Amalgam bezeichnete der Arzt als veraltetes Material, das zudem ästhetischen Ansprüchen nicht genüge. Er riet deshalb zum Tausch aller Amalgamfüllungen. Bei Testperson 2 wurde die Tauschempfehlung ebenfalls ausgesprochen. Als Begründung wurde hier genannt, dass Amalgam mit der Zeit kaputtgehen könne.

Zusammenfassung

  • Amalgamtausch. Intakte Amalgamfüllungen müssen aus medizinischer Sicht nicht getauscht werden. Eine Quecksilberbelastung tritt vor allem beim Legen und beim Aufbohren der Füllungen auf. Beim Ausbohren für die neue Füllung muss immer auch gesunde Zahnsubstanz entfernt werden.
  • Kosten. Wer sich dennoch für eine Amalgamsanierung entscheidet, sollte sich zuvor unbedingt über die zu erwartenden Kosten informieren. Es besteht ein Recht auf einen schriftlichen Kostenplan.
  • Zweitmeinung. Wenn Ihr Zahnarzt zu einer Komplettsanierung rät, sollten Sie unbedingt eine Zweitmeinung einholen. Lassen Sie sich zudem genau über die Vor- und Nachteile der empfohlenen Materialien aufklären und keinesfalls zu einem Termin drängen!

Testkriterien Amalgamberatung

Dieser Test entstand in Kooperation mit dem Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger.

Zwei Testpersonen (TP) haben 15 Zahnärzte in Wien aufgesucht. Die TP wurden vor Testbeginn in Fragestellung, Hintergrund, Vorgangsweise und Dokumentation der Erhebung eingeschult. Bei beiden TP wurde unmittelbar vor Testbeginn seitens eines Experten der Zahnstatus erhoben. Ein Panoramaröntgenbild ohne Angabe des Erstellers wurde angefertigt.

Jeder Zahnarzt wurde von beiden Testpersonen unabhängig voneinander kontaktiert und eine Amalgamberatung bzw. Überprüfung des Gebisses vereinbart.
Unmittelbar nach Verlassen der Praxen wurde der Besuch von den TP mittels datiertem Erhebungsbogen dokumentiert. Alle Fragebögen wurden auf Vollständigkeit und Verständlichkeit kontrolliert.

Die für den Test relevanten Daten wurden in das VKI-interne Datenverarbeitungsprogramm eingegeben. Nach erfolgter Eingabe wurden alle Daten mit den Originaldaten verglichen.

Prüfitems, die von den Testern nicht beantwortet werden konnten, wurden mit „keine Angabe“ bewertet.

Die von den Testern angeführten Kommentare dienten als Grundlage zur Bewertung der Diagnose und der Beratung bzw. des Behandlungsvorschlages. Die Bewertung erfolgte nach dem Schulnotenprinzip (1 bis 5).

Gewichtung der Parameter

Die Gewichtung innerhalb des jeweiligen Szenarios wurde wie folgt festgelegt:

  • Allgemeines 5 %
  • Befundaufnahme 10 %
  • Diagnose 40 %
  • Beratung/Behandlungsvorschlag 40 %
  • Gesamteindruck 5 %

Beide Testszenarien gingen mit jeweils 50 Prozent in das Gesamturteil ein.


Bewertung der Parameter

Allgemeines:
Hier wurden Freundlichkeit der Ordinationshilfe, Ambiente und Sauberkeit des Wartezimmers und der Ordination bewertet.

Zusätzlich wurde die Wartezeit ab dem vereinbarten Termin erhoben.
Wartezeit: bis zu 15 Minuten Wartezeit ohne Hinweis auf eine mögliche Wartezeit wurden toleriert.

Befundaufnahme:
Alle Fragen wurden gleich gewichtet.
Überprüfung der Füllungen mit Spiegel und Sonde: Wurde nur der Spiegel verwendet, so wurde dies negativ bewertet.

Diagnose:
Amalgamsanierung (4 Zähne laut Gutachter betroffen)
Note 1 für: alle betroffenen Zähne wurden erkannt
Note 2 für: 4 betroffene Zähne erkannt
Note 3 für: 3 betroffene Zähne erkannt
Note 4 für: 1 betroffener Zahn erkannt
Note 5 für: kein betroffener Zahn erkannt oder keine Angaben gemacht oder falsche Diagnose gestellt (z.B. Parodontose) oder Rat, alle Füllungen zu tauschen

Amalgamtausch (5 Zähne laut Gutachter betroffen)
Note 1 für: alle betroffenen Zähne wurden erkannt
Note 2 für: 4 betroffene Zähne erkannt
Note 3 für: 3 betroffene Zähne erkannt
Note 4 für:1 bis 2 betroffene Zähne erkannt
Note 5 für: kein betroffener Zahn erkannt oder keine Angaben gemacht oder falsche Diagnose gestellt (z.B. Parodontose) oder Rat, alle Füllungen zu tauschen

Beratung/Behandlungsvorschlag:
Wurden die TP dazu gedrängt, sofort einen Behandlungstermin zu vereinbaren, bzw. wollte der Zahnarzt ungefragt mit der Behandlung beginnen, erfolgte eine Abwertung um eine Note.

  • Note 1 für: Amalgamsanierung/Tausch aller Füllungen nicht notwendig. Tausch der schadhaften Füllungen auf Amalgam (bzw. Zement bei amalgamfreien Ordinationen) oder alternative Füllmaterialien
  • Note 2 für: Amalgamsanierung/Tausch aller Füllungen nicht notwendig. Tausch der schadhaften Füllungen auf Alternativmaterialien
  • Note 5 für: Ablehnung eines Beratungsgespräches, Bekanntgabe des Diagnoseergebnisses vor anderen Patienten, Empfehlung zum Tausch aller Füllungen, Parodontose diagnostiziert und Sanierung empfohlen (obwohl nicht notwendig), Erstellung eins Röntgenbildes ohne Zustimmung des Patienten

Gesamteindruck:
Subjektive Bewertung (sehr gut, durchschnittlich, nicht zufriedenstellend)

Anbieter

Dr. Baumer Heinz
Speisinger Straße 149A,
A-1230 Wien,
Tel.: 01 888 22 71

DDr. Griessnig Renate
Max-Winter-Platz 21/8
A-1020 Wien
Tel: 01 728 38 81

Dr. Handl Margit
Jörgerstraße 32
A-1170 Wien
Tel: 01 406 46 48

Dr. Ho-Sudy Mei Elen
Ottakringer Straße 149/3/1
A-1160 Wien
Tel.: 01 486 86 84
www.dr-ho-sudy.at

Dr. Jakubow Slawik
Kluckygasse 6/5
A-1200 Wien
Tel.: 01 332 14 32
www.jakubow.at

Dr. Jasek Helmut
Autokaderstraße 3-7/7/2
A-1210 Wien
Tel.: 01 270 51 30

Dr. Jordan Peter
Erdbergstraße 26/2/5
A-1030 Wien
Tel.:  01 712 55 88
www.zahnheilkunde-jordan.at

Dr. Marczewski Lidia
Quadenstraße 6-8/5/2
A-1220 Wien
Tel.: 01 282 51 06

Dr. Mladek Peter
Währinger Straße 12/3
A-1090 Wien
Tel.: 01 317 63 29
www.drmladek.at

Dr. Mostbeck Wolfgang
Hütteldorferstraße 102
A-1140 Wien
Tel.: 01 982 34 70

Dr. Novak Mladen
Vivenotgasse 17/12
A-1120 Wien
Tel.: 01 813 95 65
www.zahnarzt-novak.at

Dr. Prisecariu Victor Leonard
Knöllgasse 19-21/1/2
A-1100 Wien
Tel.: 01 604 33 51

Dr. Schein Wilhelm
Meiselstraße 24/1
A-1150 Wien
Tel.: 01 789 09 09

Dr. Schober Gabriele
Herrengasse 5/2
A-1010 Wien
Tel.: 01 533 81 66

Dr. Szews Andrzej
Obkirchergasse 38
A-1190 Wien
Tel.: 01 320 24 53

Stellungnahmen

Anbietern mit dem Testergebnis "nicht zufriedenstellend" geben wir an dieser Stelle Gelegenheit zu einer Stellungnahme.

Dr. Mladen Novak

Da ich nicht weiß, um welche zwei Testpersonen es sich handelt und ob die Aussagen stimmen, kann ich nur allgemein Stellung zu dem Schreiben vom 28. Februar 2012 nehmen. In meiner Ordination wird bei jedem neuen Patienten zwecks Diagnoseerstellung und Dokumentationspflicht ein digitales Panoramaröntgen angefertigt. Laut Aussage der beiden Testpersonen haben sie eigene Röntgenbilder mitgebracht und verweigerten die Anfertigung neuer Röntgenbilder.

Für klassische Röntgenbilder habe ich in meiner Ordination keinen Röntgenbildbetrachter, um richtig festzustellen, ob es sich um Sekundärkaries gehandelt hat, da ich keine objektive Möglichkeit zur Diagnosenerstellung hatte. Bei meinem digitalen 3-D-Röntgen kann ich die Röntgenbilder vergrößern, verkleinern sowie auch in 3-D anschauen.

Zu meiner Aufgabe gehört es, die Patienten ausreichend über die verfügbaren Füllungsmaterialien (z.B. Amalgam, Kunststoff, Keramik, Gold) und über deren Vor- und Nachteile aufzuklären. Letztendlich entscheidet der Patient selbst, welche von diesen Möglichkeiten (z.B. ästhetischer Grund) er wählt. Da diese Testpersonen meine Beratung nicht in Anspruch genommen haben, kann ich diese Beurteilung nicht anerkennen.

Dr. Lidia Marczewski

Zunächst möchte ich festhalten, dass es sich bei einem Panoramaröntgen lediglich um eine Übersichtsaufnahme handelt. Zur detaillierten und damit seriösen Kariesdiagnostik bedient man sich Kleinbildröntgen (Bitewings). Bei mitgebrachten Panoramaröntgen handelt es sich oftmals nur um einen Papierausdruck und leider nicht um hochqualitative Digitalbilder.

Selbstverständlich muss hierbei nicht erwähnt werden, dass bei Vorliegen einer Schwangerschaft oder dem Verdacht auf eine Schwangerschaft eine Röntgendiagnostik nur in Notfällen herangezogen werden darf.

Auch bei Füllungen gilt: Abwägung des Nutzen-Risiko-Profils bei Behandlung von Schwangeren, insbesondere in Bezug auf die Benutzung von Amalgam. Zur Verwendung des Begriffs "Parodontose" durch ihren "Experten" sei folgendes gesagt: Dieser Ausdruck ist veraltet und obsolet.

Grundsätzlich sind solche Tests sehr zu begrüßen, allerdings sollte auch immer die medizinische Sichtweise der getesteten Ärzte betrachtet werden, ehe diese vielleicht diskreditiert werden, weil unterschiedliche medizinische Sichtweisen vorherrschen.

Buchtipp: "Zähne"

Woran zeigt sich die Qualität einer Krone? Was sind die Vorteile von Gold, was die Nachteile von Keramik? Lohnt es sich, für ein Implantat viel Geld auszugeben? Was gehört zu einer guten Parodontalbehandlung und bei welchen Fehlstellungen reicht die abnehmbare Zahnspange nicht?

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Leserreaktionen

Haltbarkeit von Amalgam

Sehr geehrter Herr DDr. Ratschew, in Ihrem Leserbrief schreiben Sie, dass Amalgam nur zwei Jahre haltbar sei. Bitte begründen Sie diese Aussage. Soweit mir bekannt ist, ist Amalgam eine sehr haltbare Füllung. Die Haltbarkeitsdauer liegt bei mindestens 5 bis 15 Jahren bei guter Mundhygiene.

Dr. K. Zmatlo
E-Mail
(aus KONSUMENT 8/2012)

Herr DDr. Ratschew antwortete: Natürlich können Amalgamfüllungen länger als zwei Jahre halten und das ist in der Regel auch durchaus der Fall. Ich habe mit der 2-Jahres-Frist gemeint, dass die Krankenkassen im Hinblick auf die neuerliche Verrechenbarkeit eine Haltbarkeit von zwei Jahren verlangen.

Aktuelles Röntgenbild nötig

In den letzten 12 Monaten hatte ich nur zwei Patienten, die ein Röntgen bzw. eine Kopie eines Röntgens mitgebracht haben und um meinen ärztlichen Rat zum Thema „Amalgamsanierung“ gebeten haben. Dass es sich in diesem Fall um Ihre Testpersonen handelt, ist daher eindeutig.

Im Zuge der Beratung habe ich bereits darauf hingewiesen, dass eine exakte Diagnose ohne ein aktuelles und genaues Röntgenbild nicht möglich ist. Im Falle einer seriösen Behandlung ist unbedingt ein aktuelles Röntgenbild anzufertigen, was in diesem Fall von den Testpersonen abgelehnt wurde. Daher fehlte auch die Grundvoraussetzung für eine exakte Diagnose, worauf ich auch Ihre Testpersonen hingewiesen habe.

Es ist mein Ziel als Zahnarzt, jedem Patienten eine für seine Gesundheit optimal passende Behandlung anzubieten, dies setzt aber auch voraus, dass die Unterlagen (aktuelles Röntgenbild) hierfür diesem Qualitätsanspruch gerecht werden. Neben Amalgam verwende ich auch Kunststoff-Füllungen, Gold oder Keramikvarianten. Die Annahme, dass ich keine Amalgame mache, stimmt so nicht.

Dr. Peter Jordan
Facharzt für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde
Wien
(aus KONSUMENT 6/2012)

Amalgam wenig haltbar

Amalgam ist, abgesehen von noch weniger haltbaren Zementen, nach wie vor das einzige Füllmaterial, dessen Kosten im Stockzahnbereich von den Krankenkassen übernommen werden, wobei aus Gründen seiner Qualität und seiner Materialeigenschaften eine Haltbarkeitsdauer von lediglich zwei Jahren erwartet wird.

Daher ist jeder Patient grundsätzlich gut beraten, seine Zähne, wenn auch zum Teil auf eigene Kosten, mit hochwertigen Materialien (das sind in erster Linie Gold und Keramik) sanieren zu lassen.

DDr. Claudius Ratschew
Pressereferent der österreichischen Zahnärztekammer
Wien
(aus KONSUMENT 6/2012)

Buchtipp: "Mein Recht als Patient"

Patienten haben häufig das Gefühl, ihren Ärzten ausgeliefert zu sein. Doch wer krank ist, ist durchaus nicht schutzlos – vorausgesetzt, er kennt seine Rechte. Unser Buch zeigt anhand konkreter Beispiele, welche Rechte Patienten im Gesundheitsbetrieb haben und welche Möglichkeiten bestehen, diese durchzusetzen.

www.konsument.at/patient-recht

Aus dem Inhalt

  • Krankenkasse und freie Arztwahl
  • Welche Behandlung steht mir zu?
  • Das Recht auf Selbstbestimmung
  • Behandlungsfehler und Haftung des Arztes
  • Psychiatrie und Heimunterbringung
  • Gesundheitsakte, Krankengeschichte, Datenschutz

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