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Zecken: FSME und Borreliose - Check your Zeck

Zecken sind die Hauptüberträger für FSME und Lyme-Borreliose. Einen sicheren Schutz gegen die Spinnentiere gibt es zwar nicht. Das Risiko, gestochen zu werden, lässt sich jedoch verringern.

Ende der Winterruhe

Kaum steigen die Temperaturen, erwachen auch die Zecken aus der Winterruhe. Bereits ab sieben Grad Celsius werden die zur Gruppe der Milben zählenden Spinnentiere aktiv. Entgegen einer immer noch weitverbreiteten Meinung stürzen sich die Parasiten nicht von Bäumen auf ihre Opfer. Sie sitzen teilweise monatelang im Gras und warten auf ihre Beute.

Raffinierter Stechapparat

Einmal auf dem Wirt gelandet, sucht sich die Zecke eine Stelle, an der die Haut möglichst dünn ist (beliebte Stellen sind Leistengegend, Achselhöhlen, hinter den Ohren), reißt die Epidermis mit ihren scherenartigen Mundwerkzeugen auf und gräbt mit ihrem „Stechrüssel“ eine Grube in das Gewebe, in der sich Blut ansammelt. Dieses Blut wird immer wieder abgesaugt. Damit der Wirt vom Vorgang nichts mitbekommt, sondert das Tier mit dem Speichel ein Betäubungsmittel sowie entzündungshemmende Stoffe ab. Deshalb spüren wir nichts vom Stich, obwohl der Stechapparat wesentlich größer ist als etwa der Stechrüssel einer Gelse. Das Blut wird direkt in den Darm gesaugt. Im Extremfall hängt die Zecke mehr als zwei Wochen an ihrem Wirt und erreicht in vollgesogenem Zustand das 200-fache des ursprünglichen Körpergewichtes.

850 Zeckenarten

Weltweit sind rund 850 Zeckenarten beschrieben. In Mitteleuropa ist der gemeine Holzbock (Ixodes ricinus) am weitesten verbreitet. Dieser kann über 50 verschiedene Krankheitserreger beherbergen und übertragen. Die bekanntesten und für den Menschen bedrohlichsten sind Frühsommer- Meningoenzephalitis-(FSME-)Viren und Borreliosebakterien. Aber auch für Haustiere können Zecken zur Gefahr werden, etwa als Überträger der Babesiose (Hundemalaria).

FSME

Das FSME-Virus greift das zentrale Nervensystem des Menschen an und kann eine Hirnhautentzündung, im schlimmsten Fall sogar eine Gehirnentzündung auslösen. Nicht jede FSME-Infektion führt zwangsläufig zu einem schweren Krankheitsverlauf. Derzeit ist noch unklar, warum das Virus für einige Menschen tödlich ist, während andere Infizierte nur leicht oder gar nicht erkranken. Grundsätzlich gilt: Je älter der Patient ist, umso schlimmer kann eine Infektion verlaufen.

Wirksamer Impfschutz

Gegen FSME besteht jedoch ein wirksamer Impfschutz. Laut österreichischem Impfplan handelt es sich bei FSME um eine Indikationsimpfung. Das bedeutet, eine Impfung ist ratsam, wenn man in einem Gebiet mit hoher Infektionsrate lebt beziehungsweise sich dort häufig in freier Natur aufhält. Für Personen, die außerhalb der Hochrisikogebiete leben, und für Stadtmenschen, die selbst Parkanlagen meiden, ist eine Impfung nicht notwendig.

Passau, Linz, Salzburg, St. Pölten, Wien, Thermenregion

In Österreich besonders betroffen sind die Flussniederungen zwischen Passau und Linz, die Gegend von Salzburg, St. Pölten, Wien, die Thermenregion, die östliche und südliche Steiermark, das Mittel- und Südburgenland sowie Gebiete in Mittel- und Unterkärnten. Aber auch in diesen Gebieten sind nur 0,1 bis 5 Prozent aller Zecken mit dem FSME-Virus infiziert. Insgesamt breitet sich die Zecke mit der allgemeinen Klimaerwärmung aus und wird auch durch Wildtiere zunehmend in städtische Ballungszentren eingeschleppt.

Borreliose nach einem Zeckenstich (Foto: Archiv)

Typische Wanderröte
am Ort des
Zeckenbisses
(Foto. Archiv)

Auffrischung notwendig

Der Impfschutz hält fünf bis sechs Jahre an. Ältere Personen bedürfen in der Regel früher einer Auffrischung als jüngere. Wer sich ungern impfen lässt, kann in einem Labor seinen Impfstatus bestimmen lassen. Die Kosten für die Blutuntersuchung betragen etwa 10 Euro und liegen damit deutlich unter dem Preis für eine Impfung. Der Impfstoff für Erwachsene kostet während der bis Ende Juli laufenden Impfaktion 25,90 Euro, davon wird der Beitrag der Sozialversicherung (je nach Krankenkasse zwischen 3,63 und 16 Euro) abgezogen.

Das Impfhonorar des Arztes beträgt etwa 10 Euro. Kinder können ab dem vollendeten ersten Lebensjahr, bei strenger Risiko-Nutzen-Abwägung im Einzelfall auch schon ab dem vollendeten sechsten Lebensmonat, geimpft werden. Allerdings sind nur wenige FSME-Fälle bei Säuglingen und Kleinkindern dokumentiert.

Keim Impfschutz gegen Borreliose

Gegen die durch das Bakterium Borrelia burgdorferi ausgelöste Lyme-Borreliose gibt es dagegen keinen Impfschutz. In Mitteleuropa sind etwa 5 bis 35 Prozent der Zecken Überträger von Borrelien. Nicht jeder Stich einer infizierten Zecke führt zur Ansteckung, und nicht jede Ansteckung hat eine Erkrankung zur Folge. Wichtig ist, die Zecke möglichst schnell und ohne sie zu quetschen zu entfernen. Je länger sie in der Haut verbleibt, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit einer Infektion.

Charakteristische Hautrötung

Bildet sich einige Tage bis Wochen nach dem Zeckenstich rund um die Einstichstelle eine auffällige, sich ausbreitende Hautrötung, ist dies ein starker Hinweis auf Borreliose. Betroffene sollten unverzüglich einen Arzt aufsuchen, auch wenn die Hautveränderung keine Schmerzen bereitet. Symptome wie Fieber, Bindehautentzündung, Kopf-, Muskel-, Gelenksschmerzen oder Schwellungen der Lymphknoten treten nämlich nur manchmal auf und verschwinden nach einiger Zeit von selbst.

Die Erreger verbleiben jedoch im Organismus, und es kann zu einer Vermehrung und Ausbreitung im gesamten Körper kommen. Im weiteren Verlauf kann es zu einem Befall des Nervensystems sowie zu Herzrhythmusstörungen kommen. Monate bis Jahre nach der Infektion können Gelenksentzündungen sowie rötlich-violette Hautveränderungen an den Streckseiten der Arme und Beine auftreten.

Mit Antibiotika therapierbar

Die Borreliose kann mit Antibiotika wirksam therapiert werden. Je früher damit begonnen wird, desto größer sind die Heilungschancen. Wichtig ist, dass die Behandlung ausreichend lange und in ausreichender Dosierung fortgeführt wird. Nur so kann sichergestellt werden, dass keine Bakterien im Körper überleben. In fortgeschrittenem Krankheitsstadium muss das Antibiotikum in Form von Spritzen oder Infusionen über mindestens 14 Tage verabreicht werden.

Ob alle Borrelien durch die Therapie abgetötet werden konnten, lässt sich anhand von Blutuntersuchungen nur schwer feststellen. Sollte es erneut zu Beschwerden kommen, die mit Borreliose in Zusammenhang gebracht werden können, muss die Antibiotika-Therapie wiederholt werden. Eine Behandlung mit Antibiotika ist allerdings nur beim Auftreten von Krankheitssymptomen sinnvoll.

Zecke entfernen

Nach einem Stich sollte die Zecke vorsichtig entfernt werden. Hausmittel wie das Auftragen von Öl oder Klebstoff schaden dabei mehr als sie nutzen. Am besten eignet sich für die „Operation“ eine Pinzette. Dabei setzt man möglichst dicht über der Haut an, bewegt die Pinzette ein wenig hin und her und lockert so die Widerhaken am Stechapparat der Zecke. Dann zieht man das Tier senkrecht und ohne Drehbewegung langsam heraus. Wichtig ist, den Hinterleib des Tieres dabei nicht zu quetschen, da sonst eventuell vorhandene Krankheitserreger in die Wunde gelangen. Zuletzt sollte die Einstichstelle gereinigt und desinfiziert werden.

Test Antizeckenmittel

Auf dem Markt sind sogenannte Zeckenabwehrmittel erhältlich. In „Konsument“ 5/2008 testen wir, ob die Präparate auch halten, was die Werbung verspricht.

FSME und Borreliose: Kompetent mit "Konsument"

  • Hohes Gras meiden. Um die Wahrscheinlichkeit gestochen zu werden zu verringern, sollte man sich möglichst nicht in hohem Gras oder im Unterholz aufhalten.
  • Richtige Kleidung. Wer sich auf gefährlichem Terrain bewegt, sollte Kleidung mit langen Ärmeln sowie lange Hosen tragen. Von Vorteil ist es zudem, Socken über die Hosenbeine zu ziehen. Helle Kleidung schreckt zwar keine Zecke ab, doch kann man sie darauf gut erkennen und so noch vor einem Stich entfernen.
  • Repellents auftragen. Insektenabweisende Mittel halten zwar nicht alle Zecken ab, haben aber doch eine gewisse zeitlich begrenzte Wirkung.
  • Körper absuchen. Nach einem Tag in der freien Natur sollte man den gesamten Körper inklusive der Kopfhaut sorgfältig nach Zecken absuchen. Kritische Stellen sind Arme, Kniekehlen, Hals und Kopf sowie der Genitalbereich.
  • Zum Arzt gehen. Die Stichstelle sollte über längere Zeit beobachtet werden. Tritt nach einigen Stunden bis Tagen eine auffällige, kreisförmige Hautrötung um die Stichstelle auf, besteht Verdacht auf Borreliose. In diesem Fall sollte ein Arzt aufgesucht werden.

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