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Käseimitate - Rar gestreut

Wir wollten von Unternehmen aus der Lebensmittelbranche und der Gastronomie wissen, ob sie Käseimitate erzeugen, anbieten oder verwenden. Für die meisten sind Käseimitate kein Thema. Jedes fünfte Unternehmen ließ sich allerdings nicht in die Karten schauen.

Käseimitate – auch Analogkäse, Käseersatz oder Kunstkäse genannt – werden einerseits im Lebensmittelhandel angeboten, andererseits in Gastronomie und Lebensmittelindustrie als Zutat verwendet. Im Cordon bleu, in Lasagne, Gratin, Pizza, überbackenem Baguette oder Käsebörek kann Käseimitat ebenso enthalten sein wie im Salat mit (Schaf-)Käse oder im Käsestangerl.

Phantasienamen verbergen die Wahrheit 

Der Ersatz verbirgt sich hinter Phantasienamen wie Pizzamix oder Gastromix. Schätzungen zufolge werden in Deutschland jährlich 100.000 Tonnen Analogkäse produziert und großteils exportiert. Bei uns soll das jährliche Produktionsvolumen grob geschätzt in etwa ein Zehntel des deutschen ausmachen. Offizielle Daten zur Produktion liegen allerdings ebenso wenig vor wie Daten zum Verbrauch. Bei Lebensmittelkontrollen wird Analogkäse immer wieder einmal gefunden.

85 Unternehmen antworteten

Wir wollten genauer wissen, in welchem Umfang der Käseersatz hierzulande hergestellt, verwendet und verkauft wird, und haben 104 Unternehmen angeschrieben (unter anderem Bäckereien, Fast-Food- Restaurants, Handelsunternehmen, Hersteller von Fertigprodukten, Molkereien, Schmelzkäsehersteller, Pizza-Zustelldienste) und um entsprechende Informationen gebeten. 85 Unternehmen haben auf unser Schreiben geantwortet.

Pizza-Zustelldienste: wenig auskunftsfreudig  

Seitens der Pizza-Zustelldienste wurde mit Informationen jedoch gegeizt. Von insgesamt 23 angeschriebenen Zustelldiensten gaben gleich 16 keine Rückmeldung. Ob diese Betriebe Analogkäse verwenden, das aber nicht publik machen wollen, oder aus anderen Gründen nicht geantwortet haben, wissen wir nicht. Laut Informationen aus der Branche ist die Verwendung von Mischungen aus Käse und Analogkäse aber durchaus üblich.

Wichtigste Ergebnisse

In Gastronomie kaum verbreitet

Die wichtigsten Ergebnisse gleich vorweg: Laut unserer Erhebung haben bei uns derzeit lediglich zwei Handelsketten Analogkäse im Sortiment. Und: In der Gastronomie und zur Lebensmittelerzeugung wird Käseimitat kaum verwendet. In Österreich sind uns zudem nur zwei Analogkäse-Produzenten bekannt.

Unwissentlich wurde Analogkäse verwendet

Die Resultate im Detail: Keine der 13 in der Erhebung erfassten Bäckereien verwendet Analogkäse. Auch in den zehn befragten Fast-Food-Restaurants wird auf Analogkäse verzichtet. McDonald’s Österreich verneint zwar, derzeit Käseimitat zu verwenden, die Frage, ob Analogkäse in der Vergangenheit eingesetzt wurde, hat dieses Unternehmen bis heute allerdings nicht beantwortet. Zudem gaben alle vier Gemeinschaftsverpflegungseinrichtungen, die wir angeschrieben hatten, an, ihre Speisen ohne Käseimitate zuzubereiten. Die Österreichische Mensen Betriebsgesellschaft teilte uns aber mit, früher einmal unwissentlich Analogkäse verwendet zu haben.

Keine Rückmeldung 

Im Handel werden derzeit kaum Käseimitate angeboten. Von 14 in unsere Erhebung einbezogenen Einzelhandelsunternehmen führt derzeit einzig Unimarkt eine Mischung aus Analogkäse und Käse (La Cucina Di Giuseppe Pizza Mia). Spar hat auf die Frage, ob früher analogkäsehaltige Produkte angeboten wurden, nicht geantwortet. Merkur und MPreis hatten früher Käseimitate im Sortiment, diese sind mittlerweile aber wieder ausgelistet. Den Verantwortlichen von MPreis war nicht bewusst gewesen, Analogkäse bestellt zu haben. Von BioMarket erhielten wir keine Rückmeldung.

Käseimitate im Großhandel erhältlich 

Im Großhandel sind Käseimitate bzw. Mischungen von Käseimitat und Käse bei Metro (La Cucina Di Giuseppe Pizza Mia, Horeca Select Pizza Mix, Yesilova Krembeyaz) erhältlich. Die Großhändler Kröswang und Concept Fresh führen keine Käseimitate mehr. Die Tiefkühlkost-Direktvertreiber Bofrost und Meisterfrost gaben ebenso wie die meisten (15 von 17) Hersteller von Fertigprodukten an, keinen Analogkäse zu verwenden. Bio-Produzent Dennree antwortete nicht auf unser Schreiben, Freiberger Lebensmittel erteilte keine Auskunft zu den Rezepturen.

Für Laien unkenntlich

Produkte aus Käseimitaten exportiert 

Eismann gab an, dass in den Produkten drin ist, was auf der Verpackung deklariert ist. Das ist unbefriedigend, da ein Laie nicht immer erkennen kann, ob Käseimitate enthalten sind. Von den insgesamt 15 Molkereien bzw. Schmelzkäseherstellern, die wir um Informationen gebeten hatten, gab einzig die Obersteirische Molkerei an, Käseimitate zu erzeugen. Doch diese Produkte, so die Molkerei, gehen ausschließlich in den Export.

Pizza-Zustelldienste 

Schade, dass Käseerzeuger Rupp nicht auf unser Schreiben reagiert hat. Zur Privatkäserei Rupp gehört schließlich auch die Alpenkäse Handelsgesellschaft mit der Marke Alma. Alma produziert La Cucina Di Giuseppe Pizza Mia, ein Mischprodukt aus Käse und Käseimitat. Es ist – wie schon erwähnt – bei Unimarkt und Metro erhältlich. Bleiben noch die Pizza-Zustelldienste. Sechs der sieben Zustelldienste, die auf unser Schreiben geantwortet haben, gaben an, keinen Analogkäse zur Pizzazubereitung zu verwenden. Bei Pizza Flitzer kommt eine eigens in Holland produzierte Mischung aus Analogkäse und Käse auf bestimmte Pizzen.

Klare Kennzeichnung notwendig

Damit Konsumenten Käse von Käseimitat unterscheiden können, ist eine klare Kennzeichnung von entscheidender Bedeutung. Im Handel werden Analogkäse oder Mischungen von Käse mit Analogkäse üblicherweise mit mehr oder weniger aussagekräftigen Phantasienamen („Pizza-Mix“, „Pizza Mia“) angeboten. Welches Produkt tatsächlich in der Packung steckt, ist in der Sachbezeichnung (etwa „Lebensmittelzubereitung“ oder „Pizzabelag auf Pflanzenfettbasis“) angegeben.

Irreführende Bezeichnungen

Um Konsumenten vor Irreführung zu schützen, sind Bezeichnungen wie „Kunstkäse“, „Analogkäse“ oder „Käseimitat“ bei uns nicht erlaubt. Anders in der Schweiz: Dort darf Kunstkäse beispielsweise als „Cheddar- oder Mozzarella-Imitation“ verkauft werden. In der EU gilt: Wo „Käse“ draufsteht, hat Käse drinnen zu sein.

Für Laien unkenntlich

Lesen Sie auf jeden Fall die Zutatenliste. In ihr sind alle Bestandteile eines Lebensmittels in absteigender Reihenfolge ihres Anteils aufgelistet. Allerdings: Je mehr Zutaten ein Produkt enthält, desto schwieriger ist es mitunter, aus der Lektüre der Zutatenliste schlau zu werden. Ob beispielsweise eine Tiefkühl-Lasagne unter anderem mit Analogkäse zubereitet wurde, ist für Laien trotz genauesten Lesens der Zutatenliste kaum zu durchblicken. Wer kann schon ohne entsprechende Spezialkenntnisse abschätzen, ob bestimmte Zutaten als Bestandteil von Analogkäse oder aus anderen Gründen im Produkt enthalten sind? Wie unsere Erhebung gezeigt hat, haben ja selbst Profi- Einkäufer wie jene der Österreichischen Mensen Betriebsgesellschaft mitunter Probleme, Käseimitate zu erkennen.

 

Nicht gesundheitsschädlich

Kein geschmacklicher Unterschied 

In der Gastronomie, in Restaurants wie in Imbissbuden, sollte aus den verwendeten Zutaten auch kein Geheimnis gemacht werden und klar auf der Speisekarte vermerkt sein, ob ein Gericht mit Käse oder mit Käseimitat zubereitet wurde. Denn rein optisch oder vom Geschmack her werden Konsumenten wahrscheinlich keinen Unterschied zwischen Käse und Analogkäse feststellen können. Außer vielleicht bei Schafkäse: Er ist brüchig und hat unregelmäßige Poren, sein Imitat hat eine glatte Schnittfläche.

Nicht gesundheitsschädlich

Damit keine Missverständnisse entstehen: Käseimitate sind nicht gesundheitsschädlich. Doch was ihren Nährwert anbelangt, können sie vor allem aufgrund des fehlenden Calciums mit Käse eindeutig nicht mithalten. Qualitative Mindeststandards gibt es bislang nicht. Je nach Zusammensetzung kann Analogkäse für bestimmte Zielgruppen aber durchaus ein guter Käseersatz sein.

Analogkäse ohne Milchbestandteile 

Für Veganer gibt es beispielsweise im Fachhandel ohne tierische Lebensmittel erzeugten Käseersatz. Der in der Lebensmittelindustrie und Gastronomie verwendete Analogkäse ist für Veganer allerdings nicht geeignet, weil er üblicherweise mit Milcheiweiß (Kasein) produziert wird. Wer auf Milcheiweiß allergisch reagiert, kann dafür bei Analogkäse, der ohne Milchbestandteile hergestellt wurde, bedenkenlos zugreifen.

Tabelle: Käseimitate

Zusammenfassung

Käseimitate: Kompetent mit "Konsument"

  • Kaum verwendet: Im Lebensmittelhandel gibt es derzeit nur drei Analogkäse-Produkte. Bei den Pizzadiensten ist die Situation dagegen unübersichtlich.
  • Mindeststandards fehlen: Der Nährwert von Lebensmittelimitaten sollte dem der Originalprodukte entsprechen. Für Analogkäse gibt es keinerlei qualitative Mindeststandards.
  • Auf Kennzeichnung achten: Wo „Käse“ draufsteht, ist Käse drinnen. Lesen Sie bei verpackten Produkten die Sachbezeichnung und die Zutatenliste. Kontaktieren Sie den Hersteller, wenn Sie aus der Zutatenliste nicht schlau werden.
  • Nicht abspeisen lassen: Egal ob Pizza-Zustelldienst, Imbissstand oder Restaurant: Erkundigen Sie sich, ob die Speisen mit Käse oder Käseimitat zubereitet sind.

Reaktionen der Anbieter

Unimarkt Handelges.m.b.H. & Co KG: „Unser Käsesortiment im Einzelhandel umfasst insgesamt ca. 250 Artikel. Analogkäse findet sich nur in einem einzigen Produkt, nämlich ‚Alma Pizza Mia‘. Diesen Artikel gibt es in drei verschiedenen Verpackungseinheiten: 200 g, 1-kg-Einheit und 5-kg-Einheit. Der Artikeltext enthält den Hinweis ‚aus pflanzlichem Fett‘, ebenso die adaptierten Regaletiketten.“

Die Österreichische Mensen Betriebsgesellschaft mbH war sich nach eigenen Angaben nicht bewusst, dass Analogkäse verwendet worden war. Als Grund für die Verwendung wurde der günstige Preis angegeben.

Concept Fresh VertriebsgesmbH: „Der Vollständigkeit halber halten wir fest, dass wir bis Ende Mai dieses Jahres ein Produkt unter der Bezeichnung ‚Pizza Mix‘ vertrieben haben. Dabei handelte es sich um eine Mischung aus Schnittkäse und Analogprodukt. Die Herstellung erfolgte in Deutschland. Der Artikel war gemäß den gesetzlichen Vorgaben deklariert. Aufgrund der öffentlichen Diskussion zum Thema haben wir uns entschieden, diesen Artikel aus dem Sortiment zu nehmen.“

Metro Cash & Carry Österreich GmbH: „… können wir Ihnen mitteilen, dass wir 2 Artikel Analogkäse im Sortiment haben. Es handelt sich dabei um folgende Artikel: Pizza Mia 5 kg (Alma) sowie Horeca Select Pizza Mix (Eigenmarke). Beide Artikel sind korrekt gemäß lebensmittelrechtlichen Vorgaben auf der Verpackung gekennzeichnet. Zusätzlich kennzeichnen wir die betreffenden Artikel für unsere Kunden auf dem Regalpreisschild mit dem Zusatz ‚Analog-K.‘ und mit einem auffälligen Regalsticker neben dem Preisschild, mit dem Hinweis ‚Dieser Artikel enthält pflanzliches Fett‘.“ Metro hat zudem einen Analogkäse namens Yesilova Krembeyaz im Angebot. Die Kennzeichnung am Regal wurde nach Anfrage des VKI nachgebessert.

Eismann Tiefkühl-Service GmbH: „… in den Eismann Produkten ist drin, was auf der Verpackung deklariert ist.“

Freiberger Lebensmittel GmbH & Co PrimAs Tiefkühlprodukte GmbH: „Als Hersteller von Handelseigenmarken ist Freiberger Lebensmittel verpflichtet, die Produkte nach Vorgaben der Kunden herzustellen. Da die Rezepturen als Eigentum unserer Kunden betrachtet werden müssen, ist es uns leider nicht möglich, Auskünfte über die Rezepturen weiterzugeben.“

Pizza Flitzer ZustelldienstleistungsgmbH: „Wir verwenden keinen reinen Analogkäse und lassen in Holland eine eigene Mischung aus 10 % Analogkäse und 90 % Käse – überwiegend Gouda – exklusiv für Pizza Flitzer herstellen. Wir verwenden diesen nur bei Pizza mit sehr viel oder nur Käse als Auflage (z.B. Margharita, Fantasia) zum Erhalt der geschmolzenen Konsistenz bei der Lieferung. In der Speisekarte wird bei der Rezeptur entweder Pizzakäse (reiner Gouda) oder Pizzakäsemix (mit Analogkäsebeigabe) angeboten.“

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