Konsument 8/2001
Ethische Geldanlage
Pseudoreligiös
Als langjähriger Abonnent, der als Techniker Ihre Produktanalysen und rechtlichen Informationen zu schätzen weiß, bin ich über Ihren Beitrag einigermaßen überrascht und verunsichert. Zunächst sind Geldanlagen in Aktien und Investmentfonds nach wirtschaftlichen, sicher nicht nach moralischen Gesichtspunkten zu bewerten, und Sie tun Ihren Lesern nichts Gutes, wenn Sie sie mit solchen Ratschlägen in die Falle oft unseriöser Fondsmanager locken. Wenn jemand sein Geld ethisch hochwertig anlegen will, ist es zielführender, es gleich der Caritas zu überweisen.
Wenn Sie nun Atomenergie mit Pornografie und Glücksspiel in einen Topf werfen, wie unter „Ausschlusskriterien“ im obigen Artikel angeführt, dann deutet das darauf hin, dass auch beim „Konsument“ ideologische und pseudoreligiöse Argumente, wie sie immer öfter von opportunistischen Politikern zum Wählerfang eingesetzt werden, Einzug gehalten haben oder sogar dominieren.
Ich brauche Ihnen hoffentlich nicht zu erklären, dass die Kernenergie, mit der weltweit derzeit in 438 Kernkraftwerken nahezu 30 Prozent der elektrischen Energie erzeugt werden – ob es uns passt oder nicht –, auch nach heutigem Stand der Technik langfristig die einzige echte Alternative zu den zeitlich begrenzten fossilen Brennstoffen darstellt.
Univ.-Prof.
Dr. Klaus E. Duftschmid
Technische Universität Graz