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Die beste Verteidigung: Lächeln - Eine Kolumne von Michael Hufnagl

„Hearst Hufnagl, chill ein bisserl“, sprach die Kollegin als Reaktion auf meine emotionalen Ausführungen, und sie hat recht.

KONSUMENT-Kolumnist Michael Hufnagl (Foto: Ela Angerer)Die Tatsache, dass jemand …
...  mit dem Auto in einer 30er-Zone mit  25 km/h durch die Gassen zuckelt;
...  sein Einkaufswagerl so platziert, dass ein Passieren unmöglich ist;
...  erst dann den Entschluss fasst, den Lift zu betreten, wenn die Türen sich zu schließen beginnen – alles das sollte den Puls nicht erhöhen.

Zeitverlust im Sekundenbereich

Zumal sich der jeweilige Zeitverlust bestenfalls im Sekundenbereich abspielt. Daher musste ich nachdenken, warum ich mitunter trotzdem seismographische Störungen meiner inneren Balance orte, sobald sich mir eine scheinbar vermeidbare Verzögerung offenbart. Es ist nicht fehlendes Tempo, das unrund macht, sondern fehlende Entschlossenheit. Vor allem dann, wenn sich der Verdacht erhärtet, es könnte boshafte Absicht sein. 

Wer kennt das nicht? 

Die Wahrnehmung jenes Menschen, der nach längerer Wartezeit z.B. beim Bäcker endlich an der Reihe ist und diesen Umstand mit quälender Bedachtsamkeit ausreizt. Credo: Ich musste auch lange in der Schlange stehen, jetzt zelebriere ich mein Dransein. 

In diesem Sinne wird … 
...  genüsslich laut überlegt, ob es drei oder doch vier Semmeln sein sollen; 
...  penibel recherchiert, welcher anwesende Laib weizenlos und wie groß der Dinkelanteil bei Brot A, B, und C ist; 
...  provokant schon Entschiedenes im letzten Augenblick revidiert – „oder nein, geben Sie mir statt der drei   Sonnenblumenweckerln doch lieber zwei Dreisaatstangerln“. 

...  provokant schon Entschiedenes im letzten Augenblick revidiert – „oder nein, geben Sie mir statt der drei   Sonnenblumenweckerln doch lieber zwei Dreisaatstangerln“. 

„Lächeln. Und zwar justament.“

Es ist eine Art Machtdemonstration, mit der stillen Hoffnung auf jenes befriedigende Murren, das atmosphärisch längst in der Luft liegt. Aber wie schaffe ich es, die zarten Knospen der Empörung am Erblühen zu hindern? „Ganz einfach“, sagt die Kollegin: „Lächeln. Und zwar justament.“

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