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Kostenersparnis und Beitrag zur Nachhaltigkeit
Die Vorteile dieser Modelle liegen auf der Hand, wie eine Studie der AK Steiermark bestätigt. Sie reichen von der Kostenersparnis über das gute Gefühl, einen Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit zu leisten, bis zu einem neuen Gemeinschaftssinn. Denn man tauscht nicht nur Produkte oder Dienstleistungen, sondern oft auch Erfahrungen aus und lernt dabei Gleichgesinnte kennen. Gemeinschaftsgärten beispielsweise bieten nicht nur ein Forum für Hobbygärtner, sie regen auch ein Miteinander von Menschen verschiedenster sozialer Herkunft an. Und Tauschbörsen unter Nachbarn führen womöglich zu besseren nachbarschaftlichen Beziehungen.
"Dazu kommen weniger Sorgen", fügt Josef Kaufmann von der AK Steiermark hinzu. "Ein Lebensstil mit selbst gewählter Eigentumsbeschränkung bedeutet, dass man sich um weniger Hab und Gut kümmern muss." Der Wachstumskritiker Niko Paech sieht das Ende unseres wachstumsorientierten Wirtschafts- und Gesellschaftssystem ohnehin gekommen. In seinem Buch "Befreiung vom Überfluss" erklärt er, wie man mit weniger Konsum und weniger Geld glücklich wird.
Weltweite Sharing Economy
Die Sharing Economy ist ein weltweites Phänomen: In Schweden setzt IKEA auf den Online-Wiederverkauf gebrauchter Einrichtungsgegenstände und in Deutschland vermieten Private auf nachbarschaftsauto.de ihr Auto an Nachbarn, wenn sie es selbst nicht brauchen. Unter dem Namen "Swap in the City" haben sich Tausch-Initiativen von den USA aus in andere Länder ausgebreitet und in Ländern wie den USA und Südkorea hat das Thema auch die Politik und Verwaltung erreicht: In der südkoreanischen Hauptstadt Seoul werden im Zuge des von der Stadt geförderten Projektes "Sharing City Seoul" bereits existierende Sharing-Anbieter und Start-ups unterstützt. "Alle diese Initiativen sprechen für eine weitere Entwicklung der Sharing Economy", ist der deutsche Nachhaltigkeitsexperte Harald Heinrichs überzeugt.
Wenig genutzte und neuwertige Waren erhältlich
Auch die Anbieter gebrauchter Waren sind Teil der Sharing Economy: Zahlreiche Online-Anbieter wie eBay, willhaben.at oder flohmarkt.at offerieren Waren, die meist wenig benutzt oder sogar neuwertig sind. Auf Flohmärkten und in Secondhand-Läden findet der geübte Käufer Kleidung, Geschirr oder Gebrauchsgegenstände – meist in einwandfreiem Zustand – zu Spottpreisen. Und auch wohltätige Organisationen wie die Caritas verkaufen gesammelte Secondhand-Ware für einen guten Zweck. In einigen österreichischen Städten gibt es sogenannte Kostnix-Läden: Hier kann man funktionstüchtige Dinge abgeben, die man nicht mehr benötigt, und im Gegenzug Waren mitnehmen.
Ein Zeichen gegen die Wegwerfgesellschaft
Sepp Eisenriegler, Geschäftsführer des Wiener Reparatur und Service Zentrums R.U.S.Z in Wien Penzing, geht einen anderen Weg: Mit der Reparatur von hochwertigen Geräten setzt der Wiener ein Zeichen gegen die Wegwerfgesellschaft und bietet in den Räumlichkeiten des R.U.S.Z jeden Donnerstag ein Reparatur Café an. "Hier werden Interessierte unter fachlicher Anleitung beim selber Reparieren unterstützt", erklärt Eisenriegler. Zudem arbeitet der Social Entrepreneur an Finanzierungsmodellen wie dem Kauf- und Mietleasing für Haushaltsgeräte. Eisenrieglers Credo: "Man muss nicht alles besitzen."
Dass alternative Konsum- und Besitzformen zukunftsträchtig sind, steht fest. Das britische Wirtschafts- und Politikmagazin "The Economist" bezeichnete bereits 2011 die "Sharing Economy" als einen der zehn wichtigsten globalen Gesellschafts- und Wirtschaftstrends für das kommende Jahrzehnt.
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