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Messenger-Apps: Chatsecure, Fairchat, ... - Botschaft angekommen

Unser Bericht über die WhatsApp-Alternativen ist auf große Resonanz gestoßen. Wir schließen an, wo wir in der Mai-Ausgabe aufgehört haben.

Messenger Apps: Fairchat, Chatsecure, Conversations Jabber/XMPP (Bild: MSPT / Shutterstock.com (Montage: VKI)

Facebook-Konzern den Rücken kehren

Die Rückmeldungen, die uns nach Erscheinen der KONSUMENT-Ausgabe 5/2019 erreichten, waren sehr unterschiedlicher Natur. Herauszulesen waren: Zustimmung, weil viele Leserinnen und Leser dem Facebook-Konzern schon lange den Rücken kehren wollten und auf eine Übersicht dieser Art gewartet haben.

Verunsicherung, weil wir den alternativen Messenger, den sie vielleicht schon ins Auge gefasst hatten, in unserer Auswahl nicht berücksichtigt haben, oder weil ihnen nun plötzlich Passagen in der betreffenden Datenschutzerklärung verdächtig vorkommen. Kritik, weil sie mit einem von uns abgelehnten Messenger ihrer Wahl zufrieden sind und eine ganze Liste von Argumenten liefern können, die für und nicht gegen die Nutzung sprechen.

Blick hinter die Kulissen

Das zuletzt Gesagte bezieht sich nicht zuletzt auf den Dienst Telegram, zu dem wir korrekterweise ergänzen müssen, dass man auch hier nicht zwingend seine gespeicherten Kontakte synchronisieren muss, sondern andere Nutzer einzeln anfragen kann und den eigenen Benutzernamen nicht öffentlich machen muss. Das automatische Löschen des Kontos samt aller Daten bei längerer Nichtverwendung ist gleichfalls ein positiv zu wertendes Feature; ebenso die Tatsache, dass es sich um eine weitere Alternative handelt, deren Server nicht in den USA stehen.

Blickt man hinter die Kulissen, stößt man auf eine ähnlich umstrittene Persönlichkeit, wie es Mark Zuckerberg von Facebook/WhatsApp ist. Der mittlerweile im Ausland untergetauchte Telegram-Gründer Pawel Durow wird von den einen als Held im Widerstand gegen die Putin-Regierung gefeiert, welche die Meinungsfreiheit beschneiden möchte, während ihm andere vorwerfen, nur das Geschäftemachen im Sinn und ein undurchsichtiges Firmengeflecht im Hintergrund zu haben.

Unter Berücksichtigung aller Pros und Kontras können wir unterm Strich nur unsere Aussage aus dem Artikel in der Mai-Ausgabe wiederholen: Es liegt in der Natur der Sache, dass es den einen, uneingeschränkt empfehlenswerten Messenger gar nicht geben kann.

Bequemlichkeit vs. sportliche Herausforderung

In der Natur des Menschen liegt hingegen, dass ein weiteres Kriterium die Entscheidung für ein bestimmtes Produkt beeinflusst, nämlich der Benutzerkomfort. Damit ist in Bezug auf die Messenger sowohl die einfache Einrichtung und Handhabung der App gemeint als auch die unkomplizierte Kontaktaufnahme mit möglichst vielen der am eigenen Handy gespeicherten Personen. Natürlich könnte man technische Hürden als sportliche Herausforderung sehen; aber wozu, wenn es auch einen mehr oder weniger barrierefreien Weg gibt, damit das "Werkl" ins Laufen kommt?

Lesen Sie auch Messenger-Apps: Viber, Wire, Threema, ... - Alternativen zu WhatsApp


ECC: Co-funded by the European Union

Dieser Artikel wurde aus den Mitteln des Verbraucherprogramms der Europäischen Union (2014 – 2020) gefördert.

Conversations (Jabber/XMPP), ChatSecure

Die "echten" Alternativen

An dieser Stelle könnten wir einen Schlussstrich ziehen, hätten dann aber das Thema unvollständig abgehandelt. Wer sich näher mit "alternativen" Messengern beschäftigt, wird früher oder später auf jene stoßen, die diese Bezeichnung mit noch größerem Recht tragen.

Es handelt sich beispielsweise um Dienste auf Basis des freien Kommunikationsprotokolls XMPP (vormals: Jabber), das schon lange vor dem Markteintritt von WhatsApp & Co für den Nachrichtenaustausch via Internet verwendet wurde (Textnachrichten mit und ohne Anhang sowie Videotelefonie).

Um potenziellen Nutzern Umwege zu ersparen und XMPP sozusagen auf ein zeitgemäßes Niveau zu heben, gibt es geeignete Apps wie beispielsweise Conversations Jabber/XMPP für Android oder den ChatSecure Messenger für iOS, die alles Nötige mit an Bord haben, Verschlüsselung inklusive. Sie funktionieren im Prinzip wie die heute üblichen Messenger-Apps, wenngleich der schon erwähnte Benutzerkomfort nicht 1:1 mit diesen vergleichbar ist – aber das ist immer auch eine Frage der Gewohnheit und somit kein Grund, sich von vornherein ab schrecken zu lassen. Der Vorteil ist, dass Sie sich mit Ihrem XMPP-Konto bei jedem dafür geeigneten Messenger anmelden können.

Ihre Chatpartner benötigen gleichfalls ein solches Konto – insofern ist auch bei XMPP die Freiheit nicht grenzenlos. Leider sind die Zeiten vorbei, in denen das XMPP-Protokoll von Gmail, GMX und Facebook für alle Nutzer bereitgestellt wurde und somit auch das Chatten via Computer sehr vereinfacht wurde. Weiterhin unterstützt wird XMPP hingegen vom kostenlosen E-Mail-Programm Thunderbird (www.thunderbird.net/de).

fairchat

Chats made in Austria

Eine weitere Alternative für Textnachrichten und Videotelefonate stammt aus Österreich, konkret aus Vorarlberg. Dort ist die IT-Firma fairkom ansässig, die ihr Geld mit Unternehmenslösungen verdient, zugleich aber Teile ihres Angebots für Privatpersonen kostenlos zugänglich macht.

Dazu gehört der Messenger fairchat (www.fairkom.eu/fairchat) auf Basis der Open-Source-Software Rocket.Chat. Diese wurde von einem großen internationalen Team ursprünglich ebenfalls für den Einsatz in Unternehmen programmiert. Anbieter wie fairkom greifen bei der Entwicklung eigener Angebote auf diese Software zurück.

Die fairchat-Kommunikation ist zudem per Browser am Computer möglich, wo man sich unter https://fairchat.net home mit seinen bereits vorhandenen Nutzerdaten anmelden oder alternativ zum Smartphone via Computer ein Konto anlegen kann. fairchat verspricht Sicherheit, DSGVO-Konformität und Werbefreiheit. Weiters legt das dahinterstehende Unternehmen Wert auf Nachhaltigkeit.

Für die Anmeldung benötigt man eine E-Mail-Adresse, aber keine Telefonnummer, und man gibt einen beliebigen Benutzernamen an. Über diesen Benutzernamen tritt man dann mit anderen Personen in Kontakt. Die auf dem Smartphone abgelegten Adressdaten werden nicht zum Unternehmen hochgeladen.

Letztlich gibt es auch bei fairchat nur zwei Dinge anzumerken, die keinesfalls als Kritik gemeint sind: Die Handhabung ist, verglichen mit jener von "modernen" Messengern, eventuell gewöhnungsbedürftig (dazu gehört auch, dass für Videoanrufe eine zusätzliche kostenlose App namens Jitsi Meet installiert werden muss) und es müssen wie üblich die gewünschten Kommunikationspartner gleichfalls bei diesem Dienst angemeldet sein.

WhatsApp: Eine Spur weniger öffentlich

Die weite Verbreitung von WhatsApp macht es oft schwierig, diesem Messenger vollständig den Rücken zu kehren. Sie können aber zumindest die Einstellungen so adaptieren, dass Ihre Aktivitäten eine Spur weniger öffentlich sind.

Öffnen Sie WhatsApp. Unter Android tippen Sie auf das Menüsymbol mit den drei Punkten, dann auf "Einstellungen" und weiter auf "Account". Unter iOS gehen Sie in der unteren Symbolleiste zu den "Einstellungen" und dann zu "Account".

Da wie dort legen Sie unter dem Punkt "Datenschutz" fest, wer sehen darf, wann Sie zuletzt online waren, wer Ihr Profilbild sowie die darunter stehenden, personalisierbaren Informationen zu Gesicht bekommt und – sofern Sie das Feature der begrenzt sichtbaren Statusmeldungen nutzen – wer diese abrufen darf.

Bei den Lesebestätigungen handelt es sich um die grauen bzw. blauen Häkchen neben den gesendeten Nachrichten, die Sie darüber informieren, ob die jeweilige Nachricht verschickt, empfangen und – beim Wechsel zu Blau – vom Empfänger auch gelesen wurde. Sofern es sich nicht um einen Gruppenchat handelt, können Sie diese Bestätigungen deaktivieren, allerdings nur vollständig; das heißt, weder Sie selbst noch Ihr Gegenüber erhalten von nun an diese Informationen.

Bleibt noch der Live-Standort, eine Option, bei deren Aktivierung Sie Ihren Chatpartnern (aber natürlich auch dem Anbieter) Ihren Aufenthaltsort mitteilen. Am besten, Sie entziehen WhatsApp in den Smartphone-Einstellungen grundsätzlich die Berechtigung für den Standortzugriff. Android: "Einstellungen/Apps" bzw. "Anwendungsmanager/ WhatsApp/Berechtigungen/Standort"; iOS: "Einstellungen/Datenschutz/Ortungsdienste/WhatsApp".

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Aus dem Inhalt

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  • Das große Geschäft
  • Die Datafizierung aller Lebensbereiche
  • Altbekannte Forschungsinstrumente
  • Die Vernetzung der Welt
  • Psychographische Segmentierung
  • Die neue Datenschutz-Grundverordnung
  • Lexikon der Datensammler
204 Seiten, 19,90 € + Versand

 

 

 

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