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Reisezoom-Objektive für wenig Geld - Jedes Motiv im Blick

Ein Wechselobjektiv für (fast) alle Gelegenheiten wünschen sich Fotografen vor allem auf Reisen. Unser Test zeigt: Gute Universalzooms gibt es schon um relativ wenig Geld.

Diese Reisezoomobjektive haben wir getestet:

Objektive für Canon mit EF-S-Bajonett
Canon EF-S 18–135 mm 1:3.5–5.6 IS STM
Sigma 18–200 mm 1:3.5–6.3 DC Macro OS HSM
Sigma 18–300 mm 1:3.5–6.3 DC Macro OS HSM
Tamron 18–200 mm 1:3.5–6.3 Di II VC
Tamron 16–300 mm 1:3.5–6.3 Di II VC PZD Macro

Objektive für Nikon mit AF-S-Bajonett
Nikon AF-S DX Nikkor 18–300 mm 1:3.5–6.3 G ED VR
Nikon AF-S DX Nikkor 18–140 mm 1:3.5–5.6 G ED VR
Sigma 18–200 mm 1:3.5–6.3 DC Macro OS HSM
Sigma 18–300 mm 1:3.5–6.3 DC Macro OS HSM
Tamron 18–200 mm 1:3.5–6.3 Di II VC
Tamron 16–300 mm 1:3.5–6.3 Di II VC PZD Macro

Objektive für Olympus mit MicroFourThird-Bajonett
Olympus M.Zuiko Digital 14–150 mm 1:4.0–5.6 II ED MSC
Tamron 14–150 mm 1:3.5–5.8 Di III

Objektive für Panasonic mit MicroFourThird-Bajonett
Panasonic Lumix 14–140 mm 1:3.5–5.6 Vario Asph. Power O.I.S.
Tamron 14–150 mm 1:3.5–5.8 Di III

Objektive für Sony mit E-Bajonett
Sony E 18–200 mm 1:3.5–6.3 OSS LE
Tamron 18–200 mm 1:3.5–6.3 Di III VC

In der Testtabelle finden Sie Infos und Bewertungen zu: Zoomfaktor, Weitwinkelbrennweite, Telebrennweite, Makro: kleinste Fläche in cm², Filtergewinde, Länge, Durchmesser, Gewicht, Bildstabilisator, Gegenlichtblende, Anzahl Linsen, Anzahhl Linsengruppen, wetterfest, Bildqualität (Auflösung, Verzeichnung, Vignettierung, Falschlicht, Reflexionen, Bildstabiliserung) und Handhabung (Geschwindigkeit, Bedienung, Fokussierung).


Stellen Sie sich vor, Sie machen eine Bergwanderung. Plötzlich taucht am Berghang gegenüber ein kapitaler Steinbock auf. Sie reißen die Kamera hoch, um dieses seltene Motiv festzuhalten. Doch weil sie zuvor das Bergpanorama fotografiert haben, haben Sie das Weitwinkelobjektiv auf Ihrer Kamera. Das prächtige Tier würde auf der Aufnahme nur als winziger Punkt erscheinen. Während Sie in der Fototasche kramen, um Ihr Teleobjektiv zu suchen, ist der Steinbock längst über alle Berge.

Von Weitwinkel bis Tele

In solchen Situationen bewähren sich Zoomobjektive mit einem hohen Brennweitenbereich. Buchstäblich im Handumdrehen lässt sich der Bildausschnitt vom Weitwinkel zum starken Tele verändern. Ohne Objektivwechsel sowohl ausgedehnte Landschaften als auch weit entfernte Details einzufangen, ist damit keine Kunst. Fotografen bezeichnen diese Universalkönner daher manchmal als "Immerdrauf"-Objektive.

Reisezooms als "Immerdrauf"-Objektive

Allgemein gebräuchlich ist allerdings die Bezeichnung Reisezooms, und das kommt nicht von ungefähr. Für den vorliegenden internationalen Gemeinschaftstest wurden Reisezooms für fünf renommierte Kameramarken getestet: für Spiegelreflexkameras (DSLR) von Canon und Nikon sowie für die spiegellosen Systemkameras von Sony, Olympus und Panasonic. Verglichen wurden Objektive der Kamerahersteller selbst mit jenen der Fremdhersteller Sigma und Tamron.

DSLR und Objektiv tauschen lediglich Basisinformationen aus. (Bild: Stiftung Warentest) DSLR und Objektiv tauschen lediglich Basisinformationen aus.
Bei spiegellosen Systemen liefert das Objektiv detaillierte Informationen an die Kamera. (Bild: Stiftung Warentest) Bei spiegellosen Systemen liefert das Objektiv detaillierte Informationen an die Kamera.

 

Preisvorteile bei Fremdherstellern

Fremdobjektive meist besser

Das Ergebnis zeigt: Der schlechte Ruf, den die Fremdhersteller in Profikreisen oft haben, ist absolut unberechtigt. Ganz im Gegenteil. Mit Ausnahme von Sony hatten die Fremdobjektive die Nase leicht vorn, und das zu teilweise wesentlich günstigeren Preisen. Wer sich also nicht auf ein Objektiv „seines“ Kameraherstellers versteift, spart oft mehrere Hundert Euro. Der Preisvorteil wird sogar noch größer, wenn man die Gegenlichtblende einkalkuliert. Dieses dringend empfehlenswerte Zubehör ist bei Sigma und Tamron im Lieferumfang enthalten, muss bei Canon und Nikon hingegen um 15 bis 50 Euro extra erworben werden.

Praktisch für Reisen

Hier die Vorteile dieser Zooms ganz allgemein auf einen Blick:

+ Handhabung: Ohne Objektivwechsel lassen sich fast alle Motive, die einem unterwegs vor die Kamera laufen, festhalten.

+ Gewichts- und Platzersparnis: Gerade wenn man zu Fuß unterwegs ist, weiß man es zu schätzen, wenn die Fotoausrüstung kompakt und leicht ist.

+ Geldersparnis: Ein Reisezoom kommt deutlich billiger als mehrere Objektive, die in Summe einen ähnlichen Brennweitenbereich abdecken. Das ersparte Geld kommt letztlich dem Reisebudget zugute.

+ Sauberkeit: Je seltener das Objektiv gewechselt werden muss, desto geringer die Gefahr, dass Schmutz oder Feuchtigkeit ins Innere der Kamera gelangen.

Sinnvolle Funktionen

Bildstabilisator ist wichtig

Die Nachteile sollen aber auch nicht verschwiegen werden. Reisezooms sind aufgrund der kompakten Bauweise meist relativ lichtschwach, vor allem im Tele-Bereich. Bei Innenaufnahmen oder Schlechtwetter stößt man rasch an die Grenzen des Machbaren. Umso wichtiger ist das Vorhandensein eines Bildstabilisators, der feine Erschütterungen ausgleicht. Das ist besonders bei langen Brennweiten (200 mm und darüber) wichtig, da dort die Gefahr der Unschärfe durch Verwackeln besonders groß ist. Mit Stabilisator haben Sie auch bei relativ langen Belichtungszeiten wie 1/30 oder 1/15 Sekunde noch gute Chancen auf ein verwacklungsfreies Bild.

Verzeichnungskorrektur

Ein weiterer Schwachpunkt bei den Reisezooms ist die starke Verzeichnung. Das bedeutet, dass gerade Linien (z.B. an Gebäuden) auf der Aufnahme gekrümmt erscheinen. Das fällt speziell bei Spiegelreflexkameras auf und führte im Test zu Abwertungen. Bei den Systemkameras von Sony, Olympus und Panasonic wird dieser Abbildungsfehler automatisch korrigiert. Auch an den DSLRs von Canon und Nikon lässt sich eine Verzeichnungskorrektur einschalten, diese funktioniert aber nicht mit den Fremdobjektiven. Das erfordert eine nachträgliche Korrektur per Bildbearbeitung am PC.

Bildqualität insgesamt erstaunlich gut

Von Profis wird oft bemängelt, dass die Reisezooms nicht in allen Brennweitenbereichen optimale Bildqualität liefern, speziell bei den hohen Brennweiten fällt das Bildergebnis etwas flau oder matschig aus. Dieser Qualitätsverlust hält sich aber in Grenzen, sodass die meisten Normalverbraucher damit gut leben können. Denn insgesamt ist die Bildqualität der Reisezooms erstaunlich gut.

Schummeln beim Zoomfaktor

Verhältnis von geringster zu höchster Brennweite

Ein Hauptkriterium bei den Reisezooms ist der Zoomfaktor. Darunter versteht man das Verhältnis von geringster zu höchster Brennweite. Ein Brennweitenbereich von 20 bis 200 mm ergäbe also einen Zoomfaktor von 10. Liegt der Zoomfaktor deutlich darunter, wie beispielsweise beim Canon 18-135 mm, ist es nur bedingt als Reiseobjektiv zu empfehlen. Besser sind Zoomfaktoren von 10 aufwärts, das Tamron 16-300 mm liegt mit einem rechnerischen Zoomfaktor von 18,8 an der Spitze. Allerdings ergab die Messung in den Testlabors, dass die Anbieter bei der Angabe gerne ein wenig schummeln. Beim erwähnten Tamron sind es gemessen 16,0 statt der angegebenen 18,8; beim Sigma 18-300 mm gemessen 13,7 statt 16,7.

Tele ist nicht gleich Tele

Außerdem kommt es auf die Brennweite an. Im Weitwinkelbereich sind alle Testkandidaten ähnlich, beim Tele gibt es aber gravierende Unterschiede. Eine Endbrennweite von 300 mm eröffnet natürlich mehr Möglichkeiten, entfernte Motive formatfüllend abzubilden, als 140 mm. Doch Vorsicht! Die Brennweitenangaben auf den Objektiven sind nur dann aussagekräftig, wenn Sie die Größe des Kamerasensors kennen. Es gilt der Grundsatz: Je kleiner die Sensordiagonale, desto höher die Tele-Wirkung. Zu Vergleichszwecken wird daher häufig die (rechnerische) Brennweite für ein Sensorformat von 24 x 36 Millimetern angegeben, das entspricht den Kleinbildnegativen aus der Analog-Ära bzw. den sogenannten Vollformat-Digitalkameras.

Crop-Faktor

Die Kameras in unserem Test hatten aber kleinere Sensoren, daher muss die am Objektiv angegebene Brennweite je nach Hersteller mit einem bestimmten Faktor multipliziert werden. Dieser sogenannte Crop-Faktor beträgt bei Canon 1,6, bei Nikon und Sony 1,5, bei Olympus und Panasonic 2. Das erklärt, warum eine Nominalbrennweite von 150 mm z.B. bei Olympus eine ähnliche Telewirkung hat wie 200 mm an der Nikon. Sie finden die entsprechenden Angaben in der Tabellenspalte „äquivalent Kleinbild“. So nebenbei sind die Reisezooms auch ganz passabel als Porträtobjektive geeignet. Dafür stellen Sie händisch eine leichte Telebrennweite ein (z.B. 70 mm bei Sony, Canon und Nikon, 50 mm bei Olympus und Panasonic) und wählen eine kleine Blendenzahl (4 oder 5,6).

Testtabelle: Reisezoomobjektive für Canon

Testtabelle: Reisezoomobjektive für Nikon

Testtabelle: Reisezoomobjektive für Olympus

Testtabelle: Reisezoomobjektive für Panasonic

Testtabelle: Reisezoomobjektive für Sony

Steckbriefe

Canon

Getestet wurden fünf Objektive passend für Canon-Spiegelreflexkameras mit APS-C-Sensor und Bajonettanschluss EF-S (getestet mit EOS 7D MII). Ausgerechnet das hauseigene Zoom schnitt am schwächsten ab, weil es eine starke Verzerrung und Defizite bei der Auflösung (Detailtreue) zeigt. Außerdem hat es den geringsten Zoom-Umfang, aber das stärkste Makro. Testsieger mit Note „gut“ sind die beiden Sigma-Objektive, die vor allem bei der Bildqualität punkten. Knapp am „gut“ vorbeigeschrammt sind die beiden Tamron-Zooms. Das 16-300-Objektiv ist zwar am teuersten, bietet aber den größten Zoombereich.

Nikon

Auch bei Nikon-Spiegelreflexkameras finden sich die hauseigenen Objektive nicht unter den Testsiegern. Das 18-200-mm-Zoom von Tamron schafft ein „gut“ und ist dabei deutlich preisgünstiger als alle Mitbewerber. Wer unbedingt ein Originalobjektiv will, ist mit dem Nikkor 18-300 mm gut bedient, muss dafür aber relativ tief in die Tasche greifen. Die beste Auflösung in allen Bereichen zeigt das Nikkor 18-140 mm, es wurde aber wegen starker Verzeichnungen abgewertet. Die Objektive sind an Kameras mit DX-Sensoren (APS-C) und AF-S-Bajonett verwendbar (getestet mit Nikon D7200).

Olympus

Die beiden Testkandidaten für die spiegellosen Olympus-Systemkameras (getestet mit OM-D M5 Mark II) schnitten nahezu gleich gut ab, mit leichten Vorteilen für das deutlich preisgünstigere Fremdobjektiv von Tamron. Der bei Olympus im Kameragehäuse eingebaute Bildstabilisator sorgt bei beiden Produkten für einen sehr guten Verwacklungsschutz. Die Objektive passen auf Olympus-Kameras mit 4/3-Sensor und dem Objektivanschluss MicroFourThird (MFT).

Panasonic

Auch bei diesem Hersteller spiegelloser Systemkameras (getestet mit Lumix DMC-GX8) setzt sich der Trend fort, dass das Fremdobjektiv dem Original leicht überlegen ist. Beide bieten gute Bildqualität. Das Tamron-Zoom ist aber deutlich preisgünstiger. Die hauseigene Lumix-Optik bekam im Telebereich und bei der Bildstabilisation nur eine „durchschnittliche“ Bewertung. Sensorformat 4/3 und MFT-Bajonett sind gleich wie bei Olympus.

Sony

Im Test befanden sich zwei Objektive für spiegellose Sony-Kameras mit APS-C-Sensor und Objektivanschluss „E-Mount“ (getestet mit Alpha 6000). Beide wurden mit der Gesamtnote „gut“ beurteilt, mit leichten Vorteilen für das Sony-Zoom, das allerdings teurer ist. Bei der höchsten Telebrennweite sind beide nur Durchschnitt. So wie bei Olympus und Panasonic ist auch bei Sony die Verzerrung kein Thema, da die Software der Kameras krumme Linien automatisch ausgleicht.

Zusammenfassung

Universell. Reisezooms decken ohne Objektivwechsel einen hohen Brennweitenbereich ab und sind daher unterwegs universell einsetzbar.

Gute Ergebnisse. Die Bildqualität ist in Summe gesehen erstaunlich gut.

Günstige Alternativen. Wer zu Zooms von Tamron oder Sigma greift, spart Geld – und bekommt meist höhere Qualität als bei den hauseigenen Produkten der Kamerahersteller.

Bildstabilisator ist Pflicht. Ein Bildstabilisator als Verwacklungsschutz sollte unbedingt vorhanden sein – sei es am Objektiv selbst oder im Kameragehäuse.

Testkriterien

So haben wir getestet

In einem internationalen Gemeinschaftstest unter Federführung der Stiftung Warentest waren 17 gängige Zoom-Objektive zum Anbau an Spiegelreflex-Systemkameras und spiegellose Systemkameras (EVILs); Zoomfaktor mindestens 7,5-fach. Hersteller der Objektive sind Kamerahersteller und auch Fremdhersteller.  Es handelt sich um 5 Objektive für Canon-, 6 für Nikon-Spiegelreflexkameras, 2 für spiegellose Olympus-, 2 für spiegellose Panasonic- und 2 für spiegellose Sony-Kameras.

Bildqualität

Um die Auflösung zu bestimmen, wurden Bilder in Weitwinkel- und Telestellung aufgenommen. Bewertet wurden die Kontraste zwischen 200 und 1.000 Linienpaaren pro Bildhöhe in der Bildmitte und an den Rändern (75 % Abstand von der Bildmitte) sowie Farbfehler.

Die geometrische Verzeichnung wurde in Anlehnung an ISO 17850 in Weitwinkel- und Telestellung im Rohdaten-Modus gemessen.

Beim Randlichtabfall wurde in Anlehnung an DIN 58188 in Weitwinkel- und in Telestellung bei Blende 5,6 (wenn möglich) und bei offener Blende die unerwünschte Abdunklung in den Bildecken gemessen.

Das Falschlicht wurde bei minimaler und maximaler Blende gemessen. Es entsteht, wenn Bauteile in der Kamera oder im Objektiv unerwünschtes Licht auf den Bildsensor streuen. Konsequenz: Dunkle Bildbereiche werden milchig.

Die Gegenlichtreflexe wurden mit einem Laser erzeugt – bei verschiedenen Winkeln außerhalb des Bildfeldes in Weitwinkel- und Telestellung mit Offenblende. Dann wurden die Reflexe im Bild gemessen.

Die Bildstabilisierung wurde – sofern möglich – mit eingeschalteter Funktion auf einem Rüttelmessstand mit je 5 Aufnahmen bei wenig Licht (11 Lux) geprüft. Zwei Experten bewerteten die Bildschärfe und Detailtreue der Aufnahmen im Vergleich zu einer Referenzaufnahme ohne Verwacklung.

Handhabung

Subjektive Beurteilung durch fünf Experten. Täglicher Gebrauch: Das Einstellen der Brennweite und der Objektivwechsel wurden bewertet. Geschwindigkeit: Die Zeit fürs automatische Scharfstellen wurde bei guten Lichtbedingungen und einem Meter Motivdistanz bei Vorfokussierung auf 1 und 8,5 Meter gemessen. Scharfstellen: Die manuelle Entfernungseinstellung wurde mit Kamerasucher und -monitor geprüft.

Abwertungen

Abwertungen sorgen dafür, dass sich gravierende Mängel deutlicher auf das Testurteil auswirken. Je schlechter das auslösende Urteil, desto stärker wirkt die jeweilige Abwertung. Im Test werteten wir die Bildqualität bei durchschnittlicher oder schlechterer Verzeichnung oder Auflösung ab.
 

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