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Die digitalen Stromzähler gelten als wichtiger Baustein für das Gelingen der Energiewende. In der Kritik stehen sie u.a. wegen Elektrosmog- und Datenschutzbedenken. Ein Tischgespräch.
KONSUMENT im Gespräch mit Franz Strempfl, Fritz Loindl, Arnd Flora und Andreas Eigenbauer (im Uhrzeigersinn). Bild: VKI - Sehen Sie das Video dazu auf Seite 6.
- Franz Strempfl: Geschäftsführer Energie Netze Steiermark, Spartensprecher Netze beim Interessenverband Oesterreichs Energie
- Fritz Loindl: Mitorganisator STOP Smart Meter Netzwerk Österreich, Elektronik- und Elektromaschinenbau-Meister
- Arnd Florack: Leiter Sozialpsychologie und Konsumentenverhaltensforschung Universität Wien
- Andreas Eigenbauer: Vorstand E-Control
Die Netzbetreiber tauschen gerade nach und nach die österreichweit rund 5 Millionen Stromzähler in Haushalten gegen Smartmeter aus. Der Gesetzgeber sieht eine Verbauungsrate von 95 Prozent bis 2022 vor.
Laut heimischer Stromwirtschaft sind Smart Meter "sicher, bringen Vorteile für Kunden und Netzbetreiber und helfen beim Energie- und Geldsparen". Doch es gibt auch kritische Stimmen.
KONSUMENT: Studien zeigen, dass durch die Einführung von Smart Metern wohl nur verschwindend wenig Energie eingespart werden kann. Lohnt der Aufwand wirklich?
Andreas Eigenbauer: Die Studien zeigen, dass der Einsparungseffekt, dadurch, dass Endkunden Informationen über ihre Einsparungspotenziale erhalten, nicht allzu lange anhält. Vor 10 Jahren, als das Thema Smart Meter in der EU aufgekommen ist, war Energiesparen ein starker Fokus. Inzwischen weiß man, dass eine andere Eigenschaft des Smart Meter weitaus wichtiger ist. Er soll die Eintrittskarte sein in die volldigitalisierte Stromwirtschaft. Aber auch in eine dezentralisierte, volldemokratisierte. In der jeder Endkunde, auch der kleine Haushaltskunde, die gleichwertige Rolle bekommt, wie alle großen. Es geht darum, das System gerechter zu machen.
Der Kunde soll also zum produzierenden Konsumenten, zum Prosumer mit z.B. Photovoltaikanlage am Dach und E-Auto in der Garage, werden. Das freut die Netzbetreiber vielleicht nicht so, weil es das System verkompliziert, Herr Strempfl?
Franz Strempfl: Das würde ich entschieden in Abrede stellen. Die Einstellung der Branche dazu hat sich in den vergangenen 10 Jahren doch deutlich geändert. Man muss sich vor Augen halten: Wir bauen in Wirklichkeit das gesamte System um. Sie haben Photovoltaik angesprochen: Wir werden bald 100.000de dezentrale Einspeiser ins Stromnetz haben. Da reicht es nicht, alle drei Jahre die Zählerstände abzulesen. Wir brauchen mehr Informationen aus dem Netz, um es stabil zu halten, um es besser planen, dimensionieren und betreiben zu können. Jeder Kunde beeinflusst mit seinem Verhalten das gesamte System.
Kommentare
Ihr Tischgespräch ist mit 25.01.2019 datiert. Warum wird der RH-Bericht dabei mit keinem Wort erwähnt? Auch seither keine Silbe darüber im VKI-Magazin. Staatlich verordnete Obsoleszenz für Millionen Ferraris-Zähler!
ich möchte aus der Ferne meinen Energieverbrauch (inkl. Historie) auslesen können, graphische Darstellung (App?)
Wäre auch schön, wenn ich einen Alarmschwellwert setzen könnte, z.B.:
Ein frei wählbarer Leistungsschwellwert wird über eine frei wählbare Dauer hinweg überschritten (z.B. Dachrinnenheizung oder Frostschutzheizung schaltet sich nicht ab, etc.)
Nur unter solchen oder ähnlichen Voraussetzungen kann ich mir vorstellen, damit auch Energie einsparen zu können, bitte gerne andere Beispiele nennen!
"Bekanntlich kann man seine Wohnung verlieren, wenn kein dringendes Wohnungsbedürfnis besteht. Hat jemand einen sehr geringen Stromverbrauch, kann das in diese Richtung interpretiert werden."
So einfach ist das nicht. Dann müssen Sie (bzw der Wohnungseigentümer) mir zuerst erklären, worin die Diskrepanz zwischen einem (sehr) geringen Stromverbrauch und einem dringenden Wohnungsbedürfnis bestehen soll. Nur beispielhaft:
Heizung (nicht unbedingt Strom)
Körperpflege (berufsbedingt nicht unbedingt zu Hause) - viele Dienstnehmer haben die Möglichkeit dies am Arbeitsplatz zu erledigen und tun es auch
Mahlzeiten einnehmen (ich muss in der eigenen Wohnung weder frühstücken, zu Mittag/Abend essen und verbrauche daher zur Zubereitung keinen Strom)
Auch die Beleuchtung kann ich auf das Notwendigste beschränken, bei den heutigen Leuchtmitteln fallen überdies nur geringe Kosten an
TV/Radio/PC/Notebook - auch wenn Sie es nicht für möglich halten, es gibt immer noch Menschen ohne diese Geräte in der Wohnung. Auch Bücher kann man noch kaufen...